Wann eine Senioren-WG eine sinnvolle Alternative zum Pflegeheim ist

Eine Wohngemeinschaft für Senioren wird  immer stärker nachgefragt.
Eine Seniorin und ein Senior sitzen in einem Garten und genießen ein Glas Wasser.
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Inhaltsverzeichnis

Wie eine Senioren-WG generell aufgebaut und organisiert werden sollte und für welche Personengruppen sich eine Wohngemeinschaft für Senioren nicht eignet, zeigt der folgende Artikel.

Eine Wohngemeinschaft für Senioren? Viele Personen, die zum ersten Mal von einer Senioren-WG hören, können sich nicht vorstellen, dass diese Wohnform von Senioren nachgefragt wird. Generell bevorzugen Jugendliche und junge Erwachsene und unter ihnen vor allem Studenten Wohngemeinschaften für das Zusammenleben. Gemäß einer Statistik des Portals Statista leben in Deutschland im Jahr 2019 knapp 5 Millionen Menschen in WGs, darunter viele Senioren. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Interessenten, für die eine Senioren-Wohngemeinschaft attraktiver wird. Viele ältere Menschen entscheiden sich nach reiflicher Überlegung für diese Art des Zusammenlebens.

Wohngemeinschaften überzeugen generell durch unterschiedliche Vorteile, die diesen Charakter des Zusammenlebens attraktiv machen. Neben den im Vergleich zu einer eigenen Wohnung geringeren Kosten, schätzen Bewohner einer Wohngemeinschaft die umfangreichen Kontaktmöglichkeiten in der WG. Das gesellige Miteinander, eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt und eine attraktive Wohnlage mit einer guten Verkehrsanbindung sind drei von vielen Vorteilen, die WGs reizvoll machen. Auf der anderen Seite bieten Wohngemeinschaften Konfliktpotenzial. Halten sich Bewohner nicht an die internen Regelungen einer Wohngemeinschaft, kann dies vielfältige Probleme nach sich ziehen. Diese können das Zusammenleben nachhaltig beeinträchtigen.

Für die meisten Menschen überwiegen die Vorteile in Wohngemeinschaften. Da sich unsere Gesellschaft nachhaltig verändert, ist es nachvollziehbar, dass mehr Senioren Interesse an einem Leben in einer WG haben. Die meisten Menschen im Rentenalter verfolgen das Ziel, so lange wie möglich selbstbestimmt zu leben. Der Gedanke, seinen Lebensmittelpunkt in ein Alten- oder Pflegeheim zu verlegen, wirkt aus diesem Grund abschreckend und wenig verlockend. Mit einem Altenheim verbinden die meisten Senioren vor allem die Aufgabe ihrer Eigenständigkeit.

Agile Senioren im fortgeschrittenen Alter, die in Kommentaren ebenfalls als die „Jungen Alten“ bezeichnet werden, haben klare Vorstellungen für ihren Lebensabend. Sie möchten über ihre persönlichen Freiheiten sowie über ihre Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume wie gewohnt verfügen können. Sie haben nach wie vor Spaß daran, Verantwortung zu übernehmen und in einer heterogenen Gemeinschaft die verbleibenden Lebensjahre zu genießen. Die Erhaltung der finanziellen Freiheit, die bei einem hohen Monatsbeitrag im Pflegeheim in vielen Fällen entfällt, ist für Senioren ein weiterer Grund, ernsthaft über eine Senioren-WG nachzudenken.

Personen, die im Rentenalter darüber nachdenken, eine Senioren-WG zu gründen oder in eine Wohngemeinschaft zu ziehen, sollten sich vorab mit den Antworten auf die folgenden, bedeutenden Fragen beschäftigen:

  • Warum verstärkt sich der Trend zu Senioren-WGs fortlaufend?
  • Wie ist eine Senioren-WG aufgebaut und welche Formen von Wohngemeinschaften für ältere Menschen unterscheidet man?
  • Worauf sollte man bei der Neugründung einer Senioren-WG achten?
  • Welche Vor- und Nachteile haben Senioren-WGs im Allgemeinen?
  • Wie findet man als Interessent eine passende Senioren-WG?
  • Wie kann notwendige Pflege in der Senioren-WG organisiert werden und welche Kosten übernimmt die Pflegekasse?

Warum ist der Trend zur Senioren-WG ungebrochen?

Eine Wohngemeinschaft für Senioren vereint für die Bewohner viele Vorteile. Neben den sozialen Kontakten und der Möglichkeit der täglichen Interaktion ist ebenso der Kostenaspekt nicht zu unterschätzen. Gemäß einer repräsentativen Studie der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGE) aus dem Jahre 2015 können sich 33 % der Befragten vorstellen, ihren Lebensabend in einer Senioren-WG zu verbringen. Im Gegensatz dazu streben 12 % einen Wechsel in ein Pflegeheim an. Udo Hansen, Präsident der DGQ kommentiert die Studie wie folgt:

Neue Formen des betreuten Wohnens wie Wohnkomplexe, Mehrgenerationenhäuser oder privat eingestellte Betreuungskräfte gewinnen an Bedeutung. Um eine hohe Qualität über alle Betreuungsformen hinweg gewährleisten zu können, ist es unerlässlich, dass neue Pflegekonzepte ein wirksames Qualitätsmanagement implementieren.”

Die Studienergebnisse zeigen auf, dass sich ein Großteil der Senioren in Deutschland intensiv mit der Frage auseinandersetzt, welche alternativen Wohnformen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit geeignet sind. Im Kern aller Überlegungen stehen die professionelle Kombination eines selbstbestimmten Lebens und eine gesicherte, menschenwürdige und hochwertige Pflege im Alter.

Wie ist eine Senioren-WG aufgebaut und welche Formen von Wohngemeinschaften für ältere Menschen werden unterschieden?

Senioren-WGs unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von den klassischen Wohngemeinschaften, die vor allem unter jungen Leuten oder Studenten bekannt und beliebt sind. Generell differenziert man die folgenden Formen von Senioren-WGs:

  1. Trägergestützte Variante einer Wohngemeinschaft.
  2. Private Senioren-WGs.

Trägergestützte Wohngemeinschaften zeichnen sich durch eine Komplettorganisation von Wohngemeinschaften aus. Durch ihre Erfahrung können sie ein qualitativ hochwertiges Zusammenleben sicherstellen. Dies kann unter anderem dann interessant sein, wenn Senioren mit speziellen Bedürfnissen versorgt werden müssen. Markante Beispiele sind ein erhöhter Pflegegrad bei Multimorbidität oder Demenz im fortgeschrittenen Stadium. In den meisten Fällen haben die privaten oder öffentlichen Träger viel Erfahrung mit dem Aufbau einer Senioren-WG. Sie können aus diesem Grund professionelle Bedingungen in den WGs gewährleisten.

Private Senioren-WGs gründen sich, ähnlich wie bei jungen Menschen, aus persönlicher Initiative. Der Impuls kann zum Beispiel die viel zu große Wohnung einer alleinstehenden Dame sein, die sich mehr Gemeinschaft wünscht. Mit einem Inserat findet die Seniorin eine freundliche Mitbewohnerin mit ähnlichen Interessen. Da zwei weitere Zimmer zur Verfügung stehen, ziehen mehr Mitbewohner in die Senioren-WG ein.

Wie ist eine Senioren-WG aufgebaut?

Senioren-WGs verfügen über einen individuellen Aufbau, der sich nach den Gegebenheiten vor Ort und nach der Pflegebedürftigkeit der Bewohner richtet. Es gibt zahlreiche Wohngemeinschaften für Senioren, die klassisch mit Einzelzimmern aufgebaut sind. Im Haus befinden sich neben den Einzelzimmern für die Bewohner Gemeinschaftsräume, die Küche und weitere Räumlichkeiten. Nicht für jeden alten Menschen, der Jahrzehnte eigenständig in einer Wohnung oder einem Haus gelebt hat, ist diese Wohnform die richtige. Die geringe Privatsphäre kann ältere Menschen unnatürlich begrenzen. Ähnlich wie in einem Alten- oder Pflegeheim fühlen sich Personen mit einem hohen Freiheitsdrang eingeengt und in einem privaten Zimmer unwohl.

Hausgemeinschaften als Säule des selbstbestimmten Lebens

Um die Vorzüge einer WG zu genießen und gleichzeitig ein selbstbestimmtes Lebensumfeld zu garantieren, werden regelmäßig Hausgemeinschaften gegründet, die zu einer Senioren-WG umgestaltet werden. Das Grundprinzip dieser Hausgemeinschaften beruht auf eigenständigen Wohnungen für jeden Bewohner. Auf diese Weise kann der ältere Mensch sein Leben selbstbestimmt führen und gleichzeitig die Zeit mit seinen Mitbewohnern genießen. Bewohner können selbstständig entscheiden, wann und in welchem Umfang sie das Gemeinschaftsleben der WG unterstützen. Ein Mindestmaß an Engagement aller Mitbewohner für die Belange der Bewohner ist von der Hausgemeinschaft gewünscht und wird erwartet. Zieht sich ein Großteil der Mitbewohner mehr als nötig ins private Leben zurück, können die wesentlichen Aufgaben in der Wohngemeinschaft nicht mehr abgedeckt werden.

In der Praxis verfügen Senioren-WGs, die als Hausgemeinschaft aufgebaut sind, über eine Gemeinschaftsküche und ein freundliches, angenehm eingerichtetes Esszimmer. Die Mahlzeiten werden in der Regel gemeinsam eingenommen. Dies stärkt den Zusammenhalt in der Hausgemeinschaft. Mitbewohner können abwechselnd für das Kochen eingeteilt sein oder auf Basis einer Haushaltsplanung wichtige Arbeiten in der Wohngemeinschaft übernehmen. Eine solche Vorgehensweise senkt die Kosten nachhaltig. Gleichzeitig unterstützt es die Bewohner, durch die tägliche Beschäftigung und eigene Aufgaben im Alter agil und vital zu bleiben.

Alternativ ist es möglich, einen Cateringservice oder Essen auf Rädern zu beauftragen. Auf diese Weise ist sichergestellt, täglich ein nahrhaftes Speisenangebot in der WG anbieten zu können. Weitere Serviceleistungen, wie der wöchentliche Routinebesuch eines Arztes in der WG, ein Einkaufsservice oder der ambulante Pflegedienst runden das Angebot in Wohngemeinschaften für Senioren ab. Handelt es sich um eine Demenz-Wohngemeinschaft, muss darüber hinaus sichergestellt sein, dass die Wohngemeinschaft zu jeder Zeit mit einer ambulanten Pflegekraft besetzt ist. Diese ist notwendig, um auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner einzugehen und sich um deren Sicherheit zu sorgen.

Mit welchen Kosten Bewohner einer Senioren-WG kalkulieren müssen

Kommunikation, Gemeinschaftssinn und ein harmonisches Zusammenleben stehen im Mittelpunkt jeder Wohngemeinschaft für Senioren. Darüber hinaus kann eine Senioren-WG für ältere Menschen aufgrund eines überschaubaren Kostenrahmens attraktiv sein. Während die Abgaben in einem Pflegeheim in vielen Fällen die gesamte Rente aufzehren, sind die Kosten für die Wohngemeinschaft übersichtlicher. Für die Bezieher kleinerer Pensionen eröffnet sich durch einen Umzug in eine Senioren-WG die Möglichkeit, langfristig selbstbestimmt zu leben. Gleichzeitig können sie die Vorzüge des gemeinschaftlichen Wohnens nutzen.

Die folgenden, typischerweise anfallenden Kosten werden unter den Mitbewohnern der Wohngemeinschaft nach Absprache aufgeteilt:

  • Kosten für die Warmmiete des Wohnhauses oder der Wohnung.
  • Nebenkosten wie Fahrstuhl, Kabelfernsehen, Internet und Telefon.
  • Kosten für Gemeinschaftsverpflegung und Lebensmittel.
  • Kosten für einen Putzservice oder Einkaufsservice.
  • Zeitungsabos für die Gemeinschaftsräume.
  • Weitere Gemeinschaftsangebote, die allen Bewohnern zu Gute kommen.

Es liegt auf der Hand, dass die Teilung der Gemeinschaftskosten eine Wohngemeinschaft aus finanzieller Sicht reizvoll erscheinen lässt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Zuschüsse von öffentlichen Ämtern oder der Pflegekasse anzufragen, die die Gesamtkosten weiter reduzieren können.

Worauf sollte man bei der Neugründung einer Senioren-WG achten?

Die Gründung einer Senioren-WG kann ein spannendes Unterfangen sein und sich als ein Abenteuer darstellen. Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, für sich oder einen Angehörigen eine Wohngemeinschaft für Senioren zu gründen, sollte sich gründlich und umfassend damit auseinandersetzen, welche Herausforderungen entstehen können. Wer lösungsorientiert und ohne Zeitdruck die Gründung einer Senioren-WG plant, wird langfristig erfolgreich sein.

Das Zusammenleben und die Gruppendynamik fokussieren

Neben den Finanzierungsaspekten, die in jedem Fall professionell geplant werden müssen, ist es essenziell, sich im Vorhinein darauf zu fokussieren, wie das Zusammenleben in einer Wohngruppe funktionieren kann. Der Organisator der WG sollte hierbei überlegen, welche Aspekte im Gemeinschaftsleben entscheidend sind und wie die Wohngemeinschaft aufgebaut sein soll. Eine WG erfordert unter anderem von allen Mitbewohnern Kompromiss- und Konfliktbereitschaft.

Darüber hinaus sollten die potenziellen Bewohner gute kommunikative Fähigkeiten mitbringen, charakterlich gefestigt sein und Freude an Flexibilität haben. Basierend auf dem Zitat:

„Einen alten Baum verpflanzt man nicht“

ist es einleuchtend, dass flexibles Handeln für ältere Menschen nicht zu jeder Zeit einfach ist. Personen, die viele Jahre mit ihrem Partner und Kindern im eigenen Haus gewohnt haben, mögen zu Beginn Schwierigkeiten haben, sich in der Wohngemeinschaft einzugewöhnen. Aus diesem Grund sollte mit Bedacht darüber nachgedacht werden, wieviel Nähe beziehungsweise Privatsphäre jeder Mensch und Mitbewohner benötigt.

Bedeutende persönliche Fragestellungen

Wer darüber nachdenkt, eine Wohngemeinschaft zu gründen, sollte für sich vorab Klarheit über die folgenden Fragen gewinnen:

  • Welche Vorstellungen habe ich vom Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft?
  • Was ist mir in Bezug auf potenzielle Mitbewohner wichtig?
  • Welche Wohnform kann ich mir vorstellen?
  • Wie ist sichergestellt, dass die Wohngemeinschaft im Falle einer Pflegebedürftigkeit weiter funktioniert?

Für den Gründer einer privaten Senioren-WG ist es entscheidend, vor der Gründung einen eindeutigen, persönlichen Fahrplan aufzustellen. Für eine gute Synergie und ein harmonisches Zusammenleben ist es unter anderem bedeutend, dass sich die Bewohner:

  • in Bezug auf ihren Charakter,
  • ihre persönlichen Interessen und
  • ihren Bildungshintergrund

nicht wesentlich unterscheiden. Dies trägt dazu bei, eine positive, heterogene Gemeinschaft aufzubauen, in der Hilfsbereitschaft, Kommunikation und persönliches Interesse am Anderen großgeschrieben werden. Ein solches Vorgehen ist ein Garant, auftretende Konflikte klein zu halten und Reibungspunkte im Zusammenleben zu reduzieren.

Wie gründet man eine Senioren-WG professionell?

Agile Senioren oder Angehörige, die für ihre Eltern eine Senioren-WG gründen möchten, sollten bei der Etablierung der Wohngemeinschaft nichts dem Zufall überlassen. Die folgenden Detailpunkte helfen Gründern einer Wohngemeinschaft, auf dem Weg zur eigenen WG professionell vorzugehen:

1. Entscheidung treffenNach Durchdenken der Vor- und Nachteile sollte die generelle Entscheidung für eine Gründung getroffen werden. In der Phase nach der Entscheidungsfindung kann begonnen werden, nach geeigneten Objekten für eine WG zu suchen.
2. Suche nach potenziellen MitbewohnernEine Wohngemeinschaft lebt von gemeinsamen Entscheidungen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, frühzeitig die passenden Mitbewohner zu suchen. Diese können aus dem Bekanntenkreis kommen oder durch Inserate im Internet oder in der Zeitung gefunden werden. Findet sich eine Wohngruppe frühzeitig, können essenzielle Punkte in Bezug auf Wohnort, Größe der WG oder Einrichtung gemeinsam im Team getroffen werden.
3. Beratung zu rechtlichen Fragestellungen und zu FördermittelnDie Gründung der Wohngemeinschaft sollte kompetent von einem Anwalt oder einer sozialen Beratungsstelle flankiert werden. Dies gibt Sicherheit und hilft dem Gründer, finanzielle oder juristische Risiken klein zu halten
4. Kommunikation mit potenziellen Mitbewohnern und Bestimmung der RechtsformVor der Gründung der WG sollte ausreichend Zeit vorhanden sein, um ein solidarisches Konzept für die Senioren-WG zu entwickeln. Bei gemeinsamen Treffen ist ein kennenlernen möglich. Jede Partei kann entscheiden, ob sie Teil der Wohngemeinschaft werden möchte. Details und der Kostenrahmen sollten faktenorientiert in der Gemeinschaft beschlossen werden.   Vor der endgültigen Entscheidung für eine Wohngemeinschaft sollte ebenso die Rechtsform geklärt werden. Wird Eigentum gemeinschaftlich von den Mitbewohnern erworben, sollte zum Beispiel eine WEG (Wohnungseigentümergemeinschaft) gegründet werden. Wird ein Haus oder eine Wohnung gemietet, müssen die Details des Mietvertrages abgestimmt werden.
5. Gründung der Senioren-WohngemeinschaftSind alle Details besprochen und geklärt, können die Verträge für die Wohngemeinschaft geschlossen werden. Dieser Schritt bezeichnet den Beginn der Gründung der Senioren-Wohngemeinschaft.

Rechtsformen in einer Senioren-Wohngemeinschaft

Aus rechtlicher Sicht sind unterschiedliche Punkte bei der Gründung einer Senioren-WG zu beachten. Vor allem die Frage, welche Rechtsform eine Senioren-WG benötigt, wenn Eigentümer beteiligt sind, ist bedeutend. Eine Abstimmung hierzu sollte in einer einstimmigen Entscheidung münden. Mieten mehrere Senioren eine Wohnung oder ein Haus, ist es essenziell, im Vorfeld die Details zu Mietverträgen und Nebenkosten zu besprechen. Dies beugt Missverständnissen und Finanzierungslücken vor.

So funktionieren Senioren-WGs mit gemietetem Wohnraum

Senioren-WGs mit gemietetem Wohnraum

Bei Senioren-WGs, die sich mit gemietetem Wohnraum gründen, unterscheidet man zwischen Untermietverträgen oder einzelnen Mietverträgen mit jedem Bewohner. In der Praxis ist es üblich, eine Wohngemeinschaft mit Untermietverträgen zu gründen. Dies bedeutet, dass der Gründer der Wohngemeinschaft einen Mietvertrag mit dem Vermieter des Objektes abschließt, in dem die WG gegründet werden soll. Er gilt aus rechtlicher Sicht als Hauptmieter. Der Vermieter erteilt im Mietvertrag die generelle Untermieterlaubnis. Er bestätigt gleichzeitig, dass es sich um eine Wohngemeinschaft handelt. Der Hauptmieter hat in diesem Fall das Recht, Untermietverträge mit Mitbewohnern zu schließen. Die gesetzliche Grundlage für Untermietverträge finden Gründer einer Senioren-WG im § 540 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch). Der Gesetzgeber verfügt:

  • Der Mieter ist ohne die Erlaubnis des Vermieters nicht berechtigt, den Gebrauch der Mietsache einem Dritten zu überlassen, insbesondere sie weiter zu vermieten. Verweigert der Vermieter die Erlaubnis, so kann der Mieter das Mietverhältnis außerordentlich mit der gesetzlichen Frist kündigen, sofern nicht in der Person des Dritten ein wichtiger Grund vorliegt.
  • Überlässt der Mieter den Gebrauch einem Dritten, so hat er ein dem Dritten bei dem Gebrauch zur Last fallendes Verschulden zu vertreten, auch wenn der Vermieter die Erlaubnis zur Überlassung erteilt hat.

Der Hauptmieter trägt als Vertragspartner des Vermieters die Verantwortung für die pünktliche Entrichtung des Mietzinses. Dies ist unabhängig davon verpflichtend, ob Untermieter ihre monatliche Miete bezahlt haben. Ebenso haftet der Hauptmieter und Gründer der WG für Schäden am Mietobjekt. Nebenkostenabrechnungen oder anderweitige Abrechnungen werden ausschließlich dem Hauptmieter zugestellt. Er kümmert sich intern um die Begleichung der Rechnung und das Aufteilen der Kosten auf alle Untermieter.

Weitere Ausgestaltungsformen von Wohngemeinschaften

Es ist darüber hinaus möglich, einen gemeinschaftlichen Mietvertrag aller Mieter mit dem Vermieter abzuschließen. In der Praxis wird diese Form der Wohngemeinschaft in den meisten Fällen gewählt. Im Außenverhältnis zwischen den einzelnen Mietern gelten die Maßgaben des Mietrechts. Die Mieter haften gesamtschuldnerisch. Im Innenverhältnis entsteht auf Basis von § 705 BGB eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Diese muss basierend auf dem BGB zweckgebunden agieren:

Durch den Gesellschaftsvertrag verpflichten sich die Gesellschafter gegenseitig, die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes in der durch den Vertrag bestimmten Weise zu fördern, insbesondere die vereinbarten Beiträge zu leisten.

Bei dieser rechtlichen Form der Wohngemeinschaft haften alle Mitbewohner der Wohngemeinschaft gemeinschaftlich für den Mietzins oder für Schäden am Mietobjekt. Der Vermieter hat das Recht, von jedem Mieter Schadenersatz bei schuldhaftem Fehlverhalten am Mietobjekt in voller Höhe einzufordern. Die Betriebskosten werden unter den Bewohnern der Wohngemeinschaft aufgeteilt.

Wichtig

Bei einer Wohngemeinschaft, die als GbR auftritt, kann ein Mieter den Mietvertrag nicht einseitig kündigen. Ebenso kann der Vermieter nicht ausschließlich einem der Mieter den Mietvertrag kündigen. Die Wohngemeinschaft muss gemeinsam entscheiden, ob ein Mietvertrag gekündigt werden soll. In gleicher Weise verfügt die Gemeinschaft über die Kündigung eines Mitbewohners oder die Aufnahme eines neuen Bewohners in die WG.

Eine seltenere Form der rechtlichen Ausgestaltung einer WG sind eigenständige Mietverträge des Vermieters mit jedem Mieter. Sie haben den Nachteil, dass der Vermieter entscheidet, wer in die Wohngemeinschaft aufgenommen wird. Der Vermieter offeriert in diesem Fall einzelne Zimmer und die Nutzung der Gemeinschaftsräume. Die einzelnen Mieter haben kein Mitbestimmungsrecht, wer als Mitbewohner aufgenommen wird. Da Komplikationen und Streitigkeiten vorprogrammiert sind, ist diese Art des Mietvertrages ungewöhnlich und wenig praxisnah.

Senioren-WGs mit Eigentum

Entschließen sich Senioren, eine Wohngemeinschaft zu gründen und gleichzeitig Eigentumsanteile an einem Haus oder einer Wohnung zu erwerben, empfiehlt es sich, rechtlich als Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) aufzutreten. Die rechtliche Grundlage für eine WEG finden Gründer einer WG im Wohnungseigentumsgesetz (Gesetz über das Wohnungseigentum und das Dauerwohnrecht). Der Gesetzgeber verfügt, dass Wohnungseigentum durch die vertragliche Einräumung von Sondereigentum oder durch Teilung begründet wird.

Eine Wohngemeinschaft, die als WEG auftritt, ist mit dem Wohneigentum untrennbar verbunden. Wesentliche Organe einer WEG, die das Zusammenleben und die rechtliche Ausgestaltung regeln, sind:

  • Wohnungseigentümerversammlung
  • Wohnungseigentumsverwaltung
  • Der Verwaltungsbeirat

Bevor sich Senioren zu einer Wohngemeinschaft zusammenschließen, ist es für alle Beteiligten zielführend, die rechtlichen Hintergrundinformationen zu kennen. Ein Anwalt, der auf die Bereiche Eigentums- und Mietrecht spezialisiert ist, kann die Eigentümergemeinschaft bei der Entscheidungsfindung in Bezug auf die Rechtsform positiv unterstützen. Alternativ könnte ebenso eine Genossenschaft gegründet werden.

Wie findet man als Interessent eine passende Senioren-WG?

Nicht in jedem Fall ist es ratsam, persönlich eine Senioren-WG zu gründen. Alter, Krankheit oder geringe rechtliche Kenntnisse könnten dazu führen, dass die Gründungsphase beschwerlich wird. Wohnungsbaugesellschaften, private Träger oder die örtliche Kommune bieten in der Regel Plätze in Senioren-WGs an. Informationen über vakante Wohnungen oder Zimmer in einer Senioren-WG findet man zum Beispiel:

  • im Internet,
  • im Anzeigenteil der Tageszeitung oder
  • auf Nachfrage bei spezialisierten Anbietern oder Verbänden.

Interessenten sollten sich, äquivalent zu einem Gründungsvorhaben, neben den individuellen Kosten vor allem für die WG und die potenziellen Mitbewohner interessieren. Bei einem Besuch in der Wohngemeinschaft und in intensiven Gesprächen können beide Seiten herausfinden, ob ein Umzug in die Wohngemeinschaft für alle Seiten tragbar ist.

Tipp

Interessenten tun gut daran, auf ihr Bauchgefühl zu achten und die Mitbewohner und die Rahmenbedingungen in der WG objektiv zu betrachten. Nach einem Umzug kann es schwierig sein, eine fehlerhafte Entscheidung ohne Mühe zu korrigieren. Dies ist im Besonderen der Tatsache geschuldet, dass der angespannte Wohnungsmarkt wenig interessante Angebote vorhält und Wohnungen und Senioren-WGs in vorteilhaften Lagen hochpreisig sind.

Wie kann die notwendige Pflege in der Senioren-WG organisiert werden?

Eine kontinuierliche Pflege nach aktuellen medizinischen Leitlinien gehört zu den wichtigsten Bedürfnissen von Senioren. Um langfristig Teil einer Wohngemeinschaft zu sein, kann ein verlässlicher ambulanter Pflegedienst für die Mitbewohner einer WG entscheidend sein. Senioren mit Pflegebedarf, die einen Umzug ins Pflegeheim hinauszögern möchten, können in einer Senioren-WG professionell gepflegt werden. Für Pflegebedürftige sind vor allem Wohngemeinschaften geeignet, die von einem spezialisierten Träger organisiert und verwaltet werden.

Professionelle Anbieter verfügen über Erfahrungswerte im Aufbau und der Führung von Senioren-WGs. Sie kennen die speziellen Ansprüche und Bedürfnisse der Bewohner. Gleichzeitig haben sie ein Netzwerk in der regionalen Pflege aufgebaut, auf das sie zurückgreifen können. Aus gesetzlicher Sicht stellt eine Wohngemeinschaft mit pflegebedürftigen Personen eine besondere Form des betreuten Wohnens dar, die im Besonderen gefördert werden kann.

Welche Kosten übernehmen die Pflegekasse oder andere Träger?

Die Fördermöglichkeiten für eine ambulante, betreute Wohngemeinschaft sind vielfältig. Vor allem die folgenden Leistungen können bei unterschiedlichen Kostenträgern beantragt werden, um die professionelle Pflege der Bewohner sicherzustellen:

Wohngruppenzuschlag auf Basis von § 38a SGB XI„Pflegebedürftige haben Anspruch auf einen pauschalen Zuschlag in Höhe von 214 Euro monatlich, wenn sie mit mindestens zwei und höchstens elf weiteren Personen in einer ambulant betreuten Wohngruppe in einer gemeinsamen Wohnung zum Zweck der gemeinschaftlich organisierten pflegerischen Versorgung leben.“ Der Wohngruppenzuschlag kann ebenso aus anderweitigen Gründen beantragt werden.
PflegekasseZuschüsse für barrierefreie Umbauten bis zu 4.000 Euro, basierend auf dem individuellen Pflegegrad. Komplettzuschuss ebenso für die Wohngruppe möglich
Gesetzliche KrankenkasseÜbernahme der Kosten für Hilfsmittel, wie zum Beispiel für Klappstützgriffe oder einen erhöhten Toilettendeckel
LandesförderprogrammeVerschiedene Bundesländer bieten besondere Landesförderprogramme an, die barrierefreies Wohnen und Umbauten unterstützen
KFW-FörderprogrammeGünstige Kreditprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau für altersgerechtes Bauen
SozialhilfeträgerPersonen mit Anspruch auf ALGII, Wohngeld oder Grundsicherung im Alter können bei den Sozialhilfeträgern im begrenzten Umfang Mittel beantragen. Diese können der professionellen Pflege zu Gute kommen. Sozialgerichte können helfen, einen Mehrbedarf durchzusetzen.

Es ist lohnend die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten für Pflegebedürftige vor der Gründung einer Senioren-WG zu prüfen. Generell gilt, dass jede pflegebedürftige Person bei der Pflegeversicherung, abhängig vom persönlichen Pflegegrad, Leistungen beantragen kann. Die oben aufgeführten zusätzlichen Möglichkeiten können darüber hinaus gesondert angefordert werden. Ziel aller Zuschüsse ist die barrierefreie Gestaltung der Senioren-WG. Viele der Maßnahmen summieren sich auf, sodass Senioren mit umfangreichen Zuschüssen für eine Wohngemeinschaft rechnen können.

Auf diese Weise ist es älteren Menschen trotz eines Pflegegrades und körperlicher oder geistiger Einschränkungen möglich, selbstbestimmt in einer Wohngemeinschaft zu leben. Das Zusammenleben von Personen mit unterschiedlichen gesundheitlichen Grenzen kann Synergien erzeugen. Darüber hinaus kann es Menschen im Alter eine sinnvolle Aufgabe und eine erhöhte Lebensqualität einbringen. Sich um andere Personen zu kümmern oder persönlich Hilfe zu erhalten, wirkt für alle Beteiligten positiv und befriedigend.

In sogenannten Demenz-WGs können Senioren darüber hinaus individueller und mit mehr Zeit betreut werden, als in einem Pflegeheim. Dieses Vorgehen ermöglicht Demenzkranken ein würdevolles Leben in der Gemeinschaft einer Wohngruppe. Durch die Unterstützung der Pflegekasse, eines Pflegedienstes, der Mitbewohner und von Angehörigen kann eine Wohngemeinschaft für Senioren in jeder Lebenslage eine interessante Alternative zu einem Pflegeheim darstellen.