So ermitteln Sie das Wohlbefinden Ihrer Demenzpatienten

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Jeder Angehörige, der einen Demenzkranken der Pflege in einem Heim anvertraut, möchte sichergehen, dass dieser dort bestmöglich versorgt wird. Trotz vieler Bemühungen ist es jedoch noch immer schwer, die Qualität der Pflege und Betreuung Demenzkranker zu beurteilen: Die Betroffenen selbst sind oft nicht mehr in der Lage, bei Befragungen zielgerichtet über ihre Wünsche und Bedürfnisse Auskunft zu geben. Eine „Messung“ der Qualität der Pflege Demenzkranker ist daher schwierig. Ein Anzeichen für eine gute Qualität in der Versorgung Demenzkranker ist das Wohlbefinden des Bewohners.

Indikatoren machen Wohlbefinden Ihrer Demenzpatienten messbar

Wie aber stellen Sie fest, ob sich der bei Ihnen lebende Bewohner wohlfühlt, wenn er sich nicht adäquat äußern kann? Um in der Praxis der täglichen Arbeit ein handhabbares Instrument zu haben, empfiehlt es sich, anhand fester Indikatoren sowohl das Wohlbefinden, als auch das Unwohlsein zu beurteilen. Bewährt hat sich das Modell der Bradford Dementia Group. Diese Beurteilung sollte mindestens durch 2 Pflegekräfte durchgeführt werden. Bei unterschiedlichen Einschätzungen können Ihre Mitarbeiter dann im Rahmen einer Fallbesprechung zu einer möglichst genauen Beurteilung kommen.

Muster: Strukturierte Ermittlung des Wohlbefindens eines Demenzkranken

A = fehlende Anzeichen, B = gelegentliche Anzeichen, C = eindeutige Anzeichen

(Die Auswertung ergibt sich aus der Anzahl der Kreuze bei den einzelnen Merkmalen.)

Indikatoren für Wohlbefinden

Nr.Indikatoren für WohlbefindenAnzeichen
1.kommuniziert Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben
2.nimmt Kontakte zu anderen auf
3.zeigt Herzlichkeit und Zuneigung
4.zeigt Freude und Vergnügen
5.zeigt Wachsamkeit und Aktivitätsbereitschaft
6.nutzt verbliebene Fähigkeiten
7.findet kreative Ausdrucksmöglichkeiten
8.ist kooperativ und hilfsbereit
9.reagiert angemessen auf Menschen und Situationen
10.drückt der Situation entsprechend Gefühle aus
11.entspannte Körperhaltung und Körpersprache
12.hat Sinn für Humor
13.zeigt Handlungsfähigkeit 14
14.hat Selbstrespekt

Auswertung zur Ermittlung der Lebensqualität und des Wohlbefindens: 

  • Ausgeprägte Anzeichen von Wohlbefinden und wenige Anzeichen von Unwohlsein,

    was auf eine relativ gute Lebensqualität schließen lässt
  • Ausgeprägte Anzeichen von Wohlbefinden sowie von Unwohlsein,

    die auf Schwankungen zwischen positiver Stimmung und negativem Stress hinweisen
  • Ausgeprägte Anzeichen von Unwohlsein und wenige Anzeichen von Wohlbefinden,

    was auf starken negativen Stress und wenig positive Stimmung verweist
  • Wenige Anzeichen von beidem, was auf Rückzugsverhalten und Gleichgültigkeit hindeutet

Der MDK erwartet von Ihnen eine systematische Einschätzung

Bei den MDK-Prüfungen des letzten Jahres hat es die schlechtesten Ergebnisse im Bereich der Versorgung von Demenzkranken gegeben. Sehr häufig wurde bemängelt, dass es kein geeignetes Instrument zur systematischen Einschätzung des Wohlbefindens gab. Meist wurden nur sporadische Hinweise in der Pflegedokumentation vorgefunden. Mit unserem Muster zur systematischen Erfassung können Sie Ihren Pflegefachkräften das notwendige Handwerkszeug geben, um die Anforderungen des MDK zu erfüllen.

A = fehlende Anzeichen, B = gelegentliche Anzeichen, C = eindeutige Anzeichen

Indikatoren für Unwohlsein

Nr.Indikatoren für UnwohlseinAnzeichen
1.anhaltende depressive Phasen (im Gegensatz zu zeitweiligen Tiefpunkten)
2.anhaltende Verzweiflung
3.anhaltende Wut
4.Ängste
5.Erregung und Unruhe
6.Rückzug oder Teilnahmslosigkeit
7.körperliches Unwohlsein oder Schmerzen
8.Trauer und Verlustgefühl
9.körperliche Anspannung
10.Passivität (von anderen leicht übergangen werden)
11.Außenseiterrolle (sich physisch, sozial oder kulturell als „anders“ empfinden/behandelt werden)

Tipp

Gerade wenn einige Anzeichen für Unwohlsein gefunden wurden, sollte überprüft werden, ob diese den Pflegegrad – speziell in den Modulen 2, 3 und 6 – beeinflussen!

  • Es war nicht notwendig, die Beobachtungen in die Betreuungs- und Pflege-(Maßnahmen-)Planung einzubeziehen.
  • Die relevanten Beobachtungen wurden in die Betreuungs- und Pflege-(Maßnahmen-)Planung einbezogen.
  • Die Wirksamkeit der Maßnahmen ist in der Folge im Pflegebericht zu dokumentieren.
  • Für Bewohner, bei denen 3. oder 4. zutrifft, sind Maßnahmen zur Steigerung des Wohlbefindens in jedem Fall notwendig, eine terminierte Zielüberprüfung muss stattfinden, eine gesonderte Pflegeplanung ist notwendig. Datum, Unterschrift

Hinweis

Beachten Sie, dass der Ausdruck „angemessene Emotionen“ als Zeichen des Wohlbefindens gilt. Traurig oder ärgerlich zu sein, sind Gefühle, die wir alle täglich erleben und auch immer wieder zeigen. Sie können durchaus angemessene Reaktionen auf Situationen sein. Der Ausdruck von Emotionen muss daher im Kontext mit der Demenzerkrankung des Bewohners bewertet werden.