Herzinsuffizienz: Auf welche Symptome Sie in der Pflege achten sollten

Herzschwäche in der Pflege richtig behandeln
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Inhaltsverzeichnis

Was ist Herzinsuffizienz?

Eine Herzinsuffizienz ist eine der Pumpschwäche des Herzens, wodurch das Gewebe nicht mehr mit ausreichend Blut/Sauerstoff versorgt wird.

Wissenswert

Abhängig von ihrem Verlauf, wird eine Herzinsuffizienz/Herzschwäche entweder als chronisch oder akut bezeichnet.

Was sind die Symptome eine Herzinsuffizienz?

Typisch für eine Herzinsuffizienz bzw. Herzschwäche ist eine verminderte Pumpfunktion des Herzens, wodurch der Körper nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Bei der sogenannten diastolischen Herzinsuffizienz handelt es sich um einen Sonderfall. Das Herz des Betroffenen zeigt eine normale Pumpleistung, nur die linke Herzseite bzw. Herzhälfte ist in ihrer Fähigkeit Blut aufzunehmen eingeschränkt.

Achtung

Eine chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich meist schleichend – nicht selten sogar über Jahre.

Diagnose „chronische Herzinsuffizienz“: Auf welche Symptome sollte bei der Herzkrankheit geachtet werden?

  • Husten
  • Kurzatmigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Kalte Gliedmaßen (Hände und Füße)
  • Müdigkeit
  • Im Liegen kommt es zu Atemproblemen
  • Schwellungen an den Füßen und Schienbeinen
  • Niedergeschlagenheit

Warum ist eine unbehandelte Herzinsuffizienz gefährlich?

Gerade wenn es sich bei den Betroffenen um Senioren handelt, werden die Symptome der Herzerkrankung gerne auf das Alter geschoben. Das genau macht es so schwierig, denn eine unbehandelte bzw. nicht erkannte Herzinsuffizienz kann äußerst gefährlich für den Betroffenen werden. Ist die Pumpleistung des Herzens reduziert, versucht der Körper das zumindest anfangs zu kompensieren.

Was kann die Ursache für eine chronische Herzinsuffizienz sein?

Chronische Herzinsuffizienz: der Krankheitsverlauf

Erfolgt keine Behandlung der Herzinsuffizienz, nimmt die Leistung des Herzens immer weiter ab. Das führt dazu, dass der Betroffene deutlich an Leistungsfähigkeit und Lebensqualität verliert.

Wissenswert

Stellt der Arzt eine Herzinsuffizienz fest, wird deren Schweregrad anhand der NYHA (New York Heart Association) beurteilt.

Die New York Heart Association

StadiumDefinition
NYHA IHerzerkrankung ohne körperliche Limitation.

Alltägliche körperliche Belastung verursacht keine inadäquate Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina Pectoris.
NYHA IIHerzerkrankung mit leichter Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Keine Beschwerden in Ruhe.

Alltägliche körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina Pectoris.
NYHA IIIHerzerkrankung mit höhergradiger Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei gewohnter Tätigkeit.

Keine Beschwerden in Ruhe.

Geringe körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen, Luftnot oder Angina Pectoris.
NYHA IVHerzerkrankung mit Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und in Ruhe.

Bettlägerigkeit.

Achtung

Aus einer chronischen kann sich auch eine akute Herzinsuffizienz entwickeln. Das Herz ist auf die Dauer einfach nicht in der Lage, die Überlast auszugleichen.

Was sind Symptome einer Linksherzinsuffizienz (der linken Herzhälfte)?

  • Rasselnde Atemgeräusche, die durch Ödeme in der Lunge entstehen
  • Husten (umgangssprachlich auch als Herzhusten bezeichnet)
  • Atemnot: Diese kann in der fortgeschrittenen Station der Herzschwäche derartig ausgeprägt sein, dass der Patient ersticken kann.

Welche Formen der Linksherzinsuffizienz gibt es?

  • Die chronische Linksherzinsuffizienz
  • Die akute Linksherzinsuffizienz
  • Die diastolische Linksherzinsuffizienz
  • Die systolische Herzinsuffizienz

Was heißt diastolische/systolische Herzinsuffizienz?

Bei einer kongestiven/systolischen Herzinsuffizienz handelt es sich um eine Störung der Pumpfunktion. Das bedeutet, dass das Herz sich nicht mehr zusammenziehen kann, wodurch der Körper nur noch unzureichend mit Blut versorgt wird.

Wird von einer diastolischen Funktionsstörung (Herzinsuffizienz) gesprochen, zeigt das Herz eine verminderte Fähigkeit Blutaufzunehmen.

Wie wird eine diastolische/systolische Herzinsuffizienz diagnostiziert?

Damit eine optimale Behandlung des Herzinsuffizienz-Patienten gewährleistet werden kann, muss der Arzt ermitteln, ob es sich um eine diastolische oder systolische Herzinsuffizienz handelt.

Wissenswert

Vor allem Senioren ab dem 70. Lebensjahr gehören zur Risikogruppe. Besonders Frauen sind oft von dieser Erkrankung betroffen. Fast immer ist die Ursache für eine diastolische Herzinsuffizienz eine durch hohen Blutdruck ausgelöste Verdickung des Herzmuskels. Männer dagegen sind im hohen Lebensalter vermehrt von einer systolischen Herzinsuffizienz (echte Pumpstörung) betroffen. Sie tritt meist auf, wenn die Patienten bereits einen Herzinfarkt erlitten haben.

Was ist die Rechtsherzinsuffizienz?

In der Regel kommt es zum Auftreten einer Rechtsherzinsuffizienz durch eine fortgeschrittene Linksherzinsuffizienz à Globalherzinsuffizienz. Bei einer Rechtsherzinsuffizienz funktioniert die rechte Hälfte des Herzens nicht mehr ordnungsgemäß.

Achtung

Handelt es sich um eine chronische Verlaufsform der Rechtenherzinsuffizienz, besteht die Gefahr, dass die Symptome übersehen werden.

Was sind die Symptome einer Rechtsherzinsuffizienz?

  • Appetitlosigkeit
  • Geschwollene Gliedmaßen (z. B. beide Füße)
  • Verdauungsstörungen
  • Plötzliche Zunahme von Körpergewicht (> 2 kg/Woche)
  • Häufiges Aufstehen in der Nacht, um auf die Toilette zu gehen.
  • Die Blutgefäße am Hals sind entweder erweitert oder gestaut.

Was passiert bei einer Rechtsherzinsuffizienz?

Ist der Patient von einer Rechtsherzinsuffizienz betroffen, kann dessen Herzkammer nicht so viel Blut in die Lunge leiten, wie in den Körper strömt. Dadurch kommt es vor dem rechten Vorhof zu einem Rückstau des verbrauchten bzw. alten Blutes. Dieser Rückstau kann derartig ausgeprägt sein, dass er von den Beinen bis zum Hals reicht. Dadurch verdicken sich die Adern und die Beine schwellen an. Zudem stehen die Venen derartig unter Druck, dass das im Blut enthaltene Wasser ins Gewebe gedrückt wird. Das führt dazu, dass im Bauch, in den Füßen und in anderen Bereichen des Körpers Ödeme entstehen.

Globale Herzinsuffizienz

Sind beide Herzhälften von einer Insuffizienz betroffen, spricht man von einer globalen Herzinsuffizienz. Die Symptome einer globalen Herzschwäche sind:

  • Atemnot
  • Herzrhythmusstörungen
  • verminderte körperliche Belastbarkeit
  • ständiges Wasserlassen in der Nacht
  • Erschöpfung
  • Plötzliche Gewichtszunahme (> 2kg/Woche) bedingt durch Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Geschwollene Extremitäten
  • Husten
  • Erschöpfung
  • Ödeme in den Lungen à rasselnde Atemgeräusche

Globale Herzinsuffizienz: Vorwärts- und Rückwärtsversagen

Eine globale Herzinsuffizienz mit Rückwärtsversagen bedeutet, dass sich das Blut in den Beinen, den Füßen den Knöcheln und/oder der Lunge zurückstaut, weil der Herzmuskel nicht mehr genügend Kraft hat, das Blut zurück ins Herz zu pumpen.

Globale Herzinsuffizienz mit Vorwärtsversagen bedeutet, dass die Organe und Muskeln nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt werden.

Was ist eine kompensierte Herzinsuffizienz?

Ist der Patient von einer kompensierten Herzschwäche betroffen, hat sich dessen Herz vergrößert, weil es versucht hat, die verminderte Pumpleistung auszugleichen. Dieser körpereigene Kompensationsmechanismus kann über Jahre/Monate gut gehen, dann aber dekompensiert das Herz. Es kommt zu einer akuten Krise.

Spätestens jetzt zeigen sich deutliche Symptome einer Herzinsuffizienz, dann aber ist die Erkrankung schon sehr weit vorgeschritten. Eben genau das ist das Tückische an der kompensierten Herzinsuffizienz. Sie kann sehr weit fortschreiten, ohne dass der Betroffene etwas davon merkt.

Welche Auswirkung hat eine kompensierte Herzinsuffizienz?

  • Hypertrophie: Damit das Herz besser mit der Belastung, die durch den hohen Druck entsteht, klarkommt, kommt es zu einer Verdickung der Herzmuskelfasern, was für eine Erhöhung der Pumpkraft sorgt.
  • Dilatation: Ist die linke Herzkammer nicht kraftvoll genug, um das steigende Blutvolumen in den Körper zu befördern, kommt es zu einer Vergrößerung der linken Herzkammer.
  • Frank-Sterling-Mechanismus: Es kommt zu einer Dehnung der Muskeln, damit sich das Herz besser zusammenziehen kann.

Die Auswirkungen einer dekompensierten Herzinsuffizienz

Durch die körpereigenen Selbsthilfe-Maßnahmen versucht der Körper, den normalen Betrieb aufrechtzuerhalten, doch langfristig beeinträchtigen diese Veränderungen die Funktion des Herzens.

Beispiel

  • Durch die Verdickung des Herzmuskels verliert dieser an Elastizität, wodurch die Pumpleistung darunter leidet.
  • Ist der Herzmuskel vergrößert, ist der Bedarf an Sauerstoff größer, was das sowieso schon geschwächte Herz noch mehr belastet.
  • Kommt es zu einer Vergrößerung der Herzkammer, können die Herzklappen undicht werden, da sie sich nicht mit vergrößern. Das führt zu einem Rückfluss des Blutes in die Lunge, wodurch dort Ödemen entstehen können.

Die akute Herzinsuffizienz

Eine akute Herzinsuffizienz kann sich innerhalb weniger Tage/Stunden entwickeln. Die Auslöser hierfür können völlig unterschiedlich sein:

  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzinfarkt
  • Lungenembolie
  • Die Herzkammer kann sich aufgrund einer mechanischen Behinderung nicht mit Blut füllen.
  • Herzklappeninsuffizienz, weil z. B. die vorgeschädigten Herzklappen plötzlich einreißen.

Wie wird eine Herzinsuffizienz behandelt?

Wie die Behandlung einer Herzinsuffizienz aussieht hängt vom Schweregrad der Herzschwäche ab. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Therapie meist aus verschiedenen Bausteinen besteht.

Die medikamentöse Behandlung von Herzinsuffizienz

Mithilfe einer medikamentösen Behandlung sollen die negativen Auswirkungen einer Herzschwäche reduziert werden. Gleichzeitig soll diese Therapieform dazu beitragen, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Abhängig vom Auslöser der Herzschwäche kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz.

  • Diuretika: Diuretika sind harntreibend. Dadurch kann eingelagerte Flüssigkeit leichter ausgeschieden werden, was zu einer deutlichen Entlastung der Gefäße und des Herzens führt.
  • ACE-Hemmer: ACE-Hemmer bremsen ein bestimmtes Protein, das dafür verantwortlich ist, dass sich die Blutgefäße verengen. Durch das Medikament wird praktisch sichergestellt, dass die Blutgefäße erweitert bleiben, wodurch sich der Blutdruck auf einem normalen Level bewegen kann. Das sorgt für eine deutliche Entlastung des Herzens, wodurch körpereigene Kompensationsmaßnahmen verlangsamt werden.
  • Digitalis: Digitalis soll das Herz unterstützen und sorgt in der Regel für eine verbesserte Pumpkraft. Zudem wird das Herzmedikament verwendet, um die Herzfrequenz zu kontrollieren (z. B. Vorhofflimmern).
  • AT1-Antagonisten: AT1-Antagonisten werden immer dann verschrieben, wenn die Patienten eine Unverträglichkeit gegenüber ACE-Hemmern zeigen. Durch das Herzmedikament wird die Wirkung eines blutdrucksteigernden Hormons blockiert.
  • Ivabradin: Mithilfe von Ivabradin kann die Herzfrequenz nachhaltig gesenkt werden.
  • Betablocker: Durch Betablocker werden Herzrhythmusstörungen vorgebeugt. Zudem sorgt dieses Medikament für eine wesentlich bessere Prognose im Falle einer Herzinsuffizienz.
  • Valsartan/Sacubitril: Sacubitril und Valsartan ist eine Wirkstoffkombination, die bei bestimmten Varianten der chronischen Herzinsuffizienz verwendet werden. Durch Sacubitril wird der Abbau der Hormone gehemmt, die für eine Erweiterung der Gefäße sorgen. Durch Valsartan wird die Wirkung von Angiotensin reduziert. Dieses Hormon sorgt normalerweise dafür, dass sich der Blutdruck erhöht.

Welche Nebenwirkungen können Herzmedikamente haben?

  • ACE-Hemmer können für Reizhusten sorgen. Dieser ist in der Regel völlig harmlos.
  • Diuretika und AT1-Antagonisten können den Blutsalzhaushalt durcheinanderbringen.
  • Betablocker können zu einer Verlangsamung des Herzschlags führen.

Wichtig

Treten bei der Einnahme von Herzmedikamenten Nebenwirkungen auf, muss sofort der Arzt informiert werden.

Herzinsuffizienz-Behandlung: der Herzschrittmacher

Ist eine Herzschwäche sehr weit fortgeschritten, bekommen die meisten Patienten einen sogenannten biventrikulären Herzschrittmacher eingesetzt. Zusätzlich erfolgt meist auch noch eine medikamentöse Behandlung.

Sind Patienten von einer gefährlichen Herzrhythmusstörung betroffen oder hatten sie bereits einen Herzstillstand überlebt, werden manchmal implantierbare Defibrillatoren eingesetzt. Ein derartiger Herzschrittmacher gibt, sobald er eine gefährliche Herzrhythmusstörung erkennt, einen Elektroschock ab, um das Herz wie in Gang zu bringen.

Herzinsuffizienz: Das können Patienten tun

  • Herzinsuffizienz-Patienten sollten auf eine ausgewogene Kost achten und möglichst viel Obst und Gemüse essen. Tierische Fette sind zu vermeiden. Des Weiteren sollte möglichst wenig Salz konsumiert werden. Warum? Zu viel Salz sorgt dafür, dass der Körper verstärkt Wasser einlagert.
  • Leidet jemand unter einer Herzschwäche, sollte er maximal zwischen 1,5 und 2 Litern trinken. Genaueres ist unbedingt mit dem Arzt abzusprechen.
  • Bewegung ist auch bei einer Herzinsuffizienz wichtig. Der Patient sollte auf eine regelmäßige moderate körperliche Aktivität achten. Hierbei ist es aber empfehlenswert, vorher mit dem Arzt abzusprechen, welche Sportarten bzw. körperlichen Aktivitäten er für am sinnvollsten hält.
  • Übergewicht ist bei einer Herzschwäche immer problematisch, da das Herz mehr arbeiten muss. Aus diesem Grund empfiehlt sich, dass ab einem BMI von 40 Diät gehalten wird. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass das Übergewicht langsam reduziert wird, um das Herz nicht unnötig zu belasten.
  • Menschen mit Herzinsuffizienz sollten ihren Alkoholkonsum reduzieren, besser auf Alkohol komplett verzichten. Alkohol kann das sowieso schon geschädigte Herz noch mehr schädigen.
  • Patienten mit einer Herzschwäche sollten unbedingt aufs Rauchen verzichten.
  • Menschen mit einer Herzinsuffizienz sollten sich jährlich die Grippeimpfung geben lassen. Genauso wie die Pneumokokken-Impfung alle sechs Jahre auffrischen lassen.