Kompetenzcheck: So identifizieren Sie fähige Wohnbereichsleitungen

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Gute Wohnbereichsleitungen sind das beste Fundament für eine Pflegeeinrichtung: Sie managen den Alltag in den Wohngruppen, führen das Pflegeteam, klären Konflikte mit Angehörigen und sind Garanten für eine gute Pflegequalität. Achten Sie deshalb bei der Auswahl von WBL auf diese Kompetenzen.

Immer wieder mache ich die Erfahrung: Die Position der Wohnbereichsleitung ist ein „heißer Stuhl“. Wohl keine andere Führungsposition in der stationären Pflege hat eine so hohe Fluktuation zu verzeichnen wie diese. Die Ursachen liegen häufig an den besonderen Anforderungen. Dabei profitiert Ihre Einrichtung enorm von der stabilen Führungsebene „WBL“. Ihre PDL kann sich auf die Teamleitungen verlassen. Innerhalb einer funktionierenden Zusammenarbeit in einem eingespielten Team kann die PDL darauf vertrauen, dass die praktischen Pflegeabläufe stimmen.

Somit kann sie sich auf die übergeordnete Steuerung und Überwachung des Pflegeprozesses konzentrieren und kommt mit den für sie verfügbaren Ressourcen zurecht. Sie als Einrichtungsleiter können sich voll auf Ihre Aufgaben konzentrieren, wenn Sie eine motivierte PDL an Ihrer Seite haben. Somit sind kompetente WBL ein wichtiger Baustein für gute und stabile Führungsebenen in Ihrer Einrichtung.

Was sind die Anforderungen an die Position der Wohnbereichsleitung?

Der Aufgabenbereich der Wohnbereichsleitung ist allerdings komplex. Sie ist mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Zunächst ist sie in ihrer Führungsrolle in einer schwierigen Zwitterposition. Häufig werden WBL aus dem Team heraus ernannt. Das bedeutet: Aus der netten Kollegin wird nun eine Vorgesetzte. Und als Führungskraft entscheidet sie dann über so sensible Angelegenheiten wie die Urlaubsplanung oder den Dienstplan. Spätestens dann, wenn die WBL einem Mitarbeiter den Urlaubswunsch nicht genehmigen kann, ist sie einem möglichen Konflikt ausgesetzt.

Denn der frühere „Kollege“ macht die Erfahrung, dass diese nun nicht mehr nur „nett“ ist. Selbst wenn die WBL nicht aus dem Team direkt rekrutiert worden ist, ist sie dennoch sehr nah an den Pflegemitarbeitern dran. Das resultiert allein schon daraus, dass eine WBL zwar Bürotage hat, aber dennoch in weiten Teilen noch ganz klassisch „mitschichtet“ und in der Pflege mitarbeitet. Sich in dieser Rolle als Führungskraft zu etablieren und zu identifizieren ist nicht einfach. So steht sie auch immer wieder im Konflikt, Vorgaben der oberen Leitungsebenen – also HL und PDL – vertreten zu müssen und selbst Bestandteil des Pflegeteams zu sein.

Um diesen Herausforderungen zu genügen, benötigt eine WBL also hohe soziale und Führungskompetenzen. Daneben benötigt sie fundiertes pflegerisches Fachwissen, um ganz praktisch die Pflege mitzusteuern und dabei gleichzeitig die Vorbildfunktion zu erfüllen.

Welche Kompetenzen benötigt die Wohnbereichsleitung?

Das ist einfacher gesagt als getan. Dennoch werden häufig fachlich kompetente Kollegen zur Wohnbereichsleitung befördert, ohne dass man vorher genau überprüft hat, ob der- oder diejenige überhaupt in der Lage ist, ein Team zu führen. Führungskompetenz ist genauso wichtig wie pflegerisches Know-how. Der folgende Kompetenzcheck zeigt Ihnen, welche Fähigkeiten und Eigenschaften eine gute WBL mitbringen muss. Die Mehrzahl der Bewertungen sollte bei den Noten 1–3 liegen. Eine „4“ ist hier und da zwar noch tolerabel. Allerdings sollten Sie niemanden zum Wohnbereichsleiter ernennen, den Sie in einzelnen Kompetenzbereichen mit einer „5“ oder „6“ bewerten würden.

Info

In der folgenden Übersicht haben wir Ihnen exemplarisch zusammengestellt, welche fachlichen und sozialen Kompetenzen eine fähige und gute Wohnbereichsleitung mitbringen sollte: Kompetenzcheck: So finden Sie eine gute WBL

Wie binden Sie Ihre Wohnbereichsleitung an die Einrichtung?

Wie eingangs bereits erwähnt, ist die Stelle der WBL meist ein „heißer Stuhl“. Deswegen ist es absolut nachvollziehbar, dass viele WBL sich nach wenigen Jahren weiterqualifizieren wollen, um früher oder später einen PDL-Posten zu bekleiden. Die Aussicht, „nur noch“ zu führen und nicht mehr in der praktischen Pflege mit Schichtdienst etc. tätig zu sein, ist für viele reizvoll. Damit Ihre WBL ihre Funktion dennoch als attraktiv beurteilen, sollten Sie verschiedene Maßnahmen ergreifen:

1. Ermöglichen Sie Ihren WBL Freiraum

Eine WBL hat eine Vielzahl an bürokratischen Aufgaben zu erledigen – sei es die Erstellung des Dienst- und Arbeitsplans, die Organisation der Einarbeitung, die Durchführung von Pflegevisiten oder die Bearbeitung von Höherstufungsanträgen. Das ist nicht zu schaffen, wenn sie ausschließlich in der Pflege eingeplant ist. Geben Sie Ihren WBL deswegen unbedingt die Möglichkeit, sich für Bürotage aus der Pflege herauszuziehen. Wie hoch der Anteil der Büroarbeitszeit sein sollte, kann nicht pauschal gesagt werden. Das hängt von der Teamgröße und den Aufgaben der WBL ab. Die Möglichkeiten reichen von einem Bürotag in der Woche (Minimum) bis hin zur kompletten Freistellung aus der Pflege.

2. Richten Sie Ihren WBL ein Büro ein

Das klingt zunächst trivial, ist es aber nicht. Denn häufig wird beim Bau von Pflegeeinrichtungen zwar an ein Dienstzimmer auf den Wohnbereichen gedacht. Ein Büro für die WBL wird hingegen vergessen. Wo soll sie aber dann ungestört ihren organisatorischen Aufgaben wie der Dienstplanerstellung oder Bearbeitung von Höherstufungsanträgen bzw. der Durchführung von Mitarbeiter- und Angehörigengesprächen nachkommen? Wenn Sie WBL-Büros in Ihrer Einrichtung haben, umso besser. Falls nicht, überlegen Sie, ob Sie einen Raum in Ihrer Einrichtung als Arbeitsplatz für Ihre WBL einrichten können.

3. Beziehen Sie Ihre WBL in alle Entscheidungen mit ein

Damit sich Ihre WBL auch als Führungskraft emanzipieren und identifizieren können, sollten Sie viele Ihrer Entscheidungen transparent machen. Was spricht dagegen, neben der PDL auch die WBL in das Betriebsergebnis einzuweihen? Nichts!

4. Gewähren Sie einen Erfolgsbonus

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, Ihren WBL einen Erfolgsbonus zu gewähren? Monetäre Anreize sind zwar nicht ausschlaggebend, aber jeder freut sich, wenn sein Engagement und seine Arbeit belohnt werden. So können Sie z. B. einen jährlichen Bonus für eine gute Belegung, tolle Befragungsergebnisse oder auch eine hervorragende MDK-Note gewähren. Das honoriert die Arbeit Ihrer WBL und macht die Stelle darüber hinaus noch besonders attraktiv.

5. Bieten Sie Aufstiegsmöglichkeiten

Auch wenn Sie Ihre WBL gern so lange wie möglich in dieser Funktion behalten möchten, sollten Sie dennoch Aufstiegsmöglichkeiten anbieten. Denn es ist besser, Ihre WBL bleibt ggf. als stellvertretende PDL oder PDL in Ihrer Einrichtung oder bei Ihrem Träger, als dass Sie sie komplett an eine andere Einrichtung verlieren. Ermöglichen Sie Ihren WBL also auch die Weiterbildung zur PDL. So binden Sie sie an Ihre Einrichtung und bauen sich gleichzeitig eine Führungsreserve der PDL-Stelle auf.

Fazit

Es liegt absolut in Ihrem Interesse, starke Wohnbereichsleitungen zu haben. Denn es sind die WBL, die Ihrer PDL und somit auch Ihnen den Rücken frei halten.