Notfallmanagement in der Pflege

Bei einem Notfall kann es um Leben und Tod gehen.
Junger Mann sitzt auf einem hellen Sofa und hält einen retro weißen Wecker in der einen und einen roten Notfallkoffer in der anderen Hand. Der Mann trägt ein rosa T-Shirt und eine salbeifarbene Hose. Neben ihm auf dem Sofa liegt ein Blutmessgerät. Hinter ihm zu sehen ist ein Regal mit bunten Vasen und eine grüne Zimmerpflanze.
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Inhaltsverzeichnis

Da das Notfallmanagement ein wichtiger Bestandteil des einrichtungsinternen Qualitätsmanagements ist, verfügt jede medizinische Einrichtung (z. B. Krankenhaus, ambulanter Pflegedienst, Seniorenpflegeeinrichtung usw.) über ein Notfallmanagement oder ein Pflegehandbuch. Hier wird den Pflegekräften genau vorgegeben, wie sie sich bei medizinischen und nicht medizinischen Vorfällen zu verhalten haben – Stichwort: Notfallsituation. Ebenso ist eine genaue Ausführung der Notfallprävention im Notfallmanagement zu finden, um eine Notfallsituation für Pflegekraft und Pflegekunden zu verhindern. Natürlich beinhaltet es auch Teile des Brandschutzes und eine Reihe allgemeiner Empfehlungen, genauso wie die Aufarbeitung bereits passierter Notfälle.

Grundsätzliches für effizientes Notfallmanagement Pflege

Damit eine Pflegekraft auf einen Notfall effizient reagieren kann, muss sie das Krankheitsbild des Pflegekunden genau kennen. Sie muss wissen, welche Notfälle bei dem Patienten auftreten können und welche Hilfsmittel ihr im Ernstfall zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sollte die Pflegekraft fähig sein, die richtigen Maßnahmen bei subakuten und akuten Notfällen, wie auch nicht-medizinischen Notfällen zu treffen. Des Weiteren ist für ein effizientes Notfallmanagement wichtig, dass die Pflegekraft konsequent mit dem Arzt zusammenarbeitet, denn nur ein konstanter Informationsaustausch stellt sicher, dass die Pflegekraft im Ernstfall richtig reagieren kann. Des Weiteren hat die Pflegekraft dafür zu sorgen, dass die notwendigen Bedarfsmedikamente, Notfalldevices und Notfallutensilien im Ernstfall zur Verfügung stehen.

Wie muss die Zusammenarbeit der Pflegekräfte mit dem Arzt aussehen?

Eine Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten des geriatrischen Patienten ist unbedingt sicherzustellen. Die Pflegekraft hat die Einhaltung der ärztlichen Anordnung zu überwachen. Kommt es zu Änderungen der Symptomatik des Patienten, sind diese unverzüglich dem Arzt mitzuteilen, damit dieser seine Verordnung anpassen kann. Hat der Arzt dem Patienten individuelle Notfallmedikamente verschrieben, sind diese von der Pflegekraft griffbereit zu verwahren und bei einem Notfall entsprechend der Verordnung zu verabreichen. Gibt es eine Patientenverfügung, ist diese kritisch zu prüfen. Die Pflegekraft sollte die Inhalte mit dem Hausarzt und ihrem Vorgesetzten besprechen, um zu klären, wie genau im Falle eines vital bedrohenden Notfalls verfahren werden darf.

Notfallstandards erstellen: Was ist wichtig?

Der Pflegedienst oder die Seniorenpflegeeinrichtung muss für alle akuten und subakuten Notfälle Standardpflegeanweisungen erstellen. Hierbei muss der komplette Handlungsablauf einschließlich aller Maßnahmen detailliert aufgeschlüsselt werden.

  1. Damit alle Mitarbeiter auf demselben Kenntnisstand sind, sind einmal jährlich Notfallschulungen durchzuführen. Die Fortbildungen sollten möglichst auch praktische Übungen beinhalten, damit sich die neuen Verfahrensweisen und Techniken leichter im Gedächtnis der Pflegekräfte verfestigen.
  2. Alle wichtigen Telefonnummern sollen griffbereit platziert werden, damit im Ernstfall nicht unnötig Zeit verloren geht, um danach zu suchen.
  3. Mindestens 1x jährlich sollten die Mitarbeiter Fortbildungen im Bereich Reanimation absolvieren, damit alle Kenntnisse über die aktuellen Reanimationsleitlinien aufgefrischt werden. Dazu gehören auch praktische Übungen.
  4. Achtung, eventuelle Wissenslücken bei einer Pflegekraft sind vor dem Einsatz am Patienten unbedingt zu schließen.
  5. Es empfiehlt sich die Bestimmung eines Bereitschaftsdienstes, der 24 Stunden erreichbar sein muss. Sollte dieser nicht erreichbar sein, muss schriftlich festgehalten werden, was die Pflegekraft dann zu tun hat.
  6. Alle Pflegekräfte müssen in die Nutzung der Geräte eingewiesen sein. Nur Fachpersonal darf zur Betreuung von schwerkranken geriatrischen Patienten abgestellt werden, die auf Devices, wie z. B. Dauerkatheder oder Beatmungsgeräte angewiesen sind.
  7. Die Personen, die zur Einweisung der Geräte berechtigt sind, sollten direkt benannt werden.
  8. Müssen Patienten beatmet werden, darf das Personal nur Änderungen der Beatmungsparameter durchführen, wenn der behandelte Arzt das schriftlich angeordnet hat.
  9. Regelmäßige anlass- und situationsbezogene Mitarbeiterschulungen sind Pflicht.
  10. Pro Schicht muss mindestens einmal die Funktion der Beatmungsgeräte und Zusatzgeräte (Absauggerät) kontrolliert werden. Es ist zu überprüfen, ob ein Zweitbeatmungsgerät notwendig ist, für den Fall, dass der Patient auf eine Teilbeatmung angewiesen ist.
  11. Wissenswert: Hierbei kann es sich um eine Einzelfallentscheidung handeln, die von der Krankenkasse individuell überprüft wird.
  12. Bei Patienten, die beatmet werden müssen, muss immer eine Notfallausstattung vorhanden sein.
  13. Vermeidung von Stolperfallen
  14. Die medizinischen Geräte müssen nachweißlich gewartet sein (Aufkleber und Dokumentation)

Wissenswert

Für alle medizinischen und nicht medizinischen Notfälle sind individuelle auf die Pflegeeinrichtung abgestimmte Ablaufschemata einzeln festzulegen. Dabei sollten unbedingt die vom Gesetzgeber vorgegebenen Richtlinien und die aktuell geltenden medizinischen Standards eingehalten werden. Das oberste Ziel dabei ist immer, die Vitalfunktion des Patienten zu erhalten, vorhandenes Notfallzubehör zu organisieren, einen Notruf abzusetzen und/oder den behandelnden Arzt zu verständigen.

Achtung

Alle standardisierten Notfallpläne sind regelmäßig zu überprüfen und kontinuierlich in festen Abständen zu evaluieren. Das bedeutet, dass alle Notfallstandards in der Seniorenpflegeeinrichtung in festen Intervallen konstant auf ihre Aktualität zu überprüfen sind. Sollten Notfallstandards fehlen, weil sich z. B. das Krankheitsbild des Patienten verändert hat, sollte diese Lücke durch das Erstellen neuer Notfallstandards geschlossen werden.

Der Aufbau eines Notfallmanagements

Medizinische Notfälle

TrachealkanülenzwischenfallHier müssen für jeden Patienten individuelle Notfallstandards erstellt werden, was zum Beispiel im Falle einer Dislokation/Dekanülierung zu passieren hat.
BeatmungszwischenfälleErstellen von Notfallstandards für alle möglichen Beatmungszwischenfälle (individuell für jeden Patient).

Notfallstandards für gehäuft in der Pflegeeinrichtung vorkommenden Krankheitsbilder, z. B.

Wie verhält sich eine Pflegekraft im Notfall richtig?

Bei allen Notfallmaßnahmen im medizinischen Bereich ist das oberste Gebot, die Vitalfunktion des geriatrischen Patienten zu erhalten. Die Pflegekraft muss erst einmal den Patienten angemessen lagern bzw. sichern, sollte dieser bewusstlos sein. Zeigt der Patient die Anzeichen eines Kollapses oder Schocks, ist dessen Kreislauf aufrecht zu erhalten. Anschließend wird abhängig vom Notfall die Rettungsleitstelle oder der Hausarzt einschließlich der verantwortlichen Pflegefachkraft informiert. Nun sollte der Transport des Patienten vorbereitet werden. Ist der Notarzt endlich angekommen, wird dieser empfangen und entsprechend geleitet. Zum Abschluss müssen durch die Seniorenpflegeeinrichtung natürlich die Angehörigen informiert werden. Das Eigentum des Patienten ist bis zu seiner Rückkehr sicher zu verwahren.

Wissenswert

Gibt es eine Patientenverfügung, ist diese natürlich einzuhalten bzw. zu beachten.

Nicht medizinische Notfälle (z. B. Brand, Stromausfall, Wasserschaden)

Nicht medizinische Notfälle stellen für die Pflegekraft ebenfalls eine Situation dar, auf die sie effizient und schnell reagieren muss, da diese sich zu einer bedrohenden Situation für den Patienten entwickeln kann, weil z. B. das Beatmungsgerät aufgrund eines Stromausfalls seinen Dienst versagt.

Alle Mitarbeiter der Pflegeeinrichtung müssen die vom Haus vorgegebenen Verhaltensregeln/ Arbeitsanweisungen bei nicht medizinischen Vorfällen kennen. Zudem müssen die örtlichen Gegebenheiten bekannt sein, z. B.

Wo sind die Hauptwasserhähne?
Wo sind die Hauptsicherungskästen und wie viele gibt es?
Wie verlaufen die Fluchtwege?
Wo sind die Treffpunkte nach einer Evakuierung?
Wie hat eine Evakuierung zu erfolgen?

Achtung!

Alle Mitarbeiter sollten auch in nicht-medizinischen Notfällen regelmäßig unterwiesen werden.

Notfallmaßnahmen bei einem Stromausfall

Grundsätzlich sollten auf Station je nach Größe

Immer 2-3 oder mehr Taschenlampen vorhanden sein.
Externe Batterien oder Akkus für Beatmungsgeräte vorhanden sein. Diese müssen über eine so große Kapazität verfügen, dass die Beatmungsgeräte mindestens fünfzehn Stunden betrieben werden können.
Es sollten auch batteriebetriebene Notfallgeräte vorhanden sein.
Installierte und funktionierende Notfallbeleuchtung
Sekundärer Stromkreis
Meldung bei den Standwerken hinterlegen
Sicherungskasten überprüfen usw.

Wissenswert

Wie das Notfallmanagement bei einem Stromausfall aussehen kann, hängt von der Senioreneinrichtung ab.

Notfallmanagement im Brandfall

Im Notfallmanagement sind auch Verfahrensanweisungen für den Fall eines Brandes festzulegen, z. B. Evakuierungsplan
Brandschutzhelfer bestimmen
Vorhandensein von Rauchmeldern
Vorhandensein von funktionstüchtigen Feuerlöschern
Ausreichend gekennzeichnete Fluchtwege
Das Erstellen von Alarm- und Einsatzplänen
Brandbeauftragten benennen

Notfallmanagement bei Wasserschaden

Pflegekräfte sollten die Räumlichkeiten gut kennen und wissen, wo sich der Hauptwasserhahn befindet.

Notfallmanagement: Die Dokumentation und Kommunikation

  • Eine kontinuierliche Kommunikation zwischen den Pflegekräften, den verschiedenen Teams, den Therapeuten und Ärzten ist eine Grundvoraussetzung für die adäquate Umsetzung eines Notfallmanagements.
  • Die Pflegekraft darf ärztliche Anordnungen nur direkt vom Arzt entgegennehmen. Diese müssen schriftlich in der Pflegeakte dokumentiert werden.
  • Im Notfallmanagement müssen klare und einheitliche Vorgaben gemacht werden, was alles von der Pflegekraft in welcher Form dokumentiert werden muss.

Wie können abgelaufene Notfälle aufgearbeitet werden?

Jeder Notfall muss in der Patientenakte detailliert dokumentiert werden.

Nach einem Notfall hat immer ein Debriefing bzw. eine individuelle Situationsanalyse zu erfolgen. Als Konsequenz darauf hat eine Überarbeitung vorhandener Notfallstands zu erfolgen. Fehlende Notfallstandards sind zu ergänzen.

Notfallschulungen: Was können mögliche Inhalte sein?

In der Regel sind Notfallschulungen in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen in groben Zügen einschließlich identisch Der Pflegekraft werden während der Schulung verschiedene Situationen mit den dazugehörigen Notfallmaßnahmen vorgestellt, die im Ernstfall zu ergreifen sind.

Üblicherweise wird bei einem Notfall folgendermaßen vorgegangen:

  1. Von welcher Grunderkrankung oder Verletzung (z. B. Unterkühlung, Vergiftung, Hitzeerschöpfung usw.) bzw. von welchem Notfall ist der Patient betroffen und welche Symptome zeigt er?
  2. Welche Notfallmaßnahmen schreibt das Pflegehandbuch bzw. Notfallmanagement in so einem Fall vor?
  3. Ist der Patient bei Bewusstsein?
    1. Zeigt der Betroffene Störungen des Bewusstseins ist er in eine stabile Seitenlage zu bringen. Bis der Notarzt eintrifft ist dessen Kreislauffunktion zu überwachen (z. B. Atmung, Blutdruck usw.)
    2. Setzt die Atmung des Patienten aus bzw. zeigen sich Störungen der Atmung und ist kein Herzschlag wahrzunehmen, hat sofort eine Herz-Kreislauf-Wiederbelebung zu erfolgen.
    3. Sind beim Betroffenen die Symptome eines Schocks wahrzunehmen, ist er sofort in eine Schocklage zu bringen (Beine höher lagern als das Herz, damit das Blut zurückfließen kann.) Die Pflegekraft hat die Atmung und die Kreislauf-Parameter des Patienten zu überwachen, bis der Notarzt vor Ort ist.

Je nach Pflegeeinrichtung müssen grundsätzliche Notfallmaßnahmen (Herz-Kreislauf-Wiederbelebung, stabile Seitenlage usw.) in einer Schulung mindestens einmal jährlich wiederholt werden.

Wissenswert

Viele Notfallmaßnahmen bleiben trotz unterschiedlicher Grunderkrankungen identisch.

Welche Ziele hat ein professionelles Wundmanagement?

Das professionelle Wundmanagement hat verschiedene Ziele:

Standardisierung der und der hierfür verwendeten Materialien.
Wirtschaftlicher Einsatz von Wundversorgungsmaterialien.
Einsatz mehrerer Wundversorgungsexperten (z. B. Arzt, examinierte Pflegekraft usw.) für die optimale Versorgung des Patienten.

Wissenswert

Durch einen abgestimmten Therapieplan wird eine optimale und effiziente Wundversorgung garantiert.

Wundversorgung: die Präambel

  • Auf Station liegen die Durchführung und die Verantwortung der Wundversorgung in der Hand der Pflegekräfte und des Arztes.
  • Erst durch die Einführung eines Wundmanagementkonzepts wird ein wirtschaftlicher, phasengerechter und gezielter Einsatz von pflegenden und ärztlichen Mitarbeitern möglich.
  • Des Weiteren stellt die Verwendung von modernen Wundversorgungsprodukten eine hohe Kostentransparenz sicher.

Effizientes Wundmanagement: die Organisation

Pro Station wird ein zertifizierter Wundexperte zugewiesen. Dieser ist direkt der Stationsleitung unterstellt. Das konsiliarische Wundmanagement ist wiederum nur der Pflegedirektion Rechenschaft schuldig. Es hat die Hauptaufgabe dafür zu sorgen, dass die pflegerische Zielsetzung der Seniorenpflegeeinrichtung zu 100 % umgesetzt wird.

Die Behandlung der Wunden wird durch die zuständige Station durchgeführt. Dabei übernimmt der zertifizierte Wundexperte einen beratenden Part und spricht Empfehlungen aus, wie akute oder chronische Wunden zu behandeln sind. Der bzw. die Wundexperten sind auch diejenigen, die in Absprache mit dem Arzt die Wundvisite durchführen. Der Therapieplan muss vom Arzt regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden.

Wie läuft eine Wundversorgung ab?

Die Beurteilung der Wunde erfolgt durch den behandelnden Arzt. Dieser muss die Fotodokumentation überprüfen einschließlich der Laborwerte des Patienten und wirft dabei einen Blick auf die sogenannten Nebendiagnosen. Hierfür wird der Arzt ein Gespräch mit dem Betroffenen und dessen sozialem Umfeld (z.B. Ehepartner, Enkel, Kinder usw.) führen.

Wundmanagement: die Durchführung

Damit Veränderungen der Wundsituation bzw. Wunden rechtzeitig wahrgenommen werden können, müssen die kritischen Hautareale bei potenziell gefährdeten Patienten entsprechend des Therapieplans in regelmäßigen Abständen überprüft werden.

Die Wundanalyse/Wundanamnese

  • Die Ursache für die Entstehung der Wunde muss ermittelt werden.
  • Von welchen Beeinträchtigungen und Vorerkrankungen ist der Patient betroffen? Wie ist die bisherige Therapie verlaufen?
  • Wie ist der Zustand der Wunde? Gibt es bereits Anzeichen einer Heilung?
  • Anschließend muss der Zustand in der Patientenakte genau dokumentiert werden.

Wie kann die lokale Behandlung bei einer speziellen Wundsituation aussehen?

  • Die Wunde ist zu reinigen, um Infektionen zu vermeiden.
  • Ist die Wunde bereits infiziert, muss eine sofortige Bekämpfung der Infektion erfolgen.
  • Die Wundversorgung hat phasengerecht zu erfolgen.
  • Auch Kausaltherapien sind bei der Versorgung lokaler Wunden effektiv.