Arteriosklerose bei Senioren: Diagnostik und Therapie in der Pflege

Die häufige Erkrankung bei Senioren in der Pflege richtig behandeln
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Inhaltsverzeichnis

Wenn die Arterien verkalken

Bei der Erkrankung der Arteriosklerose sind die Arterien durch Ablagerungen verengt. Das führt zu einer eingeschränkten bzw. unterbrochenen Versorgung mit Blut. Das Infarkt-Risiko steigt!

Arteriosklerose und Atherosklerose: Erstere bezeichnet eine ganze Gruppe von Erkrankungen der arteriellen Blutgefäße. Darunter ist die häufigste Erkrankung die Atherosklerose.

Wissenswert:

Vor allem ältere Menschen haben aufgrund ihres Lebensstils (Risikofaktoren sind fettreiche Ernährung, Rauchen usw.) und/oder mangelnde Bewegung ein größeres Arteriosklerose-Risiko!

Was ist eine Arteriosklerose?

Die Arteriosklerose ist eine Erkrankung der Blutgefäße. Die Arterien und Blutgefäße stellen sicher, dass das Gewebe, das Herz, die Muskeln und alle Organe mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden. Bei einer Arteriosklerose lagern sich Kalk, Blutfette, Bindegewebe und Blutgerinnsel (Plaques) an den Gefäßwänden ab.

Wissenswert:

Eine Arteriosklerose kann in allen Bereichen des Körpers entstehen. Meist sind jedoch die Gefäße in den Beinen, im Hals, im Becken oder im Herzen betroffen. Vor allem physikalisch bedingte Schwachstellen, wie z. B. Gefäßverzweigungen, sind überwiegend die Stellen, an denen sich eine Arterienverkalkung bilden kann.

Was passiert bei einer Arteriosklerose?

Durch eine Arteriosklerose werden die Blutgefäße nicht nur enger, sondern verlieren auch an Elastizität. Der Blutfluss wird dadurch deutlich schlechter, es folgen Durchblutungsstörungen. Direkt an den Ablagerungen, den sogenannten Plaques, können sich Blutgerinnsel bilden. Ist das der Fall, handelt es sich um eine Folgeerkrankung, die Thrombose. Diese kann zu einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt führen. Des Weiteren schwächt eine Arteriosklerose die Gefäßwände. Das kann dazu führen, dass es zu einem Aneurysma kommt.

Welche Symptome zeigt eine Arteriosklerose?

Eine Arteriosklerose kann sich über Jahre, wenn nicht sogar über Jahrzehnte entwickeln. Diese Gefäßkrankheit fängt meist schon im Jugendalter an. Im Alter von 30 bis 40 Lebensjahren zeigen sich die ersten Beschwerden. Allerdings werden diese oft nicht wirklich ernstgenommen. Sie werden meist auf eine Überarbeitung geschoben. Erst in einem höheren Alter treten die Symptome deutlicher auf. Welche das sind, hängt davon ab, wo im Körper die Gefäße verengt sind.

Die Symptome bei verengten Herzkranzgefäßen

Sind die Herzkranzgefäße verengt (KHK (Koronare Herzkrankheit)), ist die Durchblutung des Herzmuskels schlechter. Die KHK kann sich über verschiedene Symptome ankündigen:

  • Engegefühl/Brustschmerzen in der Brust (Angina Pectoris)
  • Schwindel
  • Niedriges Leistungsniveau
  • Übelkeit
  • usw.

Achtung, kommt es bei einer KHK zu einem Blutgerinnsel, kann es aufgrund der sowieso schon verengten Herzkranzgefäße zu einem Herzinfarkt kommen.

Arteriosklerose in der Halsschlagader

Ist die Halsschlagader von einer Gefäßverkalkung betroffen, steigt das Apoplex-Risiko (Schlaganfall).

Gefäßverkalkung in den Beinen oder im Becken

Sind Arterien in den Beinen oder im Becken verengt, nennt sich das periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz PAVK. Hier kann es zu einer Durchblutungsstörung in den Waden und/oder den Oberschenkeln kommen. Nach kurzen Wegstrecken haben Betroffene mit starken Muskelschmerzen zu kämpfen.

Arteriosklerose in den Gefäßen der Nieren

Sind die Nierengefäße von einer Gefäßverkalkung betroffen, kann es zu Bluthochdruck oder einer Einschränkung der Nierenfunktion kommen. Schlimmstenfalls versagen die Nieren komplett.

Wie entsteht eine Arteriosklerose?

Warum genau bzw. wie eine Arteriosklerose entsteht, ist noch nicht wissenschaftlich belegt. Allerdings gehen Wissenschaftler davon aus, dass eine Schädigung der Gefäßwände eine der möglichen Ursachen sein kann. Durch diese Veränderung bildet sich eine Flüssigkeitsansammlung, die die Ursache ist, dass sich Kalk- und Fettpartikel an den Gefäßen ablagern. Jedoch gibt es zur Entstehung von Arteriosklerose noch eine Reihe weiterer Theorien.

  • Lipoprotein-induced-atherosclerosis Hypothese
  • Response-to-injury-Hypothese
  • Infektionshypothese

Welche Risikofaktoren begünstigen das Entstehen einer Arterienverkalkung?

  • Erhöhte Cholesterinwerte
  • Kalorien- und fettreiche Ernährung
  • Bewegungsmangel
  • Erhöhter Blutdruck
  • Rauchen
  • Chronisches Nierenversagen
  • Diabetes Mellitus
  • Gicht
  • männliches Geschlecht
  • Arthritis
  • Schilddrüsenüberfunktion

Arteriosklerose: die Diagnostik

Bei der Arteriosklerose-Diagnostik wird der Arzt den Patienten zunächst nach seinen Lebensgewohnheiten befragen. Er will wissen, ob es eventuelle Grunderkrankungen gibt. Des Weiteren fragt der Arzt danach, ob sich der Patient ausreichend bewegt, sich gesund ernährt oder raucht. Es erfolgt auch eine Blutuntersuchung, um zu überprüfen, ob sich die Blutzucker- und die Cholesterinwerte auf einem normalen Level bewegen. Gleichzeitig notiert sich der Arzt das Körpergewicht des Patienten und misst den Blutdruck und dessen Bauchumfang.

Des Weiteren wird der Arzt bei der Arteriosklerose-Diagnostik darauf achten, ob bereits eventuelle durch die Gefäßverkalkung bedingte Folgeerkrankungen aufgetreten sind. Nachfolgend eine Auflistung von Untersuchungen, die im Falle einer Arteriosklerose erfolgen können.

  • Auskultation: Der Arzt hört den Patienten mit einem Stethoskop ab, um zu überprüfen, ob unnormale Strömungsgeräusche von der Arterie oder dem Herzen zu hören sind.
  • Ist davon auszugehen, dass die Halsschlagader verengt ist, führen Ärzte eine sogenannte Dopplersonografie durch.
  • Geht der Arzt davon aus, dass eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegt, wird der Arzt auf ein Belastungs-EKG bestehen. Alternativ kann es auch ein intrakoronarer Ultraschall sein, um den Zustand der Innenwände der Herzkrankgefäße zu überprüfen.
  • Wird eine PAVK vermutet, wird der Arzt prüfen, wie lange der Patient schmerzfrei gehen kann.
  • Steht im Raum, dass der Patient von einer Verkalkung der Nierenarterien betroffen ist, wird die Funktion der Nieren mittels Untersuchungen des Blutes und des Urins überprüft.

Wissenswert:

Leidet ein Patient unter Impotenz, kann das eine Folgeerscheinung einer Arterienverkalkung sein.

Weitere Untersuchungen, die bei der Arteriosklerose-Diagnostik durchgeführt werden können, sind:

  • Röntgenuntersuchungen
  • Magnetresonanztomografie

Therapie: Wie wird Arteriosklerose behandelt?

Zur Behandlung und Therapie von Arteriosklerose gibt es zur zwei Möglichkeiten, operativ und medikamentös. Welche Therapieform beim Patienten zur Anwendung kommt, hängt vom Ausmaß der Gefäßerkrankung ab.

Änderung des Lebensstils

Wer zu den Risikogruppen gehört und/oder bereits von Arteriosklerose betroffen ist, kann mit der Veränderung seines Lebensstils bereits viel erreichen. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass sich die Ablagerungen während des Anfangsstadiums sogar noch zurückbilden können. Ebendarum ist es so wichtig, auf ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung zu achten.

Tipp

Patienten, die unter einem hohen Cholesterin Spiegel leiden, sollten eine cholesterinsenkende Diät ausprobieren. Sollte der Patient übergewichtig sein, ist eine Diät ratsam, um überschüssige Pfunde abzubauen. Mit dem Rauchen aufhören, ist wichtig!

Behandlung der Grunderkrankungen (z. B. Diabetes, Bluthochdruck)

Blutdruck- und cholesterinsenkende Medikamente (wie z. B. Cholesterin-Resorptionshemmer, Statine, CSE-Hemmer, ACE-Hemmer usw.), können das Arteriosklerose-Risiko effektiv senken.

Wie wird eine fortgeschrittene Arterienverkalkung behandelt?

Für die Behandlung einer fortgeschrittenen Arteriosklerose kommen üblicherweise dieselben Medikamente zum Einsatz, wie bei der Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen. Diese Medikamente wirken aktiv auf die körpereigene Blutgerinnung ein, um die Entstehung einer Thrombose zu verhindern.

Beispiel:

  • Clopidogrel
  • Acetylsalicsäure

Welche chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten stehen bei der Arteriosklerose offen?

Ist die Arteriosklerose schon soweit fortgeschritten, dass ein Verschluss droht, erfolgt meist eine operative Behandlung. Welche Operationsmethode zur Anwendung kommt, hängt von der Art und dem Schweregrad der Arteriosklerose ab.

  • Karotisstenose: Bei einer verengten Halsschlagader besteht Lebensgefahr. Aus diesem Grund wird in der Regel immer ein operativer Eingriff durchgeführt. Bei der Karotisstenose schabt der Arzt das betroffene Gefäß frei.
  • Bypass: Der Arzt nutzt eine Gefäßprothese oder entnimmt eine körpereigene Vene, um für eine Umleitung der Engstelle zu sorgen.
  • Ballonerweiterung: In die betroffene Vene wird ein sogenannter Ballonkatheter eingebracht. Dieser wird bis zur betroffenen Stelle vorgeschoben und vorsichtig aufgeblasen, um das Gefäß zu erweitern. Ist das Risiko gegeben, dass sich das Gefäß bzw. die Arterie erneut verschließt, wird ein Stent eingesetzt.

Arteriosklerose: Wie ist der Krankheitsverlauf?

Die Prognose und der Verlauf der Gefäßkrankheit werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst:

  • Inwieweit wurden die Risikofaktoren reduziert? (Übergewicht, Rauchen, Behandlung der Grunderkrankungen usw.)
  • Wo ist der Gefäßverschluss und wie stark ist dieser ausgeprägt?
  • Wie ist es um den Gesundheitszustand des Patienten bestellt? Hat er bereits schon einmal einen Herzinfarkt erlitten?

Arteriosklerose Patienten in der stationären/ambulanten Pflege

Fakt ist, dass es auch für unerfahrene Pflegekräfte äußerst schwierig ist, die Anzeichen einer Arteriosklerose frühzeitig zu erkennen, denn der Krankheitsverlauf ist oft schleichend. Zudem lassen sich viele Symptome nicht eindeutig einer Arterienverkalkung ordnen. Warum? Zu körperlichen und kognitiven Ausfällen kann es auch aufgrund einer altersbedingten Degeneration kommen.

Arteriosklerose in der Pflege: Grundsätzliches

  • Unabhängig, ob in der ambulanten oder in der stationären Pflege, der betroffene Patient sollte ausdrücklich darauf hingewiesen werden, welche Folgen sein ungesunder Lebenswandel haben kann. Trotzdem dürfen zu betreuende Patienten nicht bevormundet werden, denn es steht ihm zu, so ungesund zu leben wie er will.
  • Pflegekräfte sollten eng mit dem Hausarzt zusammenarbeiten, denn er ist manchmal oft die einzige Person, die aktiv auf den Patienten einwirken kann.

Was sind die Ziele bei der Pflege von Arteriosklerose Patienten?

  • Schnelles Erkennen von Durchblutungsstörungen und rechtzeitiges Behandeln.
  • Den Bewohnern die Ursache und die Gefahr von Arteriosklerose verdeutlichen, so dass dieser entsprechend darauf reagieren kann.
  • Die Symptome der Erkrankung sollen durch eine fachgerechte und spezifische Pflege abgemildert werden.
  • Schmerzfreiheit beim Patienten
  • Das Vermeiden von Folgeerkrankungen, wie z. B. PAVK, KHK, Aortenaneurysma, Zerebralsklerose, Angina abdominalis, Schlaganfall, Angina Pectoris, Herzinfarkt usw.

Wissenswert:

Ist ein Patient neben Arteriosklerose noch von einer oder zwei der vorher genannten Erkrankungen betroffen, ist es nur noch eine Frage der Zeit. Über kurz oder lang wird er weitere Krankheiten aus unserer Auflistung entwickeln.

Pflege von Arteriosklerose-Patienten: Auf welche Risikofaktoren muss eine Pflegekraft achten?

  • Familiäre Belastung
  • Hyperlipidäme (leicht erhöhter Cholesterinspiegel)
  • Hohes Alter
  • Hyperfibrinogenämie
  • Flüssigkeitsunterversorgung
  • Toxine
  • Jahrelange Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
  • Hypoxie
  • Psychischer Stress

Tipp:

Bei der Betreuung von geriatrischen Patienten sollte die Pflegekraft auf folgende Symptome achten:

Beispiel:

Augenflimmern + Apoplexie + Gedächtnislücken + Ohrensausen + Kopfschmerzen + einseitiges Druckgefühl + Schwindel + klopfende Arterien am Hals oder Kopf können für eine Sklerose der Hirnarterie sprechen.

Achtung

Infolge einer Arteriosklerose kann es zu einer sogenannten Multiinfarkt-Demenz kommen. Das bedeutet, der Patient erleidet eine Reihe mehrerer kleinerer Schlaganfälle. Mit steigender Anzahl nimmt der Verlust der mentalen Fähigkeiten zu. Wichtig, diese Symptome sind oft kaum von den Anzeichen von Morbus Alzheimer zu unterscheiden.

Wissenswert

Eine Minderdurchblutung des Gehirns kann sich auch durch eine Wesensveränderung beim Patienten manifestieren. Anzeichen hierfür können eine Affektlabilität sein, wie auch depressive Verstimmungen. Auch epileptische Anfälle können Betroffene entwickeln.

Weitere Symptome, die von einer Arteriosklerose betroffenen Patienten auftreten können sind:

  • PAVK
  • Schmerzende Beine (Anfangs nur bei Belastung, später auch in der Ruhe)
  • Kalte Füße
  • Deutliche Veränderungen der Hautfarbe (Die Haut des Patienten wird blass-bläulich.)
  • Die Venen des Patienten sind blutarm.
  • In den Beinen ist der Puls schwächer wahrzunehmen.
  • Der Patient zeigt eine schlechte Wundheilung.

Welche Pflegemaßnahmen sind bei Arteriosklerose-Patienten sinnvoll?

  • Überwachung der Vitalwerte
  • Der Patient muss über seine Erkrankung und der dadurch möglichen Bedrohung für sein Leben informiert werden. Ihm sollte angeraten werden, seinen bisherigen Lebensstil zu überdenken.
  • Dem Seniorenpflegeheimbewohner sollte nahegelegt werden, sich ausreichend zu bewegen. Vielleicht gibt es in der Einrichtung ein Sportprogramm, an dem er regelmäßig teilnehmen kann.

Tipp

Um dem Patienten zu mehr Bewegung zu animieren sollte er falls notwendig mit entsprechenden Gehhilfen versorgt werden.

Ist der Patient nicht mehr zu aktiver Bewegung fähig, sollte die Pflegekraft oder ein beauftragter Physiotherapeut für eine passive Durchbewegung des Betroffenen sorgen – Stichwort: Kontrakturenprophylaxe.

  • Verletzungen der Extremitäten können für Arteriosklerosepatienten äußerst heikel werden. Darum sollte die Pflegekraft beim Schneiden der Nägel äußerst vorsichtig sein.
  • Kam es zu Blessuren und Verletzungen beim Patienten, dann muss die Pflegekraft deren Abheilung lückenlos überwachen.
  • Die Pflegekraft muss darauf achten, dem zu Betreuenden immer passende Socken und Schuhwerk anzuziehen. Bei Arteriosklerose Patienten dürfen weder Schuhe noch Strümpfe einengen bzw. einschneiden.
  • Eine Wärmebehandlung der Füße darf nicht durchgeführt werden.
  • Gehen Arteriosklerose-Patienten im Winter nach draußen, muss die Pflegekraft entsprechend darauf achten, dass der Patient richtig angekleidet ist. Die Extremitäten müssen unbedingt vor einer Auskühlung geschützt werden.