Skoliose im Alter: Formen und Ursachen der Wirbelsäulenverkrümmung

Das ist bei der Pflege von Skoliose-Patienten zu beachten
Das Bild zeigt eine Frau mit dem Rücken zur Kamera. Sie trägt keine Kleidung und ihre Wirbelsäule und Rippenbogen sind unter der Haut zu erkennen.
©Ralf Geithe - stock.adobe.com
Inhaltsverzeichnis

Rückenprobleme sind für Patienten immer belastend, da durch die Erkrankung deren Lebensqualität maßgeblich beeinträchtigt wird. Von altersbedingten Verschleißerscheinungen über MS (Multiple Sklerose), angehendem Herzinfarkt bis hin zu Parkinson: Die Ursachen für Rückenleiden können vielfältigen Ursprungs sein. Manchmal haben sie ihren Ursprung schon in der Jugend – Stichwort: Skoliose.

Was ist eine Skoliose?

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine links- oder rechtskonvexe Wirbelsäulenverkrümmung. Dabei können einzelne Wirbel und Wirbelkörper der Wirbelsäule komplett verdreht sein und eine auffällige Torsion (Krümmung) zeigen.

Wissenswert

Während des Anfangsstadiums verursacht eine Skoliose meist keine Beschwerden. Die Erkrankung wird eher zufällig entdeckt.

Welche Ursachen können das Entstehen begünstigen?

Es gibt eine Vielzahl an Ursachen, die zu einer Skoliose führen können:

  • Medizinische Therapien (z. B. Strahlentherapie)
  • Angeborene Fehlbildung
  • Geschädigte Muskeln (Unfall)
  • Muskelschwäche (Bewegungsmangel oder Erkrankung)
  • Schädigung der Nerven (Unfall)
  • Div. Erkrankungen, wie z. B. Parkinson
  • Systemerkrankungen, wie z. B. eine Osteogenesis Imperfecta oder eine Neurofibromatose.
  • Eine gestörte Statik (z. B. unterschiedlich lange Beine), können durch das schiefstehende Becken ebenfalls das Entstehen einer Skoliose begünstigen.

Wissenswert

  • Eine Skoliose kann bereits bei Babys auftreten. Hier kommt es zu den ersten Symptomen jedoch im angehenden Teenager-Alter (10-12 Jahren). Während dieser Zeit zeigen sich bei den Betroffenen auch meist keine Schmerzen.
  • In der Regel kann die Ursache einer Skoliose oft nicht geklärt werden. Ist das der Fall, wird die Wirbelsäulenverkrümmung idiopathische Skoliose genannt.

Achtung

Wird eine Skoliosen nicht behandelt, kommt es zu einer verstärkten Abnutzung, wodurch mit steigendem Lebensalter die Beschwerden zunehmen. Zudem kommt es durch die Wirbelsäulenverkrümmung zu einer unnötigen Belastung der inneren Organe, wie z. B. Herz, Magen, Darm usw.

Funktionelle skoliotische Fehlhaltung vs. Echte strukturelle Skoliose: Was sind die Unterschiede?

Ist die Wirbelsäule eines Patienten verdreht, muss es sich nicht um eine echte Skoliose handeln, da er auch von einer funktionell skoliotischen Fehlhaltung betroffen sein kann. Während bei der echten strukturellen Skoliose die Wirbelkörper eine Verdrehung oder Torsion zeigen und die Wirbelsäule dauerhaft links- oder rechtskonvex verbogen ist, kann bei einer funktionellen skoliotischen Fehlhaltung immer noch etwas getan werden, um die Wirbelfehlstellung zu beseitigen.

Was sind die verschiedenen Formen der Wirbelsäulenverkrümmung?

  • Lumbale und thorakale Skoliose: Die Wirbelsäule ist im Bereich der Lende und der Brustwirbelsäule gekrümmt.
  • Thorakale Skoliose: Die Wirbelsäulenverkrümmung liegt im Bereich der Brustwirbelsäule.
  • Thorakolumbale Skoliose: Die Verkrümmung der Wirbelsäule liegt zwischen den Lenden und der Brustwirbelsäule.
  • Lumbale Skoliose: Die Krümmung ist im Bereich der Lenden
  • Eine osteopathische Skoliose und die Fehlbildungsskoliose sind beide eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule.
  • Eine neuropathische Skoliose kann durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden, wie z. B. Poliomyelitis, infantile Zentralparese usw.

Wodurch wird eine idiopathische Skoliose ausgelöst?

Bei einer idiopathischen Skoliose handelt es sich um eine sogenannten Wachstumsdeformität. Sie entsteht vor allem während der Wachstumsphasen. Der Grund hierfür ist, dass die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule in eine Richtung schneller wachsen als in die andere wodurch es zu einer Torsion kommt. Das führt dazu, dass sich die Rotation der Wirbelsäule verändert.

Was sind typische Symptome für Skuliose?

  • Sichtbare Verkrümmung der Wirbelsäule
  • Rückenschmerzen
  • Beckenschiefstellung bzw. ein nach innengedrehtes Hüftgelenk
  • Schiefe Körperhaltung (Schräglagesyndrom)
  • Im höheren Lebensalter deutliche Leistungsminderung von Herz und Lunge

Wie läuft das Diagnoseverfahren ab?

Eine Skoliose wird üblicherweise zwischen dem zehnten und zwölften Lebensalter diagnostiziert. Genau wie bei anderen Erkrankungen, wird bei einem Verdacht erst einmal die Anamnese erfolgen, um eventuelle Beschwerden und deren Ursache zu erforschen. Mit Beendigung der Anamnese erfolgt für die weitere Diagnose die körperliche Untersuchung.

Was passiert bei der körperlichen Untersuchung?

Der Hausarzt oder Orthopäde wird bei der körperlichen Untersuchung des -Patienten als ersten den Verlauf der Wirbelsäule mit den Fingern ertasten. Meist wird hier auch der sogenannte Vorbeugetest durchgeführt. Zeigen sich Unregelmäßigkeiten, wird in der Regel für die Diagnose eine Röntgenuntersuchung angeordnet, um das Ausmaß der Skoliose zu beurteilen.

Wissenswert:

  • Anhand des Röntgenbildes misst der Arzt den Winkel der Wirbelsäulen-Verkrümmung aus. Nach Cobb muss der Winkel über sechs Grad betragen, um von einer echten Skoliose sprechen zu können.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es ohne Operation?

Bei der Therapie ist es abhängig vom Lebensalter des Patienten, welche nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen. Natürlich spielt bei der Behandlung auch das Ausmaß der Wirbelsäulenverformung eine wichtige Rolle.

Gängige Therapieformen bei Erwachsenen

Ist die Wirbelsäulenverkrümmung nicht stark ausgeprägt, ist Physiotherapie (krankengymnastische Übungen) meist ausreichend. Bei dieser Behandlungsmethode werden gezielt die Muskeln aufgebaut, die für eine aufrechte und symmetrische Körperhaltung notwendig sind.

Wissenswert

Zur Anregung der Muskelgruppen kann auch auf neurophysiologische oder Elektrostimulationsverfahren zurückgegriffen werden.

Behandlung mit Korsett

Ist die Skoliose beim Patienten schon weiter fortgeschritten (mittelschwere Verformung der Wirbelsäule), kann das Tragen eines Korsetts notwendig sein. Hier ist jedoch abzuwägen, ob das Alter des Patienten diese Therapieform noch sinnvoll macht, da sie vorwiegend in der Wachstumsphase erfolgsversprechend ist.

Wissenswert

In schweren Fällen kann die Verkrümmung nur noch operativ korrigiert werden. Damit das möglich wird, muss der Patient über eine Dehnungs- oder Extensionsbehandlung seines Rücken vorbereitet werden. 

Was passiert bei einer Skoliose-OP?

Die Wirbelsäule wird in korrekte Form gebracht und die entsprechenden Bereiche im Rücken versteift. Nach dem Eingriff muss der Patient eine entsprechende Reha durchlaufen.

Wichtig

Auch hier ist abzuwägen, ob die Operation den Patienten abhängig vom Alter zu sehr zusätzlich schwächen würde oder ob der Leidensdruck des Patienten besser mit der Gabe von Schmerzmedikamenten zu handhaben ist.

Wie läuft die Pflege von Skoliose-Patienten ab?

  • Die Pflegekraft sollte den Patienten zum rückenschonenden Bewegen anleiten. Dazu gehört z.B. aus dem Liegen sich in den Vierfüßler-Stand zu drehen und dann aufzustehen (Entlastung des Rückens).
  • Hat der Patient akute Rückenschmerzen, können zunächst Wärmflasche oder muskelentspannende Cremes Linderung bringen, ehe eine Medikamentation in Betracht gezogen wird.
  • Hat der Patient Rückenschmerzen, ist es besonders wichtig, dass dieser sich bewegt und nicht nur im Bett liegt, da die Schmerzen dadurch stärker werden. Natürlich muss die Pflegekraft währenddessen darauf achten, dass der Patient keine Schonhaltung einnimmt, da das ebenfalls die Schmerzen verschlimmern kann.
  • Zeigen sich bei Skoliose-Patienten neurologische Ausfallerscheinungen, ist sofort ein Arzt zu verständigen, da die Gefahr eines Bandscheibenvorfalls besteht.
  • Auch wenn es sich um einen älteren Menschen handelt, sollte die Pflegekraft den zu Betreuenden zumindest zu einer leichten sportlichen Aktivität anregen.

Wie jede Pflegekraft aus eigener Erfahrung weiß, können Rückenschmerzen äußerst unangenehm sein. Eben das wird es ihr leicht machen, einen guten Weg zwischen Mitgefühl und ihrer Verantwortung gegenüber dem Patienten zu finden. Austausch mit dem Patienten ist bei der sanften Mobilisierung besonders wichtig, denn dieser weiß am besten was er leisten kann.