Ganzkörperwäsche am Waschbecken: Tägliches Ritual in der Pflege

Die Durchführung der Ganzkörperwäsche am Waschbecken ist Teil der Grundpflege. Da sie einige Risiken birgt, sollte sie sorgsam erfolgen.
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Inhaltsverzeichnis

Sich zu waschen und zu reinigen ist ein menschliches Grundbedürfnis, das einen wichtigen Bestandteil der Körperpflege in der Pflege ausmacht. In der Altenpflege ist Duschen in der Regel zwei Mal pro Woche vorgesehen, alternativ wird einmal pro Woche ein Bad genommen. Da tägliches Waschen aber unabdingbar und Teil der Grundpflege ist, um einen guten Hygiene- und Pflegestandard aufrechtzuerhalten, sollte der Großteil der Körperhygiene am Waschbecken durchgeführt werden, solange der Patient nicht bettlägerig ist.

Das Waschen am Waschbecken sollte eine Ganzkörperwaschung sein und alle Körperteile berücksichtigen. Auch partielle Waschungen sind möglich, falls der Patient zum Beispiel stark schwitzt oder an Inkontinenz leidet. Sie ergänzen die Ganzkörperwäsche am Waschbecken aber nur und ersetzen die Grundpflege nicht. Als Pfleger ist die Ganzkörperwäsche am Waschbecken eine gute Gelegenheit, den Pflegebedürftigen auf Verletzungen, Wunden, Druckstellen, Verfärbungen der Haut oder ähnliches zu überprüfen. So kann durch die Körperpflege eventuellen Erkrankungen oder Infektionen vorgebeugt werden. 

Ganzkörperwäsche am Waschbecken: Aktivität fördern und Unterstützung anbieten

Durch den täglichen Gang zum Waschbecken wird der Pflegebedürftige mobilisiert. Sollte er nicht mehr aus eigener Kraft laufen können, kann er auch im Toilettenstuhl vom Bett zum Waschbecken gefahren werden. Jeden Schritt und jeden Vorgang, den der Pflegebedürftige zu seiner Ganzkörperwäsche noch selber beitragen kann, sollte er auch selber machen. Dies dient seiner Mobilisierung sowie der Stärkung seines Selbstwertgefühls.

Dem Anspruch, sich zumindest in Teilen noch selber versorgen zu können, können Pflegebedürftige bei der täglichen Waschung und Grundpflege noch gerecht werden. Viele Pflegebedürftige finden es daher auch angenehmer, sich am Waschbecken zu waschen oder gewaschen zu werden als im Bett, da dies als die aktivere Variante wahrgenommen wird.

Um den Pflegebedürftigen vor dem Waschbecken waschen zu können, sollte er sich auf einen Hocker oder einen bequemen Stuhl setzen, falls er nicht ohnehin schon im fahrbaren Toilettenstuhl sitzt. Lassen Sie den Patienten auf dem Weg vom Zimmer ins Badezimmer keinen Moment aus den Augen und geben Sie ihm stets eine Hilfestellung, wenn Sie den Eindruck haben, dass er wackelig auf den Beinen ist. Der Stuhl sollte fest auf trockenem Boden stehen, nicht wackeln und nicht rutschen.

Was sollten man beim Waschen des Pflegebedürftigen beachten?

Wichtig

Sollte der Patient während der Ganzkörperwäsche am Waschbecken über Schwindel oder Unwohlsein klagen, sollten Sie sofort aufhören und ihn zurück zum Bett begleiten. Andernfalls droht ein Kreislaufkollaps. Stürze sind ein großes Risiko beim Waschen am Waschbecken, zumindest wenn der Pflegebedürftige über längere Zeit steht. 

Machen Sie sich bewusst, dass die Ganzkörperwäsche am Waschbecken etwas Intimes ist, bei dem Sie mit viel Respekt und Einfühlungsvermögen vorgehen sollten. Schließlich erleben Sie den Pflegebedürftigen in einer sehr privaten Situation, berühren ihn und sehen seine intimsten Stellen, sodass Sie alles dafür tun sollten, dass sich der Patient während der Grundpflege bei Ihnen wohlfühlt.

Berücksichtigen Sie die Wünsche des Patienten bei der Körperpflege

Informieren Sie Ihren Patienten rechtzeitig, bevor Sie mit ihm ins Badezimmer gehen. So kann er sich auf die Wäsche vorbereiten. Wenn er sich nicht gut fühlt oder das Gefühl hat, dass er an diesem Tag nicht genug Kraft hat, um die Ganzkörperwäsche durchführen zu lassen, können Sie ihm anbieten ihn auch im Bett zu waschen. Machen Sie dies allerdings nur auf expliziten Wunsch, da der Schritt von der Wäsche am Waschbecken hin zur Wäsche im Bett in der Regel bedeutet, dass sich der Gesundheitszustand des Patienten verschlechtert hat. 

Möglicherweise kann auch nur ein Teil der Wäsche am Waschbecken durchgeführt werden und für den anderen Teil wird das Bett vorgezogen. Berücksichtigen Sie diese Patientenwünsche immer, appellieren Sie aber an die Mobilisierung und Eigenständigkeit des Pflegebedürftigen. 

Wie bereitet man die Ganzkörperwäsche am Waschbecken vor?

  • Bereiten Sie das Badezimmer so vor, dass es wohltemperiert ist. Schließen Sie Türen und Fenster für die Wahrung der Privatsphäre.
  • Legen Sie alle benötigten Pflegeprodukte sowie Zahnbürste und Kamm (oder Büste) in Reichweite. 
  • Legen Sie die Kleidung des Pflegebedürftigen zurecht, die Sachen, die Sie ihm zuerst anziehen werden nach oben. Suchen Sie die Kleidung nach seinen Wünschen aus. 
  • Halten Sie zur Körperpflege zwei Waschlappen sowie ein großes Handtuch und ein kleines Handtuch bereit – ggf. auch Einmalhandschuhe für Ihre Hände.
  • Lassen Sie den Patienten seinen Schmuck, seine Uhr, falls vorhanden seine Perücke oder eventuelle Prothesen abnehmen. 
  • Tragen Sie auch selber Handschuhe, falls der Pflegebedürftige offene oder infizierte Hautstellen hat oder unter Hautpilz leidet. Spätestens für die Intimwäsche sollten Sie Einmalhandschuhe anziehen. 
  • Prüfen Sie die Wassertemperatur, bevor Sie und Ihr Patient mit der Körperpflege starten.

Richtig waschen? Die Waschrichtung von oben nach unten

Sie sollten den Pflegebedürftigen mit fließendem Wasser waschen und nicht das Waschbecken mit Wasser volllaufen lassen und den Waschlappen immer wieder dort nassmachen. Keime können sich im stehenden Wasser sammeln und an andere Körperstellen verschleppt werden, bei fließendem Wasser ist diese Gefahr gebannt.

Beginnen Sie bei der Ganzkörperwäsche am Waschbecken mit dem Gesicht und der Mundpflege. So lange kann der Pflegebedürftige auch noch seine Kleidung (sehr wahrscheinlich Nachtkleidung, da die Wäsche in der Regel morgens durchgeführt wird) anbehalten, damit er nicht friert.

Alles was der Pflegebedürftige beim Reinigen noch selber machen kann, sollten Sie ihn machen lassen. Bieten Sie ihm Ihre Hilfe an, aber halten Sie sich zurück, wenn er Sie nicht möchte. Das Gesicht sollte nur mit klarem Wasser gewaschen werden und nicht mit Seifen oder anderen reizenden Stoffen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese in die Augen gelangen, ist groß.

Nach dem Waschen des Gesichts kann dem Pflegebedürftigen die Kleidung ausgezogen werden, sofern er das nicht selber kann und es geht an das Waschen von Oberkörper und Achseln sowie der Hände und Rücken. Beim Rücken können Sie ihm helfen, selbst wenn der zu Pflegende den Rest noch eigenständig waschen kann. Anschließend erfolgt direkt das Abtrocknen. Falls möglich überlassen Sie ihm das Abtrocknen selbst. Ziehen Sie ihm die Unterhose erst aus, wenn es an das Waschen des Genitalbereichs geht. Der Patient sollte nur so kurz wie möglich nackt sein müssen.

Was muss beim Waschen des Intimbereichs berücksichtigt werden?

Die Wäsche des Intimbereichs wird am besten im Stehen bei leicht gespreizten Beinen durchgeführt. Der Pflegebedürftige kann sich am Waschbecken oder an eventuell vorhandenen Haltegriffen festhalten. Falls er zu schwach ist, um zu stehen, kann die Intimpflege durch die Aussparung des Toilettenstuhls durchgeführt werden.

Nutzen Sie dafür einen eigenen Waschlappen und tragen Sie Einmalhandschuhe, um sich selber vor Keimen zu schützen. Reinigen Sie den Genitalbereich gründlich, ebenso die Hautfalten in der Leiste und die Analfalte, denn hier können sich schnell Entzündungen bilden. Ziehen Sie bei Männern auch die Vorhaut des Penis zurück und heben Sie die Hoden an, um überall gründlich Waschen zu können. Bei Frauen sollten Sie auch zwischen den Schamlippen waschen und sorgfältig darauf achten, mit dem Waschlappen immer von vorne nach hinten zu arbeiten, um durch eine falsche Waschrichtung keine Darmbakterien in die Scheide zu verschleppen. Dies könnte Entzündungen zur Folge haben. 

Falls der Pflegebedürftige sich in Teilen noch selber waschen kann, ist der Intimbereich der erste Part, den Sie unbedingt ihm überlassen sollten. Schließlich handelt es sich hier um die privatesten Stellen des Körpers. Gründliches Abtrocknen des Intimbereichs ist wichtig. Danach helfen Sie dem Pflegebedürftigen wieder in seine Unterwäsche. Falls er friert, können Sie ihn nach dem Abtrocknen auch obenrum schon wieder bekleiden.

Wie wäscht man die Beine und Füße?

Die Beine und Füße können Sie reinigen, während der Patient sitzt. Waschen Sie in Waschrichtung von unten nach oben, denn das regt die Durchblutung an. Beim anschließenden Abtrocknen sollten Sie besonders zwischen den Zehen gründlich sein, denn hier entstehen schnell Pilzerkrankungen.

Sie können dem zu Pflegenden auch ein Fußbad bereiten, das er nimmt, während er seinen restlichen Körper wäscht oder gewaschen wird. Einige Patienten finden das sehr angenehm. Auch für die Nagelpflege kann ein Fußbad eine gute Vorbereitung sein. 

Eincremen, Anziehen und Aufräumen

Wenn der Pflegebedürftige unter trockener Haut leidet, können Sie ihn nach dem Waschen und vor dem Anziehen eincremen. Schließlich trocknet eine Ganzkörperwaschung die Haut aus, wenn auch weniger als in der Dusche oder beim Baden. Begleiten Sie den Patienten wieder in sein Zimmer, wenn er abgetrocknet und angekleidet ist. Erst dann beginnt das Aufräumen von Handtuch, Waschlappen und der Einmalhandschuhe.