Erste Hilfe bei Herzrasen

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Inhaltsverzeichnis

Gerade wenn bei älteren Menschen „Herzrasen“ auftritt, ist die Angst groß, dass es sich hierbei um einen Herzinfarkt handelt. Diese Möglichkeit besteht, doch Herzrasen (auch Tachykardie genannt) kann auch die Folge von eher harmlosen Ursachen sein.

Was ist unter Herzrasen zu verstehen?

Von „Herzrasen“ wird gesprochen, wenn der Herzschlag des Patienten über einer Frequenz von 100 Schlägen die Minute liegt.

Was kann die Ursache für Herzrasen sein?

  • Drohender Herzinfarkt
  • Akuter Eisenmangel oder Eisenmangel-Anämie
  • Nebenwirkungen von verschiedenen Medikamenten
  • Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion
  • Versehentliche Überdosierung von Schilddrüsenhormonen/zu hohe Dosis der Schilddrüsenmedikamente
  • Herzjagen (AV-Knoten-Reentry-Tachykardie)
  • Körperliche Anstrengung bzw. starke Belastung
  • Angst
  • Zu hoher oder zu niedriger Blutdruck
  • Starke Hormonschwankungen – Stichwort: Wechseljahre
  • Blockade der Brustwirbel
  • Schock
  • Großer Blutverlust
  • Vergiftungen/Blutvergiftung
  • Lungenembolie
  • Hypoglykämie (Diabetes mellitus)
  • Koffein
  • Nikotin
  • Vorhofflimmern/Vorhofflattern: Zum Vorhofflimmern/Vorhofflattern kommt es durch eine ungeordnete elektrische Reizung. Ein Nebeneffekt davon ist, dass sich auch ein beschleunigter oft unregelmäßiger Puls zeigen kann.

Wissenswert

Vorhofflimmern ist in der Regel nicht gefährlich, da es vom Patienten nur in den seltensten Fällen wahrgenommen wird. Allerdings besteht bei solchen Patienten ein erhöhtes Thrombose-Risiko.

  • KHK (Koronare Herzerkrankung): Bei einer KHK handelt es sich um eine Störung der Herzdurchblutung infolge einer Arteriosklerose der Herzkranzgefäße. Eine koronare Herzerkrankung kann zu einem Herzinfarkt oder einer Herzrhythmusstörung führen.
  • Kammerflimmern/Kammerflattern: Bei Kammerflimmern kommt es zu einer sehr schnellen Kontraktion der Herzkammer (200-800 x/Min.). Das Blut wird nicht mehr richtig durch das Herz-Kreislauf-System gepumpt wodurch es zu einer Ohnmacht und/oder einem Herz-Kreislauf-Versagen. Achtung, Kammerflimmern ist immer lebensgefährlich.
  • Sinustachykardie: Bei einer Sinustachykardie ist der Sinusknoten beschleunigt (>100 Erregungen/Minute). Eine Sinustachykardie kann vor allem durch Fieber, eine Panikattacke oder Angst ausgelöst werden.
  • Ventrikuläre Tachykardie: In den Herzkammern kommt es zu zusätzlichen Impulsen, wodurch der Herzschlag beschleunigt wird. Die Gefahr von Kammerflimmern steigt.
  • Wolf-Parkinson-White-Syndrom: Bei dem Wolf-Parkinson-Syndrom handelt es sich um eine angeborene zusätzliche Reizweiterleitung zwischen Kammer und Vorhof. Diese zusätzliche Reizweiterleitung kann zu plötzlichen Herzrasen führen.

Erste Hilfe bei Herzrasen: Welche Maßnahmen können für Linderung sorgen?

Herzrasen: Das sollten Sie im Notfall tun

Tritt Herzrasen bei geriatrischen Patienten auf, sind die Betroffenen erst einmal panisch. Darum muss die Pflegekraft auch umso ruhiger bleiben.

Wissenswert

Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Herzrasen wirklich Sinn machen, hängt vom Patienten und eventuell vorhandenen Grunderkrankungen ab.

  • In der Regel ist bei Herzrasen der erste Schritt, erst einmal den Patienten zu beruhigen und dessen Blutdruck zu messen. Ist dieser sehr hoch bzw. sind Arrhythmien wahrzunehmen, sollte sofort der Notarzt verständigt werden. Bis dieser vor Ort ist, muss der Patient konstant überwacht werden. Wird der Betroffene bewusstlos, sind sofort entsprechende Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen.
  • Wenn ein Patient mit Diabetes mellitus über Herzrasen klagt, sollten sowohl der Blutdruck als auch der Blutzuckerspiegel sofort überprüft werden. Falls der Blutzuckerspiegel niedrig ist, könnte der Patient an einer Hypoglykämie leiden. In diesem Fall sollte ihm jedoch keinesfalls Insulin verabreicht werden, da dies den Blutzuckerspiegel weiter senken würde. Stattdessen sollten schnell verfügbare Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder Fruchtsaft gegeben werden, sofern der Patient bei Bewusstsein ist und schlucken kann. Ist der Blutzuckerspiegel sehr hoch, sollte ein Notarzt verständigt werden. In beiden Fällen ist es wichtig, die ärztliche Anweisung zu befolgen.

Tipp

Patienten mit Herzrasen sollten immer mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden, da das für den Betroffenen angenehmer ist.

  • Sind beim Patienten keinerlei Herzleiden bekannt, kann auch ein blockierter Wirbel der Brustwirbelsäule der Grund für Herzrasen sein. Die Pflegekraft kann die Blockade sehr gut feststellen, indem Sie mit der Hand über die Wirbelsäule des Patienten gleitet. Während dessen sollte der Patient gefragt werden, ob er Schmerzen spürt oder ihm übel wird. Ist das der Fall, dass Auffälligkeiten an der Wirbelsäule festgestellt werden, kann erst einmal Wärme dabei helfen, die Auswirkungen der Blockade (Herzrasen) abzumildern.

Tipp

Es sollte auch bei dieser recht harmlos wirkenden Ursache ein Arzt aufgesucht werden, um eine erneute Blockade zu verhindern bzw. die bestehende Blockade zu lösen, da diese zu „falschen“ Herzproblemen führen kann.

  • Eisenmangel: Zeigt der Patient eingerissene Mundwinkel, ist die Oberfläche der Zunge stark eingerissen und deren Papillen treten deutlich hervor, ist von einem Eisenmangel auszugehen. Vor allem, wenn der Patient die letzte Zeit über abbrechende Nägel, starke Müdigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Haarausfall berichtet hat. In diesem Fall ist Herzrasen mit Herzstechen zwar äußerst unangenehm und kann den Patienten sehr verängstigen, es ist aber nicht unbedingt lebensgefährlich. Das kann es aber werden, wenn die Anämie nicht behandelt wird. Darum ist zeitnah ein Arzt aufzusuchen.
  • Berichtet ein Patient, der auf die Einnahme von Schilddrüsenmedikamente angewiesen ist, über Herzrasen, kann das verschiedene Ursachen haben. So wäre eine versehentliche Medikamentenüberdosierung seitens des Patienten möglich. Aber auch die Hormondosis der Tabletten kann zu hoch oder zu niedrig sein, was zu einer Schilddrüsenüber- und/oder Unterfunktion führt. Ein Symptom davon ist Herzrasen! Die Pflegekraft sollte den Patienten fragen, ob er seine Medikamente entsprechend der ärztlichen Verordnung eingenommen hat.

Tipp

Der Besuch des Patienten beim Arzt ist wichtig, um dessen Schilddrüsenwerte und eine mögliche Erkrankung zu überprüfen. Achtung, dauerhaft zu hohe oder zu niedrige Schilddrüsenwerte können das Herz schädigen. Um in Zukunft Einnahmefehler seitens des Patienten zu verhindern, sollte ein Tablettenplaner verwendet werden. Tritt Herzrasen in Verbindung mit Atemnot, Übelkeit und Schwindel auf, ist sofort ein Notarzt zu verständigen. Die Kreislauf-Parameter des Patienten sind bis zum Eintreffen des Arztes konsequent zu überwachen.

Gutartiges Herzjagen: Erste Hilfe bei Herzrasen

Wurde von ärztlicher Seite bereits abgeklärt, dass es sich um ein gutartiges Herzjagen handelt, können einige Techniken angewandt werden, um den Herzschlag zu normalisieren.

  • 30x auf den Puls der linken Hand mit dem Zeigefinger im normalen Herzschlagtempo klopfen. Dasselbe muss am anderen Handgelenk wiederholt werden. Anschließend auf der linken und rechten Körperseite auf der Höhe des Schlüsselbeins von außen in die Körpermittel mit den Fingern streifen.
  • Sobald der Patient merkt, dass ihm sein Herz bis zur Brust schlägt, sollte er einfach ausruhen und versuchen bewusst ein- und auszuatmen. Wem es zusagt, der kann es auch mit autogenem Training versuchen, um das Atmen zu beruhigen.
  • Leidet der Patient bereits an einer diagnostizierten Herzerkrankung, sind beim Herzrasen die vom Arzt verschriebenen Notfallmedikamente zu verabreichen. Tritt keine Besserung ein bzw. kommt es zu weiteren Symptomen (z. B. Schwindel, Übelkeit, Atemnot usw.) ist sofort der Notarzt zu verständigen.
  • Patienten, die des Öfteren unter Herzrasen leiden, sollten Herzfrequenz und Blutdruck erhöhende Mittel, wie z. B. Koffein oder Zigaretten, meiden.
  • Um den Herzschlag zu regulieren, kann es helfen, den Karotissinusnerv am Hals mit Mittel- und Zeigefinger zu massieren. Diese Technik sollte aber nur von erfahrenen Pflegekräften durchgeführt werden, da diese falsch ausgeführt einen Herzinfarkt auslösen kann.
  • Manchen Betroffenen hilft das sogenannte Valsalva-Manöver. Hierbei wird dem Patienten die Nase zugehalten und dieser versucht, bei geschlossenem Mund langsam auszuatmen. Das sorgt dafür, dass im Brustkorb der Druck steigt, wodurch der Herzschlag verlangsamt wird.
  • Auch Yoga und/oder progressive Muskelentspannung kann dabei helfen, die Auswirkungen des Herzrasens abzumildern.

Erste Hilfe bei Herzrasen: Wann ist ein Arztbesuch ratsam?

Grundsätzlich: Ist der Patient immer wieder von Herzrasen betroffen, sollte die Ursache unbedingt medizinisch abgeklärt werden. Verschwindet das Herzjagen nicht oder tritt es in Verbindung mit anderen Symptomen, wie z. B. Kurzatmigkeit, ein Engegefühl, Atemnot, starken Brustschmerzen oder Angstgefühlen auf, ist sofort der Notarzt zu verständigen. Logischerweise auch dann, wenn der Patient bewusstlos wird oder einen Herzkreislaufstillstand erleidet.

Herzrasen: die Diagnostik

Wird ein Arzt aufgesucht, wird dieser als erstes eine Anamnese durchführen. Dabei wird er den Patienten verschiedene Fragen stellen:

  • Wann kam es zum Herzrasen? War es das erste Mal?
  • Bei welchem Hintergrund tritt das Herzrasen auf? (z. B. körperliche Anstrengung, Stress, Angst usw.)
  • Wie häufig tritt das Herzrasen beim Patienten auf?
  • Kommt das Herzjagen plötzlich oder entsteht es langsam?
  • Verschwindet das Herzrasen wieder?
  • Welche Frequenz zeigt der Puls?
  • Ist die Herzfrequenz während des Herzrasens gleichmäßig?
  • Wie lange dauert es, bis das Herz wieder normal schlägt?
  • War der Patient während eines Anfalls schon einmal bewusstlos?
  • Lässt sich die Tachykardie mit verschiedenen Methoden selbst in den Griff bekommen?
  • Zeigen sich neben dem Herzrasen noch weitere Symptome?

Mit Abschluss der Anamnese erfolgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Hierfür kommen verschiedene Techniken zum Einsatz.

  • Echokardiografie (Herzultraschall)
  • Langzeit-EKG
  • Elektrokardiografie

Wie läuft die Behandlung einer Tachykardie (Herzrasen) ab?

Hat der Arzt den Grund diagnostiziert, warum das Herz des Patienten aus dem Takt kommt, wird er einen entsprechenden Behandlungsplan aufstellen. Dieser kann zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten (z. B. Antiarrhythmika, Betablocker usw.) sein. Diese sind immer dann einzunehmen, wenn es zu Herzrasen kommt. Oftmals werden dem Patienten zusätzlich Blutgerinnungshemmer und/oder Beruhigungsmittel verschrieben.

Wissenswert

Zeigen die Medikamente keine oder nur eine begrenzte Wirkung, kann ein operativer Eingriff notwendig werden, wie z. B. eine Elektrokardioversion oder eine Kathederdilation usw.