Hilfe bei Verstopfung: So unterstützen Sie Ihre Pflegepatienten bei einer Obstipation

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Inhaltsverzeichnis

Was sind Risiken für eine Verstopfung?

Mangelnde BewegungHäufig sind Menschen im Alter in ihrer Bewegung eingeschränkt. Doch um den Transport der verdauten Nahrung zu gewährleisten, braucht der Körper Bewegung, da sonst die Bauchmuskeln, die normalerweise die Darmtätigkeit unterstützen, schlaff werden. Bewegungsmangel führt dazu, dass der Darm träge wird.
Fehlende ballaststoffreiche ErnährungViele Menschen mit Demenz ernähren sich nicht richtig. Doch Ballaststoffe sind für die Verdauung sehr wichtig, denn diese sind für das Vorankommen des Darminhalts notwendig. Ballaststoffe quellen im Darm auf, machen den Stuhl weich und gleitfähig und regen die Darmbewegung an.
Geringe FlüssigkeitszufuhrDas Durstempfinden lässt nach. Doch damit die Verdauung gut funktionieren kann, ist es unbedingt notwendig, dass der Mensch mit Demenz viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Zum einen wird der Nahrung auf dem Weg durch den Verdauungstrakt permanent Flüssigkeit entzogen, und zum anderen benötigen Ballaststoffe viel Flüssigkeit, damit sie ihr Volumen vergrößern und somit die Darmbewegung anregen können.
MedikamenteAuch bestimmte Medikamente wirken sich ungünstig auf einen regelmäßigen Stuhlgang aus. Dazu gehören z. B. Opiate, Anticholinergika, Psychopharmaka oder Eisenpräparate.
Fehlende IntimsphäreGerade in teil- oder stationären Einrichtungen ist häufig die Intimsphäre nicht gewährleistet. Somit unterdrücken einige Ihrer Pflegekunden den Stuhlgang, dieser verbleibt dann länger im Darm und wird immer härter.

Eine Verstopfung ist ein typisches Krankheitsbild bei Senioren kann die Lebensqualität des Betroffenen stark beeinträchtigen und auch Auslöser für zu wenig Essen oder Unruhezustände sein. Und wenn die Obstipation dann chronisch wird, kann dies auch zu ernsthaften Komplikationen wie z. B. Kotstau oder Darmverschluss führen.

Tipps bei Verstopung: Pflegerische Interventionen und Hausmittel, die die Darmaktivität anregen

Fehlende Bewegung·  Mobilisation des Pflegekunden (auch bettlägeriger) durch Bewegungsübungen, leichte Gymnastik usw.

·  Eine morgendliche Bauchmassage vor dem Aufstehen unterstützt den Weitertransport des Speisebreis im Darm. Massieren Sie dazu etwa 10 Minuten lang den Bauch Ihres Pflegekunden im Uhrzeigersinn, ausgehend vom rechten Unterbauch bogenförmig bis zum linken Unterbauch.
Ungünstige Ernährung·  Anregung einer Ernährungsumstellung

·  ggf. Hilfe bei der Nahrungsaufnahme

·  Vermeidung stopfender Nahrungsmittel wie Schokolade,

·  Bananen oder Weißbrot

·  Ballaststoffe wie Leinsamen, Flohsamen und Kleie sind Füll-

·  und Quellmittel: Sie quellen durch Wasseraufnahme auf. Dadurch vergrößern sie den Speisebrei und machen ihn weniger hart. Das funktioniert aber nur, wenn Sie die Ballaststoffe zusammen mit viel Flüssigkeit einnehmen, anderenfalls verstärkt sich die Verstopfung.

·  Weichen Sie abends einige getrocknete Feigen oder Pflaumen in einer Tasse Wasser ein und lassen Sie das Ganze abgedeckt bei Zimmertemperatur über Nacht stehen. Am nächsten Morgen kann Ihr Pflegekunde die eingeweichten Früchte essen und das Einweichwasser dazu trinken.
Zu wenig Flüssigkeitszufuhr·  Stellen Sie eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sicher.

·  Zur Anregung des Darms sollte Ihr Pflegekunde morgens nüchtern als Erstes ein Glas stilles Wasser trinken. Es sollte

·  Zimmertemperatur haben.
Bestimmte Medikamente·  Mit dem Arzt absprechen, ob ggf. der Medikamentenplan geändert werden kann
Fehlende Intimsphäre und Zeitmanagement·  Zeit für den Toilettengang einplanen

·  stets die Intimsphäre des Betroffenen waren

·  gewährleisten, dass der Pflegekunde allein „sein Geschäft“ erledigen kann, auch wenn er bettlägerig ist
Gegenmaßnahmen bei einer Obstipation in der Pflege

Ist es schlimm, wenn man eine Woche keinen Stuhl hatte?

Jeder Mensch ist anders und daher auch die Stuhlfrequenz jedes Einzelnen.

Eine Faustregel lautet

Weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche deuten auf eine chronische Obstipation hin.

Doch diese Faustregel stimmt nicht ganz. Auch wenn einer Ihrer Pflegekunden zwar eine normale Stuhlfrequenz aufweist, aber z. B. seinen Darm nur durch starkes Pressen entleeren kann oder einen sehr harten Stuhl hat, kann dies auf Obstipation hindeuten. Das bedeutet also, dass neben dem seltenen Stuhlgang die chronische Obstipation vor allem durch harten Stuhl gekennzeichnet ist, der sich nur schwer entleeren lässt.

Wieso haben Menschen mit Demenz häufig Verstopfung?

Viele Menschen leiden unter einer Verstopfung, doch es sind besonders viele Menschen mit Demenz davon betroffen. Bei vielen Demenzpatienten steht die Unruhe und Aggressivität in Zusammenhang mit der Darmentleerung.

Checkliste: Wie erkennt man, ob der Pflegekunde mit Demenz Probleme beim Stuhlgang hat?

Ihr Pflegekunde

leidet unter hartem und unregelmäßigem Stuhlgang,
hat Blähungen,
hat einen schmerzhaft gespannten Bauch,
muss beim Stuhlgang stark pressen,
hat das Gefühl, dass der Darm nicht vollständig entleert ist,
leidet unter Appetitlosigkeit,
leidet unter Kopfschmerzen,
zeigt Gemütsschwankungen,
ist ungeduldig und unruhig,
sucht häufig die Toilette auf oder
hat Mundgeruch.
Checkliste zur Obstipation bei Ihrem Pflegekunden

Hinweis

Allerdings ist es bei Menschen mit Demenz häufig schwierig festzustellen, ob obige Aussagen zutreffen. Gerade wenn Ihr Pflegekunde noch mobil ist und selbstständig zur Toilette geht, ist es häufig nicht möglich festzustellen, ob er Stuhlgang hatte oder nicht. Nachfragen hilft ab einem bestimmten Stadium nur sehr wenig, da der Betroffene die Frage nicht beantworten kann bzw. man nicht weiß, ob die Antwort stimmt. Daher kommt es auf Ihre Beobachtungsgabe an.

Weitere Unterstützungsmöglichkeiten bei Verstopung in der Pflege

Führen Sie regelmäßig ein Stuhlprotokoll

Sollten Sie obige Anzeichen bei Ihrem Pflegekunden feststellen, sollten Sie mindestens eine Woche lang ein Stuhlprotokoll führen. Hier tragen Sie Angaben zur Stuhlbeschaffenheit, Stuhlmenge usw. ein. Diesen Plan können Sie dann dem Arzt übergeben, der weitere Maßnahmen einleitet.

Hinweis

Sie sollten auch danach ein Stuhlprotokoll in regelmäßigen Abständen über 7 Tage führen, um zu überprüfen, ob Ihre pflegerischen Maßnahmen, Hausmittel oder auch die eingeleitete Therapie durch den Arzt Erfolg zeigen.

Sprechen Sie den Arzt an

Informieren Sie den Arzt, wenn Ihr Pflegekunde unter Stuhlproblemen leidet. Übergeben Sie dem Arzt Ihr Stuhlprotokoll, wenn Ihr Pflegekunde mit Demenz obige Anzeichen aufweist. Der Arzt wird untersuchen, ob eine akute oder chronische Störung vorliegt und/oder ob die Verstopfung Folge einer organischen Erkrankung ist, was eher selten vorkommt.

Meist handelt es sich um eine chronisch-funktionelle Obstipation. Funktionell bedeutet, dass „nur“ die Funktion des Darmes gestört ist. Die Ursachen hierfür sind hauptsächlich in der Lebens- und Ernährungsweise zu finden. Beachten Sie hierzu das Muster unten.

Kein Stuhlgang bei alten Menschen: Wann werden Abführmittel notwendig?

Auch wenn Sie alle pflegerischen Maßnahmen umgesetzt und sonstige Hausmittel, die Sie zuvor mit dem Arzt abgesprochen haben, ausprobiert haben, kann der Einsatz von Abführmitteln (Laxanzien) notwendig werden. Laxanzien sollten Sie Ihrem Pflegekunden aber nur dann verabreichen, wenn der Arzt diese angeordnet hat.

Es gibt verschiedene Arten von Abführmitteln, die teils frei verkäuflich (z. B. Glaubersalz, Laktulose, Rizinusöl), teils rezeptpflichtig sind (z. B. Prucaloprid). In der Pflege von Menschen mit Demenz haben sich Abführmittel der osmotisch wirksamen Substanzgruppe Macrogol mit oder ohne Elektrolytzusatz durchgesetzt. Diese sind gut verträglich und treten nicht in Wechselwirkung mit anderen Arzneimitteln.

Doch beachten Sie, dass diese osmotisch wirksamen Abführmittel Wasser im Darm binden, wodurch der Stuhl feucht und gleitfähig bleibt. Daher ist es auch unbedingt notwendig, dass Ihr Pflegekunde hier ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.