Multiple Sklerose: Ursachen und Diagnostik in der Pflege

MS-Symptome erkennen und behandeln in der Pflege
Eine Pflegerin in einem grünen Kittel hat ihre Hand auf die Schulter einer Seniorin in einem türkisen Pullover gelegt.
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Inhaltsverzeichnis

Bei Multiple Sklerose, kurz MS, handelt es sich um eine Krankheit, die sich auf vielschichtige Art und Weise manifestieren kann. Nicht selten treten völlig zusammenhanglose Symptome auf, die sich oft nicht sofort mit einer Multiplen Sklerose (lateinisch Encephalomyelitis disseminata) in Verbindung bringen lassen.

Was ist MS?

Eine Multiple Sklerose ist eine entzündliche und nicht ansteckende Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft.

Neurologie: Was passiert bei einer Multiplen Sklerose?

Bei Multiple Sklerose kommt es zu einer Schädigung der Nervenzellen in vielen verstreut liegenden Arealen des Gehirns und des Rückenmarks. Treten multiple Entzündungen auf (mehrere Entzündungen in verschiedenen Bereichen), sprechen Mediziner von einem sogenannten MS Schub.

Wissenswert

Die typischen MS Symptome entwickeln sich je nach Schweregrad innerhalb weniger Stunden oder über Tage. In der Regel bilden sich die Symptome im Anfangsstadium einer Multiple Sklerose wieder zurück. Allerdings bleiben durch die Entzündung bedingte Sklerosen bzw. Läsionen an den Nervenfasern zurück.

Die Nervenfasern im menschlichen Körper werden durch Biomembranen aus Myelin geschützt. Kommt es zu einer durch die Multiple Sklerose bedingten Entzündung, wird die Schutzhülle während der Anfangsphase der Erkrankung erst einmal beschädigt. Dadurch wird deren Signalübertragung gestört. Hier kommt es bildlich gesprochen zu einem „Kurzschluss“. Derartige „Kurzschlüsse“ können sich auf verschiedene Art und Weise manifestieren, zum Beispiel:

  • Der Patient nimmt in seinem Armen und Beinen ein Kribbeln wahr.
  • Der Betroffene hat das Gefühl von Schwäche und kann einzelne Gliedmaße (z. B. Arme, Beine usw.) nicht mehr richtig wahrnehmen und/oder steuern.
  • Beim MS-Patienten kommt es zu Sehstörungen.

Multiple Sklerose: Wissenswertes

  • Frauen neigen dreimal eher dazu eine Multiple Sklerose zu entwickeln als Männer.
  • Üblicherweise wird eine Enzephalitis disseminata im frühen Erwachsenenalter (zw. 20 und 40 Lebensjahren) diagnostiziert. In höherem Lebensalter ist die Erstdiagnose von MS eher selten.
  • Weltweit sind mehr als zwei Millionen Menschen von einer Multiple Sklerose betroffen.

Ursachen: Was begünstigt das Entstehen einer MS?

Weder die Krankheit noch deren Ursachen können aktuell aus wissenschaftlicher Sicht zu 100 % nachvollzogen werden. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass eine Multiple Sklerose ein sogenanntes „multifunktionales Geschehen“ ist. Als mögliche Ursache für diese Erkrankung gelten:

  • Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem greift nicht nur Viren und Bakterien an, sondern auch den eigenen Körper.
  • Momentan wird auch darüber diskutiert, ob diverse Umweltfaktoren der Auslöser von MS sein können, wie z. B.
    • Virusinfektion im Kindesalter (z. B. Masern, Mumps, Herpes, Epstein-Barr usw.)
    • Rauchen
    • Falsche Ernährung
    • Vitamin-D-Mangel
  • Genetische Veranlagung

Was sind Symptome und Beschwerden bei Multiple Sklerose?

Ist ein Patient von einer Multiple Sklerose betroffen, manifestiert sich die Krankheit abhängig von ihrem Stadium über verschiedene Symptome und Beschwerden. Die Anzeichen MS sind oft völlig zusammenhanglos, was die Diagnose dieser Erkrankung besonders schwierig macht. Vor allem wenn der Patient anfangs nur MS Symptome Frühstadium zeigt.

1. Augenentzündung

Während der Anfangsphase einer MS haben viele Betroffene mit einer Entzündung der Augen zu kämpfen. Eventuelle Symptome hierfür wären:

  • Augenschmerzen
  • Verschwommenes und unscharfes Sehen
  • Doppelbilder
  • Nebelsehen

Wissenswert

Um das Abheilen einer solchen Entzündung zu beschleunigen, wird Kortison verschrieben.

2. Motorische Störungen

Viele MS-Erkrankte haben auch mit motorischen Störungen zu kämpfen. Darunter fallen z. B.

  • Spastiken oder Lähmungen
  • ungenaues Greifen
  • Kraftlosigkeit
  • Ständiges Zittern in Beinen und Armen (Tremor)
  • Der Patient hat das Gefühl, als wären seine Arme und Beine schwer und steif. Manche berichten über ein pelziges Gefühl in den Gliedmaßen.
  • Undeutliches Sprechen

Wissenswert

Langes Stehen kann für MS-Betroffene anstrengend werden, da deren Wahrnehmung bezüglich ihrer Beine gestört ist.

3. Missempfinden

Ein weiteres Hauptsymptom von MS sind Missempfindungen, wie z. B. unspezifische Schmerzen, Kribbeln, Taubheit, Juckreiz usw

4. Entleerungsstörungen

Inkontinenz, Stuhl- und Darminkontinenz sind für Betroffene sehr peinlich, können aber ebenfalls für eine MS-Erkrankung sprechen. Darum sollte bei Verdacht auf Multiple Sklerose gezielt nach diesem Symptom gefragt werden.

Wissenswert

Eine Folge dieses MS-Symptoms ist nicht selten, dass sich Patienten aus ihrem normalen sozialen Umfeld zurückziehen und dabei vereinsamen. Die Pflegekraft muss in so einem Fall deswegen entsprechendes Feingefühl an den Tag legen

5. Schmerzen

Schmerzen in unterschiedlichen Formen (Kopfschmerzen, Nervenschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen usw.) und Intensität sind in der Regel der alltägliche Begleiter von MS-Patienten. Vor allem im fortgeschrittenen Stadium dieser Erkrankung. Viele haben zusätzlich noch vor allem morgens mit einer gewissen Morgensteifigkeit zu kämpfen.

Wissenswert

Während Anfangs nur die Gelenke etwas steif sind, können sich später auch Lähmungen manifestieren. Diese bilden sich am Anfang einer Multiple Sklerose meist wieder zurück, können mit der Zeit aber dauerhaft sein. Die Lähmungen können sich derartig ausweiten, dass die halbe Körperseite davon betroffen ist.

6. Dysphagien( Schluck- und Sprachstörungen)

MS-Patienten können auch von Sprach- und/oder Schluckstörungen betroffen sein, weil durch die vorangegangenen Entzündungen und die übrig gebliebenen Sklerosen die Hals- und Gesichtsmuskulatur nicht mehr die richtigen Nervenimpulse erhalten. Typische Anzeigen für Dysphagien hierfür sind eine undeutliche und verwaschene Aussprache und häufiges Verschlucken.

7. Fatigue

Bei vielen Multiple Sklerose Patienten ist Fatigue ein Symptom ihrer Erkrankung. Sie fühlen sich selbst nach der kleinsten Anstrengung müde und matt, fast als wären sie einen 1000-Meter-Marathon gelaufen. Pausen und/oder Schlaf bringen die von dem MS-Symptom „Fatigue“ betroffen sind, nicht die nötige Erholung.

Wissenswert

Ein großer Teil der Menschen, die vom vorher genannten Symptom betroffen sind, entwickeln nicht selten eine Depression, da sie nicht mehr so leistungsfähig sind wie vorher.

8. Multiple Sklerose: Die Auswirkungen auf die Persönlichkeit

Eine MS-Erkrankung zieht auch meist eine Veränderung der Psyche des Betroffenen nach sich. Ob es sich hierbei um ein Symptom handelt oder ob es die Folge der Erkrankung ist, konnte bis jetzt noch nicht zu 100 % wissenschaftlich abgeklärt werden.

9. Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis

Patienten, die an einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung leiden, tun sich schwer sich zu konzentrieren und haben ein äußerst schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Ein weiteres typisches Symptom für Multiple Sklerose sind sexuelle Funktionsstörungen.

Achtung

Bis jetzt wurde noch keine Möglichkeit gefunden, um Multiple Sklerose vollständig zu heilen. Aktuell können nur die Symptome der Krankheit bekämpft und deren Voranschreiten verlangsamt werden. Es kommt aber darauf an, von welcher MS-Form der Patient betroffen ist.

Anleitung zur Pflege von senioren MS-Patienten

1. Unterstützung beim Aufstehen:

  • Vorbereitung: Stellen Sie sicher, dass alle notwendigen Hilfsmittel, wie Gehstock oder Rollator, in Reichweite sind.
  • Technik: Stellen Sie sich seitlich neben den Patienten und bieten Sie ihm Ihre stabilisierende Hand oder Ihren Arm an. Ermutigen Sie den Patienten, sich mit den Händen auf der Bettkante oder einem stabilen Möbelstück abzustützen.
  • Hilfsmittel: Nutzen Sie gegebenenfalls einen Lifter oder ein spezielles Aufstehbett, um den Vorgang zu erleichtern.

2. Unterstützung beim Essen:

  • Vorbereitung: Achten Sie darauf, dass der Patient bequem sitzt und alle benötigten Utensilien in Reichweite sind.
  • Technik: Wenn der Patient Schwierigkeiten beim Greifen hat, können spezielle Bestecke mit dickeren oder geformten Griffen hilfreich sein. Bei Schluckbeschwerden sollten Sie die Konsistenz der Nahrung anpassen, z.B. pürierte Kost anbieten.
  • Kommunikation: Fragen Sie den Patienten regelmäßig, ob er Hilfe benötigt oder ob die Konsistenz der Nahrung angenehm ist.

3. Unterstützung beim Baden:

  • Vorbereitung: Stellen Sie sicher, dass das Badezimmer warm und frei von Stolperfallen ist. Haltegriffe und rutschfeste Matten können zusätzliche Sicherheit bieten.
  • Technik: Wenn der Patient Schwierigkeiten hat, in die Badewanne oder Dusche zu steigen, verwenden Sie einen Badewannenlift oder eine Duschbank. Waschen Sie den Patienten vorsichtig und achten Sie darauf, dass kein Wasser in Augen oder Ohren gelangt.
  • Hilfsmittel: Verwenden Sie spezielle Waschlappen oder Bürsten mit verlängerten Griffen, um schwer erreichbare Stellen zu reinigen.
  • Trocknen: Tupfen Sie den Patienten vorsichtig trocken, anstatt zu reiben, um Hautirritationen zu vermeiden. Achten Sie besonders auf Hautfalten und Zehenzwischenräume.

Zusätzliche Tipps:

  • Kommunikation: Halten Sie während der gesamten Pflege ständigen Dialog mit dem Patienten, um sicherzustellen, dass er sich wohl und sicher fühlt.
  • Beobachtung: Achten Sie auf Anzeichen von Müdigkeit, Schmerzen oder Unbehagen und passen Sie Ihre Pflegemaßnahmen entsprechend an.
  • Regelmäßige Pausen: Bei längeren Pflegeaktivitäten sollten Sie regelmäßige Pausen einlegen, um dem Patienten Erholung zu ermöglichen.

12 Tipps für den Umgang mit MS-Patienten

Der Umgang mit MS-Patienten erfordert besondere Sensibilität und Fachwissen, da die Krankheit eine Vielzahl von physischen und emotionalen Herausforderungen mit sich bringt. Für Pflegekräfte ist es wichtig, sich der häufigsten Symptome wie Fatigue, Muskelschwäche, Gleichgewichtsproblemen und kognitiven Einschränkungen bewusst zu sein.

  1. Geduld zeigen: MS-Symptome können variieren und unvorhersehbar sein. Zeigen Sie Verständnis, besonders an schwierigen Tagen.
  2. Flexibler Tagesablauf: Planen Sie den Tag so, dass er den Bedürfnissen des Patienten entspricht, und lassen Sie Raum für Ruhepausen.
  3. Hilfsmittel nutzen: Gehstöcke, Rollatoren oder Rollstühle können helfen, die Mobilität zu unterstützen und Stürze zu verhindern.
  4. Klare Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, und wiederholen Sie bei Bedarf wichtige Informationen.
  5. Schriftliche Notizen: Halten Sie wichtige Termine, Medikationen oder Anweisungen schriftlich fest, um dem Patienten zu helfen, den Überblick zu behalten.
  6. Sicherheit zu Hause: Überprüfen Sie das häusliche Umfeld auf Stolperfallen und optimieren Sie es für die Sicherheit des Patienten.
  7. Emotionale Unterstützung: Erkennen Sie die emotionalen Herausforderungen, mit denen MS-Patienten konfrontiert sein können, und bieten Sie Unterstützung oder Verweise auf Fachleute an.
  8. Regelmäßiges Feedback: Fragen Sie den Patienten regelmäßig nach seinem Befinden und passen Sie die Pflege entsprechend an.
  9. Weiterbildung: Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen im Bereich MS informiert und nehmen Sie an Schulungen teil.
  10. Netzwerk aufbauen: Vernetzen Sie sich mit anderen Pflegekräften, die Erfahrung im Umgang mit MS-Patienten haben, um Tipps und Ratschläge auszutauschen.
  11. Ernährung und Flüssigkeitszufuhr: Achten Sie darauf, dass der Patient eine ausgewogene Ernährung erhält und ausreichend trinkt, da dies die Symptome beeinflussen kann.
  12. Aktivitäten anpassen: Berücksichtigen Sie die körperlichen Einschränkungen des Patienten bei der Planung von Aktivitäten und passen Sie diese entsprechend an.

Was ist ein MS Schub?

Von einem MS Schub wird gesprochen, wenn bei dem Betroffenen mehr als dreißig Tage nach dem letzten Multiple Sklerose Schub bekannte oder neue Symptome auftreten und für mindestens 24 Stunden anhalten.

In der Regel bessern sich die Symptome nach einem MS Schub wieder recht schnell oder verschwinden Vollendens, wenn auch nur vorübergehend. In einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung bleiben Ausfallerscheinungen und/oder Behinderungen meist dauerhaft bestehen.

MS Schub: Der Multiple Sklerose Verlauf

Bei jedem MS Schub kommt es zu einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Funktionsverlust. Dieser bildet sich im Anfangsstadium meist besser wieder zurück. Bei einer fortgeschrittenen Multiple Sklerose ist das oft nicht mehr der Fall.

Wissenswert

  • Bei den meisten MS-Patienten nehmen die typischen Symptome dieser Erkrankung (Gehstörungen, Sehstörungen, Sprachstörungen usw.) derartig an Intensität zu, so dass sie bereits bei der Verrichtung ihrer täglichen Aufgaben auf fremde Hilfe angewiesen sind.
  • Trotz schwerer körperlicher Beeinträchtigungen ist die geistige Gesundheit von betroffenen über viele Jahre hinweg unbeeinträchtigt.

Multiple Sklerose: Die Diagnostik

Die Diagnose von MS ist äußerst schwierig, da es aufgrund des vielfältigen Erscheinungsbildes der Krankheit sehr lange dauern kann, bis ein Arzt überhaupt auf die Idee kommt, dass der Patient von einer Multiple Sklerose betroffen sein könnte. Steht der Verdacht im Raum, wird der Arzt folgendermaßen vorgehen:

  • Im ersten Schritt wird der Arzt die komplette Krankheitsgeschichte des Patienten detailliert erfassen (Anamnese).
  • Als Nächstes werden neurologische Untersuchungen erfolgen. Das heißt, der Arzt prüft die Muskelkoordination, die Muskelkraft und das Schmerzempfinden des Patienten. Genauso wie dessen Reflexe.
  • Kann der MS-Verdacht durch die neurologischen Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden, erfolgen weitere Untersuchungen, wie z. B. eine Messung der Nervengeschwindigkeit und Nervenleitfähigkeit. Hierbei werden gezielt elektrische Spannungsunterschiede ausgelöst, um festzustellen, wie gut oder schlecht die Nervenbahnen des Patienten funktionieren.
  • Des Weiteren wird vom Rückenmark und Gehirn des Betroffenen eine Kernspinresonanz- und/oder Magnetresonanztomografie erstellt.

Wissenswert

  • Kann mit den vorherigen Untersuchungsmethoden eine MS nicht ausgeschlossen werden, wird noch das Nervenwasser (Rückenmarksflüssigkeit) mittels Lumbalpunktion untersucht. In der Rückenmarksflüssigkeit sucht das Labor in so einem Fall nach oligoklonalen Banden.
  • Einen MS Symptome Test gibt es leider noch nicht!

Was sind oligoklonale Bande?

Bei oligoklonalen Banden handelt es sich um Antikörper bzw. Immunglobuline, die einen deutlichen Hinweis darauf geben, ob es im Körper entzündliche Prozesse gibt oder nicht.

Wissenswert

Bei gut 95 % aller von Multiple Sklerose betroffenen Patienten lassen sich in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) oligoklonale Bande feststellen. Sie sind ein deutlicher Hinweis auf eine Entzündung, die im Hirn ihren Ursprung hat. Immunglobuline können nämlich die Blut-Hirn-Schranke nämlich nicht überwinden. Im Blut sind praktisch keinerlei oligoklonale Bande zu finden. Nachteilig bei dieser Diagnosemethode ist, dass die Multiple Sklerose schon sehr weit fortgeschritten sein muss, dass im Liquor oligoklonale Bande entstehen.

MC Donald Kriterien: Die Basis für die MS-Diagnostik

Da alle Untersuchungsmethoden sehr aufwendig sind und viel Zeit kosten, dauert es meist Monate, wenn nicht sogar Jahre bis eine Multiple Sklerose eindeutig diagnostiziert werden kann. Eben aus diesem Grund haben Wissenschaftler eine Reihe an Kriterien und Symptome bestimmt, die nahe legen, dass der Betroffene von einer MS betroffen ist. Die vorgegebenen Parameter wurden die letzten Jahre 3x überarbeitet.

Welche MS-Formen gibt es? (Multiple Sklerose Verlauf)

Aktuell sind drei Multiple Sklerose Formen bekannt. Das sind

1. Die rezidivierende-remittierende bzw. schubförmige Multiple Sklerose

Mehr als 80 % der Betroffenen leiden an dieser MS-Form. In der Frühphase können Symptome oft völlig fehlen und das kann über Jahre anhalten. Eben das macht diese MS-Form auch so tückisch, da man hier nie voraussagen kann, wann der nächste Schub auftritt.

Achtung, auch wenn die Symptome nach einem Schub wieder verschwinden, ist die Krankheit dennoch aktiv.

2. Sekundär progrediente Multiple Sklerose

Eine rezidivierende remittierende MS kann sehr schnell zu einer sekundär progrediente Multiple Sklerose werden. Darum wird diese Form sehr gerne als zweites Krankheitsstadium von MS bezeichnet.

Wissenswert

Besonders auffällig bei dieser MS-Form ist, dass die Anzahl der Schübe beim Patienten zwar abnimmt, dafür muss er immer mehr mit Einschränkungen in Form von Lähmungen bzw. Behinderungen rechnen. Der Grad der Behinderung nimmt zu.

3. Primär progrediente MS

Die primär progrediente MS ist die Schlimmste aller MS-Krankheiten. Sie betrifft ungefähr zehn Prozent aller Patienten. Die für MS üblichen Remissionen und Schübe gibt es hier nicht, da sich von Anfang an, der Zustand des Patienten immer weiter verschlechtert (Behinderungen, Lähmungen und Ausfälle nehmen konsequent zu!)

Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Aktuell gibt es noch keine Therapiemöglichkeiten, um die Krankheit Vollendens zum Stillstand zu bringen. Darum sind die Hauptziele einer MS-Behandlung:

  • Die Entzündungsprozesse im menschlichen Körper zu minimieren.
  • Ein Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern.
  • Die Begleitsymptome abzumildern.

Wissenswert: Die Behandlung von MS-Betroffenen erfolgt immer in zwei Stufen, der sogenannten Schubtherapie und die immunprophylaktische Therapie.

Welchen Zweck hat die immunprophylaktische Therapie?

Während die „Schubtherapie“ nur dann angewendet wird, wenn der Patient tatsächlich mit einem MS Schub zu kämpfen hat, wird die immunprophylaktische Therapie konsequent umgesetzt. Sie soll dabei helfen, die Anzahl und die Schweregrade der Schübe abzumildern. Diese MS-Therapieform sollte so früh wie möglich begonnen werden, um eine durch die Erkrankung bedingte Behinderung zu verhindern bzw. weitestgehend hinauszuzögern.

Was passiert bei einer Schubtherapie?

Ist der Patient von einem akuten MS Schub betroffen, werden ihm in der Regle Corticosteroide (z. B. Methylprednisolon) (hoch dosiertes Cortison) verabreicht. Zeigt diese Therapie keine Wirkung, wird die Cortison-Dosis erhöht. Hilft das wiederum nicht, besteht die Möglichkeit einer Plasmaseparation (Blutwäsche).

Wissenswert

Um MS-Schübe vorzubeugen, gibt es verschiedene Therapieformen. Welche die Richtige ist, hängt davon ab, von welcher Verlaufsform der Patient betroffen ist.

MS-Behandlung bei milder Verlaufsform

Ist der Patient von einer moderaten bzw. milden Verlaufsform betroffen, werden ihm meist Glatirameracetat oder Beta-Interferone verschrieben. Bei beiden handelt es sich um sogenannte immunmodulatorische Medikamente. Diese Medikamente haben Einfluss auf das Immunsystem in dem Sie die schädigenden Prozesse hemmend und die schützenden Prozesse des Immunsystems fördern. Weitere Medikamente, die bei der Behandlung einer moderaten bzw. milden Verlaufsform von Multiple Sklerose eingesetzt werden können, sind:

  • Dimethylfuramat – entzündungshemmende Wirkung
  • Teriflunomid – entzündungshemmende Wirkung
  • Azathioprin (Immunsuppressivum) – Dieses Medikament darf nur im Ausnahmefall verschrieben werden.
  • Bei MS-Patientinnen können Immunglobulin-Präparate während einer bestehenden Schwangerschaft oder der Stillzeit auch intravenös verschrieben werden.

Behandlung bei einer hochaktiven MS-Verlaufsform

Sprechen Patienten nicht auf die Basisimmuntherapie an oder sind sie von einer hochaktiven Verlaufsform (viele Schübe innerhalb kurzer Zeit) betroffen, wird eine sogenannte Eskalationstherapie notwendig. Die Medikamente dieser Behandlungsform sind zwar wesentlich wirksamer, jedoch besteht hier das höhere Risiko, dass der Patient Nebenwirkungen entwickelt.

Was passiert bei einer Eskalationstherapie?

(Achtung, bei den genannten Medikamenten handelt es sich um Beispiele, wie eine Eskalationstherapie aussehen kann. Wie diese letztendlich vom Arzt umgesetzt wird, hängt von der Intensität der MS Symptome und der Verlaufsform des Patienten ab)

  • Natalizumab: Hierbei handelt es sich um einen sogenannten monoklonalen Antikörper, der dem Patienten monatlich per Infusion verabreicht wird. Dieses Medikament neutralisiert das Integrin-Molekül und verhindert so, dass die weißen Blutkörperchen in die Entzündungsherde des zentralen Nervensystems wandern können.
  • Fingolimod: Fingolimod hat einen anderen Wirkungsmechanismus, verhindert aber ebenfalls das Einwandern der weißen Blutkörperchen in die Entzündungsherde des zentralen Nervensystems.

Wissenswert

Der Patient muss eine Kapsel Fingolimod täglich einnehmen.

  • Alemtuzumab (monoklonaler Antikörper): Dieses MS-Medikament sorgt für eine Zerstörung von B- und T-Zellenanteilen. Der Wirkstoff wird dem Patienten über zwei Jahre einmal jährlich verabreicht.
  • Immunsuppressiva (z. B. Cyclophosphamid, Mitoxantron usw.) werden nur sehr selten bei der Behandlung von MS-Patienten verschrieben. Achtung, bekommt ein Patient dieses Medikament, muss dessen Blutbild unbedingt regelmäßig kontrolliert werden, da es aktiv in das Blutzellsystem eingreift.

Wissenswert

Bei MS mit einer primär-progredienter Verlaufsform gibt es aktuell noch keine gut wirksamen Therapien.

  • Ocrelizumab (monoklonaler Antikörper): Dieses Medikament wird bei einer MS mit primär progressiven oder einem remittierenden Muster verarbeitet. Es muss alle sechs Monate intravenös verabreicht werden. Mögliche Nebenwirkungen, die bei der Einnahme auftreten können, sind:
    • Ausschlag
    • Juckreiz
    • Atemprobleme
    • Rachenschwellungen
    • Schwindel
    • Herzrasen
    • Niedriger Blutdruck
  • Immunglobulin: Immunglobulin wird in der Regel immer dann verschrieben, wenn sich vorherige Therapieformen als unwirksam herausgestellt haben. Dieses Medikament muss dem Patienten einmal monatlich verabreicht werden.
  • Injiziertes Beta-Interferon: Injiziertes Beta-Interferon soll dabei helfen, die Häufigkeit des Auftretens von MS-Schüben so weit wie möglich zu reduzieren. Eine ähnliche Wirkung haben Glatirameracetat-Injektionen. Diese werden hauptsächlich Patienten verabreicht, die an einer milden Multiple Sklerose Form leiden.

Medikamente zur Behandlung von MS Symptomen und Beschwerden

Für die Behandlung spezifischer MS Symptome stehen ebenfalls eine Reihe an Medikamenten zur Verfügung.

  • Leidet der MS-Patient verstärkt unter Muskelkrämpfen können Medikamente, wie z. B. Tizanidin oder Baclofen helfen.
  • Ist der Patient von einer Harninkontinenz betroffen, wird das Medikament abhängig von der Art der Kontinenz gewählt (z. B. Tamsulosin, Oxybutynin usw.)
  • Sind die Nerven des Multiple Sklerose Patienten bereits geschädigt und leidet er an starken Schmerzen, können trizyklische Antidepressive für Linderung oder Antiepileptika für Linderung sorgen.
  • Ein starker Tremor kann durch Betablocker, wie z. B. Propanol, gemildert werden.
  • Sind Patienten von dem Problem betroffen, dass sie nicht mehr selbstständig ihre Blase entleeren können („fehlerhafte Signalübertragung“), kann ein Katheder gesetzt werden, um das Entleeren der Blase zu erleichtern.

Multiple Sklerose Therapie: Allgemeine Tricks und Tipps

  • Für die psychische, muskuläre und kardiovaskuläre Gesundheit von MS-Patienten ist es wichtig, dass diese, regelmäßig Sport treiben (z. B. Schwimmen, Laufen, Standradfahren usw.). Ein angenehmer Nebeneffekt von regelmäßigem Sport ist eine deutliche Reduzierung von Übergewicht und Spastiken, falls der Patient davon betroffen ist.
  • Krankengymnastik ist für MS-Patienten ebenfalls ratsam, da das regelmäßige Training dabei hilft, die Lebensqualität zu verbessern und die Selbstständigkeit solange wie möglich aufrecht zu erhalten.
  • Von Multiple Sklerose Betroffene sollten auf jeden Fall mit dem Rauchen aufhören.
  • Heiße Bäder und Duschen sollten MS-Kranke meiden, da durch die hohen Temperaturen die Krankheitssymptome verstärkt auftreten können.
  • Der Vitamin-D-Spiegel sollte regelmäßig überwacht werden. Zeigt sich ein Mangel sollte unbedingt sofort supplementiert werden.
  • Sollte ein MS-Patient bereits bettlägerig sein, sind entsprechende Vorkehrungen zu treffen, damit sich keine Druckgeschwüre bilden – Stichwort: Lagerung.

Die Ernährung bei MS

Bis jetzt gibt es noch keine wissenschaftlich belegbaren Ergebnisse, dass die Erkrankung über die Ernährung positiv beeinflusst werden kann. Trotzdem empfehlen Ärzte eine ballaststoff- und vitaminreiche Ernährung, um einen Mangel vorzubeugen.

Kommunikationstipps für den Umgang mit MS-Patienten

  1. Einfache Sprache verwenden: Vermeiden Sie Fachjargon und verwenden Sie klare, einfache Sätze, um Missverständnisse zu vermeiden.
  2. Augenkontakt halten: Dies zeigt dem Patienten, dass Sie ihm Ihre volle Aufmerksamkeit schenken und fördert das Vertrauen.
  3. Aktives Zuhören: Zeigen Sie durch Nicken oder verbales Feedback, dass Sie dem Patienten zuhören und ihn verstehen.
  4. Geduld zeigen: Geben Sie dem Patienten genügend Zeit, seine Gedanken zu formulieren und zu sprechen, besonders wenn er sprachliche Herausforderungen hat.
  5. Wiederholen und bestätigen: Wiederholen Sie wichtige Informationen und bitten Sie den Patienten, diese zu bestätigen, um sicherzustellen, dass er alles verstanden hat.
  6. Visuelle Hilfsmittel nutzen: Verwenden Sie Bilder, Diagramme oder Schriftliches, um komplexe Informationen zu veranschaulichen.
  7. Offene Fragen stellen: Dies fördert den Dialog und ermöglicht es dem Patienten, ausführlicher über seine Gefühle und Bedenken zu sprechen.
  8. Körperliche Signale beachten: Achten Sie auf die Körpersprache des Patienten, da sie oft mehr verrät als Worte.
  9. Ruhige Umgebung schaffen: Reduzieren Sie Hintergrundgeräusche und Ablenkungen, um eine effektive Kommunikation zu gewährleisten.
  10. Empathie zeigen: Zeigen Sie Verständnis und Mitgefühl für die Herausforderungen und Gefühle des Patienten.
  11. Regelmäßiges Feedback einholen: Fragen Sie den Patienten regelmäßig, ob er sich verstanden fühlt und ob es Aspekte gibt, die erneut besprochen werden sollten.
  12. Technologie nutzen: Bei schweren sprachlichen Herausforderungen können Kommunikationsapps oder -tafeln hilfreich sein.
  13. Kurze Gespräche führen: Lange Gespräche können für MS-Patienten mit kognitiven Herausforderungen anstrengend sein. Teilen Sie Informationen in kleinere, leicht verdauliche Abschnitte auf.

Erfahrungsbericht

“In meiner langjährigen Tätigkeit als Pflegefachkraft habe ich mit zahlreichen MS-Patienten gearbeitet und dabei einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen. Eines der wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe, ist die Bedeutung der klaren Kommunikation. Ich verwende oft einfache Sätze und visuelle Hilfsmittel, um sicherzustellen, dass meine Patienten mich verstehen. Augenkontakt und aktives Zuhören sind ebenfalls unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen. Bei Patienten mit sprachlichen Herausforderungen habe ich festgestellt, dass Kommunikationsapps eine große Hilfe sein können. Im Alltag ist es auch wichtig, Geduld zu zeigen und dem Patienten genügend Zeit zu geben, sich auszudrücken. Und schließlich habe ich gelernt, dass kurze, regelmäßige Gespräche oft effektiver sind als lange Diskussionen, besonders bei Patienten mit kognitiven Einschränkungen. Jeder MS-Patient ist einzigartig, aber mit Empathie, Verständnis und den richtigen Kommunikationstechniken können wir ihre Lebensqualität erheblich verbessern.”

Anja K., Pflegefachkraft mit Spezialisierung auf neurologische Erkrankungen

Prognose bei einer MS-Erkrankung

  • Wie sich die Erkrankung „Multiple Sklerose“ auf den Patienten auswirkt und in welcher Geschwindigkeit sie voranschreitet, ist von Betroffenen zu Betroffenen oft völlig unterschiedlich. Mit etwas Glück halten die Reimmissionen für zehn Jahre oder länger.
  • Vor allem Männer mittleren Alters mit hoher Schubfähigkeit werden sehr schnell arbeitsunfähig.
  • Ob ein Patient Folgeerkrankungen entwickelt oder nicht, hängt davon ab, wie früh die ärztliche Betreuung erfolgte und wie es um deren Wirksamkeit bestellt ist.
  • Die Lebenserwartung bei Multipler Sklerose ist ein Thema, über das sich die meisten Betroffenen informieren wollen. Eine eindeutige Aussage kann hier aber nicht gemacht werden, da es vom Patienten zu Patienten völlig unterschiedlich sein kann. Abhängig davon, von welcher Form der Erkrankung er betroffen ist. In der Regel ist die Lebenserwartung aber gut, wenn der Patient nicht von einer aggressiven Multiple Sklerose Form betroffen ist.