Schwindel und Bewusstlosigkeit bei Senioren

Eine Rentnerin ist in einem Park gestürzt und wird von zwei Frauen gestützt.
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Inhaltsverzeichnis

Sobald Senioren über Schwindel berichten oder bewusstlos werden, ist der Schreck bei betreuenden Pflegekräften oder pflegenden Angehörigen groß. Doch gerade bei einem alten Menschen kann es in so einem Fall auf Sekunden ankommen. Erfahren Sie alles über Ursachen von Bewusstlosigkeit oder Schwindel bei Senioren, Erste-Hilfe-Maßnahmen und wie Sie sich im Ernstfall richtig verhalten.

Werden Senioren einfach bewusstlos, ist der Schreck bei pflegenden Angehörigen und Pflegekräften erst einmal groß. Das darf aber nicht zur Paralyse der Pflegekraft führen, da eine Ohnmacht, abhängig von der Grunderkrankung des Patienten, ein Anzeichen für eine lebensgefährliche Situation sein kann. Um hier eine schnelle und korrekte Reaktion der Pflegekraft zu erreichen, sind Arbeitsanweisungen bezüglich der korrekten Verhaltensweise bei Schwindel und Bewusstlosigkeit Senioren im Pflegehandbuch bzw. Notfallmanagement einer Seniorenpflegeeinrichtung aufgenommen.

Was ist eine Synkope?

Bei einer Synkope handelt es sich um eine schnell einsetzende Bewusstlosigkeit, bei der der Patient keinerlei Kontrolle über seinen Muskeltonus hat. In der Regel erlangt der Betroffene nach einigen Sekunden / Minuten das Bewusstsein wieder.

Was kann die Ursache einer Bewusstlosigkeit sein?

Eine Synkope wird ausgelöst, wenn das Gehirn nicht ausreichend mit Blut versorgt wird und die Durchblutung gemindert ist. Der Schwindel bzw. das seltsame Gefühl, das der Betroffene vor dem Eintreten einer Ohnmacht wahrnehmen kann, nennt sich Präsynkope.

Wissenswert

Eine Ohnmacht ist in der Regel für den Betroffenen harmlos, da der Blutstrom sich rasch wieder normalisiert. Selbst wenn beim Patienten mehrmalig Synkopen aufgetreten sind, werden Hirnzellen und das Gehirn normalerweise nicht geschädigt.

Wann sollte bei Ohnmachtsanfällen der Arzt aufgesucht werden?

  • Senioren
  • Senioren, die von chronischen Erkrankungen betroffen sind, wie z. B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzrhythmusstörungen usw.
  • Schon öfters von Ohnmachtsanfällen betroffene Patienten sollten dann zum Arzt gehen, wenn diese wieder vermehrt auftreten.
  • Epileptischer Anfall
  • TIA (transitorische ischämische Attacke)  Achtung, Schlaganfall!

Was macht eine Synkope so gefährlich?

Da der Patient bei einer kurzfristigen Ohnmacht die komplette Kontrolle über den Muskeltonus verliert, birgt das die Gefahr, dass er stürzt und sich ernste Verletzungen zuzieht.

Was sind die Symptome einer Ohnmacht?

  • Plötzlich schlechter werdende Sehkraft oder anderweitige Störungen des Sehsinns, wie z. B.
  • Schwarz werden oder Flimmern vor den Augen
  • Schwitzende oder sehr warme Hände
  • Benommenheit
  • Übelkeit
  • Verlust der Orientierung
  • Herzrasen
  • Blässe
  • Schwächegefühl
  • Hitzewallung
  • Atembeschwerden

Tipp

Werden derartige Symptome bei einem Patienten wahrgenommen, sollte dieser sofort gebeten werden, sich hinzulegen. Es empfiehlt sich darauf zu achten, dass die Beine höher als der Oberkörper liegen, um den Kreislauf schnellstmöglich zu stabilisieren. Gleichzeitig wird durch das Vorgehen verhindert, dass sich der Patient durch einen Sturz Verletzungen zuzieht.

Was sind die verschiedenen Formen von Ohnmachtsanfällen (Synkopen) und ihre Ursachen?

Vor allem Senioren sind häufiger von einer kardinalen Synkope betroffen. Diese wird durch eine orthostatische Hypertonie ausgelöst.

Was ist eine kardinale Synkope?

Eine kardinale Synkope kann aus verschiedenen Gründen ausgelöst werden, wie z. B.

  • Orthostatische Hypertonie (niedriger Blutdruck)
  • Orthostatische Hypervolämie (zu wenig Flüssigkeit im Körper)

Tipp

Bei einer kardinalen Synkope sind es meist „banale“ Ursachen, die zu einer Ohnmacht führen. Trotzdem ist ein Arztbesuch sinnvoll, um die Ursache abzuklären. Die Pflegekraft sollte diesem die letzten gemessenen Blutdruck- und Pulswerte des Patienten vorlegen.

Was sind Reflexsynkopen?

Eine Reflexsynkope wird durch äußere Symptome hervorgerufen, wie z. B.

  • Das Essen von sehr kalten und sehr heißen Speisen
  • Starke Anstrengung
  • Lachen
  • Schreck
  • Druck, z. B. durch Darm- oder Blasenentleerung, Hustenanfälle usw.
  • Karotissyndrom (Reizung und Erweiterung der Arteria Carotis)

Tipp

Betroffene Patienten sollten keine Oberbekleidung mit engem Kragen tragen.

Wiederkehrender Schwindel mit Ohnmachtsanfällen – wie vorgehen?

In der Regel sind Synkopen einmalige Ereignisse, jedoch gibt es auch Patienten, bei denen Ohnmachtsanfälle immer wieder auftreten. Diese dürfen dann nicht als eigene Erkrankung angesehen werden. Derartige Synkopen sind ein Symptom für eine Erkrankung, deren Ursache unbedingt ärztlich abgeklärt werden muss.

Was kann wiederkehrende Synkopen auslösen?

  • Blutdrucksenkende Medikamente
  • Psychopharmaka
  • Subclavia-Steal-Syndrom
  • Vena-Cava-Kompressions-Syndrom

Synkope: die Diagnostik

Für die Typ-Bestimmung und die Klärung der Ursachen einer Synkope wird der Arzt als erstes die Krankengeschichte des Senioren erfassen. Dabei kann bzw. könnte er dem Patienten folgende Fragen stellen:

  • Welchen Auslöser der Ohnmacht vermutet der Patient selbst?
  • Hat der Patient Alkohol oder Drogen eingenommen?
  • Welche Medikamente muss der Patient einnehmen?
  • In welcher Situation kam es zu einer Synkope?
  • War der Patient in der Vergangenheit schon einmal von Synkopen betroffen?
  • Traten die Synkopen in letzter Zeit vermehrt auf?
  • Wie ist es um die Krankengeschichte der Familie bestellt?

Wissenswert

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt den Hydrationsstand des Patienten prüfen. Dabei wird er darauf achten, ob Schockanzeichen beim Betroffenen vorhanden sind. Er untersucht das Herz, die Herzfrequenz, den Herzrhythmus (mögliche Herzrhythmusstörungen), wie auch den Blutdruck. Oftmals erfolgen auch neurologische Untersuchungen. Manche Ärzte führen einen sogenannten Schellog-Test durch. Hierbei soll der Patient aus dem Liegen rasch aufstehen. Dabei wird vorher und nachher dessen Blutdruck gemessen. (Der Schellog-Test ist eine sinnvolle Untersuchungsmethode, wenn der Verdacht auf eine orthostatische Synkope naheliegt.) EKG oder Langzeit-EKG helfen dabei, Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die Spur zu kommen.

Welche Maßnahmen helfen bei einer drohenden Ohnmacht?

Damit ausreichend Blut ins Gehirn fließen kann und eine gute Durchblutung wiederhergestellt wird, sollte der Patient flach hingelegt und dessen Beine hoch gelagert werden. Ist der Patient wieder bei Bewusstsein, kann ihm Flüssigkeit zugeführt werden. Sollte sich der Patient durch den Sturz Wunden zugezogen haben, sind diese natürlich zu versorgen.

Synkope: Die Prävention

  • Darauf achten, dass der Patient ausreichend trinkt!
  • Langes Stehen in engen und stickigen Räumen ist zu vermeiden!
  • Nicht abrupt aufstehen oder aufsetzen!