Störungen beim Essen und Trinken bei Demenzkranken

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Inhaltsverzeichnis

Für uns bedeutet Essen und Trinken – wie für die meisten Menschen – Lust, Genuss und Freude. Sie sind nicht nur sinnliches Erleben, sondern auch Teil unseres sozialen Miteinander. Eine vernünftige Ernährung ist wichtig für Wohlbefinden, Lebensqualität und Gesundheit. Menschen mit Demenz geht es da nicht anders. Aber gerade bei einer fortschreitenden Demenz gehören Störungen beim Essen und Trinken zunehmend zum Krankheitsbild. Das ist für alle Beteiligten nicht einfach, und damit Sie mit dieser Situation stressfrei umgehen können, ist es wichtig, dass Sie das Verhalten und die Probleme von Demenzerkrankten bei der Aufnahme von Nahrung verstehen und richtig reagieren können.

Eine Chance zur Aktivierung und Erinnerungsarbeit

Menschen mit Demenz bekommen mit zunehmender Erkrankung immer mehr Probleme bei der Nahrungsaufnahme. So können Sie nicht immer eine angemessene Haltung beim Essen und Trinken einnehmen, verlieren Speisen aus dem Mund, wissen nicht mehr, wie man mit dem Besteck umgeht, essen zu schnell oder zu langsam, husten, würgen oder essen mit den Fingern. Die Veränderungen sind vielfältig und Ihnen sicherlich aus Ihrem Pflege- und Betreuungsalltag bekannt. Eine einfache und genussvolle Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme ist dann für Ihre Pflegekunden häufig nicht mehr gegeben.

Der Genuss geht verloren

Für die Betroffenen, die nicht mehr allein essen können, werden die Mahlzeiten häufig nur noch zur bloßen Nahrungsaufnahme. Aus Ihrer Arbeit kennen Sie wahrscheinlich auch die Szenarien des oftmals quälenden „Essen-Reichens“ bei Menschen mit Demenz, den Zeitdruck, Ihr schlechtes Gewissen, wenn das Essen „einfach hineingebracht“ wird und Personen, die das Essen und Trinken verweigern. Kommt es dann zu einer Gewichtsreduzierung, ist die letzte Rettung häufig die Sondenkost. Folglich wird Betroffenen noch das letzte bisschen Eigenständigkeit, nämlich das selbstständige Essen, genommen. Für alle Menschen ist das Essen ein Grundbedürfnis und dient im Wesentlichen der Selbsterhaltung. Essen und Trinken ist jedoch mehr als nur die Befriedigung körperlicher Grundbedürfnisse. So strukturiert die Nahrungsaufnahme nicht nur unseren Tag, sondern wir gönnen uns z. B. etwas Gutes, indem wir uns mit Lieblingsspeisen verwöhnen. Darüber hinaus genießen wir die Anregung unserer Sinne, besonders der Geschmackssinne, aber auch das Riechen, Fühlen und Sehen werden angeregt.

Mit diesen Maßnahmen können Sie Demenzkranke aktiv unterstützen

Je weniger Personen mit Demenz selbstständig essen und trinken können, desto mehr sind sie auf die Hilfe von außen angewiesen. Die persönliche Selbstständigkeit geht zunehmend verloren. Dies ist für Sie als Pflege- und Betreuungskraft häufig eine große Herausforderung. Erfahren Sie daher in diesem Themen-Artikel, was Sie tun können, damit der Genuss der Nahrungsaufnahme bei Ihren Pflegekunden nicht verloren geht und gesundheitliche Probleme, wie z. B. eine Unterernährung, reduziert werden können. Am Anfang steht die Bestandsaufnahme: Sie erfahren unter anderem, welche Schritte unternommen werden sollten, wenn eine Unterernährung vorliegt und welche Ursachen dafür verantwortlich sind. Außerdem erläutern wir Ihnen, wie Sie Schluckstörungen begegnen können und wie Sie Mithilfe der basalen Stimulation das Geschmackserleben wieder anregen und die Betroffenen zum selbstständigen Essen ermuntern können.

An welchen Zeichen erkennt man eine bestehende oder drohende Unterernährung bei Demenzkranken?

Wenn Sie einen Pflegeauftrag beginnen oder sich etwas am Zustand Ihres Pflegekunden verändert hat, sollten Sie zuerst durch ein Screening prüfen, ob eine mögliche Unterernährung und Exsikkosegefahr (Austrocknung) bei Ihren Pflegekunden mit Demenz besteht. Ein Screening ist eine Kurzeinschätzung eines möglichen Risikos. Haben Sie im Screening ein Risiko festgestellt, erfolgt als Nächstes das Assessment, also die genauere Beurteilung der Gefährdung.

1. Risiko Kurzeinschätzung Unterernährung

Hier finden Sie ein Muster-Screening zum Risikobereich Unterernährung, welches wir zum einfacheren Gebrauch etwas abgewandelt haben.

Zeichen einer (drohenden) UnterernährungJaNein
Augenscheinlicher Eindruck/sichtbare Anzeichen von Unterernährung/Untergewicht, z. B. trockene Haut und Schleimhaut, zunehmende Verwirrtheit, konzentrierter Urin
BMI < 20
Unbeabsichtigter Gewichtsverlust (> 5 % in 1 Monat oder > 10 % in 6 Monaten)
Zu weit gewordene Kleidung
Mehr als 1/4 Essensreste bei 2/3 der Mahlzeiten
Erhöhter Energie/Nährstoffbedarf durch (Zutreffendes bitte unterstreichen):

Hyperaktivität, Stress, akute Krankheit, Fieber, Dekubitus, Erbrechen, Blutverlust
Zeichen von Flüssigkeitsmangel (Zutreffendes bitte unterstreichen): plötzliche Verwirrtheit, trockene Schleimhäute, konzentrierter Urin
Auffällig geringe Trinkmenge (weniger als 1.000 ml pro Tag über mehrere Tage hinweg)
Erhöhter Flüssigkeitsbedarf z. B. durch Fieber, stark geheizte Räume, Sommerhitze, unangemessen warme Kleidung

Sonstige:
Mangelnde Versorgungsstrukturen (z. B. allein lebend)
Mangelnde Unterstützung im Haushalt

Auswertung: Falls Sie mindestens einmal mit Ja geantwortet haben, besteht ein Risiko zur Unterernährung.

2. Assessment: Individuelle Gefährdungsbeurteilung Ernährungsrisiko

Durch das Assessment können Sie das individuelle Ernährungsrisiko genauer einschätzen. Das folgende Assessment hilft Ihnen dabei, Pflegeprobleme zu beschreiben. Daraufhin können Sie individuelle, auf Ihren demenzkranken Pflegekunden angepasste Maßnahmen planen.

Ursachen für geringe NahrungsaufnahmeUrsachen für geringe Flüssigkeitsaufnahme
1. Persönliche Faktoren/Fähigkeitsverluste

Bew./Pat. beherrscht den Essvorgang nicht mehr

Funktionseinschränkungen in Händen/Armen

Verletzungen im Mundraum, trockener Mund

Zähne und Zahnprothese sind nicht intakt

Bew./Pat. sieht und hört schlecht

Weitere Einschränkungen
1. Persönliche Faktoren/Fähigkeitsverluste

Bew./Pat. erkennt vor ihm stehende Getränke nicht, kann sich Getränke nicht eingießen

Bew./Pat. beherrscht den Trinkvorgang nicht

Funktionseinschränkungen der Arme oder Hände

Schluckstörungen

Weitere Einschränkungen
2. Unlust beim Essen/Appetitlosigkeit

Psychische Belastung

Akute Erkrankung

Schmerzen

Bewegungsmangel

Verdacht auf Medikamentennebenwirkungen

Auffallend reduzierter/veränderter Geschmacks- und Geruchssinn

Andere Gründe
2. Fehlende Lust am Trinken

Schmerzen

Reduziertes Durstgefühl

Wunsch nach geringer Urinausscheidung

Verschluckt sich leicht, hustet oft beim Trinken, Angst vor Verschlucken

Andere Gründe
3. Umgebungsfaktoren

Essenssituation wird als unangenehm empfunden (Geräusche, Gerüche, Nachbarn)

Inadäquate Essenszeiten (Zeitpunkt, Dauer)

Beziehung zu den Versorgungspersonen

Andere Gründe
3. Umgebungsfaktoren

Beziehung zu den Versorgungspersonen

Wenig einladende Trinkgefäße

Getränke sind nicht erreichbar

Andere Gründe
4. Essensangebot

Unzufriedenheit mit dem Angebot, Essen schmeckt nicht

Unangemessene Konsistenz

Andere Gründe
4. Trinkangebot

Unzufriedenheit über Getränke, falsches Angebot

Unangemessene Temperatur des Getränks

Andere Gründe
5. Gründe für erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf

Höherer Energiebedarf (durch Krankheit, Fieber, Infektion, Tumor, offene Wunde, psychischen Stress, Blutverlust, starkes Erbrechen, Durchfälle)

Hyperaktivität

Andere Gründe
5. Gründe für erhöhten Flüssigkeitsbedarf

Starkes Schwitzen

Krankheitsbedingter Flüssigkeitsverlust (durch Fieber, Erbrechen, Blutverlust, anhaltende Durchfälle)

Medikamente zu Entwässerung, Abführmittel

Andere Gründe

Auswertung: Kreuzen Sie die für Ihren demenzbetroffenen Pflegekunden zutreffenden Gründe an und formulieren Sie sie anschließend in Ihrer Pflegeplanung als individuelle Pflegeprobleme aus. Anhand Ihrer Ergebnisse dieser Assessment-Einschätzung können Sie individuelle Maßnahmen ergreifen, um das Ernährungsrisiko zu minimieren.

Achtung

Der Body Mass Index (BMI) ist kein absoluter Wert. Wer zeitlebens recht dünn war, wird dies auch im Alter sein. Erkrankte, die ihr ganzes Leben adipös waren, sollten nicht zum Abnehmen genötigt werden. Erst wenn eine erhebliche Gesundheitsbedrohung durch Über- oder Untergewicht besteht, sollten Sie eingreifen.

3 Gründe für eine erschwerte Nahrungsaufnahme

1. Erhöhter Energiebedarf Viele Menschen mit Demenz sind häufig unruhig. So legen manche Demenzerkrankte mehrere Kilometer am Tag zurück. Das führt zu einem erhöhten Energiebedarf. Bei gesunden Senioren empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine tägliche Energiezufuhr von 1.800 kcal. Bei einem sehr mobilen Demenzkranken kann aber unter Umständen der Verbrauch bis auf 3.000 bis 4.000 kcal ansteigen. 

2. Gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl Einige Betroffene haben ständig Hunger, manche fühlen sich immer satt. Körpersignale wie Magengrummeln oder Übelkeit werden nicht richtig gedeutet und es fehlt die Einsicht in die Notwendigkeit des Essens und Trinkens. Zudem kann längeres Fasten durchaus zu einer Stimmungsverbesserung führen. Dann ist es für den Erkrankten noch schwerer einzusehen, Nahrung zu sich zu nehmen. 

3. Beeinträchtigungen von Fertigkeiten und Kompetenzen Häufig können Menschen mit Demenz den Umgang mit dem Besteck, Serviette, Geschirr oder Gläser nicht mehr bewerkstelligen. Diese Übersicht zeigt die Nahrungsaufnahme je nach Stadium der Demenz.

ÜBERSICHT: Nahrungsaufnahme je nach Stadium
Frühstadium:Nahrungszufuhr mit Messer und Gabel gut möglich. Zubereitung und Beschaffung einer Speise kaum mehr umsetzbar.
Mittelstadium:Unzureichende Nahrungsaufnahme infolge zunehmender Apraxie im Umgang mit Besteck. Agnosie der Nahrung und des Hungers.
Spätstadium:Unzureichende Nahrungszufuhr, da Hunger und Durst nicht mehr wahrgenommen werden. Essen reichen ist erforderlich.
Endstadium:Unzureichende Nahrungszufuhr infolge Schluckstörungen. Keine Wahrnehmung von Hunger und Nahrung. Essen reichen braucht sehr viel Geduld.

Schluckstörungen sind Schwerstarbeit für die Betroffenen – wie kann man die Beschwerden lindern?

Schluckstörungen treten mit zunehmender Demenz immer häufiger auf. Sie erschweren das Essen und Trinken zusätzlich massiv und erhöhen das Risiko des Verschluckens bei gleichzeitigem Einatmen. Da der Schluckreflex über 50 Muskelpaare benötigt, die vom Hirn koordiniert werden, kann dieser Prozess schnell gestört sein. Für Demenzerkrankte mit Schluckstörungen erfordert das Essen und Trinken eine hohe Konzentration und wird so oft zur Schwerstarbeit. Die Angst, sich zu verschlucken, oder die Scham, „nicht mehr richtig essen zu können“, verdirbt dann häufig den vorhandenen Rest an Appetit. Das sind die Symptome von Schluckstörungen

  • andauerndes Husten und Räuspern bei den Mahlzeiten
  • Speichel- oder Nahrungsaustritt aus dem Mund
  • häufiges Verschlucken oder Husten beim Essen
  • Schwierigkeiten bei der Einnahme von Medikamenten
  • vielfaches Schlucken ohne Transport der Nahrung in die Speiseröhre
  • Verbleiben der Nahrung am Gaumen, in Mund oder Wangentasche nach der Mahlzeit
  • Ablehnung der Nahrungsaufnahme
  • erhöhte Temperatur, Lungenentzündung
  • gurgelnde oder belegte Stimme

In diesen Fällen sollten Sie als erste Maßnahme immer den zuständigen Arzt um Rat bitten. 

Tipps für pflegerische Maßnahmen

  • Auch wenn der Betreute noch selbst essen kann, sollten Sie anwesend sein, um im Falle des Verschluckens helfen zu können. Achten Sie auf eine aufrechte Position bei der Nahrungsaufnahme.
  • Dicken Sie bei Bedarf Flüssigkeiten an. Entsprechende Präparate zum Andicken von Nahrung gibt es in der Apotheke
  • Lassen Sie Menschen mit Demenz unbedingt Ruhe und Zeit beim Essen.
  • Achten Sie bei bettlägerigen Personen darauf, dass der Oberkörper nach Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme mindestens 20 bis 30 Minuten hochgelagert bleibt.
  • Führen Sie nach dem Essen Mundhygienemaßnahmen durch, damit keine Speisereste im Mund bleiben.
  • Reichen Sie möglichst gleichmäßig an, d. h. direkt nach dem Schlucken des vorangegangenen Bissens folgt die nächste Portion, damit der natürliche Impuls genutzt wird. Achten Sie auf ausreichend Zeit zum Atmen.

Was sind geeignete Speisen bei Schluckstörungen?

Je nach Schluckstörung dürfen die Speisen nicht zu flüssig, zu fest oder zu krümelig sein. Welche Speisen geeignet sind, können Sie aus der Übersicht unten ersehen. Hier haben wir Ihnen verschiedene Nahrungsmittel nach ihrer Eignung bei Schluckstörungen aufgelistet.

Geeignete SpeisenUngeeignete Speisen
Möhren, Brokkoli, Blumenkohl, Erbsen, Kohlrabi, Spinat, Sellerie, Tomatenfleisch ohne Schale, Rote Bete, Zucchini, Kürbis, Schnittbohnen, Spargelspitzen weich gekochtSpargel, Fenchel, Lauch, Linsen, Mais, Bohnen, Erbsen, Sauerkraut, Kohl, Rettich, Küchenkräuter
Weißbrot, entrindetes Weißbrot (altbacken), Mischbrot (altbacken)Körnerbrot, sehr klebriges frisches Brot
KartoffelnBratkartoffeln, Kartoffelknödel, Pommes frites, Kartoffelchips, Reis
Wasser, Tee (auch angedickt), Obst- und Gemüsesäfte, LeitungswasserStark schleimende Milchsuppen
Gelatinespeisen, PuddingPralinen, Nussschokolade
CremesuppenKlare Brühen mit Petersilie und klein geschnittenem Suppengemüse
feine Streichwurst, SchmierkäseWurst mit Pistazien, grobe Leberwurst, Wurst mit Stückchen, grobe Wurst, Corned Beef, Schmelzkäse, Käse mit Nuss- oder Pfefferstücken
Geflügel, Kalbfleisch, Kaninchen, feinfaseriges SchweinefleischRindfleisch, trockenes zähes Fleisch
Fisch ohne Gräten, Scholle ohne Haut, LachsTrockenes Fischfleisch, Fische mit Haut und Gräten, Matjes, panierte Fische
Feuchtes Rührei, pochiertes EiHart gekochtes Ei, Spiegelei, trockenes Rührei
Weicher SahnekuchenKuchen mit Nüssen, Rosinen, Mohn
Milch, Buttermilch, Sauermilch, Milchshake, Kefir, JoghurtFruchtjoghurt mit Fruchtstückchen

Auch die Mundschleimhaut kann verändert sein 

Ein weiterer Grund für ein verändertes Ernährungsverhalten können pathologische Veränderungen in der Mundhöhle sein. Die Mundhöhle ist mit einer rosa scheinenden Schleimhaut besetzt und aufgrund der Speichelproduktion immer feucht. Jedoch können Erkrankungen wie Mukositiden (Entzündung der Schleimhaut), Entzündungen bei einer Infektion, Verletzungen oder auch Nebenwirkungen z. B. bei einer Zytostatikatherapie (Krebsbehandlung) die Schleimhaut verändern. Aber auch Mundtrockenheit durch einen verminderten Speichelfluss spielt eine Rolle. Die Folgen können Schmerzen oder Geschmacksveränderungen sein.

Eine schnelle Lösung 

Konnten Sie eine Veränderung der Mundschleimhaut feststellen, ist eine Anpassung der Kost notwendig.

8 Maßnahmen, wie Sie die Kost anpassen können:

1. Stellen Sie von fester auf flüssige oder breiige Kost um, da diese die Mundschleimhaut weniger reizt. 2. Würzen Sie Speisen nicht zu scharf, um Reizungen zu vermeiden. 3. Vermeiden Sie die Gabe von stark säurehaltigen Obstsorten. Diese wirken sich ungünstig auf die Mundschleimhaut aus. 4. Versetzen Sie Getränke möglichst nicht mit Kohlensäure. 5. Achten Sie darauf, dass Getränke keinen Zucker beinhalten, da dieser zur Vermehrung von Mikroorganismen beiträgt. 6. Reichen Sie am besten stilles Wasser und ungesüßte Tees. 7. Lassen Sie die Ursache ggf. durch den Arzt medikamentös behandeln. 8. Nehmen Sie unterstützend zur Behandlung Mundspülungen z. B. mit Kamillen- oder Salbeiextrakten vor.

Auf den richtigen Umgang kommt es an! Wie geht man vor, wenn Demenzerkrankte die Nahrung verweigern?

Bei einer Nahrungsverweigerung sollten Sie zuerst auf Ursachenforschung gehen. Das ist oftmals jedoch leichter gesagt als getan, da Auslöser häufig vielfältig und nicht ohne Weiteres erkennbar sind. Wichtig ist, ob die Personen nicht können oder nicht wollen und ob die jeweiligen Maßnahmen den Betroffenen bei der Nahrungsaufnahme unterstützen oder ihn zwangsernähren. Seien Sie sensibel für die Grenze zu wohlgemeintem Helfen und Zwang!

Setzen Sie Reize, um Ihre Kunden zu motivieren

Selbstverständlich müssen Sie eine ausreichende Zufuhr von Nahrung sicherstellen. Jedoch darf die Zufuhr nicht durch Zwang, sondern auf eine für den Menschen mit Demenz akzeptablen Art und Weise erfolgen. Hierbei gibt es einige Tipps und Kniffe, die den Betroffenen unauffällig zum Essen und Trinken animieren, z. B. durch Zuprosten oder dem Fragen nach Geschmack oder Temperatur. Im Falle des „nicht essen können“, sind taktile Reize wichtig, z. B. die Hand des Erkrankten zum Mund zu führen. Verbale Aufforderungen sind häufig nicht hilfreich. In der Übersicht unten finden Sie effektive und ineffektive Verhaltensweisen im Umgang mit nahrungsverweigernden Demenzerkrankten.

Fallbeispiel:

Herr Schröder isst gemeinsam mit allen Bewohnern der Einrichtung im Speisesaal, allerdings sitzt er mit dem Rücken zum Eingangsbereich. Er verweigert fast immer das Essen, wirkt unruhig und neigt zu aggressiven Ausbrüchen. Bei jedem Essen bekommt er seine Medikamente vom Pflegepersonal wortlos und von hinten in den Mund geschoben. Seine ehemalige Nachbarin besucht ihn nach langer Zeit, dabei fällt Ihr auf, dass Herr Schröder nicht nur unruhig, sondern auch ängstlich wirkt. Im Gespräch mit der Nachbarin wird erkannt, dass eine Veränderung herbeigeführt werden muss und es werden einige Interventionen eingeleitet. Herr Schröder wurde auf einen anderen Platz gesetzt, an dem er eine Wand im Rücken hat und den gesamten Raum überblicken kann. Zudem wird darauf geachtet, dass er die Medikamente von vorn bekommt und mit Informationen übergeben wird. Herr Schröder wirkt seitdem deutlich entspannter und der Ernährungszustand verbesserte sich zunehmend.

Das Beispiel von Herrn Schröder verdeutlicht noch einmal, dass sich viele Faktoren auf das Ernährungsverhalten auswirken können. Auch der falsche Sitzplatz!

Ineffektives VerhaltenFraglich effektives VerhaltenEffektives Verhalten
Bei der Nahrungsaufnahme nicht genügend Zeit lassen

Autoritärer Kommunikationsstil („Mund auf!

– Schlucken!
“)

Zwangsmaßnahmen (z. B. Schnabelbecher kippen, Kopf und Hände festhalten)

Betroffene hat Brille, Hörgerät, Zahnprothese vergessen

Essen im Bett (ausgenommen Bettlägerigkeit)

Kaltes Essen
Verbale Aufforderung zum Weiteressen

Aufforderung zur Mundöffnung durch antippen der Unterlippe mit dem Besteck

Aktivierung durch Vormachen der Ess- und Trinkmimik

Überlisten, Täuschen (z. B. durch Fragenstellen und beim Öffnen des Mundes Nahrung einführen)

Essen soll „probiert“ werden
Betroffener sollte selbst entscheiden, wann, was, wie, wo und mit wem er essen möchte

Zeit lassen und Ruhe ausstrahlen

Kein Drängeln, Überlisten oder Überreden

Neben dem Essenden sitzen und nicht stehen (auf Augenhöhe begeben)

Im Speiseraum essen lassen, damit die Nahrungsaufnahme Atmosphäre und Ästhetik hat.

Nahrungspräferenzen berücksichtigen

Essen soll für die Person eine angenehme Temperatur und die richtige Konsistenz haben

Reichen Sie Nahrung und Getränke richtig an

Wenn Sie Mahlzeiten und Getränke anreichen müssen, sollten Sie darauf achten, es zuerst mit dem Führen der Hand oder des Armes zu probieren. Die Bewegung der eigenen Hand zum Mund löst reflexhaft das Öffnen des Mundes aus. Sitzen Sie dabei immer neben dem führenden Arm. Wenn Sie dem Erkrankten gegenübersitzen und von vorn und womöglich zu schnell, den Löffel in die Richtung seines Gesichts bewegen, erzeugen Sie Angst vor einer Verletzung und provozieren so das Schließen des Mundes und die ausweichenden Bewegungen des Kopfes. Sollte der Teller direkt vor Ihnen stehen, kann der Erkrankte auch das Essen verweigern, weil er das Gefühl haben könnte, von einem fremden Teller zu essen.

Durch ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit können Sie lebensbedrohliche Zustände vermeiden

Während eine Unterernährung erst nach vielen Wochen zu deutlichen Störungen führt, kann eine Dehydration bereits nach wenigen Tagen akute Verwirrtheit und lebensbedrohliche Zustände erzeugen. Die Sorge um ausreichende Trinkmengen sollte deshalb bei Ihnen immer im Vordergrund stehen. Diese 3 Punkte sollten Sie bei der Flüssigkeitszufuhr beachten:

  1. Ca. 1.500 ml muss ein Mensch täglich zu sich nehmen.
  2. Der Flüssigkeitsbedarf erhöht sich unter bestimmten Voraussetzungen: z. B. Hitze, Anstrengung, Fieber, Durchfall.
  3. Bei bestimmten Erkrankungen gibt der Arzt eine Höchsttrinkmenge vor, z. B. bei Herzschwäche oder Einschränkungen der Nierenfunktion. Daher sollte stets der Arzt nach der richtigen Trinkmenge befragt werden.

Prost! So stellen Sie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sicher

Mit zunehmenden Alter wird das Durstgefühl immer weniger wahrgenommen. Sie sollten deshalb darauf achten, dem Erkrankten häufiger Getränke anzubieten. Dabei ist es wenig sinnvoll zu fragen „Möchten Sie etwas trinken“, sondern Sie sollten zum Trinken einladen: „Das schmeckt köstlich! Probieren Sie mal!“ Auch ein Trinkspruch und das gemeinsame Mittrinken können sehr hilfreich sein. Ein fröhliches „Prost“ animiert zum Trinken, schonallein deshalb, weil man in Gesellschaft nicht unhöflich sein möchte. Hier 3 weitere Tipps, wie Sie zum Trinken animieren können:

  1. Wecken Sie die Aufmerksamkeit und das Durstgefühl, durch das Geräusch beim Öffnen einer Flasche und beim Befüllen der Gläser. Das Eingießen (besonders wenn der Erkrankte es noch selbst tut) animiert unmittelbar zum Trinken.
  2. Auch eine gefüllte Kanne und ein Glas haben Aufforderungscharakter und werden dadurch häufiger benutzt.
  3. Achten Sie auch auf das richtige Trinkgefäß. Der eine trinkt gern aus der Tasse, der andere lieber aus einem schönen Glas. Hier gibt es mittlerweile eine große Auswahl an verschiedenen Möglichkeiten. Sie können es mit einem Trinkhalm probieren. Kunststoffbecher können zerbrechliche Gläser ersetzen. Nasenbecher können ebenfalls manches Mal von Vorteil sein. Trinkbecher mit Sicherheitsfuß stehen kippfest und können nicht verrutschen. Der sogenannte Coombes-Becher hat einen schalenförmigen Aufsatz mit kleiner Öffnung. Damit kann in kleiner Menge „normal“ getrunken werden. Nicht zuletzt könnten Sie im fortgeschrittenen Stadium der Demenz eventuell eine Saugflasche ausprobieren. Der Saugreflex ist oft noch lange vorhanden und so kann das Risiko des Verschluckens minimiert werden. Die oft verwendeten Schnabelbecher sind eher ungeeignet, da sie den Schluckakt erschweren und keine Kontrolle über Temperatur und einfließende Menge zulassen.
ÜBERSICHT: Erkennen Sie die wichtigsten Anzeichen, wenn ein Demenzerkrankter zu wenig trinkt
starke Verwirrtheit

ungewöhnliches Verhalten

Benommenheit

geringe Reaktion auf Außenreize

konzentrierter Urin

verminderte Hautspannung (stehende Hautfalte)

trockene Haut und Schleimhäute

trockene Zunge

erhöhte Körpertemperatur

Hilfreich für Ihre Arbeit ist es, einen Tagestrinkplan zur besseren Übersicht zu führen

Ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen ist für Menschen mit Demenz wie für alle anderen Pflegebedürftigen auch das A und O der Ernährung. Achten Sie stets auf ausreichende Trinkmengen. Ein Trinkplan kann Ihnen helfen den Überblick zu behalten Hier können Sie sich ein Muster für einen Trinkplan herunterladen.

Essen als basale Stimulation – die Beziehung ist bedeutsam

In der Praxis hat sich das Konzept der „basalen Stimulation“ auch bei der Essensaufnahme als sehr wirksam bei Menschen mit Demenz erwiesen. BASAL leitet sich hier von dem Wort Basis ab. Basis bedeutet Grundlage, auf der aufgebaut werden kann. STIMULATION kommt von stimulieren und bedeutet etwa anregen oder reizen.

Ziele der basalen Stimulation

Allgemein formuliert können Sie unter basaler Stimulation die gezielte und systematische Förderung oder Stimulierung der Wahrnehmung und Kommunikation auf einer elementaren (einfachen) Ebene verstehen. Es geht nicht um Defizite, sondern um die Förderung positiver Möglichkeiten von Menschen mit Demenz. Folglich ist sie nicht als Behandlung gedacht, sondern als Möglichkeit, sich auf die individuelle und aktuelle Lebenssituation des Betroffenen einzustellen. Geeignete Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Kommunikationsangebote sollen unterbreitet, bzw. mit den Erkrankten erarbeitet werden. Menschen mit Demenz befinden sich durch ihre Verluste oftmals in einer subjektiv schwierigen Situation, die von Unsicherheit, Angst und Gefühle der Hoffnungslosigkeit geprägt sind. Die basale Stimulation soll dazu dienen, die Orientierung über den eigenen Körper zu erhalten und die vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Es geht um positive Kommunikation

Für Sie sollte es nicht Ziel sein, nur die „ausführende Person“ zu sein, sondern eine Beziehung zu den Demenzerkrankten aufzubauen. Somit gewinnt der Aspekt der Beziehung eine besondere Bedeutung. Wählen Sie eine Kommunikationsform, die der Betroffene wahrnehmen und verarbeiten kann. Begeben Sie sich auf die Erlebnisebene des Erkrankten, indem Sie mit ihm auf einer elementaren Ebene kommunizieren, die es ihm ermöglicht, sich selbst wahrzunehmen. Die basale Stimulation sollte nicht als Methode verstanden werden. Vielmehr ist es ein Konzept, das offen für Veränderungen, Weiterentwicklungen, Analysen und neue Ideen ist.

Diese Methoden der basalen Stimulation in der Pflege gibt es

Sie können in der Pflege von Menschen mit Demenz verschiedene Möglichkeiten einsetzen, um mit ihnen zu kommunizieren und ihnen adäquate Reize anzubieten. Hierbei spielt die jeweilige Biografie eine wichtige Rolle. Wie zuvor beschrieben, konzentrieren sich die Angebote auf die elementarsten Wahrnehmungskompetenzen des Erkrankten. Durch umfangreiches biografisches Wissen können Angebote viel gezielter und effektiver genutzt werden, wenn die eingesetzten Reize in enger Verbindung mit dem bisherigen Leben des Betroffenen identifiziert werden. Eine intensive Möglichkeit, um mit dem Erkrankten zu kommunizieren, ist die Berührung. Sie können mit verschiedenen Düften, Geschmacksrichtungen, optischen und akustischen Reizen arbeiten. Wichtig ist nur, dass sie alltagsnah sind und sich an der Biografie orientieren.

Auch Essen kann basale Stimulation sein

Demenzerkrankte Personen, die ihre Selbstständigkeit bei der Nahrungsaufnahme teilweise oder ganz verloren haben oder z. B. an Appetitmangel leiden, können durch das Medium Essen, mittels ihrer basalen Instinkte, aktiviert werden. Essen kann und soll positive Erinnerungen wachrufen. Das grundlegende Bedürfnis zu essen, muss in regelmäßigen Abständen gestillt werden. Dieses Bedürfnis ist mit Anregungen der Sinne gekoppelt.

Übersicht: Das können Sie durch basale Stimulation erreichen

  • die Anregung des Appetits
  • das Wecken von Erinnerungen durch die Essensaufnahme
  • die Unterstützung einer Tagesstruktur
  • das Essen als soziales Ereignis zwischen Ihnen und dem Betroffenen
  • die Wiederentdeckung und Förderung der Ressourcen

Wie und welche Ziele gefördert werden sollen, orientiert sich an den Einschränkungen der Betroffenen.

Die Essbiografie: die persönliche Essgeschichte des Menschen mit Demenz

Eine Essbiografie ist für Sie besonders hilfreich, um anhand der gesammelten Daten etwas über Herkunft, beruflicher Tätigkeit und sonstige Erfahrungen des Erkrankten herauszufinden, welche Speisen und Getränke jemand gern zu sich genommen hat. So bevorzugt jemand, der in Bayern aufgewachsen ist, vielleicht gern Knödel, ein anderer isst womöglich gern Labskaus, weil er viele Jahre im Norden gelebt hat. Aber auch der einstige Tagesablauf kann Hinweise auf individuelle Essgewohnheiten geben, z. B. wann jemand gefrühstückt oder ob er am Mittag oder abends eine warme Mahlzeit zu sich genommen hat. So können Sie sich durch die Kenntnisse über Vorlieben, Abneigungen und Gewohnheiten einen guten Zugang zum demenzkranken Menschen verschaffen.

Achtung:

Achten Sie unbedingt darauf, dass der Erkrankte seinen Geschmack auch mit der Zeit ändern kann. So mochte vielleicht jemand sein Leben lang gern Leberwurstbrote, die ihm heute aber gar nicht mehr schmecken – oder auch umgekehrt: Speisen, die man früher nicht gegessen hat, werden auf einmal sehr geschätzt. Hier gilt für Sie, genau zu beobachten!

„Das ist doch noch gut!“ – die Generation Nachkriegszeit

Menschen mit Demenz gehören häufig noch der Generation an, die durch die Kriegs- und Nachkriegszeit oft Hunger und Entbehrungen erlebt haben. Diese oft traumatischen Erlebnisse haben ihre Spuren hinterlassen und so kann z. B. der Kaffee-Ersatz oder die „gute Butter“ als angenehm oder aber auch als unangenehm empfunden werden. Diese persönlichen Erfahrungen sollten Sie immer berücksichtigen.

Erforschen Sie die „Begleitumstände“ des Essens

Nicht zuletzt sollten Sie auch die „Begleitumstände“ von früheren Mahlzeiten erfassen. Wurde vor dem Essen gebetet? Wie war die Tischordnung? Wurde geschwiegen oder gar Musik gehört? Das kann sehr vielfältig sein und die Aufnahme dieser Daten Ihnen die Arbeit spürbar erleichtern.

Eat by Walking! – Ihre Flexibilität ist gefragt

Eat by Walking“ (das Essen im Gehen) eignet sich oftmals auch für Menschen mit Demenz. Dieses Angebot können vor allem noch Demenzerkrankte umsetzen, die sich im frühen Stadium befinden, nicht mehr ruhig am Tisch sitzen und essen können und ruhelos umherwandern. Stellen Sie für die Betroffenen an verschiedenen Stationen, an denen sie vorbeigehen, kleine Happen bereit, sodass sie sich etwas davon nehmen können.

Fingerfood hat sich etabliert!

In den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Menschen mit Demenz ist Fingerfood oder „Eat by Walking“ eine wichtige Komponente. Bieten Sie folglich Menschen mit Demenz einige Speisen in Form von Fingerfood an. Fingerfood verbessert die Selbstständigkeit und die Selbstbestimmung. Um eine gute Akzeptanz von Fingerfood zu erreichen, müssen Sie vorweg diese Punkte klären:

  • Welche Speisen wurden kulturgemäß mit der Hand gegessen?
  • Wann und warum wurde Fingerfood angeboten (z. B. Käseigel, Kanapees)?
  • Welche Speisen wurden in der Biografie mit den Fingern gegessen?

Das sollten Sie bei Fingerfood beachten

Finden Sie zuerst die bevorzugten Laufwege der betroffenen Menschen heraus und positionieren Sie auf diesen Wegen optisch gut sichtbar Essstationen. Achten Sie darauf, dass die Speisen gut greifbar sind und die Zubereitung mundgerecht ist. Zudem sollte sie nicht gleich auseinanderfallen. Richten Sie verschiedene Essenssituationen ein wie z. B. einen Korb mit Äpfeln, Milchprodukten, Keksen o. ä.  Es gibt eine Vielzahl von Ideen und mittlerweile auch gute Literatur zu diesem Thema. Probieren Sie sich aus!

Achtung Komplikationen: Darauf sollten Sie schauen

Mögliche Probleme sind beispielsweise, dass Kräuter nicht als solche erkannt oder Servietten mit Motiven verkannt werden und im Mund landen. Stecken Sie die Häppchen auf keinen Fall mit Spießen zusammen. Die Erkrankten könnten die Spieße mitunter nicht erkennen und versuchen, diese zu essen. Fingerfood kann in kleinen Portionen auf Tellern, in Gläsern oder kleinen Schälchen, aber auch auf Portionslöffel angerichtet werden.

Tipp

Selbstverständlich können Sie diese Idee auch im ambulanten Bereich einsetzen. Hierfür können Sie verschiedene Speisen wie kleine, aufgerollte Pfannkuchen, gegartes, in Streifen geschnittenes Gemüse oder Obststücke an verschiedenen – gut sichtbaren – Plätzen in der Wohnung platzieren.

Verzichten Sie auf krümelige Speisen. Nicht zuletzt wirken mehlige und krümelige Mahlzeiten bei Mundtrockenheit wie Sand im Mund, werden hin- und hergeschoben, lösen aber keinen Schluckreflex aus. Vermeiden Sie diese oder weichen Sie sie entsprechend vorher ein.

Auch Schwerstbetroffene können noch genießen – ein besonderes Erlebnis: Kochen am Bett

Auch für bettlägerige Menschen mit Demenz sollten Sie es möglich machen, die Zubereitung von Lebensmitteln wieder zum Genuss und zum Erlebnis werden zu lassen. Gerade diese Personengruppe kommt nur noch selten in den Genuss von verschiedenen Reizen. Das Kochen am Bett kann hier eine gute Möglichkeit sein.

Die Kosten sind überschaubar

Die technischen Voraussetzungen und Kosten sind dabei eher gering. Die Anschaffungskosten einer Induktionskochplatte (hier besteht keine Verbrennungsgefahr) belaufen sich auf ca. 60 €. Ein einfaches Grill-, Sandwich- oder Grill-Kombinationsgerät kostet ebenfalls etwa 60 €. Ein Waffeleisen gibt es ab 30 € und ist ebenfalls eine günstige Variante. Ein professioneller Küchenwagen für ca. 4.000 € ist nur selten nötig, eröffnet aber natürlich mehr Möglichkeiten.

Kleine Gerichte – große Wirkung

Schon bei der Vorbereitung kann beim Demenzerkrankten eine Assoziationskette ausgelöst werden. Zum Beispiel kann er die Speisen anschauen, sie riechen oder anfassen. Zudem können Küchengeräusche wie das Klappern von Töpfen und Geschirr auf den Kochvorgang vorbereiten. Neben einfachen Gerichten wie püriertes und gezuckertes Obst sind Ihren Ideen keine Grenzen gesetzt. Sie können Gemüse garen, Eier braten oder kleine Fleischstücke grillen. Durch die Röststoffe entsteht ein intensiver Küchengeruch, der zum Essen anregt. Aber auch Waffeln, Milchreis mit Zimt und Zucker oder Kartoffelpuffer sind schnell gemacht, geruchsintensiv und lecker. Während des Kochens sollten Sie Gespräche mit dem Erkrankten „rund um das Essen führen“. So bieten sich neben den Beschreibungen der Kochhandlung auch biografisch orientierte Gespräche über Milchverarbeitung, Schlachtungen, Feldarbeit oder die Obsternte an. Benachteiligten bettlägerigen Bewohnern bieten Sie gerade so ein ganz besonderes Erlebnis an.

Rezept: Waffeln

Zutaten: 

  • 200 g Butter
  • 175 g Zucker
  • 6 Eier
  • 350 g Mehl
  • 350 ml Milch
  • 3 TL Backpulver
  • 1 Prise Salz
  • 1 Tüte Vanillezucker
  • etwas Zitronensaft
  • Ergibt ca. 10 Waffeln 

Zubereitung: 

Das Mehl mit Salz und Backpulver vermischen, dann die weiche Butter mit Eiern, Zucker und Vanillezucker schaumig rühren. Nun abwechselnd Mehl und Milch in die Buttermasse einrühren. Der Teig muss dickflüssig vom Löffel fallen, die Milchmenge richtet sich nach der Größe der Eier. Zum Schluss einige Tropfen Zitronensaft zugeben und die Waffeln ausbacken.

Ein guter Tipp zum Schluss:

Das Nachtcafé oder Nachtrestaurant Manche Demenzerkrankten haben einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus. Um diesem gerecht zu werden, empfiehlt es sich, ein Nachtcafé oder Nachtrestaurant anzubieten. So können die “Nachtaktiven” eine Mahlzeit zu sich nehmen, wenn Sie das Bedürfnis dazu haben.