Hautpflege in der Altenpflege: Das müssen Sie beachten

Die richtige Hautpflege in der Altenpflege ist erlernbar. Richtige Pflegeprodukte sowie das richtige Vorgehen sind entscheidend.
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Inhaltsverzeichnis

Die Haut ist das größte Organ des Menschen und sehr empfindlich. In der Altenpflege kommt ihr im Rahmen der Körperpflege ein besonderer Stellenwert zu. Schließlich ist die Hautpflege etwas sehr Intimes und betrifft private Körperstellen, die sonst gut verdeckt sind. Auch haben viele ältere Menschen mit Hautproblemen zu kämpfen, da ihre Haut weniger elastisch ist und an Feuchtigkeit verliert:

  • die Haut wird empfindlicher und dünner (sog. Pergamenthaut)
  • die Haut wird trockener, der sogenannte Altersjuckreiz kann entstehen
  • durch den immer mehr zurückgehenden Schutzmantel der Haut können Ekzeme häufiger werden
  • wer viel liegt, riskiert Hautschäden durch Druckbelastungen und damit verbundenen Durchblutungsstörungen (sog. Dekubitus)
  • mit dem Alter steigt die Anfälligkeit der Haut für Pilzinfektionen
  • Virusinfektionen wie die Gürtelrose treten besonders häufig bei Menschen ab 70 Jahren auf

Die Haut als Spiegel der Pflegequalität

Die Haut eines pflegebedürftigen Menschen kann die Pflegequalität widerspiegeln. Bei einer guten und hochqualitativen Pflege mit passenden Cremes, Lotionen und Salben können Hautschäden nämlich vermieden werden, wodurch das Erkrankungsrisiko sinkt und das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen steigt.

Dass der natürliche Säureschutzmantel der Haut mit dem Alter nachlässt, ist ganz normal. Um zu verhindern, dass die Haut stark schuppt, einreißt, juckt oder sehr empfindlich ist, sind die richtigen Pflegeprodukte entscheidend, die regelmäßig aufgetragen werden sollten. Mit diesen Produkten können das durch den geringer werdenden natürlichen Schutzmantel fehlende Fett und die fehlende Feuchtigkeit ausgeglichen werden. 

Hautpflege in der Altenpflege: Erst ungewohnt, dann schön

Wer einen Angehörigen pflegt, wird mit der Hautpflege zunächst vielleicht Schwierigkeiten haben. Schließlich handelt es sich um etwas sehr Persönliches und wenn es dann zum Beispiel um die eigenen Eltern geht, können die ersten Male noch etwas holprig sein. Mit der Zeit gewöhnen Sie sich aber daran und werden merken, dass die richtige Hautpflege stark zum Wohlbefinden beitragen kann. Wenn es sich um die Pflege Ihres Partners handelt, empfinden Sie die Hautpflege vielleicht sogar als etwas Schönes, da Sie sich auf diese Weise nahe sein können und Ihre Zärtlichkeit durch die Pflege auf Ihren Partner übertragen können. 

Bevor Sie mit der Hautpflege der zu pflegenden Person starten, egal ob Angehöriger oder als professionelle Pflegekraft, sollten Sie sich überlegen, wie Sie sich die ideale Hautpflege bei sich selber vorstellen würden. Was wäre Ihnen wichtig und worauf sollte eine Pflegekraft bei Ihnen achten, damit Sie sich währenddessen wohl und anschließend gut gepflegt fühlen? 

Schließlich ist Hautpflege mehr als nur reine Körperpflege samt Waschen, Säubern und Eincremen des Körpers. Sie ist geprägt von Berührung und kann zum Beispiel für Demenz-Patienten oder Pflegebedürftige ohne Angehörige auch eine Form der Kommunikation sein, die Nähe schafft und Ängste oder Einsamkeit nimmt. Die Hautpflege kann im Liegen oder Sitzen mit einem Waschlappen und Wasser durchgeführt werden. Auch sitzend in der Dusche oder in der Badewanne kann der zu pflegende gewaschen werden. 

10 Tipps für die Hautpflege in der Altenpflege

Wenn Sie mit der Hautpflege starten sollten Sie diese 10 Dinge berücksichtigen:

  1. Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre für die Hautpflege und Körperpflege. Dazu gehören sowohl eine angenehme Raumtemperatur als auch angenehmes Licht. Niemand ist gerne in einem kühlen Raum nackt unter grellem Neonlicht. Sorgen Sie auch dafür, dass Sie mit der zu pflegenden Person alleine sind und niemand bei der Hautpflege zusieht, denn nur so wahren Sie die Intimsphäre. 
  2. Erklären Sie dem Pflegebedürftigen als Pflegekraft jeden Schritt, den Sie machen, auch wenn er nicht mehr sprechen kann oder Sie nicht das Gefühl haben, dass er viel von seiner Umwelt mitbekommt. 
  3. Gehen Sie langsam und behutsam mit dem Waschlappen oder dem Eincremen mit Salben vor. Decken Sie die zu waschende Person zu und legen Sie immer nur das Körperteil frei, das gerade an der Reihe ist. So friert die Person nicht und wird auch nicht unnötig bloßgestellt. 
  4. Achten Sie auf eine angenehme Wassertemperatur. Gerade bei Personen mit trockener Haut oder Pergamenthaut sollte die Temperatur nicht die 34-Grad-Marke überschreiten. Erklären Sie dem Pflegebedürftigen, weshalb das kühlere Wasser besser für ihn ist. Falls es ihm zu kühl ist, erhöhen Sie die Temperatur nur schrittweise. 
  5. Unterhalten Sie sich während der Hautpflege mit dem Pflegebedürftigen (wenn möglich). Dies lockert die Stimmung auf und nimmt die eventuelle Peinlichkeit aus der Situation. 
  6. Waschen und pflegen Sie von oben nach unten. Beginnen Sie mit dem Gesicht, arbeiten Sie sich dann über den Hals zum Oberkörper und widmen Sie sich anschließend dem Unterkörper, den Beinen und den Füßen. 
  7. Wenn der Pflegebedürftige noch bei der Hautpflege mithelfen kann, können Sie ihn dazu ermutigen und ihn kleinere Aufgaben der Körperpflege übernehmen lassen. Das stärkt sein Selbstwertgefühl und fördert zusätzlich seine noch vorhandenen Fähigkeiten. 
  8. Wenn der Pflegebedürftige Teile seiner Hautpflege noch selber übernehmen kann, können Sie sich in dieser Zeit von ihm abwenden und andere Aufgaben erledigen. So kann er sich freier bewegen und fühlt sich beim Waschen oder Cremen weniger beobachtet. 
  9. Achten Sie bei der Hautpflege auf eventuelle Druckstellen und Rötungen am Körper. Diese könnten Anzeichen von Dekubitus sein, über die ein Arzt umgehend informiert werden sollte, um zeitnah entgegenzuwirken. 
  10. Trocknen Sie die pflegebedürftige Person gründlich mit dem Handtuch ab, auch in den Hautfalten, zwischen den Zehen und überall, wo sich sonst noch Feuchtigkeit ablagern könnte. Wenn die Haut dünn und rau ist, tupfen Sie das Handtuch eher, anstatt zu rubbeln. So vermeiden Sie weitere Hautschäden. 

Auch die Kleidung kann hautfreundlich sein. So werden kratzige Wollpullover bei trockener Haut als unangenehm empfunden und können zu Juckreiz führen. Glatte Stoffe oder das Unterziehen eines Hemdes oder einer Bluse unter den Pullover helfen dabei, die Haut nicht zusätzlich zu reizen. 

Haben Sie die aktuelle Situation sowie alte Gewohnheiten im Blick

Machen Sie sich klar, dass Sie sich nicht jeden Tag stur an denselben Hautpflege-Ablauf halten müssen. Falls jemand zum Beispiel erst vor einer Stunde aufgrund einer Inkontinenz am Unterleib gewaschen wurde, müssen Sie dies bei der täglichen Wäsche nicht erneut.

Auch bei manchen Körperstellen können Sie überlegen: Benötigen Sie wirklich eine tägliche Wäsche oder genügt auch alle zwei Tage? Schließlich hat nicht jeder auch schon vor der Pflegebedürftigkeit täglich geduscht. Wenn Sie beispielsweise Ihre Partnerin pflegen und wissen, dass es ihr früher wichtig war, jeden Tag gewaschene Haare zu haben, dann sollten Sie dies aus Respekt beibehalten. So tragen Sie zum Wohlbefinden der Person bei. 

Hautpflege in der Altenpflege mit den richtigen Pflegeprodukten

Neben der Reinigung des Körpers sollte das weitere Ziel der Hautpflege in der Altenpflege die Erhaltung oder der Wiederaufbau des Säureschutzmantels der Haut sein. Nutzen Sie also rückfettende Seifen oder Waschlotionen mit einem neutralen ph-Wert von 5,5 (idealerweise liegt der ph-Wert der Haut zwischen 5 und 6), um die Haut nicht zu schädigen. Normale Seifen haben einen ph-Wert zwischen 9 und 12, was für junge Haut kein Problem ist, da sich der Schutzmantel von alleine regeneriert. Mit zunehmendem Alter sollten Sie von normalen Seifen jedoch Abstand nehmen, damit die Haut nicht noch mehr austrocknet.

Wenn Sie die pflegebedürftige Person baden, greifen Sie zu einem Ölbad. Schließlich trocknet ein langes Bad die Haut zusätzlich aus, sodass rückfettende Substanzen umso wichtiger sind. Fetthaltige Cremes oder Emulsionen sind ebenfalls wichtig, um die Haut nach dem Baden oder Waschen einzucremen. Dies wird in der Pflege häufig vernachlässigt, da es dauert.

Insbesondere wenn die Pflege mit mehreren Personen geteilt wird, ist zum Teil nicht klar, ob nun bereits gecremt wurde oder nicht, weshalb es dann oft ausgelassen wird. Dabei kann trockene Haut zu Juckreiz und infolge zu offenen Wunden führen, weshalb Cremen unheimlich wichtig ist. Als Faustregel gilt: Lieber einmal zu viel cremen, als zu wenig, denn das verzeiht die Haut nicht so schnell. 

Wie findet man die richtige Creme?

  • Greifen Sie auf Produkte mit Urea, Panthenol, Glycerin oder Milchsäure zurück. Alle diese Stoffe helfen gegen trockene Haut. 
  • Nehmen Sie parfümarme oder besser noch parfümfreie Produkte, da die Haut dadurch zusätzlich gereizt werden kann. 
  • Verzichten Sie auf Seifen, Salben und Cremes mit ätherischen Ölen oder Alkohol, da diese empfindliche Haut ebenfalls reizen. 
  • Eine Creme auf Öl- oder Fettbasis ist am besten geeignet für trockene Haut. 

Die richtige Hautpflege in der Altenpflege kann man erlernen

Belegen Sie einen Pflegekurs, wenn Sie mit der Pflege nicht vertraut sind und nun plötzlich Angehörige pflegen müssen. Als ausgebildete Pflegekraft schadet es nicht, sich konstant weiterzubilden und nicht in Routinen zu verfallen. Schließlich ist jeder Mensch anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Gehen Sie das Thema Schritt für Schritt an und vertrauen Sie auf Ihre Intuition. Indem Sie sich immer wieder fragen, womit Sie selber sich in diesem Moment wohlfühlen würden, schaffen Sie bereits ganz viel Raum für einfühlsames und verantwortungsbewusstes Handeln bei der Hautpflege als Teil der Körperpflege und Ganzkörperwäsche.