Ganzkörperwäsche in der Altenpflege: Wie bedeutsam ist sie?

Die Ganzkörperwäsche ist ein Schlüsselelement in der Pflege.
Inhaltsverzeichnis

Die Ganzkörperwäsche ist ein wichtiger Bestandteil der Grundpflege in der Altenpflege. Schließlich trägt die Aufrechterhaltung gewisser Hygienestandards enorm zum Wohlbefinden eines Patienten bei, da es ein würdevolles Dasein ermöglicht. Niemand riecht gerne schlecht oder fühlt sich gerne schmutzig. 

Wenn Sie die Pflege eines Patienten übernehmen, müssen Sie sich darüber klar sein, dass sie einen starken Eingriff in die Privatsphäre des Patienten darstellt, die zu Beginn für alle Parteien ungewohnt ist oder sogar unangenehm sein kann. Sich zu waschen und zu reinigen ist jahrzehntelang ein selbstbestimmter Prozess, der in der Regel in aller Privatheit durchgeführt wird. Wenn das Alter es dann irgendwann nicht mehr zulässt, sich selber zu duschen oder am ganzen Körper zu waschen, benötigt es häufig erst einmal eine mentale Anpassung an die neue Situation.

Ganzkörperwäsche: Mehr als nur Körperreinigung

Die Ganzkörperwäsche umfasst unter anderem die Waschung der Hände, Arme, Beine, Füße sowie von Oberkörper und Gesicht. Auch die Zahnpflege und Intimpflege sind Teil der Körperpflege. Als Pfleger ist es dabei jedoch nicht nur Ihre Aufgabe, den Körper des Patienten zu waschen. Sie tragen enorm zu seinem Wohlbefinden bei und können ihm durch die Ganzkörperwäsche in der Altenpflege noch weitere Hilfestellungen geben:

  • Die Zeit der Körperpflege dient der Kommunikation, in dieser Zeit ist der Patient dank Ihnen in einem sozialen Umfeld und kann über Gott und die Welt plaudern. 
  • Die Ganzkörperwäsche bietet Ihnen die Gelegenheit, den Körper des Pflegebedürftigen zu inspizieren und eventuelle Erkrankungen, Verletzungen oder Druckstellen der Haut frühzeitig zu entdecken. 
  • Die Ganzkörperwäsche vermittelt Körperkontakt und das Gefühl von Nähe und Zugehörigkeit. Besonders für Patienten ohne Angehörige kann diese Art des Körperkontakts wertvoll gegen Einsamkeit sein. 
  • Der Körper wird durch das Waschen stimuliert. Die Haut wird durchblutet, der Kreislauf angeregt und die Gliedmaßen mobilisiert. 
  • Wenn der Patient noch Teile seiner Pflege selber übernehmen kann, ist die Ganzkörperwäsche eine gute Gelegenheit sich zu beteiligen. Als Pflegekraft sind Sie dann nur unterstützend zur Seite oder führen Schritte aus, die der Pflegebedürftige nicht mehr selber kann, wie zum Beispiel das Waschen des Rückens oder der Einstieg in die Badewanne. 
  • Das Selbstwertgefühl des Patienten wird durch die Eigenbeteiligung an der Pflege gestärkt, sein Wohlbefinden verbessert.

7 Tipps für Pfleger für die Ganzkörperwäsche in der Altenpflege

  1. Selbst wenn Sie als Pfleger eine zu pflegende Person nicht mögen, sollten Sie sich das auf keinen Fall anmerken lassen.
  2. Vermeiden Sie eine sexuelle Stimulation, insbesondere beim Waschen des Genitalbereichs bzw. der Intimpflege.
  3. Tragen Sie immer Einmalhandschuhe, wenn eine zu pflegende Person offene Hautstellen, Wunden oder Infektionen hat. Tragen Sie auch für das Waschen des Intimbereichs immer Handschuhe. So schützen Sie die Hände und demnach sich selbst vor Keimen. 
  4. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich dabei fühlen würden von einem Fremden gewaschen zu werden. So können Sie ganz intuitiv Ihre Wahrnehmung schärfen und eventuelle Handlungen vermeiden. 
  5. Stellen Sie immer die Bedürfnisse und verbleibenden Fähigkeiten des Patienten in den Mittelpunkt. Alles was er noch selber kann, lassen Sie ihn selber machen. Seine Wünsche erfüllen Sie ihm natürlich nach Möglichkeit.
  6. Nehmen Sie dem Patienten Angst oder eventuellen Selbstekel. Vermitteln Sie, dass es sich um ganz natürliche Prozesse handelt, sowohl wenn der Pflegebedürftige stark schwitzt oder sich eingenässt hat als auch wenn Sie ihn sauber machen. 
  7. Wenn Sie bei der Körperpflege Auffälligkeiten am Körper des Pflegebedürftigen entdecken, geben Sie diese Information an einen Arzt weiter. So können Erkrankungen, Verletzungen oder Infektionen frühzeitig behandelt werden. 

Wenn Sie sich dem Pflegebedürftigen mit Respekt und Achtsamkeit nähern und die Ganzkörperwäsche sorgsam ausführen, legen Sie den Grundstein für eine gute Beziehung zwischen Pflegekraft und zu Pflegendem.

Die Tagesform entscheidet häufig mit über die Art der Waschung und Grundpflege

Die Ganzkörperwäsche in der Altenpflege kann sowohl im Bett als auch am Waschbecken, in der Dusche und in der Badewanne durchgeführt werden. Für welche Variante Sie sich entscheiden, hängt vom Zustand des Patienten ab. Häufig werden auch mehrere Optionen der Waschung kombiniert. So wird ein Pflegebedürftiger schließlich nicht jeden Tag gebadet, meist wird dies in Kombination mit der Wäsche am Waschbecken durchgeführt. Baden oder Duschen wird in der Regel nicht mehr als zwei Mal pro Woche durchgeführt. 

Auch hängt die Wahl der richtigen Wasch-Option immer von der Tagesform des Pflegebedürftigen ab. Ist er krank? Hat er Schmerzen? Selbst wenn Sie für den Tag eigentlich geplant hatten den Patienten zu duschen, kann es sein, dass Sie ihn spontan im Bett waschen müssen, da er an diesem Tag zu schwach ist, um aufzustehen. Bleiben Sie immer flexibel und handeln Sie zum Wohle des Pflegebedürftigen. Passen Sie auch Ihre Arbeit immer dem Zustand des Patienten an. Nur weil er sich gestern seinen Rücken noch selber abtrocknen konnte, heißt das nicht, dass er das heute auch kann. Helfen Sie ihm beim Anziehen, wenn er es nicht selber schafft, lassen sie ihn sich aber selber rasieren, wenn er sagt, dass er das heute selber kann. 

Vor- und Nachteile der 4 Varianten der Ganzkörperwäsche in der Altenpflege

1. Ganzkörperwäsche in der Badewanne: Diese Vor- und Nachteile gibt es

Vorteile

  • Das warme Wasser wird als angenehm und entspannend empfunden.
  • Der Stoffwechsel wird angekurbelt.
  • Ein Bad kann eine therapeutische Funktion haben. 
  • Das Gefühl der Reinheit und Sauberkeit ist beim Patienten nach einem Vollbad in der Regel größer als zum Beispiel nach der Körperpflege im Bett.
  • Während der Pflegebedürftige in der Wanne liegt, kann der Pfleger gut arbeiten und ihn gründlich waschen. 

Nachteile

  • Der Ein- und Ausstieg in die Wanne ist oft schwierig, die Verletzungs- und Sturzgefahr ist hoch. 
  • Für Herzkranke kann das warme Wasser den Kreislauf zu sehr belasten. 
  • Die Haut trocknet durch den intensiven Wasserkontakt stark aus. 
  • Das stehende Wasser ist weniger hygienisch als fließendes Wasser. 
  • Nicht in jedem Haushalt und auch nicht in jedem Pflegeheimzimmer gibt es eine Badewanne für die Grundpflege.

2. Ganzkörperwäsche in der Dusche: Diese Vor- und Nachteile gibt es

Vorteile

  • Das Haarewaschen ist in der Dusche problemlos möglich. 
  • Bei Inkontinenz kann der Patient in der Dusche gut gereinigt werden. 
  • Das fließende Wasser ist hygienischer als das stehende Waschwasser.
  • Die Durchblutung wird angeregt.
  • Der Kreislauf wird nicht so stark belastet wie beim Baden. 
  • Die Dusche wirkt belebend, der Patient fühlt sich anschließend rein und erfrischt.

Nachteile

  • Die Sturzgefahr ist hoch. 
  • Nicht jeder Mensch ist Duschen aufgrund seines kulturellen Hintergrunds gewohnt. 
  • Der Patient muss kräftig genug sein, um sitzen zu können. 
  • Bei Patienten mit Herzproblemen darf das Wasser nicht zu heiß sein, um den Kreislauf nicht zu überlasten. 
  • Die Haut trocknet stärker aus als beim Waschen am Waschbecken oder im Bett.
  • Insbesondere bei der Pflege zu Hause sind Duschen selten altersgerecht umgebaut und haben keine entsprechenden Haltegriffe oder Sitzmöglichkeiten.

3. Ganzkörperwäsche am Waschbecken: Diese Vor- und Nachteile gibt es

Vorteile

  • Die Vorbereitung und Durchführung ist unkomplizierter als in der Dusche oder Badewanne. 
  • Die Grundpflege kann am Waschbecken täglich und in wenigen Minuten durchgeführt werden.
  • Die Haut trocknet weniger stark aus als beim Duschen oder Baden. 
  • Der Pfleger wird entlastet, da er häufig nur Hilfestellungen geben muss. 
  • Die Beweglichkeit des Patienten wird gefördert.
  • Der Pflegebedürftige, der es bis zum Waschbecken schafft, kann häufig auch noch Teile (etwa Oberkörper) seiner Körperpflege selber übernehmen.

Nachteile

  • Die Sturzgefahr ist hoch. 
  • Der Patient sollte im besten Fall noch alleine stehen können. 
  • Da die Ganzkörperwäsche nicht unter fließendem Wasser stattfindet, fühlt sie sich für den Pflegebedürftigen möglicherweise etwas weniger hygienisch an. 
  • Für schwache Patienten kann die Ganzkörperwäsche am Waschbecken anstrengend sein.

4. Ganzkörperwäsche im Bett: Diese Vor- und Nachteile gibt es

Vorteile

  • Ein schwacher, kranker oder bettlägeriger Pflegebedürftiger kann sich dank der Ganzkörperwäsche im Bett trotzdem frisch und rein fühlen. 
  • Die Grund-Hygiene kann dank der Ganzkörperwäsche im Bett aufrechterhalten werden. 
  • Es besteht keine Sturzgefahr.
  • Der Pflegebedürftige kann im Liegen mobilisiert werden. 
  • Die Haut trocknet weniger aus als beim Duschen oder Baden. 

Nachteile

  • Die Ganzkörperwäsche im Bett ist die Art der Wäsche, die wirklich nur dann durchgeführt werden sollte, wenn es nicht mehr anders geht. Sie signalisiert den schlechten Gesundheitszustand eines Patienten.
  • Die Vor- und Nachbereitung ist aufwändig, besonders wenn es um das Waschen der Haare geht. 
  • Die Wäsche muss vorsichtig durchgeführt werden, um das Bett nicht nass zu machen. 
  • In einem Mehrbettzimmer muss stark auf die Wahrung der Privatsphäre geachtet werden, da die Wäsche nicht im verschließbaren und uneinsichtigen Badezimmer durchgeführt wird.

Ob Dusche oder Waschbecken – Utensilien und Durchführung ähneln sich

Egal für welche Variante der Ganzkörperwäsche Sie sich in der Altenpflege entscheiden, die Durchführung ist immer ähnlich. Auch die benötigten Utensilien sind dieselben. 

Utensilien

  • mindestens 2 Handtücher
  • 2-3 Waschlappen
  • Pflegeprodukte, Kamm, Rasierer
  • frische Kleidung
  • Inkontinenzmaterial
  • Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel und Schürze für den Pfleger

Bei der Ganzkörperwäsche im Bett kommt noch eine Waschschüssel für Waschwasser hinzu, einen Bademantel benötigen Sie für die Wäsche in der Badewanne oder Dusche, damit der Patient sich nicht verkühlt, wenn er aus dem Wasser kommt. 

Durchführung

Üblicherweise beginnt die Körperpflege am Kopf und endet bei den Füßen. Das bedeutet, dass mit der Mundpflege begonnen wird, anschließend wird das Gesicht mit Waschlappen gewaschen und dann geht es über den Oberkörper hinunter zu den Beinen und Füßen. Sie müssen diesen Ablauf aber nicht streng einhalten und können durchaus die Waschung der Beine vorziehen und das Gesicht am Schluss reinigen. Richten Sie sich nach den Wünschen des Patienten und seiner aktuellen Situation. Falls er sich zum Beispiel kurz vor dem Waschen eingenässt hat, sollten Sie sich direkt darum kümmern und ihn nicht erst in Ruhe seine Zähne putzen lassen. Der Patient steht im Zentrum und solange alles hygienisch vonstatten geht, können Sie die Waschroutine flexibel anpassen. 

Für die Intimpflege sollten Sie immer ein anderer Waschlappen benutzen als für die Waschung vom Rest des Körpers. Im Intimbereich ist neben der Waschung auch ein gründliches Abtrocknen mit dem Handtuch gefragt. Achten Sie auf die Richtung, in der Sie den Pflegebedürftigen waschen. Mit dem Waschlappen zum Herzen hin zu streichen wirkt zum Beispiel aktivierend und belebend, vom Herzen weg zu streichen wirkt beruhigend. 

Gemein ist allen Varianten der Ganzkörperwäsche außerdem, dass Sie immer die Wassertemperatur prüfen sollten, bevor Sie die Wäsche durchführen. Weiterhin sollten Sie bei jeder Form der Wäsche an die Eigenständigkeit des Patienten appellieren und ihn so viel wie möglich selber machen lassen. Lassen Sie ihn dennoch bei der gesamten Pflege nie aus den Augen, weder am Waschbecken noch in der Badewanne.

Besonderes Augenmerk sollten Sie auch auf das gründliche Abtrocknen des Pflegebedürftigen legen. Ob zwischen den Zehen abtrocknen, im Intimbereich oder zwischen Hautfalten abtrocknen – gehen Sie mit dem Handtuch überall hin. So verhindern Sie durch richtiges Abtrocknen, dass sich Hautstellen oder Hautfalten entzünden. Dem Eincremen des Patienten kommt ebenfalls eine große Bedeutung zu, schließlich leiden viele alte Menschen unter sehr trockener Haut, die viel Feuchtigkeit benötigt.

Tipps für die Heimpflege

Wenn Sie einen Angehörigen zu Hause pflegen und sich auch um seine Ganzkörperwäsche kümmern, ist dies zunächst eine ungewohnte Situation. Belegen Sie einen Pflegekurs wenn Sie unsicher sind und lassen Sie sich so weit es geht helfen. Achten Sie auch darauf, Ihr Haus möglichst pflegegerecht umzubauen, angefangen von Haltegriffen im Badezimmer bis hin zu dem nötigen Equipment, dass Sie für die Altenpflege zu Hause brauchen. Je nach Pflegestufe gibt es dafür unterschiedlich hohe finanzielle Zuschüsse. Gerade zu Beginn wird die Pflege eines Angehörigen für Sie noch sehr ungewohnt sein – insbesondere in seniblen Körperbereichen wie dem Intimbereich. Die Waschung von Beine, Oberkörper oder Gesicht wird Angehörigen in der Regel zu Beginn leichter fallen als die Intimpflege.

Holen Sie sich so viele Informationen wie möglich ein und greifen Sie im Zweifel auf einen ambulanten Pflegedienst zurück, falls es Ihnen zu viel wird. Entscheidend ist, dass sowohl Sie als auch Ihr Angehöriger sich wohlfühlen, weshalb es für manche Konstellationen leichter ist, die Ganzkörperwäsche von einer professionellen Pflegekraft durchführen zu lassen und nicht von einem Angehörigen.