Erste Hilfe bei starker Blutung

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Inhaltsverzeichnis

Blutungen bei Patienten ist ein Thema, das nicht nur in der Krankenpflege, sondern auch bei der Altenpflege von großer Relevanz ist (Stichwort: Notfallmanagement). Aufgrund von unfallbedingten Verletzungen, Krankheiten und kleinen oder größeren Unachtsamkeiten (Demenz) können in der Pflege immer wieder Patienten mit Blutungen zu versorgen sein. Treten Blutungen auf, ist eine überlegte und schnelle Reaktion der Pflegekraft gefragt, da es sonst für den geriatrischen Patienten lebensgefährlich werden kann. Vor allem, wenn dieser an speziellen Grunderkrankungen leidet und/oder Medikamente einnehmen muss, die Einfluss auf die Blutgerinnung haben.

Achtung, verliert ein Erwachsener mehr als einen Liter Blut, besteht Lebensgefahr!

Was kann die Ursache für Blutungen sein?

  • Stichwunde
  • Schnittwunde
  • offene Brüche
  • Platzwunden
  • Bissverletzung
  • gestörte Blutgerinnung
  • erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße
  • Krebs
  • geplatzte oder aufgerissene Adern
  • aufgerissene OP-Narben
  • Blutungsstörungen
  • Medikamente, die Einfluss auf die Blutgerinnung haben.

Wissenswert

Blutungen sind nicht gleich Blutungen, sie werden in die Kategorien „innere und äußere Blutungen“ unterteilt. Abhängig davon, welche Körperbereiche genau betroffen sind und wie stark die Blutung ist, wird von einer hämorrhoidalen Blutung, Varizenblutung, arteriellen, venösen oder kapillaren Blutung gesprochen.

Achtung, das oberste Ziel bei Erste-Hilfe-Maßnahmen in so einem Fall, ist es die Blutungen zu stoppen (etwa die Blutstillung durch eine Kompresse) bzw. zu verlangsamen bis ärztliche Hilfe vor Ort ist.

Blutungen stoppen: Allgemeine Infos

Was tun bei starken Blutungen?
  1. Blutet ein Patient, sollte dieser sofort gebeten werden sich hinzusetzen oder hinzulegen. Zeigt er bereits die ersten Symptome eines Schocks oder befindet sich bereits im Schockzustand, sind dessen Beine auf Herzhöhe hochzulegen.
  2. Achtung: Steckt ein Fremdkörper in der Wunde, darf dieser auf keinen Fall herausgezogen werden. Hier empfiehlt sich eine stabile und vorsichtig angebrachte Fixierung des Fremdkörpers, bevor ein Druckverband angelegt und der Notarzt verständigt wird.
  3. Verletzte Körperteile sollten bis zum Eintreffen der Sanitäter soweit wie möglich am besten möglichst hochgelagert werden.
  4. Achtung, bei starken Blutungen darf der betroffene Bereich auf keinen Fall abgebunden werden, da das bei unsachgemäßer Durchführung zu Nervenverletzungen führen kann. Abbindungen sind nur im äußersten Notfall sinnvoll, wenn z. B. Extremitäten abgetrennt wurden oder die Blutungen derartig stark sind, dass sie sich nicht anders stoppen lassen.
  5. Steht kein Verbandsmaterial zur Verfügung, können saubere Tücher als Alternative verwendet werden.
  6. Das Primärziel bei der ersten Hilfe bei starker Blutung ist immer die Blutstillung, also die Blutung zu stoppen. Das Infektionsrisiko ist hier zunächst nebensächlich.

Wie wird ein Druckverband angelegt?

Die Wunde wird mit einer keimfreien Wundauflage abgedeckt. Darüber werden mehrere Mullbinden oder ein anderer Druckpolster gelegt. Der „Druckpolster“ auf der abgedeckten Wunde wird mit einer Mullbinde fest umwickelt.

Tipp

Sollte ein Druckverband oder eine Kompresse nicht ausreichend sein, kann noch ein zweiter darüber angebracht werden.

Der blutende Patient wird bewusstlos

Wird der Patient bewusstlos, ist dieser sofort in die stabile Seitenlage zu bringen. Währenddessen ist dessen Atmung zu überwachen. Setzt diese aus, sind sofort entsprechende Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. Der richtige Rhythmus hierfür ist „30 x Herzdruckmassage“ durchführen, bevor der Patient zweimal beatmet wird. Die Wiederbelebungsmaßnahmen sind solange aufrechtzuerhalten, bis der Rettungsdienst vor Ort ist.

Wie kann man die Blutungen in den verschiedenen Körperbereichen stoppen?

1. Am Arm

Gerade bei Verletzungen der Armarterie empfiehlt sich das Abdrücken, um die Blutung zu stoppen. Hierbei wird die zur Wunde führende Arterie durch Druck mit den Fingern unterbrochen. Steht ein zweiter Helfer zur Verfügung, kann dieser einen Druckverband direkt über die Wunde anlegen.

Wie geht man am besten vor, um die Arterie am Arm abzudrücken?

Die Hand und der Arm des Patienten werden nach oben gehalten. Die Pflegekraft fasst direkt mit den Fingern in die Wunde, um die Arterie gegen den Knochen zu drücken.

2. Am Bein

Hat der Patient eine starke Blutung am Bein, sollte keimfreies Material (z. B. ein sauberes Tuch, Verbandsmaterial usw.) auf die Wunde aufgebracht bzw. in die Wunde gedrückt werden. Nachfolgend wird sofort ein Druckverband angelegt.

3. Am Rumpf oder Kopf

Auf die „Wunde“ am Kopf oder am Rumpf wird sofort möglichst keimfreies Verbandsmaterial (z. B. Wundauflage) gepresst. Wenn es die Position der Wunde zulässt, wird ein Druckverband angelegt. Ist das nicht möglich, muss die Wunde solange abgedrückt werden bis der Notarzt vor Ort ist.

4. Nasenbluten

Hat ein Patient Nasenbluten, sollte er gebeten werden, seinen Kopf nach vorne über zu beugen und diesen mit den Händen abzustützen. Anschließend wird ihm ein kalter Umschlag in den Nacken gelegt. Achtung, ist das Nasenbluten sehr stark oder länger anhaltend, muss unbedingt ein Arzt verständigt werden.

Tipp

Dem Patienten sollte weder Mull noch Watte in die Nase gesteckt werden, damit dieser nicht das Blut verschluckt. Zu viel „verschlucktes“ Blut kann zu Übelkeit und Erbrechen führen.

Wie wird mit abgetrennten Körperteilen richtig verfahren?

Hat sich der Patient versehentlich ein Körperteil abgetrennt, sollte immer als erstes die Wunde versorgt werden. Der „abgetrennte“ Körperteil darf auf keinen Fall gereinigt werden. Es reicht dieses in ein keimfreies Tuch einzuwickeln und es in eine dichte Tüte zu gegeben, bevor beides in eine zweite Tüte mit Eis gelegt wird.

Wie können Blutungen bei leichten Schnittverletzungen gestoppt werden?

Blutungen bei kleineren Verletzungen lassen sich auf verschiedene Arten stoppen:

  • Wunde unters kalte Wasser halten. Durch das Wasser wird die Wunde nicht nur gereinigt, sondern auch die Blutung gestoppt, da sich durch die „Kälte“ die Blutgefäße zusammenziehen.
  • Heißes Wasser, um die Wunde zu kauterisieren und die Blutung zu stoppen.
  • Weißer Essig kann bei der Blutstillung einer kleinen Wunde ebenfalls helfen. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass weißer Essig auch desinfizierend wirkt.
  • Zucker kann ebenfalls verwendet werden, um eine Blutung zu stoppen. Zucker hat eine keimabtötende Wirkung.
  • Im ersten Moment können auch kleinere Wunden mit einem Pflaster verschlossen werden, bis das Blut geronnen ist.
  • Der Alaunstift ist ebenfalls ein gutes Hilfsmittel, um kleinere Blutungen zu stoppen. Ein angenehmer Nebeneffekt: Alaunt hemmt auch das Wachstum von Bakterien.

Erste Hilfe bei starker Blutung: Blutungen bei Patienten mit gerinnungshemmenden Mitteln

Vor allem Senioren, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen müssen, sind von einem erhöhten Blutungsrisiko betroffen. Im normalen Alltag macht sich das auch bei einer korrekten Dosierung des Medikaments bemerkbar. Muss ein Patient gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, sind einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen:

  • Bei alltäglichen Tätigkeiten, wie z. B. Zähneputzen, Rasieren usw., sollte immer ein Blutungsstiller griffbereit vorhanden sein.
  • Ist der Senior noch mobil, sollte er im Geldbeutel einen Hinweis mit sich führen, dass er auf Blutgerinnungshemmer angewiesen ist bzw. einnimmt.
  • Der Hausarzt und die anderen behandelten Ärzte sollten unbedingt über die Einnahme des Blutgerinnungshemmers informiert werden.
  • Muss der Senior neben einem Blutgerinnungshemmer (z. B. Warfarin oder Phenprocoumon) Antibiotika einnehmen, kann das Blutungsrisiko erheblich steigen. Der NR-Wert sollte unbedingt konstant überwacht werden.
  • Ist der Patient auf Blutgerinnungshemmer angewiesen, kann die gleichzeitige Einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. Diclofenac, ASS oder Ibuprofen) das Blutungsrisiko steigern. Dasselbe kann bei freiverkäuflichen Medikamenten, wie z. B. Johanniskraut oder Ginkgo passieren.
  • Der Patient sollte Sportarten mit erhöhtem Verletzungsrisiko vermeiden.

Zeigen sich beim Patienten:

  • Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Plötzliche Wortfindungsstörungen
  • Plötzlich auftretende Blutungen (z. B. Zahnfleischblutungen, Blut im Auswurf, Blut im Urin, starke Regelblutungen usw.), ist sofort der Notarzt zu verständigen. Auch dann, wenn ein beim Patienten angelegter Druckverband nicht die gewünschte Wirkung zeigt.

Erste Hilfe bei starker Blutung: Was passiert bei einem Blutungsschock (hypovolämischer Schock)?

Ein hypovolämischer Schock (Synonym: Blutungsschock, Flüssigkeitsschock) kann nicht nur infolge von starken oder anhalten Blutungen auftreten, sondern auch aufgrund anhaltender Durchfälle oder Erbrechen entstehen. Weitere Schockarten sind:

  • der neurogene Schock
  • der allergische Schock
  • der kardinale Schock
  • der septische Schock

Achtung

Alle Schockarten und jeder Schockzustand bei Blutungen haben eines gemeinsam: Sie können für den Patienten lebensbedrohend sein, da es immer zu einer Verminderung der Blutzirkulation kommt. Droht ein Schock, werden im Organismus sogenannte Alarmhormone (Adrenalin, Noradrenalin) freigesetzt. Diese sorgen dafür, dass sich die Venolen und Arteriolen verengen. Gleichzeitig kommt es zu einem beschleunigten Herzschlag. Dieser körpereigene Mechanismus soll dafür sorgen, dass der Blutdruck stabil und die Durchblutung von Nieren, Gehirn, Leber, Herz und Nieren erhalten bleibt. Wird die Blutung nicht gestoppt, werden immer mehr Organe aus der Blutversorgung ausgeschlossen, bis der Tod eintritt.

Blutungsschock: die Symptome

Der Körper versucht einen starken Blutverlust immer zu kompensieren, in dem er die Venen und Arterien verengt. Durch diesen körpereigenen Mechanismus soll der Blutdruck aufrechterhalten werden. Mit fortschreitendem Blutverlust kann es zu einem Blutungsschock beim Patienten kommen. Dieser kündigt sich mit folgenden Symptomen an:

  • Kalter Schweiß
  • Kühle, blassgraue Haut
  • Bewusstseinsstörungen
  • Bewusstlosigkeit
  • Schnelle und flache Atmung
  • Tachykardie
  • Unruhe
  • Verwirrtheit

Achtung, ein Schock ist für den Patienten immer lebensbedrohend. Sofortiges Handeln ist notwendig.

Vaginale Blutungen bei Seniorinnen

Treten vaginale Blutungen bei Seniorinnen auf, sind diese nicht natürlichen Ursprungs, da die normale Periode mit dem Eintreten der Wechseljahre abgeschlossen ist. In so einem Fall ist natürlich ein zeitnaher Besuch beim Arzt notwendig, um die Ursache abzuklären.

Blutungsstörungen (Hämophilie): Blutungen ohne erkennbaren Auslöser

Es gibt eine Reihe an Erkrankungen, die dazu führen können, dass bei Patienten sehr schnell Blutergüsse oder Blutungen in verschiedensten Körperbereichen (Nase, Mund usw.) ohne ersichtlichen Grund auftreten. Meist ist auch der Verdauungstrakt betroffen. Von Hämophilie betroffene Patienten haben meist geringfügige Blutungen, jedoch können diese auch so stark werden, dass diese lebensbedrohend sind.

Welche Symptome zeigen Patienten mit Blutungsstörungen?

  • Epistaxis (unerklärliches Nasenbluten)
  • Starke übermäßige Monatsblutungen
  • Langanhaltende Blutungen nach banalen Verletzungen und Eingriffen (z. B. versehentlich beim Rasieren geschnitten, Zähneputzen usw.)
  • Hautflecken am Körper (rot bis violette Farbgebung) ohne ersichtlichen Auslöser
  • Die kleinen Blutgefäße sind unter der Haut deutlich zu sehen
  • Der Patient bekommt sehr schnell blaue Flecken
  • Die Petechien treten eindeutig hervor und zeigen eine rote bis violette Farbgebung

Was ist die Ursache von Blutungsstörungen?

Die Blutgerinnung des Menschen basiert auf drei Fakten:

  • Das Zusammenziehen/Verengen der Blutgefäße
  • Die Blutplättchen sind aktiv an der Blutgerinnung beteiligt.
  • Proteine/Blutgerinnungsfaktoren

Wissenswert

Tritt eine Anomalie bei einem der genannten Faktoren auf, kann das zum schnellen Auftreten von Blutergüssen und übermäßigen Blutungen führen.

Derartige Anomalien wären:

  • Beschädigte Blutgefäße
  • Vitamin-K-Mangel
  • Hämophilie
  • Erkrankungen der Leber
  • Bestimmte Arzneimittel
  • Mangelhafte Blutplättchen Funktion
  • Zu viele Blutplättchen
  • Vitamin C-Mangel
  • Bindegewebskrankheiten, wie z. B. Marfan-Syndrom
  • Vitamin C-Mangel
  • Chronische Nierenerkrankung
  • Leukämie
  • HIV
  • Zirrhose
  • Aplastische Anämie

Treten beim Patienten noch folgende Symptome auf, ist unbedingt ein sofortiger Besuch beim Arzt ratsam.

  • Schwitzen
  • Schwäche
  • Durchfall
  • Extremer Durst
  • Symptome einer Infektion
  • Ohnmacht
  • Schüttelfrost
  • Verwirrtheit
  • Kopfschmerzen