So wird die Küche barrierefrei

Die Küche barrierefrei einrichten, erfordert einiges an Planung. Worauf Sie besonders achten sollten und Tipps zum Umbau erfahren Sie hier.
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Wer plant, seine Wohnung oder sein Haus barrierefrei zu gestalten, sollte auch die Küche genau unter die Lupe nehmen. Denn auch hier lohnt es sich zu prüfen, inwieweit die Küche barrierefrei ist und den Anforderungen an Barrierefreiheit entspricht. Denn gerade hier kommt es häufig zu mehr oder weniger schweren Unfällen durch Aus- und Wegrutschen, Anstoßen oder Stolpern. Solche Stürze sind unter anderem deshalb so brisant, weil bei der Zubereitung des Essens mit scharfen oder spitzen Gegenstände wie Messer, Dosenöffner, Scheren und Pizzaschneider umgegangen wird. Auch Kochtöpfe auf dem Herd können eine Gefahrenquelle darstellen: Wer mit einem Topf mit heißem Wasser in der Hand ausrutscht, kann sich schnell schwere Verbrennungen zuführen – die im übrigen sogar lebensgefährlich werden können. Wie kann eine Küche barrierefrei werden?

Barrierefreie Küche: Wie reduziert sich das Unfallrisiko?

Für ältere und/oder körperlich beeinträchtigte Menschen birgt das Hantieren in der Küche ein erhöhtes Gefahrenrisiko. Sicherheit in der Küche muss in diesem Fall besonders groß geschrieben werden. Hier sorgte eine barrierefreie Küche dafür, das Unfallrisiko zu reduzieren. Eine seniorengerechte Küche trägt außerdem zu mehr Wohnkomfort bei. Denn Senioren, in deren Küche auf Barrierefreiheit geachtet wurde, bleiben länger selbstständig und können trotz Pflegebedürftigkeit längere Zeit in den eigenen vier Wänden leben. Das hebt häufig die Stimmung und das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person.

Gleichzeitig ist eine entsprechende Ausstattung vorteilhaft für pflegende Angehörige oder Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste, weil Hausarbeiten in barrierefreien Räumen leichter von der Hand gehen. Eine barrierfreie Küche kann damit für alle Beteiligten große Vorteile bieten.

Klassische Gefahren in der Küche

Klassische Gefahrenquellen in Küchen, die man vor einem geplanten Umbau genau begutachten sollte, sind zum Beispiel die folgenden:

  • Herd und Ofen: Hier besteht Gefahr von Verbrühungen und Verbrennungen, wenn Senioren mit den schweren Töpfen nicht mehr unfallfrei umgehen können. Außerdem darf die Brandgefahr nicht unterschätzt werden. Gerade im Alter sind Personen manchmal vergesslich und könnten daher vergessen, den Herd auszuschalten. 
  • Spitze und scharfe Werkzeuge, die zum Zubereiten von Mahlzeiten benutzt werden: Wenn ältere Personen mit Messern und Schneidern handtieren, besteht die Gefahr von Verletzungen durch Stiche und Schnitte.
  • Glatter Fußboden: Ist der Boden zu rutschig, besteht generell Rutschgefahr. Diese erhöht sich natürlich, wenn bei der Zubereitung von Speisen oder durch Umkippen des Glases noch weitere Flüssigkeiten auf den Boden gelangen. Ein rutschfester Bodenbelag sollte bei der Planung einer barrierefreien Küche in Betracht gezogen werden.
  • Ecken und Kanten: Diese stellen besonders bei Küchenschränken und Tischen, die zu weit in den Raum ragen, eine Gefahr dar. Schnell können Senioren daran hängen bleiben und stürzen.
  • Glas, Porzellan und andere zerbrechliche Gegenstände: Gegenstände dieser Art bergen grundsätzlich die Gefahr des Zersplitterns. Scherben, an denen sich die Senioren schneiden können, sind nicht zu unterschätzen. Die Umstellung auf Geschirr und Küchenhelfer, die bruchsicher sind, sollte daher ebenfalls ein Thema sein, wenn es um Barrierefreiheit in Wohnung und Küche geht.

Barrierefreie Küche: Welche Lösungen gibt es für Menschen mit Behinderung?

Für Senioren und Menschen mit Behinderungen erhöhen sich die Gefahren häufig durch eingeschränkte Beweglichkeit, einen unsicheren Gang sowie dem Nachlassen der Seh- und Hörfähigkeit. Wenn Strecken und Bücken nicht mehr oder nur noch unter Schwierigkeiten möglich ist, können sie an den Inhalt von Küchenschränken oft nur noch unter großen Anstrengungen erreichen. Übrigens stellt auch das eine Gefahr dar. Denn ein Überstrecken kann dazu führen, dass der Person schwindelig wird und sie vielleicht sogar stürtzt.

Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, hat in einer herkömmlich ausgestatteten Küche kaum Möglichkeit, Speisen an geeigneten Plätzen zuzubereiten, wenn Arbeitsflächen oder Tische nicht unterfahrbar sind. Diese Lösungen gehören somit auch mit zu einer Barrierefreiheit der Wohnung und einem altersgerechten Umbau des gesamten Wohnumfelds mit dazu.

Bei der Planung auch an sensorische Behinderungen denken

Senioren, die nicht mehr lange stehen können oder auf eine Gehhilfe angewiesen sind, fehlt es ebenfalls häufig an einer geeigneten Sitzgelegenheit für die Zubereitung von Speisen. Es sollte eine Möglichkeit vorhanden sein, bei der alle der benötigten Utensilien in Reichweite sind. Hör- und Sehgeschädigte wiederum nehmen gefährliche Situation wie einen überkochenden Topf oft nicht wahr. Auch darauf muss geachtet werden, wenn die Wohnung altersgerecht gestaltet sein soll. 

Tipp für den Umbau

Eine sichere Sitzgelegenheit zum Zubereiten von Speisen für körperlich beeinträchtigte Personen bringt nicht viel, wenn Steckdosen zu hoch angebracht worden und deshalb kaum erreichbar sind. Daher sollte bei der altersgerechten Ausgestaltung auch auf diese Dinge geachtet werden. 

Eine barrierefreie Küche: Was bedeutet das überhaupt?

Was bedeutet der Begriff barrierefrei für die Einrichtung einer Küche? Bei umsichtiger Planung sollte sowohl auf die Gestaltung des Raums mitsamt des Mobiliars, als auch auf die richtige Anordnung der benötigten Küchenutensilien geachtet werden. 

Eine barrierefreie Küche zeichnet sich dadurch aus, dass alle Personen, die in dem Haushalt leben oder arbeiten, alle Geräte und Utensilien sowie das Mobiliar selbstständig nutzen können – ganz gleich mit welchen Einschränkungen.

Was genau Barrierefreiheit für die Einrichtung einer Küche bedeutet, regelt eine Norm (DIN 18040-2). Wer für die Umgestaltung zinsgünstige Kredite der staatlichen KfW-Bank (Kreditinstitut für Wiederaufbau) oder Zuschüsse in Anspruch nehmen möchte, muss die entsprechenden Kriterien einhalten.

Innerhalb dieser Norm wird zusätzlich noch zwischen „barrierefrei“ und „uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbar“ unterschieden. Ein für Rollstuhlfahrer geeigneter Raum umfasst neben den Merkmalen der Barrierefreiheit weitere Kriterien. 

Bewegungsfläche und Co.: Kriterien für eine Küche ohne Barrieren

Insgesamt gilt eine Küche dann als barrierefrei, 

  • wenn ausreichend Platz vorhanden ist (mindestens 1,20 Meter x 1,20 Meter, für Rollstuhlfahrer mindestens 1,5 Meter x 1,5 Meter)
  • die Bewegungsfläche vor Möbeln mindestens 1,2 Meter beträgt
  • der Arbeitsplatz/die Arbeitshöhe der Körpergröße angepasst ist (das gilt auch für den Herd und die Spüle)
  • die Einrichtung unterfahrbar ist
  • der Essplatz eine Tischbreite von mindestens 80 Zentimetern aufweist und für Rollstuhlfahrer ungefähr 60 Zentimeter hoch ist
  • die Tischbeine nicht stören, falls ein Elektromobil, ein Rollator oder ein Rollstuhl genutzt wird

Richtige Höhe zum Kochen und Zubereiten von Speisen

Bei der Küchenplanung sollte grundsätzlich auch auf Ergonomie geachtet werden. Dazu gehören auch kurze Wege und die richtige Höhe der Arbeitsplatte und Schränke. Für beeinträchtigte Menschen bedeutet es einen zusätzlichen Kraftaufwand, wenn sie in der Küche längere Distanzen überwinden müssen, um von A nach B zu kommen. Zwar nicht durch eine Norm geregelt, erweisen sich höhenverstellbare Schränke und Arbeitsflächen wie die Arbeitsplatte als vorteilhaft. Gerade Küchenschränke sind häufig zu hoch (Oberschränke) oder zu niedrig eingebaut, sodass sich die Nutzer bücken oder strecken müssen, um an den Inhalt zu gelangen.

Darüber hinaus sollte auch an Sicherheitsvorkehrungen beim Umgang mit dem Herd und mit Strom gedacht werden (unter anderem Rauchmelder, Spritzschutz nahe der Herdplatte, erreichbare Steckdosen für die Verwendung der benötigten Elektrogeräte). 

Tipp

Auch in kleineren Räumen kann ausreichend Barrierefreiheit erreicht werden, wenn die vorhandenen Küchenschränke ausgebaut und neu geordnet werden. Muss die Einrichtung unterfahrbar sein, sollte auf ausreichend Stauraum in den Oberschränken geachtet werden, denn in diesem Fall können häufig nicht ausreichend Unterschränke eingebaut werden.

Barrierefreie Küche: Individuelle Lösungen für alle Bedürfnisse

Daneben sind auch etliche Umrüstungen machbar, die keiner individuellen Anfertigung bedürfen. Zum Beispiel Schranklifte oder auch Spülbecken mit geringer Tiefe, Armaturen mit Brauseschlauch oder Rollcontainer, die unter die Arbeitsplatte gestellt werden können. Sinnvoll sind außerdem Temperaturbegrenzer in den Mischbatterien, denn diese senken die Verbrühungsgefahr.

Für Rollstuhlfahrer bieten sich unter anderem folgende Möglichkeiten an, um das Arbeiten und den Aufenthalt in der Küche zu erleichtern: 

  • Unterputzsiphon für die Spüle
  • Arbeitshöhe individuell anpassen (Richtwert ungefähr 82 Zentimeter)
  • Herd so einbauen, dass vom Rollstuhl aus in die Töpfe gesehen werden kann
  • Alle Gegenstände und Utensilien müssen vom Rollstuhl aus erreichbar sein (dabei auch an Steckdosen denken)
  • Auffahrschutz für Herd und Backofen
  • Auf kurze Wege achten
  • Elektrische Geräte (Backofen, Mikrowelle, Herd) an den individuellen Zugriffsbereich anpassen

Fazit: Küche barrierefrei umbauen

Wenn die Küche barrierefrei werden soll, muss an einige Dinge gedacht werden. Doch die Anstrengung lohnt sich. Denn sobald die Küche barrierefrei eingerichtet ist, sinken Verletzungsrisiko und Unfallgefahr für die Senioren und Pflegebedürftige. Wer es richtig macht, kann durch den Umbau sogar erreichen, dass pflegebedürftige Personen länger selbstbestimmt in ihrem eigenen Zuhause wohnen können. Allerdings muss gerade bei der Küche stets die zustätzliche Gefahr von spitzen und scharfen Gegenständen und solchen, die schnell zerbrechen könnten, beachtet werden.