Geriatrische Patienten mit Lungenfibrose pflegen

Symptome und Behandlung
Inhaltsverzeichnis

Ihr Pflegepatient hat eine Lungenfibrose? Wir führen Sie in das komplette Krankheitsbild ein. Dabei geben wir nicht nur auf die Ursachen ein, sondern auch auf die Symptome, die Diagnostik und Therapiemöglichkeiten.

Unter dem Begriff „Lungenfibrose“ werden mehr als hundert verschiedene Lungenerkrankungen zusammengefasst. Sie haben alle eins gemeinsam, eine chronische Entzündung des Lungengewebes. Des Weiteren kommt es bei dieser Erkrankung zu einer krankhaften Veränderung des entzündeten Lungengewebes. Zwischen den Lungenbläschen entsteht Bindegewebe, wodurch die Blutgefäße der Lunge vernarben bzw. verhärten. Dadurch wird der Sauerstofftransport innerhalb der Lunge schlechter. Zudem kommt es zu einem verminderten Gasaustausch, die sogenannte Diffusionsstörung. Durch die Fibrosierung des Lungengewebes verliert das Atmungsorgan an Dehnbarkeit und Kraft, warum Lungenfibrose-Patienten dazu neigen, eher oberflächlich zu atmen.

Je weiter die Lungenkrankheit fortschreitet, desto mehr verliert das Gewebe des Atmungsorgans an Funktionsfähigkeit. Das gesunde Gewebe wird praktisch durch vernarbtes und funktionsloses Gewebe ersetzt. Die Vernarbungen sind entweder diffus über das ganze Atmungsorgan verteilt oder punktuell angeordnet. Eben diese Vernarbungen sind der Grund, warum der Lungenfibrose-Patient bei körperlicher Belastung keine Luft mehr bekommt (Atemnot). Je weiter die Erkrankung „Lungenfibrose “voranschreitet, desto mehr lässt die körperliche Leistungsfähigkeit nach. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo der Patient bereits in Ruhephasen mit Atemnot zu kämpfen hat.

Welche Symptome zeigen Fibrose-Patienten im fortgeschrittenen Stadium?

  • Atemnot
  • Trockener Reizhusten
  • Atemstörungen
  • Muskelschmerzen
  • Gewichtsabnahme
  • Abgeschlagenheit
  • Trommelschlegelfinger (Uhrglasnägel)
  • Zyanose
  • Fieber

Was sind die Risikofaktoren, Ursachen und möglichen Auslöser einer Lungenfibrose?

Eine Lungenfibrose kann vielerlei Ursachen haben, u.a.:

1. Inhalierte SchadstoffeAnorganische Stäube, wie z. B. Aluminiumstaub, Quarzstaub, Asbeststaub usw., können zu krankhaften Veränderungen der Lunge führen. In welche Richtung sich die Erkrankung der Lunge entwickelt, hängt davon ab, wie groß die eingeatmeten Partikel waren.
2. Silikose/QuarzstaublungeDie Quarzstaublunge ist eine bekannte Berufskrankheit. Sie betrifft meist Menschen, die im Job über Jahre Silikat- bzw. Quarzstaub eingeatmet haben.



Quarzstaub kann derartig fein sein, dass er von den Lungenbläschen bzw. den Makrophagen aufgenommen wird. Da diese nicht fähig sind, die Fremdkörper abzubauen, sterben sie ab. Das führt dazu, dass es zu einer Doppelbelastung der Lunge kommt (abgestorbene Makrophagen/Quarzstaub). Dadurch kommt es zu einer Reizung des Bindegewebes wodurch dieses ständig neue Bindegewebszellen produziert. Mit der Zeit bekommt das Gewebe der Lunge eine narbenartige Struktur.
3. Asbestose (Staublunge)Das Inhalieren bzw. die Aspiration von Asbeststaub kann zu einer sogenannten Asbestose führen.
4. AllergeneDie Aspiration von Allergenen und organischen Stäuben kann nicht nur zu einer allergischen Reaktion führen, sondern auch für das Entstehen einer Lungenerkrankung sorgen. Diese Lungenerkrankung kann sich zu einer Lungenfibrose entwickeln.



Das Einatmen von Schimmelpilzen, Vogelexkrementen, Federn, Hausstaubmilben usw. kann auch zu einer allergischen Lungenentzündung führen. Es gibt aber nur sehr wenige Menschen, die auf diese Stoffe allergisch reagieren, warum nur bei einer geringen Anzahl Betroffener tatsächlich Lungenschäden auftreten.



In der Regel muss jemand über einen längeren Zeitraum sogenannten Antigenen ausgesetzt sein, damit dieser eine Allergie entwickeln kann.
5. Exogen-allergische Alveolitis / Entzündung der LungenbläschenBei einer exogen-allergischen Alveolitis handelt es sich um eine Entzündung der Lungenbläschen, die zu einer ernsthaften Gewebeschädigung der Lunge führen kann. Eine exogen-allergische Alveolitis kann durch Allergene, wie z. B. Chemikalien, Vogelkot, Vogelfedern, Bakterien, Pilzsporen usw. hervorgerufen werden.



Eine exogen-allergische Alveolitis wird auch als Vogelzüchterlungen, Farmerlunge, Käsewäscherlunge oder Befeuchterfieber bezeichnet.



Handelt es sich um eine akute Form der exogen-allergischen Alveolitis, zeigt der Patient zwischen 3-4 Stunden nach Kontakt Symptome, wie z. B. Atemnot, Schüttelfrost und Fieber. Eine exogen-allergische Alveolitis kann ebenfalls der Auslöser für das Entstehen einer Lungenfibrose sein. Vor allem, wenn der Betroffene über einen längeren Zeitraum mit den Allergieauslösern Kontakt hatte. Die ersten Anzeichen dieser Erkrankung sind Atembeschwerden und Husten.
6. Aspiration von DämpfenNitrogase, Schwefeldioxid, Ammoniak, Phosgen und eine Reihe anderer Gase, Aerosole und Dämpfe können für eine Reizung des Lungengewebes führen, die sich zu einer Fibrose weiterentwickeln kann.
7. Chronisch virale oder bakterielle LungeninfektionChronische Lungeninfektionen, die durch Pilzinfektionen, Bakterien oder Viren hervorgerufen wurden, können ebenfalls für das Entstehen einer Lungenfibrose sorgen.
8. MedikamenteMedikamente, wie z. B. Bleomycin, Busulfan und eine Reihe anderer, können der Auslöser dafür sein, dass die Lunge fibröses Gewebe bildet.
9. StrahlenschädenGamma- und Röntgenstrahlen können abhängig von der Dauer und der Intensität ebenfalls für eine krankhafte Veränderung des Lungengewebes sorgen.

Wissenswert

Das dauerhafte Einatmen von anorganischen Stäuben kann auch zu anderen Erkrankungen/Krankheiten führen, wie z. B. einer Pneumokoniose.

Welche Menschen gehören zur Risikogruppe für eine Lungenfibrose?

  • Arbeitnehmer in der Glas- und Keramikindustrie
  • Mitarbeiter/Arbeitnehmer in Granitstein- und/oder Sandsteinmetzereien
  • Arbeitnehmer in Erzbergwerken
  • Arbeiter, die im Tunnelbau tätig sind.
  • Arbeitnehmer, die in Bereichen der Putzmittelherstellung tätig sind, in dem Quarzstaub verarbeitet wird.

Achtung

Bis in so einem Fall die ersten Symptome einer Lungenfibrose auftreten, kann viel Zeit vergehen (bis zu 15 Jahre).

Welche Erkrankungen können das Entstehen einer Lungenfibrose begünstigen?

  • Sarkoidose
  • Rheumatoide Arthritis
  • Mukoviszidose
  • Sklerodermie

Wissenswert

Es kann verschiedene Ursachen geben, die zu einer Lungenfibrose führen können. Ist die Ursache unbekannt, nennt sich das „idiopathische Lungenfibrose“. Das bedeutet, bei dem betroffenen Patienten konnte keine Ursache ermittelt werden, die zum Ausbruch der Lungenerkrankung geführt hat.

Fibrose: Wie ist der Verlauf?

Eine Fibrose kann sich über Jahre entwickeln, ohne dass der Patient Symptome zeigt (stummer Verlauf). Der Schweregrad der Fibrose wird anhand der geschädigten Lungenbereiche (Ausmaß/Bereiche) ermittelt.

  • Das erste Symptom, das auf eine Fibrose hinweisen kann, ist Atemnot. Anfangs tritt die Atemnot nur dann auf, wenn der Patient körperlich belastet wird.
  • Später kommt noch ein trockener Reizhusten (ohne Auswurf) dazu.
  • Schreitet die Krankheit weiter fort, kann der Patient auch während Ruhephasen von einer Atemnot betroffen sein.

Achtung, eine Fibrose kann auch behandelt eine Vielzahl an Folgeerkrankungen nach sich ziehen.

Welche Folgeerkrankungen können durch eine Fibrose ausgelöst werden?

RechtsherzschwächeEine Fibrose sorgt für eine verstärkte Belastung der rechten Herzhälfte. Damit diese den „erhöhten“ Anforderungen gerecht werden kann, kommt es zu einer krankhaften Erweiterung des rechten Herzventrikels.
COPDChronische-obstruktive Bronchitis +- Lungenemphysem
Silikose (Staublunge) eventl. + chronische Polyarthritis
Siliko-TBC/TBC
Caplan-Silikoarthritis/Syndrom
Mesotheliom Brustfellkrebs
KehlkopfkrebsVor allem bei Menschen, die Rauchen
WabenlungeDie Lunge ist funktionslos (Endstadium Lungenfibrose): eine Lungentransplantation wird notwendig.

Diagnostik der Fibrose: Was untersucht der behandelnde Arzt?

Da eine Vielzahl verschiedener Auslöser zu einer Fibrose führen können, ist für die Diagnostik die Anamnese unerlässlich. Der Arzt wird von seinem Patienten alles über dessen Beruf, Grunderkrankungen, Freizeitgestaltung und die Einnahme eventueller Medikamente wissen wollen. Warum? Weil viele Symptome meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf eine Fibrose schließen lassen.

Welche Untersuchungsmethoden verwendet der Arzt?

  • Hat der Arzt einen Fibrose-Verdacht, wird er als erstes mithilfe eines Stethoskops die Lunge des Patienten abhören. Nimmt der Arzt Atemgeräusche, wie z. B. Knistern oder Rasseln wahr, werden weitere Untersuchungen erfolgen. Vor allem, wenn die sonstigen Beschwerden ebenfalls für die Lungenerkrankung sprechen.
  • Eine Röntgenuntersuchung erfolgt immer dann, wenn der Schweregrad der Fibrose ermittelt bzw. überprüft werden soll.
  • Ist ein Patient von einer Lungenfibrose betroffen, kann der Arzt auf dem Röntgenbild eine sogenannte Zeichnungsvermehrung sehen. Ist der Zwerchfellhochstand zunehmend, dann ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Lungengewebe schrumpft. Manche Ärzte bevorzugen statt des Röntgens eine Computertomografie, da die Lungenstruktur deutlicher bzw. hochauflösend abgebildet werden kann.
  • Um zu überprüfen, inwieweit die Lunge des Patienten bereits von einer Funktionsstörung betroffen ist, wird der Arzt eine Lungenfunktionsprüfung durchführen wollen.
  • Blutgasanalysen während Belastung und Ruhephasen, eine Bodyplethysmographie und eine CO-Diffusionskapazitätsmessung erfolgen immer dann, wenn es darum geht, den Schweregrad einer Fibrose zu bestimmen.
  • Besteht der Verdacht, dass der Patient an einer exogen-allergischen Alveolitis leidet, wird der Arzt einen Allergietest durchführen lassen. Das Ergebnis soll darüber Auskunft geben, ob der Patient von einer Typ III Allergie betroffen ist.
  • Eine bronchoalveoläre Lavage (Lungenspülung) ist notwendig, um flexible Bronchoskop Zellen aus der Lunge zu spülen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen.

Wissenswert

Die Lungenspülung ist eine zuverlässige Diagnosemöglichkeit für eine Vielzahl von Lungenerkrankungen.

  • Bei der Bronchoskopie/Lungenspiegelung werden die Lungen und das komplette Bronchialsystem mittels eines Endoskops angesehen. Während der Endoskopie entnimmt der Arzt meist Gewebeproben, um sie im Labor zu untersuchen.
  • Das Blutserum wird untersucht, um eine rheumatoide Arthritis auszuschließen. Gleichzeitig dient die Blutuntersuchung dazu, zu ermitteln, ob der Patient von einer Mikroorganismen-Infektion betroffen ist.

Was wird mit dem Spirometer gemessen?

  • Welche Luftmenge die Lunge mobilisieren kann.
  • Mit welcher Flussgeschwindigkeit der Patient ausatmet.

Wissenswert

Fibrose-Patienten zeigen in der Regel eine verminderte Vital- und Totalkapazität. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Ventilationsstörung. Aber Achtung, die Lunge eines Betroffenen kann besser funktionieren als der Befund vielleicht erwarten lässt.

Diagnose „Lungenfibrose“ – Was sind die Therapiemöglichkeiten?

Eine Lungenfibrose ist aktuell nicht heilbar, warum es bei der Therapie hauptsächlich darum geht:

  • Das Voranschreiten der Lungenerkrankung zu verlangsamen.
  • Weitere Belastungen der Lunge durch Schadstoffe zu vermeiden.
  • Begleiterscheinungen abzumildern.

Achtung

Lungenfibrose ist nicht heilbar, da die krankhaften Veränderungen des Lungengewebes nicht rückgängig gemacht werden können. Allerdings kann der Verlauf der Krankheit mit einer entsprechenden Behandlung gebremst werden. Darum ist rechtzeitiges Erkennen der Erkrankung auch so wichtig.

Welche Medikamente werden zur Behandlung einer Fibrose verschrieben?

Steroide bzw. Glucocorticoide und CorticosteroideSie sind alles entzündungshemmende Medikamente, die dabei helfen können, entzündliche Prozesse im Körper zu stoppen. Gleichzeitig wirken diese Medikamente anti-allergen.



Oft werden Immunsuppressiva oder Steroide in Verbindung mit Bronchodilatatoren als Therapie verschrieben. Durch diese Kombination können die Immunsuppressiva und Steroide effektiver wirken.
BronchodilatatorenEtwa Beta-2-Sympathonimetika oder Anticholinergika werden immer dann angewendet, wenn verengte Atemwege geweitet werden sollen. Dieses Medikament wirkt auf die Broncho-Muskeln entspannend. Dadurch kann die Selbstreinigung der Bronchienschleimhäute besser funktionieren.
Breitband-Antibiotika Das vernarbte Lungengewebe ist der perfekte Nährboden für Bakterien und Keime. Leidet der Fibrose-Patient an einer bakteriellen Infektion der Lunge, werden ihm in der Regel sogenannte Breitband-Antibiotika verschrieben.
N-AcetylsteinUm den Lungenfunktionsverlust zu verlangsamen, setzen manche Ärzte auf N-Acetylstein. Dieses wird dem Patienten regelmäßig in hoher Dosierung verabreicht.

Die nicht-medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten von Fibrose

SauerstofftherapieDie Sauerstofftherapie wird immer dann empfohlen, wenn die Sauerstoffwerte im Blut des Patienten eine gewisse Grenze unterschreiten. Bei dieser Therapieform bekommt der Patient für mindestens 16 Stunden täglich Sauerstoff. Die Sauerstoffversorgung erfolgt dabei entweder über eine Nasensonde oder einen Katheter, der direkt in die Luftröhre eingelegt worden ist.
Lungensport ist wichtigPatienten, die mit Atemproblemen zu kämpfen haben, werden in erster Linie darauf achten, sich körperlich zu schonen. Ein Verhalten, das zwar völlig natürlich ist, das aber eine negative Auswirkung auf den sowieso schon schlechten Gesundheitszustand des Patienten hat. Durch mangelndes Training verkümmern die Muskeln und der Patient ist noch weniger belastbar. Eben darum ist ein gezieltes Ausdauer- und Muskeltraining unerlässlich. Zudem empfiehlt sich Atemgymnastik, um das Fortschreiten der Lungenerkrankung zu verlangsamen.

Lungenfibrose: Was kann der Patient selbst tun?

  • Der Patient sollte alle Reizstoffe vermeiden, die seine Lunge noch mehr reizen können. Dazu gehören auch alltägliche Dinge, wie z. B. Zigarettenrauch. Darum sollten von einer Fibrose betroffene Menschen unbedingt sofort mit dem Rauchen aufhören.
  • Fibrose-Patienten wird empfohlen, Übergewicht sofort zu reduzieren und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Natürlich ist auch darauf zu achten, dass der Patient nicht von Untergewicht getroffen ist, denn dadurch erhöht sich seine Infektanfälligkeit.
  • Fibrose-Patienten zeigen eine höhere Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen. Darum empfiehlt sich, dass sie sich in regelmäßigen Intervallen die jährliche Grippeschutzimpfung und die fünfjährige Pneumokokken-Schutzimpfung geben zu lassen.