Ehrenamtliche Hilfe für Demenz-Patienten: So geht’s

Eine junge Frau sitzt mit einem Senior an einem Küchentisch und liest ihm aus einem Buch vor.
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In Deutschland herrscht schon seit vielen Jahren ein Mangel an Pflegekräften – die Menschen in unserer Gesellschaft werden immer älter und nach wie vor ergreifen zu wenige den Pflegeberuf. Anspruchsvolle Tätigkeiten, eine mittelmäßige bis schlechte Bezahlung, die psychische Belastung und herausfordernde Arbeitszeiten machen den Pflegeberuf für viele Menschen wenig reizvoll, wodurch ehrenamtliche Kräfte immer wertvoller werden. 

Ehrenamtliche Helfer in der Pflege sind ein klarer Gewinn für die Gesellschaft. Die Entlastung, die ehrenamtliche Helfer sowohl Privatpersonen mit pflegebedürftigen Angehörigen als auch professionellen Pflegekräften liefern können, ist enorm wertvoll. Auch die ehrenamtlichen Helfer profitieren in der Regel von ihrem Angebot, indem sie Dankbarkeit erfahren und daraus eigene Befriedigung ziehen. 

Ehrenamt: Im Bereich Demenz wird viel Unterstützung benötigt

Wer auf Pflegedienstleistungen zurückgreifen muss, bekommt in der Regel finanzielle Unterstützung von der Kranken- oder Pflegeversicherung. Doch nicht immer werden alle Leistungen übernommen und besonders wenn es bei den Pflegedienstleistungen über die Grundpflege hinaus geht, zahlen Kassen meistens nicht. Für Angehörige, die sich weitere Pflegeleistungen aus eigener Tasche nicht leisten können, wird ehrenamtliche Unterstützung etwa mit Hilfe der Malteser dann umso wichtiger. 

In der Pflege wird besonders im Bereich der Demenzkranken viel Unterstützung benötigt. 1,5 Mio. Demenzkranke gibt es in Deutschland, von denen zwei Drittel zu Hause betreut werden. Die Diagnose Demenz, entweder durch die Alzheimer-Krankheit oder gefäßbedingte Demenzen, bedeuten einen starken Einschnitt in das bisherige Leben und erfordern eine engmaschige Betreuung und Unterstützung der Patienten in allen Lebensbereichen. Ein ehrenamtlicher Demenzbegleiter, der sich mit regelmäßigem Besuchsdienst in das Leben des Patienten einbringt, kann für alle Beteiligten Gold wert sein.

Grundpflege: Was leisten professionelle Pflegekräfte?

Wer als Angehöriger eines Demenzkranken eine professionelle Pflegekraft an die Seite bekommt, muss immer noch viele Leistungen selber erbringen. Häufig übernehmen Pflegekräfte die Grundpflege eines Patienten. Dazu zählen:

  • Waschen
  • Rasieren
  • Duschen oder Baden
  • Ankleiden
  • Unterstützung beim Toilettengang
  • Unterstützung beim Essen (Zerkleinerung von Nahrung und Hilfe bei der Nahrungsaufnahme)
  • Behandlung von Wunden
  • Gabe von Medikamenten

Die Pflege kann dabei sowohl zu Hause erfolgen und wird dann von mobilen Pflegediensten durchgeführt, oder der Patient liegt in einem Pflegeheim. Mit der reinen Erfüllung körperlicher Bedürfnisse ist es in der Pflege aber nicht getan. Schließlich benötigen Demenzpatienten Betreuung, Gesellschaft und Bewegung. 

Demenz: Welche Unterstützung können ehrenamtliche Helfer geben?

Diese Tätigkeiten kann ein ehrenamtlicher Helfer übernehmen.

Ehrenamtliche können insbesondere bei der Beschäftigung von Demenzkranken Menschen helfen und ihnen auf sozialer Ebene Kontakt und Unterstützung ermöglichen. Schließlich kann es sich nicht jeder leisten, professionelle Pflegekräfte zu bezahlen, die sich neben den Leistungen der Grundpflege und dem körperlichen Wohl des Patienten etwa mit Alzheimer auch noch um sein geistiges Wohlbefinden kümmern. In solch einem Fall sollte sich um die Hilfe von Ehrenamtlichen bemüht werden. 

Auch wenn ehrenamtliche Helfer nicht dazu gedacht sind, Pflegeleistungen wie zum Beispiel Waschen oder Anziehen zu erbringen, so können sie doch wertvolle Unterstützung im Alltag Demenzkranker erbringen. Dazu zählen Tätigkeiten wie:

  • Spazierengehen
  • Vorlesen
  • gemeinsam durch alte Fotoalben blättern, um eventuell Erinnerungen zu wecken
  • gemeinsam singen
  • Lieder und Melodien aus der Jugend der Demenzkranken vorsingen, um das Gehirn zu aktivieren
  • mit ihnen spielen
  • unterhalten
  • gemeinsam Essen zubereiten
  • den Tisch decken
  • Malen und Zeichnen
  • Gesellschaft leisten

Diese Form der Unterstützung nennt sich “niedrigschwelliges Angebot” und fördert das Wohlbefinden der Patienten. Sie dient der Aktivierung des Gehirns und kann dabei helfen, positive Gefühle und Erinnerungen zu wecken, was besonders bei schweren Demenzformen wichtig ist. 

Unterstützung von Angehörigen durch ehrenamtliche Helfer

Auch für die Angehörigen von Demenzkranken können Ehrenamtliche wertvolle Hilfen leisten. So bedeutet ein Fall von Demenz bzw. Alzheimer in der Familie für die pflegenden Angehörigen meist eine große Belastung, sowohl psychisch und physisch als auch sozial. Typisch für pflegende Angehörige ist, dass sie:

  • häufiger Medikamente benötigen, da sich ihre psychische und physische Gesundheit während der Pflege verschlechtert.
  • ihre Hobbies oder sogar ihren Beruf aufgeben.
  • den Kontakt mit Freunden und Bekannten oder anderen Familienmitgliedern vernachlässigen oder sogar komplett meiden. 

Viele pflegende Angehörige geben sich selber auf, um für ihr Familienmitglied da zu sein, was nicht selten dazu führt, dass sie selber auch Hilfe anderer Menschen benötigen. Ehrenamtliche Helfer sind zwar keine Ärzte oder Psychologen und auch keine Freunde, sie können aber für ein wenig Entlastung sorgen sowie zum Beispiel:

  • zuhören
  • trösten
  • unterstützen
  • Ihnen insbesondere etwas Zeit für sich, für Freunde oder für andere Erledigungen verschaffen, indem sie die Betreuung des Demenzkranken für einige Stunden übernehmen. 

Diese Entlastung hat meist schon einen großen Effekt, wodurch schon mit wenigen Mitteln und einem überschaubaren Zeiteinsatz viel erreicht werden kann. 

Ehrenamt: An welchen Stellen bekommen Sie Hilfe bei Demenz und Alzheimer?

Ehrenamtliche Helfer können über verschiedene Stellen vermittelt werden, darunter:

  • die Kirche
  • Pflegestützpunkt der Stadt oder Gemeinde
  • der Träger der Altenhilfe
  • Einrichtungen wie Diakonie oder Caritas

Auch Demenz-Beratungsstellen in Ihrer Nähe können Ihnen mit der Vermittlung von ehrenamtlichen Angeboten weiterhelfen.

Ehrenamtliche Hilfe in der Familie absprechen

Bevor Sie eigenmächtig entscheiden, einen ehrenamtlichen Helfer zur Betreuung des demenzkranken Familienmitgliedes hinzuzuziehen, sollten Sie dies mit der gesamten Familie besprechen. Andernfalls kann es zu Spannungen kommen.

Rechnen Sie mit Gegenwind einiger Menschen, der aber ganz normal ist. Denn viele Angehörige, die einen Demenzkranken zu Hause pflegen, sind erst einmal skeptisch, wenn es um die Hilfe Ehrenamtlicher geht. Sie haben Sorge, dass die Privatsphäre der Familie gestört wird. Wer sich aber einmal darauf eingelassen hat, ist nach einiger Zeit meist sehr zufrieden und weiß die Entlastung sehr zu schätzen. Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden der Angehörigen, sondern auch ihr Zusammenleben mit dem Demenzkranken. 

Überlegen Sie sich gemeinsam mit der Familie, für welche Tätigkeiten Sie sich ehrenamtliche Hilfe wünschen und geben Sie dieses Profil dann an die vermittelnden Stellen weiter. Wenn Sie alleine ein Familienmitglied betreuen, sollten Sie nicht länger warten, bis Sie sich ehrenamtliche Hilfe hinzuziehen.

Ehrenamtliche Hilfe bei Demenz ist nicht immer kostenlos

Achtung: Auch wenn die ehrenamtlichen Helfer kein Geld für ihre Arbeit erhalten, heißt das nicht, dass ehrenamtliche Hilfe auch für Sie kostenlos ist. Schließlich müssen die ehrenamtlichen Angebote verwaltet und betreut werden und die ehrenamtlichen Helfer müssen geschult werden. 

Am Besten fragen Sie direkt zu Beginn nach, welche Kosten bei der Inanspruchnahme ehrenamtlicher Hilfe auf Sie zukommen. Zum Teil können die Kosten auch an die Pflegekassen weitergereicht werden, die diese Leistungen als sogenannte “Verhinderungspflege” geltend machen – auch das Pflegegeld bietet sich an. Möglicherweise muss ein Teil aber auch aus eigener Tasche gezahlt werden. 

Einige Angebote sind auch gänzlich kostenlos. So hängt es ganz davon ab, ob ein ehrenamtlicher Helfer einmal die Woche zum Vorlesen vorbeikommt, oder ob jeden Tag jemand vor Ort ist, der von einer Einrichtung geschickt wird und wichtige Aufgaben bei der sozialen Betreuung übernimmt.

Malteser und Co: Wie können Sie sich als Helfer ehrenamtlich engagieren?

Möglichkeiten für Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren, gibt es viele. Bei der Diakonie oder dem Malteser Hilfsdienst, bei der Caritas, bei den Trägern der Altenhilfe und bei der Kirche oder Gemeinde können Sie sich melden und angeben, welche Formen der ehrenamtlichen Hilfe Sie leisten wollen. Je nach Umfang werden Sie dann geschult, um auf den Umgang mit Demenzkranken vorbereitet zu sein. Zu diesen Schulungen bzw. zur Fortbildung gehören:

Beschreibung der Ausprägung von Demenz und wie sich die Krankheit im Verhalten der Betroffenen widerspiegelt
Sensibilisierung für das Befinden der Angehörigen und die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind
Kennenlernen der Möglichkeiten der Kommunikation mit Demenzkranken
Anregungen, wie die Angehörigen oder Pflegekräfte in Pflegeeinrichtungen entlastet werden können
Methoden, wie Demenzkranke betreut und beschäftigt werden können – etwa auch in Betreuungsgruppen

Diese Schulungen dauern üblicherweise 20 bis 30 Stunden. Diese sind für die Geschulten in der Regel kostenlos, die Kosten werden von der Pflegekasse übernommen.

Demenz: Welche Eigenschaften sollten Sie für ein Ehrenamt mitbringen?

Demenzpatienten neigen dazu, häufig unverständlich und unzusammenhängend zu erzählen. Sie wiederholen Sätze und Fragen mitunter sehr häufig. Sie sprechen ungefiltert alles aus, was ihnen im Kopf herum schwebt. Sie haben gute und schlechte Tage, sind depressiv, verwirrt oder verängstigt. Zum Teil werden sie sogar aggressiv, schreien, haben Wahnvorstellungen und sind dann wieder ganz ruhig.

Rückschläge in der Betreuung von Demenz-Patienten sind ganz normal und werden Ihnen mit Sicherheit widerfahren. Schließlich gibt es für die Krankheit keine Heilung und die Degeneration schreitet immer weiter fort. Mit dem Gedanken, den Betroffenen zu heilen, dürfen Sie daher nicht an Ihr Ehrenamt herangehen. Vielmehr geht es um eine Verbesserung seines Wohlbefindens im Rahmen der gegebenen Situation und um eine wertvolle Hilfe und Unterstützung im Alltag.

Um als ehrenamtlicher Helfer mit diesen Krankheitssymptomen umgehen zu können, müssen sie sie nicht nur gut kennen und einordnen. Sie benötigen auch:

  • Geduld
  • Toleranz
  • Humor
  • Gelassenheit
  • mentale Stärke
  • die Fähigkeit, zuhören zu können (sowohl den Patienten als auch den Angehörigen)

Selbst mit der verfügbaren Zeit ist diese Form der ehrenamtlichen Hilfe nicht für jeden geeignet, da sie herausfordernd ist und psychisch belastend sein kann.

Je langfristiger Sie Ihr Engagement gestalten wollen, desto besser stehen die Chancen, dass Sie ein gutes Verhältnis zu den Patienten aufbauen und dass Sie bei Ihnen eine Verbesserung des Wohlbefindens erreichen. Wenn Sie sich dazu entschließen, ein sogenannter Demenzpate oder Demenzbegleiter zu werden und bei der Betreuung sowie Begleitung eines Demenzkranken zu helfen, dann ist es umso wichtiger, dass Sie verlässlich sind und Absprachen mit der Familie einhalten. Nur wenn man sich auf Sie verlassen kann, können Sie wirklich eine Hilfe sein – seien Sie sich über die Bedeutung Ihres Amtes bewusst. 

Ehrenamt: Passiv für Demenz einsetzen

Wenn Sie sich selber nicht aktiv im Ehrenamt engagieren wollen oder können, bleibt Ihnen immer noch die Möglichkeit, durch Spenden einen Beitrag für Demenzkranke zu leisten. So können Betreuungsangebote, Einrichtungen mit Beutreuungsgruppen und ehrenamtliche Hilfestellungen gefördert werden. Stiftungen wie die “Deutsche Stiftung für Demenzerkrankte”und deren Mitarbeiter leisten wichtige Arbeit in vielen Bereichen.