- Grundlagen Rückenschmerzen: Häufigkeit, Einteilung & Ursachen
- Rückenschmerzen in der Pflege: Expertenstandard akuter & chronischer Schmerz
- Welche Voraussetzungen muss eine Pflegeeinrichtung für das Schmerzmanagement erfüllen?
- Prävention von Rückenschmerzen in der Pflege
- Rückenschmerzen – eine gut behandelbare Volkskrankheit
Rückenschmerzen sind eines der am meisten verbreiteten Leiden überhaupt. Das Robert-Koch-Institut listet sie auf Platz drei direkt nach Übergewicht und Tinnitus. Doch welche Gründe führen zu den starken Beschwerden und wie kann man sie vorbeugen bzw. behandeln? In diesem Artikel werden die Grundlagen zu Rückenschmerzen sowie ihre Häufigkeit, Einteilung und Ursachen genauer beschrieben.
Grundlagen Rückenschmerzen: Häufigkeit, Einteilung & Ursachen
Warum haben so viele Menschen Rückenbeschwerden und warum scheint sich der schmerzende Rücken als eines der Volksleiden schlechthin in den Industrieländern zu verbreiten? Die Formen, die die Schmerzen dabei einnehmen können, sind sehr vielseitig:
- Schmerzen im unteren Rücken
- Schmerzen im oberen Rücken
- Schmerzen im Kreuz
- Schmerzen in den Lenden
- Uvm.
Ebenso sind die Ursachen nicht immer klar definierbar. Die häufigsten Schmerzen lassen sich auf keine Ursache zurückführen und können meist nur mit einer umfangreichen Behandlung wieder reduziert und besiegt werden. Aber: Die meisten Rückenschmerzen sind heilbar.
Rückenschmerzen sind Verschleißerscheinungen
Schmerzsituationen im Rückenbereich sind keinesfalls ein Leiden des Alters, häufen sich dennoch durch eine mechanische Beanspruchung über Jahrzehnte und durch Veränderungen an der Wirbelsäule. Auch Muskelverletzungen, Störungen der Muskeln oder der Bandscheibenverschleiß führen zu Druck auf die Nerven und Bänder, sodass Schmerzen entstehen. Typisch für Schmerzen dieser Art ist, dass sie sich über die Nervenbahnen verbreiten und so „ausstrahlen„.
Wie häufig sind Rückenschmerzen in der Pflege?
Gerade in der Pflege spielen Rückenbeschwerden eine große Rolle. Zum einen natürlich bei den zu pflegenden Personen. Je älter ein Mensch wird, desto stärker machen sich Belastungen des gesamten Lebens in den Knochen, Gelenken, Muskeln und Sehnen bemerkbar. Dies führt zu Schmerzen an unterschiedlichen Stellen des Körpers – besonders im Rücken, der einen großen Teil des menschlichen Körpers ausmacht und das ganze Leben lang große Lasten trägt.
Auch beim Pflegepersonal treten häufig Rückenschmerzen aufgrund falscher Bewegungsabläufe, falschem Heben und Überanstrengung auf. In beiden Fällen, besonders aber im zweiten Fall, sind Rückenschmerzen vermeidbar und können behandelt werden. Zuallererst muss allerdings unterschieden werden, welche verschiedenen Arten von Schmerzen im Rücken es gibt. Wie bereits angesprochen handelt es sich beim Rücken um eine große Fläche. So unterscheiden sich ebenso die Schmerzen in ihrer Art.
Einteilung der Rückenschmerzen nach Dauer
Einerseits lassen sich Rückenbeschwerden nach ihrer Dauer unterscheiden, in der sie auftreten. Der Mediziner unterscheidet in diesem Fall zwischen drei Arten von Schmerzen: Je nachdem, ob die Schmerzen plötzlich und unvermittelt auftreten, oder aber ein Patient bereits über einen längeren Zeitraum an einem oder verschiedenen Schmerzen im Rücken leidet. Gleichzeitig kann die Dauer der Schmerzsituation eventuell auf die Ursache des Leidens deuten.
Drei Arten von Rückenschmerzen nach Dauer:
Akute Schmerzen | Akute Schmerzen sind plötzlich auftretende Leiden, die nicht auf ähnliche Schmerzen folgen und innerhalb der vergangenen sechs Monaten aufgetreten sind. Sie lassen sich meist auf eindeutige Ursachen zurückführen und sind gut behandelbar. |
Subakute Schmerzen | Auf der nächsten Stufe stehen subakute Schmerzen. Diese umfassen Leiden, die ebenfalls nicht auf vorangegangene Schmerzen folgen, allerdings länger andauern als typische akute Schmerzen. Sie dauern üblicherweise etwa sechs Wochen bis drei Monate an. Im Folgenden werden die subakuten Schmerzen nicht einzeln als eine Schmerzart aufgeführt, stattdessen werden sie zu den akuten Schmerzen hinzugezählt. |
Chronische Schmerzen | Die dritte Art von Rückenschmerzen, eingeteilt nach der Dauer, sind die chronischen Schmerzen. Diese dauern länger als drei Monate an und kehren in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen wieder. Sie entstehen über einen längeren Zeitraum, dessen Anfang nur schwer zu definieren ist. Diese Art von Rückenschmerzen tritt vor allem durch Verschleiß im Alter auf. Nicht immer kann die Ursache jedoch eindeutig bestimmt werden. Chronische Rückenschmerzen sind häufig eine Begleiterscheinung anderer bekannter oder verborgener Krankheiten. Daher ist die Behandlung deutlich komplizierter als beispielsweise bei akuten Schmerzen. |
Typische Ursachen von Rückenschmerzen in der Pflege
Auch nach der Ursache lassen sich Rückenschmerzen in der Pflege unterscheiden. Dabei lassen sich spezifische und unspezifische Rückenschmerzen voneinander abgrenzen. Nur die spezifischen Rückenschmerzen lassen sich auf Ursachen zurückführen. Das macht sie leichter behandelbar als ihre unspezifischen Varianten.
Es kann sich um Übergewicht, Gelenkerkrankungen, Osteoporose, Bronchitis oder den berühmten Bandscheibenvorfall handeln, der Rückenschmerzen auslöst. Teilweise können auch organische Krankheiten die Ursache für Schmerzen im Rücken sein. Dazu gehören die Gürtelrose, Nierensteine oder auch Lungenentzündungen.
Die folgende Tabelle listet die wichtigsten Ursachen von Rückenschmerzen auf.
Ursache | Beschreibung |
Angina Pectoris (Brustenge) | Bei einer Angina Pectoris erhält der Herzmuskel zu wenig Sauerstoff und führt zu einem Engegefühl in der Brust. Auch Rückenbeschwerden sind mögliche Begleiterscheinungen dieses Anfalls. |
Aortenaneurysma | Erweitert sich die Hauptschlagader (Aorta), so tritt dies häufig im unteren Bereich des Torsos auf. Hier führt die Aussackung unter anderem zu Schmerzen im Rücken. |
Bandscheibenvorfall | Kommt es zu Problemen mit den Stoßdämpfern (= Bandscheiben) zwischen den einzelnen Wirbeln und diese drücken auf einen Nerv, so führt das zu starken Schmerzen im Rücken. |
Entzündungen | Verschiedene Entzündungen können Rückenschmerzen auslösen. Beispielsweise Entzündungen der Prostata, des Herzbeutels oder Herzmuskels, des Rippenfells, der Speiseröhre, der Bauchspeicheldrüse, des Nierenbeckens oder der Wirbelsäule (Morbus Bechterew) gehen mit Schmerzen in verschiedenen Rückenregionen einher. |
Gürtelrose | Typisches Anzeichen einer Gürtelrose ist ein schmerzhafter Hautausschlag entlang der Rückenmarksnerven, oft in der Hüftgegend. Nicht selten leiden Betroffene in diesem Zusammenhang auch unter Rückenschmerzen. |
Herzinfarkt | Ein Herzinfarkt führt zu allerhand verschiedenen Symptomen. Die starken Schmerzen in der Brust strahlen teilweise auch in den Rücken aus, genauer zwischen die Schulterblätter. |
ISG-Syndrom | ISG steht für das Iliosakralgelenk. Das beschriebene Syndrom ist eine Blockade des so genannten Gelenks zwischen Kreuz- und Darmbein. Bei Verschiebungen in dieser Körperregion treten Rückenschmerzen auf. |
Lungenentzündung | Die Pneumonie umfasst in ihren Symptomen neben Fieber und Husten vereinzelt auch Rückenschmerzen. |
Lungeninfarkt oder Pneumothorax | Eine Lungenembolie oder ein Kollaps der Lunge sind ernstzunehmende Erkrankungen, die hauptsächlich Schmerzen im Brustbereich verursachen. Wie der Herzinfarkt strahlen diese Schmerzen teilweise aber auch in den Rücken aus. |
Muskelverspannungen | Der Klassiker unter den Ursachen für Rückenschmerzen sind Verspannungen der Muskeln. Eine fehlerhafte Arbeitshaltung, falsche Belastungen und zu wenig Bewegung sind typische Auslöser solcher Muskelverhärtungen, die in Schmerzen resultieren. |
Nierensteine | Sammeln sich in den Nieren Festkörper an, so werden sie in der Regel über den Urin abtransportiert. Wird dieser sogenannte Nierengrieß allerdings zu groß, bleiben sie stecken und führen zu Koliken, mit krampfartigen Schmerzen in der Nierengegend, die auch als Rückenschmerzen interpretiert werden können. |
Schwangerschaft | Rückenschmerzen in der Schwangerschaft treten häufig aufgrund der zusätzlichen Gewichtsbelastung und der Verschiebung des Körperschwerpunkts der Frau auf. Auch die Hormonumstellung trägt durch Sehnenlockerung zu Rückenschmerzen bei. |
Osteoporose | Der Schwund von Knochen, beziehungsweise die Verringerung der Knochendichte, sorgt teilweise für Brüche der Wirbelkörper, die unangenehme Rückenschmerzen verursachen können. |
Verschleiß der Wirbelsäule | Arthrose kann, sofern sie an den Wirbelsäulengelenken auftritt, Rückenschmerzen auslösen. Diese treten vor allem morgens auf und verbessern sich bei zunehmender Bewegung. |
Weitere Wirbelprobleme | Bei Problemen mit den Wirbeln (Wirbelblockade, Wirbelfehlstellung, Wirbelgleiten, Wirbelkanalenge, Wirbelverkrümmung, Wirbeltumoren, etc.) sind Rückenschmerzen eines der ersten Symptome. Diese entstehen aufgrund unterschiedlicher Veränderungen oder aufgrund von Verschleiß. |
Rückenschmerzen in der Pflege: Expertenstandard akuter & chronischer Schmerz
Je nach Art der Rückenschmerzen werden sie, wie oben bereits beschrieben, als akute oder chronische Schmerzen klassifiziert. In der Pflege von Rückenschmerzen werden diese beiden Schmerzarten auf unterschiedliche Weise behandelt. Sie haben ihre eigenen Expertenstandards, formuliert durch das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Mit anderen Worten unterscheiden sich die typischen Standards bei den Herangehensweisen des Schmerzmanagements. Im Folgenden werden wir die verschiedenen Standards genauer vorstellen.
Die Expertenstandards zum Schmerzmanagement
Die Expertenstandards zum Schmerzmanagement des DNQP beschreiben, welche Maßnahmen Pflegepersonal bei der Behandlung von zu pflegenden Personen mit Schmerzen, in diesem Fall explizit Rückenbeschwerden, durchführen sollen.
In der Pflege gilt bei Rückenschmerzen, dass das Schmerzmanagement eine zentrale Rolle spielt, denn besonders älteren Patienten soll möglichst viel Leid genommen werden. Teilweise können sich (zum Beispiel demente) Patienten selbst nicht mehr so äußern wie jüngere Patienten, was auch dazu führt, dass die Diagnose von Schmerzen verschiedener Art durch Pflegekräfte erschwert wird.
Die Expertenstandards zum Schmerzmanagement unterteilen den Prozess der Behandlung standardisiert in verschiedene Abschnitte, die die Grundlage für die Behandlung durch Pflegefachkräfte bilden. Diese reichen von den geeigneten Maßnahmen bei der Aufnahme eines neuen Patienten, über die Ermittlung der Beschwerden und die Festlegung der Maßnahmen bis hin zu einer Durchführung derselben und zu einer abschließenden Evaluation.
Der Expertenstandard Schmerzmanagement des DNQP im Überblick:
- Schmerz-Assessment: Bei der Aufnahme des Patienten werden die Rückenschmerzen erfasst und der Bedarf an Schmerzmanagement festgelegt.
- Planung bzw. Koordinierung: Alle notwendigen Maßnahmen, um das Schmerzmanagement durchzuführen, werden in die Wege geleitet.
- Information, Beratung und Schulung: Eine transparente Information von Betroffenen und Angehörigen ist der Schlüssel zu einer guten Behandlung von Patienten mit Rückenschmerzen. Werden alle Beteiligten in den Entscheidungsprozess einbezogen, so wird ein Gleichgewicht geschaffen, bei dem die behandelnde und behandelte Seite auf einer gleichwertigen Ebene agieren.
- Einleitung von Maßnahmen: Darauf folgt die tatsächliche Behandlung der Rückenschmerzen. Die zuvor geplanten Maßnahmen werden umgesetzt und dokumentiert. Auch eine Nachsorge gehört zu diesem Punkt dazu.
- Kontrolle und Evaluation: Während des gesamten Schmerzmanagements werden die verschiedenen Prozesse bzw. Maßnahmen überwacht und dokumentiert. Dabei steht eine konstante Evaluation im Laufe der Behandlung und schließlich am Ende im Mittelpunkt. So wird sichergestellt, dass jederzeit die optimale Behandlung durchgeführt wird.
Unterscheidung der Expertenstandards akuter & chronischer Schmerz
Auch wenn dieser Verlauf für alle Arten von Rückenschmerzen prinzipiell gleich ist, unterscheidet das DNQP doch zwischen akuten und chronischen Schmerzen im Detail. Beide Schmerzarten haben ihre eigenen Besonderheiten und der Expertenstandard unterscheidet sich. In folgender Tabelle sind die wichtigsten Unterschiede in Form einer Gegenüberstellung dargestellt.
Während die einzelnen Schritte überwiegend identisch sind, unterscheidet sich vor allem die Reihenfolge der Maßnahmen, in denen das Schmerzmanagement durchgeführt wird. Dies liegt in erster Linie an den unterschiedlichen Anforderungen, die die jeweilige Art von Rückenschmerzen an die Behandlung stellt.
Anwendung des Expertenstandards akuter Schmerz | Expertenstandard chronischer Schmerz bei Rückenschmerzen in der Pflege |
1. Schmerz-Assessment Die vorhandenen Schmerzen werden gesammelt und es wird bestimmt, wie groß der Bedarf an Schmerzmanagement ist. | 1. Schmerz-Assessment Analog zum Schmerz-Assessment des akuten Schmerzstandards. |
2. Medikamentengabe Direktmaßnahmen werden eingeleitet. Es wird versucht, die akuten Schmerzen mit Medikamenten zu bekämpfen. | 2. Planung und Koordinierung Es folgt zunächst die Planung der Behandlung. Auf Basis des im ersten Schritt ermittelten Bedarfs müssen Maßnahmen beschlossen und koordiniert werden. Die oft unklaren Ursachen für die chronischen Rückenschmerzen machen diesen Schritt zu einer Herausforderung. |
3. Management von Nebenwirkungen Nach der Gabe von Medikamenten müssen die eventuellen Nebenwirkungen kontrolliert und behandelt werden. | 3. Information und Beratung Um die umfassendere Behandlung der chronischen Rückenschmerzen durchzuführen, werden die Betroffenen und Angehörigen einbezogen. Da die Schmerzen wiederkehrend sind, ist auch die Behandlung langwierig und bedarf eine Zusammenarbeit beider Seiten auf gleicher Ebene. |
4. Nicht-medikamentöse Maßnahmen Nachdem eine medikamentöse Behandlung der Rückenschmerzen durchgeführt wurde, um die akuten Schmerzen in Griff zu bekommen, werden gezielte nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen durchgeführt. Diese sollen die bekannten Ursachen direkt bekämpfen und ein Wiederkehren der Schmerzen verhindern. | 4. Maßnahmen Auch bei den chronischen Rückenschmerzen folgt in Schritt vier die Anwendung von Maßnahmen des Schmerzmanagements. Allerdings werden hier alle Arten des Schmerzmanagements zusammengefasst. Je nachdem, welche Maßnahmen in der Planungs- und Informationsphase beschlossen wurden, werden medikamentöse oder nicht-medikamentöse Verfahren verwendet. Gleichzeitig umfasst dieser Schritt auch das Management von eventuellen Nebenwirkungen, die mit der Behandlung auftreten können sowie eine entsprechende Nachsorge. |
5. Information und Schulung Abschließend werden in diesem Schritt Informationen an die Betroffenen vermittelt. Um das weitere Vorgehen bei wiederholten Rückenschmerzen zu besprechen, ist eine abschließende Beratung an dieser Stelle wesentlich. | 5. Kontrolle und Evaluation Am Ende der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen steht die Evaluation der verwendeten Methoden und des Erfolgs, den die Maßnahmen im Einzelnen gebracht haben. So kann ein langwieriges Schmerzmanagement, wie es bei chronischen Rückenschmerzen oft üblich ist, stets optimiert werden. |
Zielsetzung des Expertenstandards akuter & chronischer Schmerz des DNQP
Die Ziele der Expertenstandards sind einheitlich bei beiden Hauptarten von Rückenschmerzen. Sie umfassen zum einen die Vorbeugung von Schmerzen bei den pflegebedürftigen Patienten und damit den Erhalt einer bestmöglichen Lebensqualität und Funktionsqualität, die durch die Rückenschmerzen eingeschränkt wird. Zum anderen sollen die Expertenstandards eine stabile und akzeptable Schmerzsituation schaffen, die den optimalen Umgang mit den Rückenschmerzen ermöglicht.
Letztlich legen die Expertenstandards zu chronischen und akuten Schmerzen den Hauptfokus auf das Wie, anstelle des Was. Nicht der Schmerz selbst steht im Vordergrund, sondern der einzelne Patient mit seinen individuellen Rückenschmerzen, die im Einzelfall erfasst, bewertet und behandelt werden müssen. So wie diese Schmerzen individuell sind, so will das Schmerzmanagement nach Expertenstandard auch die Behandlung individualisieren.
Zielgruppe der Expertenstandards
Mit den beiden Expertenstandards sind in erster Linie alle pflegenden Einrichtungen und Pflegekräfte adressiert. Dabei kann es sich um Pflegeheime handeln, aber auch um ambulante Pflegedienste und Ärzte. Gerade im Bereich von Rückenschmerzen sind die Betroffenen aber nicht immer in fortgeschrittenem Alter, sodass sich der Bedarf an Standards keinesfalls auf Pflegeheime beschränkt.
Welche Voraussetzungen muss eine Pflegeeinrichtung für das Schmerzmanagement erfüllen?
Die Expertenstandards bringen nicht nur viele positive Aspekte für die Pflegeeinrichtungen mit sich, die mit der Betreuung und Behandlung von Patienten mit Rückenschmerzen zu tun haben. Sie erfordern eine mehr oder weniger umfangreiche Umstellung in den Arbeitsprozessen der Einrichtungen und setzen eine umfassende Auseinandersetzung mit den Standards voraus.
Alle Pflegeeinrichtungen werden einmal im Jahr durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) geprüft. Diese Prüfungen werden in stationären und ambulanten Einrichtungen einen Tag vorher angekündigt. Dabei wird die angemessene Umsetzung der Pflegestandards kontrolliert. Die Ergebnisse dieser Prüfungen werden öffentlich gemacht. Die Voraussetzungen der Pflegeeinrichtungen teilen sich in vier Bereiche.
Die vier Teilbereiche der Voraussetzungen für Pflegeeinrichtungen:
- Eine hohe Qualität in der Pflege und medizinischen Versorgung der Patienten sowie der Nachsorge.
- Ein angemessener Umgang mit demenzkranken Patienten.
- Eine angemessene Betreuung und Gestaltung des Alltags der Patienten.
- Eine hohe Qualität in den Bereichen Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene.
Voraussetzungen für den Expertenstandard chronischer Schmerz in Bezug auf Rückenschmerzen
Im Expertenstandard chronischer Schmerzsituationen spielen verschiedene Aspekte als Voraussetzung an eine Pflegeeinrichtung eine Rolle. Im Folgenden werden einzelne Beispiele genannt.
Kriterien von Pflegeeinrichtungen zur Behandlung von chronischen Rückenschmerzen:
- Angemessene Assessment-Instrumente, ein Behandlungsplan und Dokumentationsmittel in der Einrichtung, um Schmerzen und Behandlungsergebnisse korrekt ermitteln und dokumentieren zu können.
- Verfügbarkeit von Schmerzexperten (geschulte Mitarbeiter oder externe Dienstleister)
- Schulungskonzept für Mitarbeiter der Einrichtung, beispielsweise zur Weiterbildung zu Schmerzexperten
- Bereitstellung von Mitteln und Rahmenbedingungen für die Behandlung von Patienten mit (nicht-)medikamentösen Therapiemaßnahmen
Voraussetzungen für den Expertenstandard akuter Schmerz in Bezug auf Rückenschmerzen
Bei akuten Schmerzen unterscheiden sich die Voraussetzungen der Einrichtung nur wenig von denen bei der Behandlung chronischer Schmerzen. Akute Schmerzen müssen sofort entsprechend ihrer Ursachen behandelt werden. Dabei spielt besonders die Fähigkeit der Pflegekräfte und der Einrichtung eine Rolle, diese Auslöser zu erkennen, die richtigen Medikamente zu wählen und anschließend die weiteren Schritte entsprechend des Expertenstandards für akute Schmerzen abzuarbeiten.
Gerade die Verfügbarkeit von Schmerzexperten ist in diesem Zusammenhang wichtig, da die Patienten mit einem akuten Leiden sofortige Hilfe benötigen. Auch die Bereitstellung von Behandlungsmitteln und qualifiziertem Pflegepersonal ist in diesem Kontext von besonderer Bedeutung.
Prävention von Rückenschmerzen in der Pflege
Die Behandlung und Prävention von Rückenschmerzen geht Hand in Hand. In den meisten Fällen sind die Behandlungsmethoden derart, dass sie gleichzeitig Schmerzen reduzieren und Folgeschmerzen verhindern. Spezifische Rückenschmerzen, die organische oder nervliche Ursachen haben, müssen natürlich entsprechend behandelt werden. Oft sind es allerdings untrainierte Muskeln, die die Rückenschmerzen begünstigen.
Daher sollte der Fokus bei der Prävention auf der Beweglichkeit des Körpers, also der Mobilität, liegen. Maßnahmen hierzu reichen von richtig ausgeführten Bewegungsabläufen über Korrekturen der Arbeitshaltung bis hin zu sportlichen Übungen, die die Muskulatur stärken. Auch ganzheitliche Methoden der asiatischen Medizin sowie Entspannungsübungen bieten sich an und können gute Erfolge liefern.
Richtige Bewegungsabläufe | Oft schleichen sich falsche Gewohnheiten ein, wie das nicht rückengerechte Bücken nach Lasten oder das Tragen von zu schweren Gewichten ohne geeignete Hilfen. Dies belastet den Rücken auf Dauer schwer und sollte möglichst vermieden werden. Wer Lasten richtig trägt und den eigenen Rücken schont, hat noch lange etwas von einem Leben ohne Rückenschmerzen. |
Richtige Arbeitshaltung | Auch das Verweilen in bequemen Sitz- und Liegepositionen ist auf Dauer nicht rückengerecht. Daher ist es wichtig, aufrecht zu sitzen und den Kopf gerade zu halten, um die Nacken- sowie die Rückenmuskulatur durch eine richtige Haltung zu schonen. Gerade am Arbeitsplatz ist dies nicht immer einfach. |
Sportliche Übungen | Unterschiedliche Arten von Rückenschmerzen verlangen nach unterschiedlicher Prävention und Therapie. Bei akuten Schmerzen sollte nicht immer sofort Sport getrieben werden, denn es könnte mehr kaputt gehen, als repariert wird. Gleiches gilt für die Prävention bei organischen Vorerkrankungen. Trotzdem müssen Schonhaltungen und Bewegungslosigkeit vermieden werden. Einfache Übungen, eine rückenschonende Trainingsfrequenz und die richtige Technik sind sehr wichtig. Auch kleine Übungen (Rückenschule) können hilfreich sein. |
Ganzheitliche Methoden | Ganzheitliche Therapiemethoden aus der chinesischen und westlichen Medizin bieten sich ergänzend zu einer klassischen Behandlung an. Yoga, Qi Gong & Co. bringen Körper und Geist in Einklang und halten beides gleichermaßen fit. |
Entspannungsübungen | Gerade bei Rückenschmerzen, die durch stressbedingte Verspannungen entstehen, wirken Entspannungsübungen Wunder. Progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Meditation sind Mittel, mit denen zugrundeliegende Verspannungen gelöst und Rückenschmerzen rückengerecht an der Wurzel beseitigt werden können. |
Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen & Pflegeziele bei Rückenschmerzen: Eine Gegenüberstellung
In der Praxis ist es von Vorteil, verschiedene Übungen und Methoden zu kennen, die in den Pflegealltag eingestreut werden können. Oft stehen Pflegekräfte allerdings vor diversen individuellen Problemen, die aus dem Alltag entstehen und sehr individuell gelöst werden müssen. Für entsprechende Szenarien kann ein zu entwickelnder Pflegestandard die passenden Lösungen bereithalten.
In der folgenden Tabelle werden ein paar Beispiele für solche Alltagsprobleme näher beschrieben und mögliche Lösungen präsentiert, inklusive der Ziele der Pflege. Es wird deutlich, dass Pfleger immer mit offenen Augen auf mögliche Probleme achten müssen, um diese zu erkennen und beseitigen zu können.
Problem | Lösung | Ziel |
Ein Patient ist aktiv und nutzt trotz fortgeschrittenen Alters noch regelmäßig das Fahrrad. Seine Fahrweise belastet jedoch den Rücken. | Die Sattelposition muss angepasst werden, zudem sollten die Fahrradtouren nur auf asphaltierter, ebener Strecke und mit geradem Rücken durchgeführt werden. Auch ein leichtes Fahrrad mit guter Federung bietet sich an. | Die Bandscheiben werden geschont. |
Eine Patientin nutzt einen Rollator, allerdings ist dieser falsch eingestellt. | Der Rollator kann in seiner Höhe optimal eingestellt werden, um falsche Belastungen zu vermeiden. | Haltungsschäden werden vermieden. |
Eine Patientin führt die ihr verordneten Übungen nicht gewissenhaft durch. Sie ist nur schwer zu motivieren. | Durch Erinnerung, Erklärung der Wichtigkeit, Lob und Bereitstellung von Informationsmaterial werden die Übungen mehr in den Alltag gerückt. Sie müssen zu einem festen Tagesbestandteil werden. Es lohnt sich, dass die Patientin ein Übungstagebuch führt und auch ein Fitness-Tracker kann zur Bewegung animieren und motivieren. | Die Übungen werden konsequenter durchgeführt und Erfolge werden besser erkennbar. |
Ein Patient hatte einen Bandscheibenvorfall. Das Problem: Er kann sich nicht bücken und leidet daher bei der Körperpflege unter Schmerzen. | Der Patient wird beim Waschen unterstützt. Die Körperpflege findet im Stehen statt. | Der Patient wird nicht „gewaschen„, sondern ist selbst an der Pflege beteiligt. Krankhafte Körperstellen werden rechtzeitig entdeckt. |
Eine Patientin ist nicht mehr in der Lage, die Wassertemperatur zuverlässig zu spüren. Es besteht die Gefahr von Verbrühungen. | Die Patientin wird beim Waschen unterstützt, die Pflegekraft kontrolliert die Temperatur des Wassers. | Verletzungen werden vermieden. |
Rückenschmerzen – eine gut behandelbare Volkskrankheit
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass Rückenschmerzen ein typisches und sehr weit verbreitetes Leiden in den Industrienationen sind. Viele Menschen, unabhängig ihres Alters, sind davon betroffen und stellen die Pflege vor eine große Herausforderung, denn: Je älter die Menschen werden, desto mehr Menschen leiden unter den Schmerzen, die nicht immer eindeutig auf klare Ursachen zurückzuführen sind.
Schmerzen im Rücken lassen sich sowohl nach Dauer als auch nach Bekanntheit der Ursache unterteilen. In der Pflege wird ihnen der Expertenstandard zum Schmerzmanagement in akuter und chronischer Form zugeordnet. Im Detail unterscheiden sich die beiden Expertenstandards zu akuten und chronischen Schmerzen jedoch auf bestimmte Art und Weise und empfehlen so einen leicht unterschiedlichen Behandlungsplan, um die Schmerzen zu behandeln.
Letztlich bringen die Standards diverse Vorteile für die Pflege, stellen die stationären und ambulanten Einrichtungen jedoch vor verschiedene Herausforderungen und Voraussetzungen, die es zu erfüllen gilt. Letztlich jedoch sind Rückenschmerzen in den meisten Fällen einfach zu behandeln und lassen sich auch gut vorbeugen, indem der Fokus auf die richtige Haltung und Bewegung sowie ausreichende sportliche Aktivität in Maßen und Entspannungsmethoden gelegt wird. Wird all dies beachtet, so steht einem gesunden Rücken und einer erfolgreichen Rückenschmerzen Pflege nichts mehr im Wege.