Intimpflege bei Senioren: Checkliste und Anleitung

Seniore Dame sitzt im Sessel ihres Pflegeheims und wird herzlich von einer Pflegefachkraft am Rücken gestreichelt
Insbesondere für eine angenehme Intimpflege ist es wichtig, dass sich Pflegender und Patient gut verstehen. © MJ
Inhaltsverzeichnis

Die Intimpflege von Senioren ist ein sensibles Thema, das besonderes Fingerspitzengefühl benötigt. Schließlich ist die Intimregion bzw. die Intimpflege mit Scham verbunden. In der Pflege ist es daher essenziell, damit verantwortungs- und würdevoll umzugehen. Für die Vor- und Nachbereitung der Intimpflege gibt es einiges, was Sie beachten müssen. 

Das meint Intimpflege in der Altenpflege

Die Intimpflege meint das Reinigen und Waschen des Intimbereichs sowie die Pflege der Haut in der betroffenen Region. Insbesondere bei Patienten mit Inkontinenzproblemen ist eine regelmäßige Intimpflege wichtig, doch auch ohne einen solchen Hintergrund trägt die richtige Intimpflege zur Erhaltung der Gesundheit bei. 

Bei der Intimpflege werden die Genitalien sowie die Analregion gewaschen, Urin- und Kotreste entfernt und die Haut eingecremt. Auch eine Intimrasur kann Teil der Intimpflege sein – sie kann aus hygienischen Gründen sinnvoll sein.

Im Rahmen einer pflegerischen Tätigkeit ist die Intimhygiene häufig mit Schamgefühlen verbunden und kann für die Pflegepersonen zur Herausforderung werden.

Erfahren Sie hier weitere Informationen zum Thema Inkontinenz als Krankheitsbild!

Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit fördern

Alles, was die Person noch selbst durchführen kann, sollte sie auch selbst durchführen. Je mehr Selbstständigkeit gewahrt werden kann, desto besser ist das für das Selbstwertgefühl und desto mehr Entlastung bedeutet es auch für die Pflegeperson.

Darum ist die Intimpflege so wichtig

Die Intimpflege trägt zur Aufrechterhaltung der Intimhygiene bei und hat somit direkten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden einer Person:

  • Schmutz, Bakterien und Schweiß können durch eine regelmäßige Reinigung entfernt werden, wodurch der Säureschutzmantel der Haut geschützt wird, Infektionen verhindert und Hautirritationen wie Ausschlag oder Reizungen vermieden werden. 
  • Eine sensible Intimpflege trägt außerdem dazu bei, dass die pflegebedürftige Person sich in ihrer Würde und ihrem Selbstwertgefühl ernstgenommen fühlt.
  • Zudem ist die Intimpflege ein Kontaktpunkt zwischen Pflegeperson und Pflegebedürftigem. Sie fördert das Vertrauen und bietet eine Gelegenheit, die Bedürfnisse oder den Gesundheitszustand der Person zu besprechen. 

Prävention vor Infektionen

Wenn der Senior ein regelmäßiges Beckenbodentraining, Toilettentraining oder Blasentraining durchführt, darf gerade hier die Intimpflege nicht vernachlässigt werden, um Infektionen vorzubeugen.

So häufig sollte die Intimpflege durchgeführt werden

Es wird empfohlen, die Intimregion täglich zu reinigen. Falls jemand unter Inkontinenz leidet, sollte die Intimpflege häufiger durchgeführt werden und nach jedem Urinieren oder Stuhlgang empfiehlt sich eine sofortige Reinigung, um Infektionen und Hautirritationen zu vermeiden. Grundsätzlich gilt es, auch die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person zu berücksichtigen – falls sie zum Beispiel nur alle zwei Tage im Intimbereich gewaschen werden möchte, sollten Sie sie nicht dazu drängen. 

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Es kann vorkommen, dass sich Menschen gegen die Intimpflege wehren, insbesondere bei Demenz-Patienten. Pflegende Angehörige sollten sich in einem solchen Fall Hilfe durch einen professionellen Pflegedienst holen, da die Situation auch so schon belastend genug ist.

Checkliste: Utensilien für die Intimpflege

  • Einmalhandschuhe
  • Handtücher
  • Milde, unparfümierte, pH-neutrale Waschlotion (insbesondere für die Scheidenflora ist es wichtig, auf ein mildes Waschgel zurückzugreifen. Es erhält die Milchsäurebakterien sowie den Säureschutzmantel der Haut und ist besonders gut verträglich.)
  • Waschlappen
  • Intimpflegetücher
  • Schutzkittel oder Schürze
  • Feuchtigkeitscreme, um die Schutzfunktion der Haut zu erhalten
  • Inkontinenzmaterialien
  • Müllbeutel bzw. Mülleimer
  • Duschhocker oder Badewannensitz 
  • Bettschutzeinlagen, falls die Waschung im Bett stattfindet

Anleitung in 5 Schritten: Intimpflege vorbereiten

Bei der Vorbereitung der Intimpflege kann Ihnen diese Anleitung helfen:

  1. Legen Sie die Utensilien, die Sie für die Intimpflege brauchen in unmittelbare Reichweite.
  2. Schließen Sie die Fenster, die Tür oder die Vorhänge bzw. sorgen Sie dafür, dass Sie gänzlich ungestört sind. Wenn eine andere Person im Raum ist, bitten Sie diese, das Zimmer zu verlassen. 
  3. Planen Sie einen Toilettengang vor der Intimpflege ein, um Inkontinenzunfälle zu vermeiden. 
  4. Tragen Sie Schutzkleidung wie Handschuhe oder eine Schürze. 
  5. Teilen Sie der pflegebedürftigen Person mit, wie Sie nun vorgehen und welche Schritte Sie durchführen. 

Professioneller Umgang mit Ekel und Unbehagen

Die ersten Male, die Sie die Intimpflege durchführen, werden ungewohnt und herausfordernd sein. Ekel ist dabei ein völlig normales Gefühl. Wichtig ist jedoch, dass Sie dieses nicht äußern, denn das führt bei der pflegebedürftigen Person zu starkem Unwohlsein und noch mehr Scham.

Intimpflege im Bett, am Waschbecken und in der Badewanne-, Die Unterschiede auf einen Blick

Ob die Pflege im Bett oder im Stehen am Waschbecken durchgeführt wird, hat einen Einfluss auf den Ablauf. Insbesondere die Position der Person ist bei den drei Varianten unterschiedlich. 

Im BettBeim Waschen im Liegen können Sie entscheiden, ob Sie die den Intimbereich waschen, während die Person auf der Seite liegt oder während sie auf dem Rücken liegt. Insbesondere für die Reinigung der Analregion ist die Seitenlage sinnvoller. Legen Sie außerdem vor dem Waschen Bettschutzeinlagen aus, um das Bett vor Wasser und Verunreinigungen durch Exkremente zu schützen. Bedecken Sie beim Waschen den Oberkörper mit einem Handtuch oder Laken, damit sich der Gepflegte nicht so nackt fühlt und nicht friert. Die Intimpflege müssen Sie dann im Bett durchführen, wenn der Betroffene bettlägerig ist und nicht mehr aufstehen kann. 
Im StehenAm Waschbecken trägt der Pflegebedürftige in der Regel Oberbekleidung. Halten Sie für die Intimpflege am Waschbecken einen Stuhl bereit, falls der Pflegebedürftige erschöpft und sich zwischendurch hinsetzen möchte. Diese Art der Intimhygiene eignet sich dann, wenn der Pflegebedürftige noch aufrecht stehen kann.
In der BadewanneIn der Badewanne wird das Waschen der Intimzone häufig am angenehmsten empfunden – der Pflegebedürftige liegt im warmen Wasser, kann sich entspannen, friert nicht und wird am ganzen Körper gereinigt. Hierbei ist es wichtig, dass Sie für das Waschen des Genitalbereichs einen anderen Waschlappen verwenden als für den restlichen Körper. 
Unterschiede der Intimpflege je nach Ort der Pflege

Erfahrungsbericht aus dem Seniorenheim

Vor kurzem kam Frau S. zu uns. Sie hatte eine Operation hinter sich und war deshalb bettlägerig. Die Erfahrung einer Intimpflege im Bett war für sie völlig neu und äußerst unangenehm, was die Situation für sie emotional belastend machte.

Um ihr Unbehagen zu lindern, habe ich zunächst ein offenes Gespräch mit ihr geführt. Ich habe ihr erklärt, dass ich verstehen kann, wie unangenehm und neu diese Erfahrung für sie ist, und dass ich alles tun werde, um den Prozess so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich habe ihr jeden Schritt, den ich vornehmen würde, im Voraus erläutert, damit sie wusste, was als Nächstes passieren würde.

Während der Waschung habe ich versucht, die Atmosphäre so entspannt wie möglich zu gestalten. Ich habe leise Musik im Hintergrund laufen lassen und währenddessen mit ihr über alltägliche Dinge gesprochen, um ihre Gedanken abzulenken. Das „Nebenbei-Machen“ hat ihr geholfen, sich weniger auf das Unbehagen zu konzentrieren. Trotzdem habe ich sicher gestellt, ihr jeden Schritt, den ich durchführte, leise anzusagen, damit sie nicht überrascht wurde.

Nach der ersten Waschung haben wir eine Routine entwickelt. Frau S. weiß jetzt, was sie erwarten kann, und ich habe gelernt, wie ich den Prozess für sie so angenehm wie möglich gestalten kann. Sie hat mir sogar gesagt, dass sie sich jetzt viel wohler fühlt und dass die Intimpflege für sie nicht mehr so eine große Belastung ist.

Diese Erfahrung hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig Empathie, Kommunikation und individuelle Betreuung in der Pflege sind. Es ist erstaunlich, wie kleine Anpassungen im Pflegeprozess einen großen Unterschied im Wohlbefinden eines Patienten machen können.



– Alex Möhler-Leon, 38 Jahre aus Oberpleis.

Intimpflege bei Frauen und bei Männern

Bei Männern und Frauen muss bei der Intimpflege auf unterschiedliche Details geachtet werden, schließlich sind die anatomischen Voraussetzungen andere:

Bei MännernWaschen Sie zunächst Bauch, Leisten und Oberschenkelregion mit einem Einmalwaschlappen und gehen Sie anschließend zu den Genitalien über. Reinigen Sie den Penis mit lauwarmem Wasser und vergessen Sie dabei nicht, auch die Vorhaut zurückzuschieben und darunter zu reinigen. Anschließend waschen Sie die Analregion. Bedenken Sie dabei auch, zwischen den Hautfalten zu reinigen. Die Region um den After waschen Sie als letztes. Anschließend trocknen Sie alles gründlich ab und arbeiten sich auch dabei von vorne nach hinten. So kann die Übertragung von Darmbakterien verhindert werden. Falls die Person empfindliche Haut hat, sollten Sie beim Abtrocknen eher tupfen statt rubbeln. 
Bei Frauen Was die Bedeckung des Oberkörpers je nach Pflegeposition angeht, gehen Sie genauso vor wie bei Männern. Waschen Sie dann ebenfalls zuerst Bauch, Leisten und Oberschenkelregion mit einem Einmalwaschlappen und lauwarmem Wasser. Waschen Sie dann die Scheidenregion und gehen Sie auch zwischen die Schamlippen für eine gründliche Reinigung. Anschließend waschen Sie die Gesäßregion und den After. Bei Frauen ist es umso wichtiger, von vorne nach hinten zu arbeiten und Darmbakterien nicht in die Scheide kommen zu lassen, da sie eine kürzere Harnröhre haben als Männer und dadurch schneller Blasenentzündungen bekommen. Eine pH-neutrale Waschlotion oder nur Wasser zu benutzen ist ebenfalls essenziell, um die Scheidenflora zu erhalten. Zu aggressive Reinigungsmittel zerstören das Gleichgewicht. Es gibt sogar Waschlotionen, die mit zusätzlicher Milchsäure angereichert sind und somit einen zusätzlichen Schutz vor Infektionen bieten können.
Intimwäsche von Frauen und Männern in der Altenpflege

Nachbereitung der Intimpflege in Schritten 

Nach dem Waschen und Abtrocknen gibt es noch weitere Schritte, die Sie durchführen können:

  1. Nach dem Waschen und Trocknen können Sie die Haut mit einer Pflegecreme eincremen. Das ist insbesondere bei Inkontinenzpatienten wichtig, da Ausscheidungen die Haut reizen. 
  2. Frischen Sie die Inkontinenzmaterialien auf, wie zum Beispiel eine Slipeinlage oder Inkontinenz-Pants.
  3. Ziehen Sie der Person frische Kleidung an.
  4. Entsorgen Sie alle verwendeten Materialien und geben Sie Handtücher oder Waschlappen, die keine Einmalwaschlappen sind, sofort in die Wäsche (bei mindestens 60 Grad waschen).
  5. Waschen Sie sich gründlich die Hände und nutzen Sie gegebenenfalls ein Desinfektionsmittel.

Bei der gesamten Intimpflege können Sie mit der Person reden und sich unterhalten, um so die schamhafte Situation zu normalisieren. Je beiläufiger Sie die Intimpflege durchführen (ohne natürlich auf Gründlichkeit zu verzichten), desto weniger unangenehm ist diese Pflegemaßnahme für die Pflegebedürftigen.

Fazit: Die Intimpflege benötigt besonderes Fingerspitzengefühl

Die Intimpflege bei Senioren sollte nicht nur mit besonderem Fingerspitzengefühl, sondern auch mit großer Sorgfalt durchgeführt werden. Schließlich kann es zu Infektionen und Hautirritationen kommen, wenn Sie nicht gründlich arbeiten. Das Waschen von Senioren im Intimbereich ist häufig mit Scham verbunden, weshalb diese Situation so angenehm wie möglich gestaltet werden sollte. 

Bereiten Sie sich gründlich vor und berücksichtigen Sie die anatomischen Besonderheiten von Männern und Frauen, wenn Sie die Intimhygiene durchführen. Geben Sie den pflegebedürftigen Personen zu keiner Zeit das Gefühl, dass Sie sich ekeln, denn das würde die Scham nur vergrößern. Mit unserer Checkliste und Anleitung sehen Sie auf einen Blick, worauf Sie bei der Intimpflege achten müssen und können so den pflegebedürftigen Personen zu jeder Zeit ein gutes Gefühl geben.