Die Pflegebranche steht vor großen Herausforderungen. Menschen werden immer älter, doch es fehlt an qualifizierten Pflegefachkräften. In diesem Kontext spielen technologische und digitale Hilfsmittel eine immer wichtigere Rolle. Sie tragen zur Entlastung des Pflegepersonals bei und verbessern gleichzeitig die Lebensqualität der Pflegebedürftigen. Doch was ist bereits im Einsatz – und wie wird die Zukunft aussehen?
Elektronische Patientenakten
Die Einführung von elektronischen Patientenakten (EPA) hat die Art und Weise, wie Gesundheitsinformationen verwaltet werden, grundlegend verändert. Die EPA enthalten detaillierte Informationen über die medizinische Geschichte, Diagnosen, Medikation, Behandlungen und andere relevante Gesundheitsdaten eines Patienten. Diese werden in einem elektronischen Format gespeichert und können von autorisierten Gesundheitsdienstleistern leicht abgerufen und aktualisiert werden.
EPA ermöglichen einen schnellen und sicheren Zugriff auf die Patientendaten von verschiedenen Standorten aus. Dies ist besonders wichtig in Notfallsituationen, in denen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen. Die elektronischen Aufzeichnungen werden in Echtzeit aktualisiert, was sicherstellt, dass Pflegekräfte immer über die neuesten Informationen verfügen.
Verschiedene Pflegekräfte können leicht auf die gleichen Patientendaten zugreifen. Dies fördert eine kohärente und koordinierte Pflege. Die elektronische Dokumentation minimiert das Risiko von Fehlern bei der Übertragung von handschriftlichen Aufzeichnungen. Somit werden gefährliche Situationen wie Fehlmedikation verhindert.
Elektronische Patientenakten erleichtern auch den Abrechnungsprozess und das Ressourcenmanagement. Die automatisierte Erfassung von Leistungen und Behandlungen unterstützt eine genauere Abrechnung und verhindert potenzielle finanzielle Unstimmigkeiten.
Telemedizin
Telemedizinische Anwendungen haben insbesondere in der Pflege von älteren Menschen in abgelegenen Gebieten oder in Zeiten von Pandemien an Bedeutung gewonnen. Durch Video- und Audioverbindungen können Pflegefachkräfte mit ihren Patienten in Kontakt treten. Einige nicht dringende medizinische Probleme können über digitale Plattformen diagnostiziert und behandelt werden. Telemedizin ermöglicht es Ärzten, verschreibungspflichtige Medikamente auszustellen und Therapieempfehlungen zu geben, ohne dass der Patient physisch anwesend sein muss.
Telemedizin ermöglicht es, medizinische Bilder wie Röntgenaufnahmen oder CT-Scans elektronisch zu übertragen. Dadurch können Fachärzte leicht eine Ferndiagnose stellen. Telemedizin bietet auch die Möglichkeit, medizinische Schulungen und Beratungssitzungen über Online-Plattformen durchzuführen. Dies kann besonders nützlich sein, um Patienten über chronische Krankheiten zu informieren oder Verhaltensänderungen zu fördern.
In Notfallsituationen ermöglicht Telemedizin eine schnelle Einschätzung der Symptome und eine direkte Verbindung zu medizinischem Fachpersonal. Dies kann lebensrettend sein, insbesondere wenn der Zugang zu Notfallversorgung begrenzt ist.
Die Patienten oder Angehörige können sogar einen Anamnesebogen in Form eines PDF-Dokuments ausfüllen und online übermitteln, damit der Arzt und das Personal alle wichtigen persönlichen Informationen direkt zur Hand haben. Um die Formularfelder im PDF direkt am PC auszufüllen, kann auf verschiedene Programme zurückgegriffen werden. Selbst ein einfaches PDF-Formular ohne interaktive Felder lässt sich mit ein paar Tricks digital ausfüllen und versenden.
Ambient Assisted Living (AAL)
Ambient Assisted Living bezieht sich auf intelligente Umgebungen, die mithilfe von Sensoren und technologischen Hilfsmitteln das Leben älterer Menschen zuhause unterstützen. AAL umfasst beispielsweise intelligente Hausautomatisierungssysteme, die es den Bewohnern ermöglichen, verschiedene Aspekte ihres Lebensumfelds, wie Beleuchtung, Heizung, und Sicherheit, über eine zentrale Plattform zu steuern. Dies kann besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität von Vorteil sein.
Die Integration von Sensoren in der Wohnung erlaubt die Überwachung von Aktivitäten und Vitalparametern. Bewegungssensoren können beispielsweise feststellen, ob eine Person gestürzt ist oder sich ungewöhnlich lange Zeit in einem Raum aufhält. Dies ermöglicht es, im Notfall schnell zu reagieren. Tragbare Geräte und Sensoren können kontinuierlich diverse Gesundheitsparameter wie Blutdruck, Puls oder Blutzuckerspiegel überwachen. Die gesammelten Daten werden an Gesundheitsdienstleister oder Familienmitglieder übermittelt, um eine frühzeitige Intervention zu ermöglichen.
AAL umfasst auch Notrufsysteme, die es älteren Menschen ermöglichen, im Notfall schnell Hilfe herbeizurufen. Dies kann durch einen Knopfdruck auf einem tragbaren Gerät oder durch die Integration von Spracherkennungstechnologien erfolgen. Intelligente Erinnerungsdienste helfen dabei, Medikamenteneinnahmen, Arzttermine und andere wichtige Ereignisse im Blick zu behalten. Dies ist besonders nützlich für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz.
Pflege-Apps
Mobile Anwendungen und tragbare Geräte spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Pflege. Pflege-Apps unterstützen Patienten bei der korrekten Einnahme ihrer Medikamente. Sie bieten Erinnerungen, Dosierungsinformationen und können sogar mit Apotheken verbunden sein, um die Medikamentenversorgung zu optimieren. Einige Pflege-Apps ermöglichen eine direkte Kommunikation zwischen Pflegebedürftigen und ihrem Pflegepersonal. Dies kann die Effizienz in der Pflege verbessern und den Austausch von relevanten Informationen erleichtern.
Apps zur Planung von Terminen und Behandlungsplänen helfen Pflegebedürftigen und ihren Betreuern, Termine für Arztbesuche, Therapiesitzungen und andere medizinische Termine zu organisieren. Sie senden Erinnerungen und Benachrichtigungen, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Termine versäumt werden.
Symptom-Tracker-Apps können ebenfalls hilfreich sein. Patienten können ihre Symptome aufzeichnen und verfolgen. Diese Informationen sind nicht nur für den Patienten selbst, sondern auch für Gesundheitsdienstleister relevant, um den Verlauf von Krankheiten besser zu verstehen. Viele Wearables lassen sich nahtlos mit Pflege-Apps verbinden. Die gesammelten Gesundheitsdaten können so direkt in die Pflegeplanung und -überwachung integriert werden, was eine umfassende Betreuung ermöglicht.
Wearables
Wearables wie Smartwatches und Fitness-Tracker überwachen kontinuierlich Gesundheitsparameter wie Herzfrequenz, Schlafmuster und Aktivitätsniveau. Diese Daten helfen, den Gesundheitszustand zu überwachen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Einige Wearables sind mit Sturzerkennungssensoren ausgestattet. Im Falle eines Sturzes können sie automatisch Notfallbenachrichtigungen an vordefinierte Kontakte senden und so eine schnelle Hilfe ermöglichen.
Wearables können Notfallalarme auslösen, wenn bestimmte vordefinierte Gesundheitsparameter außerhalb normaler Grenzen liegen. Dies ermöglicht eine schnelle Reaktion des Pflegepersonals oder von Angehörigen.
Für Patienten mit Demenz oder Alzheimer können Wearables mit GPS-Tracking dazu beitragen, ihren Standort zu überwachen. Im Falle von Wanderungen oder Verirrungen kann dies Leben retten, da die Helfer auf die Daten zurückgreifen und den Patienten finden können.
Wearables sind nicht nur für Patienten und Pflegepersonal eine große Hilfe, sondern sind ebenso eine Erleichterung für die pflegenden Angehörigen, da ihnen so die Sorge genommen wird, gesundheitliche Veränderungen nicht mitzubekommen.
Ein Blick in die Zukunft: Robotik in der Pflege
Die Integration von Robotik in der Pflege bringt eine Vielzahl von technologischen Lösungen. Diese sollen dazu dienen, Pflegekräfte zu unterstützen und die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu verbessern. Dem Fachkräftemangel könnte so ebenfalls entgegengewirkt werden, da gewisse Aufgaben automatisiert übernommen werden können und nicht mehr die ständige Anwesenheit von Menschen benötigen.
Roboter können bei der Mobilisation von Patienten helfen, insbesondere bei älteren Menschen oder solchen mit eingeschränkter Mobilität. Exoskelette oder mobile Roboter unterstützen beispielsweise die Bewegungen von Patienten und ermöglichen ihnen, sich sicherer zu bewegen. Solche Therapiemethoden werden bereits praktisch angewendet.
Roboter können in der Medikamentenverabreichung eine Rolle spielen, indem sie Medikamente zu vorprogrammierten Zeiten abgeben oder Pflegepersonal dabei unterstützen, die richtigen Dosierungen bereitzustellen. Roboter können mit Sensoren ausgestattet werden, um Gesundheitsparameter wie Herzfrequenz, Blutdruck und Temperatur zu überwachen. Bei Abweichungen von normalen Werten können sie automatisch Alarme auslösen, um Pflegekräfte zu benachrichtigen.
In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen könnten Roboter für Reinigungs- und Desinfektionsaufgaben eingesetzt werden, um die Hygiene zu verbessern und das Pflegepersonal zu entlasten. In der logistischen Versorgung können sie ebenso eine Rolle spielen, indem sie Materialien von einem Ort zum anderen transportieren, beispielsweise Medikamente, Essen oder andere benötigte Gegenstände.
Es ist wichtig anzumerken, dass Roboter in der Pflege nicht den menschlichen Kontakt und die emotionale Verbindung ersetzen können. Stattdessen sollen sie dazu dienen, Pflegekräfte zu unterstützen, repetitive Aufgaben zu automatisieren und die Effizienz in der Pflege zu steigern, während gleichzeitig eine menschenwürdige Betreuung aufrechterhalten wird.
Fazit – Das Ziel ist es die Pflegequalität zu verbessern
Die Integration von technologischen und digitalen Hilfsmitteln in die Pflegebranche eröffnet vielfältige Möglichkeiten zur Verbesserung der Pflegequalität und hilft dabei, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten und die Optimierung der Kommunikation können Pflegekräfte effizienter arbeiten, während die Pflegebedürftigen von einer besseren Betreuung und mehr Lebensqualität profitieren.