Stomaversorgung: Hygiene, Verbrauchsmaterialien und Verhalten im Notfall

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Nach einem chirurgischen Eingriff am Darm infolge von Krebs oder nach einer Operation im Uro-Genitalbereich oder an den Harnwegen kann es notwendig sein, einen “künstlichen Ausgang” für Stuhl oder Urin zu schaffen. Im medizinischen Fachjargon bezeichnet man einen künstlichen Ein- oder Ausgang in den Körper als Stoma

Der Begriff “Stoma” stammt aus dem Griechischen und bedeutet “Mund” oder “Öffnung”. Ein Stoma ist eine operative Öffnung in der Bauchdecke, die sicherstellt, dass der Patient ein selbstbestimmtes Leben führen kann, wenn die natürliche Funktion von Darm oder Blase aufgrund einer schweren Erkrankung oder durch Krankheitsbilder im Alter beeinträchtigt ist. Neben dem Enterostoma (Darm) und dem Urostoma (Nierenfunktion) werden Stoma ebenfalls im Bereich des Magens als Gastrostoma (künstliche Ernährung) oder als Tracheostoma (künstliche Beatmung) eingesetzt. 

Dieser Artikel geht in Kurzform auf die wichtigsten Fragen rund um die Versorgung eines Stoma-Patienten ein. Er behandelt Fragen rund um die Ernährung, die korrekte und hygienische Pflege eines Stoma sowie das professionelle Verhalten in einer Notsituation. 

Wie viel Flüssigkeit sollten Patienten mit einem Stoma zu sich nehmen? 

Unabhängig von der Stoma-Art ist es für Patienten mit einem künstlichen Ausgang wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Patienten mit einem Ileostoma wird beispielsweise geraten, dass sie so viel Flüssigkeit zu sich nehmen, dass täglich 1 bis 1,5 Liter Urin ausgeschieden werden können. Da bei einem Stoma die physiologischen Darm- und Peristaltik-Prozesse teilweise eingeschränkt sind, sollte zusätzlich auf eine ausreichende Mineralienzufuhr geachtet werden. Patienten mit einem Urostoma sollten ebenso ausreichend trinken, damit die Nierenfunktion erhalten und Gift- und Schlackenstoffe ausgeschieden werden können. 

Duschen mit Stoma: Das sollten Sie beachten

Nicht bettlägerige Patienten mit einem Stoma können wie gesunde Menschen duschen oder baden. In einigen Fällen ist es notwendig, den Stomabeutel oder die Filter abzukleben. Hierfür werden wasserdichte Klebeplättchen benutzt. Nach dem Duschen oder Baden sollte die Stomaversorgung vorsichtig abgetrocknet und bei Bedarf erneuert werden. Duschcremes und Badezusätze sollten nicht rückfettend sein, da dies die Klebeeigenschaften der verwendeten Materialien beeinträchtigen kann. 

Die wichtigsten Pflegeprodukte bei einem Stoma 

Es gibt unterschiedliche Pflegeprodukte, die bei einem Stoma angeraten sind. Dazu gehören unter anderem:

  • Schutzcreme zur Verminderung von Hautproblemen,
  • Hautschutzpflaster,
  • Tücher zur schonenden Entfernung von Schutzpflastern,
  • Elastische Fixierstreifen,
  • Geruchsneutralisierendes Gleitmittel,
  • Hautreinigungstücher,
  • Stoma-Schere zum Zuschneiden der Basisplatte,
  • Vlieskompressen. 

Was ist eine Stomakappe? 

Die Stomakappe stellt eine diskrete und effektive Behandlungsoption dar. Sie wird temporär und vor allem bei einem Gastrostoma (Kolonstoma) eingesetzt. Eine Stomakappe besteht aus einer Basisplatte und einem Tampon aus Polyurethanschaum. Der Tampon wird in das Stoma eingeführt und durch die Basisplatte auf der Haut fixiert. Durch den Kontakt mit der Darmschleimhaut quillt der Polyurethanschaum langsam auf. Er passt sich dem Darmlumen an, dichtet den künstlichen Ausgang ab und erreicht auf diese Weise eine begrenzte Kontinenz. Ein eingebauter Aktivkohlefilter sorgt für die Neutralisierung von Darmgerüchen.

Welche Stomakappen unterscheidet man? 

Ähnlich wie bei den Stomabeuteln gibt es ebenfalls unterschiedliche Stomakappen, die entweder in einem Stück mit Hautschutz oder Haftmaterial erhältlich sind, oder Stomakappen, die eine zweiteilige Versorgungsmöglichkeit bieten. Bei der zweiteiligen Option wird die Stomakappe auf eine Basisplatte geklebt oder geklickt. Konvexe Stomaplatten werden vor allem für Patienten verwendet, deren Stoma in Hautfalten oder gewölbten Hautbereichen liegt.

Stoma befestigen: So geht es

Jedes Stoma wird durch einen operativen Eingriff hergestellt. Beispielsweise wird bei einem Enterostoma der Darm geöffnet und zum Bauchraum geführt und anschließend vernäht. Eine korrekte und professionelle Stomaversorgung besteht grundsätzlich aus einem Hautschutz, einem Stomabeutel oder einer Stomakappe. Der Hautschutz ist entscheidend, um Umgebungshaut am Stoma vor Stuhl oder Urin zu schützen. Der Stomabeutel oder die Stomakappe fangen die Ausscheidungen geruchsdicht auf, sodass diese später fachgerecht entsorgt werden können. 

Was ist ein geschlossener Stomabeutel? 

Geschlossene Stomabeutel, die ausschließlich zur Einmalverwendung geeignet sind, sind für Patienten ideal, deren ausgeschiedener Stuhl fest und geformt ist. Sobald der geschlossene Beutel gefüllt ist, sollte er ausgetauscht werden.

Kosten der Stomaversorgung im Monat: Damit müssen Sie rechnen 

Die Grundversorgung für die Stomaversorgung wird durch die gesetzliche Krankenkasse abzüglich eines geringen Eigenanteils übernommen. Bei einem Urostoma übernimmt die Krankenkasse beispielsweise die folgenden Heil- und Hilfsmittel: 

Zweiteilige Versorgung10 Basisplatten und 30 Auffangbeutel
Einteilige Versorgung30 Wechselsysteme
Bein- oder BettbeutelZusätzlich werden 30 Bein- oder Bettbeutel mit Ablauf finanziert. 
Ausgleichspaste Bei Notwendigkeit werden auch die Kosten für eine Ausgleichspaste übernommen
Monatliche Kosten der Stomaversorgung

Pflasterkompressen, Reinigungsmittel und Pflasterentferner gehören in der Regel nicht zur Grundversorgung und müssen vom Patienten selbst angeschafft werden. Die Patientenzuzahlung für übernommene Heil- und Hilfsmittel beträgt 10 % des Materialwertes (mindestes 5 Euro bis maximal 10 Euro) pro Monat. 

Wie entleert man einen Stomabeutel? 

Kann ein Stomabeutel mehrfach benutzt und wiederverwendet werden, kann er direkt in der Toilette entleert werden. Hierfür ziehen Patienten ihr Hemd hoch, während sie gerade vor der Toilette stehen. Im zweiten Schritt ziehen sie das Ende des Stomabeutels aus dem Stoma heraus und entsorgen den Inhalt des Stomabeutels in der Toilette. 

Zwei-Komponenten-Beutel (Ausstreifbeutel) werden komplett getauscht, wenn der Stomabeutel nicht mehr richtig funktioniert. Gründe hierfür können ein erschöpfter Aktivkohlefilter oder hygienische Gründe sein. Die Basisplatte muss nicht gewechselt werden, solange sie gut sitzt, dicht ist und die Haut schützt.

Die Häufigkeit des Wechsels von geschlossenen Einmal-Stomabeuteln hängt hauptsächlich vom Füllungsgrad ab. Es wird empfohlen, den Beutel zu wechseln, wenn er zu einem Viertel maximal zur Hälfte gefüllt ist. Bei einem einteiligen Versorgungssystem, bei dem der Beutel und die Basisplatte eine Einheit bilden, erfolgt der Wechsel des gesamten Systems, sobald der Beutel einen bestimmten Füllungsgrad erreicht hat. Im Falle eines zweiteiligen Systems kann die Basisplatte auf der Haut verbleiben, solange sie ihre Funktion erfüllt. Es muss ausschließlich der Beutel ausgetauscht werden. 

Stomaversorgung im Notfall: Das ist zu beachten 

Der Notfallkompass des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf bietet Stoma-Patienten eine professionelle Orientierung, was in einem Notfall zu tun ist. Eine sehr gute Vorbereitung auf Notfälle ist für Betroffene und ihre Angehörigen dabei essenziell. Die fachgerechte Vorbereitung beginnt mit einer gut bestückten Hausapotheke, die Medikamente gegen Stoma-bezogene Probleme wie Durchfall oder Verstopfung sowie Schmerzmittel enthalten sollte. Die Darreichungsform der Medikamente sollte ebenfalls beachtet werden. 

Zusätzlich sollten die folgenden Dinge bei Reisen oder Abwesenheiten verfügbar sein: 

  • Stomabeutel und Zubehör zum Wechseln, 
  • Schere, Kompressen/Feuchttücher oder Taschentücher,
  • Müllbeutel, Hände-/Desinfektionsmittel,
  • Wasser,
  • Mobiltelefon mit Apps wie Toilettenfinder (App),
  • Notfallkontakte.

Bei unerwarteten Beschwerden oder einem Notfall sollten Stoma-Patienten grundsätzlich ihren Arzt oder die nächste Notaufnahme eines Krankenhauses kontaktieren. Der Notfallkompass des UKE kann kostenfrei aus dem Internet geladen werden