Was ist mit Künstlicher Intelligenz in der Pflege möglich?

Roboter hält seine Hand über Symbol eines Senioren.
Adobe Stock | Parradee
Inhaltsverzeichnis

Künstliche Intelligenz (KI) in der Pflege ist längst mehr als nur eine Zukunftsvision. Systeme wie ChatGPT, intelligente Sensorik und Robotik-Anwendungen gewinnen zunehmend an Bedeutung in der Pflegepraxis. Sie sollen Pflegekräfte gezielt unterstützen, etwa bei organisatorischen Aufgaben, der Überwachung von Vitalwerten oder der Kommunikation mit Patienten. Ziel ist dabei nicht, menschliches Pflegepersonal zu ersetzen, sondern ihre Arbeit zu erleichtern und mehr Raum für zwischenmenschliche Zuwendung zu schaffen.

Das Wichtigste in Kürze

  • KI und Robotik sind Werkzeuge, keine Ersatz-Pflegekräfte: Sie sollen Pflegende entlasten, nicht ersetzen.
  • Sinnvoll und anonymisiert eingesetzt, kann KI schon heute helfen: z. B. bei der Planung von Aktivierungen, Medikamentenverwaltung oder Dokumentation.
  • Rechtliche und ethische Fragen nicht vergessen: Datenschutz und klare Regeln sind entscheidend. Bei Unsicherheiten immer Rücksprache halten.
  • Wichtig: Schulungen und Teamarbeit stärken die Akzeptanz. So bleibt KI eine Hilfe und der Mensch im Mittelpunkt.

Mehr Eigenständigkeit dank KI: Neue Freiräume für Pflegebedürftige

Selbstständigkeit als wichtiges Ziel

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Selbstständigkeit von Pflegebedürftigen: Mit KI-gestützten Systemen können ältere Menschen wieder mehr Alltagshandlungen selbst übernehmen oder leichter selbst entscheiden. Das fördert nicht nur die Lebensqualität, sondern auch das Selbstwertgefühl.

Zwischen Euphorie und Verantwortung: Kritische Fragen

Zugleich sind kritische Stimmen berechtigt: Datenschutz, ethische Fragen und die Akzeptanz neuer Technologien spielen eine große Rolle, wenn es um den Einsatz von KI in der Pflege geht. Auch ist der Stand der Technik unterschiedlich weit entwickelt – während einige Projekte bereits im Alltag angekommen sind, stecken andere noch in der Erprobung.

Wie funktioniert KI eigentlich?

Wichtig zu wissen: Künstliche Intelligenz umfasst vor allem lernfähige Programme, die Muster erkennen, Prognosen erstellen oder Sprachverarbeitung übernehmen. Robotik wiederum bringt diese Intelligenz in eine physische Form, etwa in Form von Pflegerobotern wie „Pepper“ oder „Paro“. Zusammen bilden sie spannende Ansätze, um die Pflegearbeit zu unterstützen und Pflegebedürftigen mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen.

Welche KI-Modelle gibt es?

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von KI-Anwendungen und Modellen, die in ganz unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden. Sogenannte Large Language Models (LLM) sind als Chatbot darauf spezialisiert, Texte zu generieren, Fragen zu beantworten und Sprache zu verarbeiten. Für Bilder und Videos wiederum werden häufig Diffusionsmodelle eingesetzt, bekannte Beispiele sind DALL-E oder Midjourney. Daneben gibt es auch spezialisierte Systeme für Sprachverarbeitung und Audioanalysen.

Besonders spannend sind jedoch die sogenannten multimodalen Modelle – eine Art „Allzweckwaffe“, die Texte, Bilder, Audio und sogar Videos gleichzeitig verstehen und verarbeiten können. Systeme wie Microsofts Copilot, Googles Gemini oder ChatGPT von OpenAI zählen zu diesen Multitalenten, die zunehmend auch in den Pflegealltag Einzug halten – ob direkt in Form von Programmen oder indirekt über in Geräten integrierte Assistenten.

Ein Blick auf die Praxis

Doch was genau verbirgt sich hinter diesen Technologien? Und wie unterscheiden sich Künstliche Intelligenz, Robotik und Assistenzsysteme eigentlich voneinander und wie ergänzen sie sich? Darauf werfen wir nun einen genaueren Blick.

KI und Robotik in der Pflege: Unterschiede & Synergien

Künstliche Intelligenz (KI) ist im Kern ein lernfähiges Programm: Sie erkennt Muster, zieht Schlussfolgerungen und kann sich mit der Zeit verbessern – ein Prozess, der „maschinelles Lernen“ genannt wird. KI-Systeme unterstützen Pflegeeinrichtungen in vielen Bereichen: Sie helfen, große Datenmengen zu analysieren, Berichte zu erstellen oder Sprachbarrieren zu überwinden.

Roboter dagegen sind die „äußere Hülle“, also Maschinen, die programmiert sind, bestimmte Bewegungen oder Handgriffe auszuführen. Klassische Roboter in der Industrie arbeiten oft ohne Intelligenz: Sie wiederholen stupide Abläufe, ohne auf ihre Umgebung zu reagieren. Erst wenn KI-Software in Roboter integriert wird, können diese sensibel auf ihre Umwelt reagieren, etwa auf Berührungen, Gesten oder individuelle Bedürfnisse.

In der Pflegepraxis bedeutet das: Während KI-Systeme (wie ChatGPT oder spezielle Pflege-Apps) meist „unsichtbar“ bleiben und vor allem im Hintergrund arbeiten, sind Roboter direkt erlebbar. Beispiele sind Pflegeroboter wie „Pepper“ oder „Paro“, die in ersten Pilotprojekten eingesetzt werden. Sie sind vor allem dazu da, Patienten zu unterhalten, kleine Assistenzaufgaben zu übernehmen oder soziale Interaktion zu fördern.

Zusammen bilden KI und Robotik also eine wertvolle Kombination: Die KI liefert das „Denken“, also das Verarbeiten von Daten, das Erkennen von Sprache oder das Lernen von Abläufen. Der Roboter setzt dieses „Denken“ dann in konkrete, greifbare Bewegungen um. Gerade in der Pflege ist dabei wichtig, dass Roboter nicht nur stark, sondern auch feinfühlig sind: Sie müssen in der Lage sein, auf Berührungen und kleinste Gesten zu reagieren, Druck präzise zu regulieren und sich an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Nur dann können sie pflegebedürftige Menschen sicher und angenehm unterstützen, zum Beispiel beim Umlagern, Anreichen von Essen oder bei einfachen Bewegungsübungen. So helfen KI und Robotik gemeinsam, Pflegekräfte bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten zu entlasten und die Selbstständigkeit von Patienten zu fördern.

Wie können KI die Arbeit in Pflegeeinrichtungen erleichtern?

Künstliche Intelligenz (KI) kann Pflegekräfte in vielen Bereichen entlasten und zugleich pflegebedürftigen Menschen mehr Selbstständigkeit ermöglichen. Dabei geht es nicht darum, Pflegekräfte zu ersetzen, sondern ihre Arbeit zu vereinfachen und Raum für das Wesentliche zu schaffen: die menschliche Zuwendung. In Pflegeeinrichtungen können KI-gestützte Assistenzsysteme zum Beispiel über Sprachassistenten oder Tablets genutzt werden. Sie erinnern an die Einnahme von Medikamenten oder erklären, wie diese einzunehmen sind. Auch Patientengespräche lassen sich mit Sprachgeneratoren wie ChatGPT erleichtern, besonders für Menschen mit Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten. Das spart Zeit und gibt Sicherheit im Alltag.

Fünf Anwendungsbereiche zeigen, wie KI schon heute in der Pflege unterstützt oder bald unterstützen kann:

1. Überwachung von Vitalfunktionen

Intelligente Systeme können Herzfrequenz, Atmung oder Schlaf kontinuierlich erfassen und automatisch auswerten. Bei Auffälligkeiten informiert die KI das Pflegepersonal, so müssen Pflegekräfte nicht ständig selbst kontrollieren, können aber jederzeit reagieren.

2. Diagnostik

KI hilft dabei, Krankheiten zu erkennen oder bildgebende Verfahren wie Röntgenbilder zu analysieren. Sie kann auch Risikofaktoren oder Muster in Patientendaten erkennen, die auf eine drohende Verschlechterung hinweisen.

3.Behandlung und Therapieplanung

Auf Basis von Patientendaten kann KI gezielt Vorschläge für individuelle Pflege- oder Therapiepläne machen. So lässt sich schneller die passende Behandlung finden, die auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt ist.

4. Medikationsplanung und Organisation

Viele organisatorische Aufgaben in der Pflege kosten Zeit – von der Erstellung von Medikamentenplänen bis zur Schichtplanung. KI-Systeme können hier Routineaufgaben übernehmen und strukturierte Übersichten oder To-do-Listen automatisch generieren.

5. Monitoring und Dokumentation

KI-gestützte Systeme können Daten wie Blutzuckerspiegel oder Laborwerte automatisch erfassen und in digitale Dokumentationen einpflegen. So bleibt mehr Zeit für die persönliche Betreuung der Patienten und die Dokumentation ist trotzdem stets aktuell und nachvollziehbar.

KI bietet viele Möglichkeiten die Zukunft der Pflege zu gestalten. Wer sich jetzt bereits mit den neuen Technologien vertraut macht, hat in Zukunft einen Vorteil.

Praxisimpuls: So kann Sie KI einfach in Ihrer täglichen Arbeit unterstützen

Künstliche Intelligenz kann Pflegekräfte nicht nur bei organisatorischen Aufgaben entlasten, sondern auch bei der Planung von Aktivierungen unterstützen. Hier sehen Sie ein Beispiel, wie KI – in diesem Fall ChatGPT – kreative Ideen für motorisch eingeschränkte Bewohner liefert. Solche digitalen Helfer sind keine Ersatz für menschliche Wärme, können aber neue Impulse geben und dabei helfen, den Pflegealltag abwechslungsreicher zu gestalten.

Es wurde ein sogenannter Prompt eingegeben. Dies ist quasi die Anweisung, die man als Nutzer an die KI übergibt. Bei den ersten frei verfügbaren Systemen mussten die Prompts noch sehr bedacht formuliert werden. Die neuesten Generationen sind dagegen so intelligent, dass man de facto frei so schreiben kann, wie man möchte. In der Folge führt die KI den Prompt aus und gibt eine entsprechende Antwort zurück – im untenstehenden Bespiel war diese noch länger und wurde für den Beitrag gekürzt

Wichtig: Schulung und Akzeptanz als Schlüssel zum Erfolg

Damit KI-Anwendungen wirklich eine Unterstützung und keine zusätzliche Belastung sind, braucht es auch Offenheit und Vertrauen, sowohl bei Pflegekräften als auch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern. Schulungen helfen, den sicheren Umgang mit KI-gestützten Systemen zu erlernen und Hemmschwellen abzubauen. Gleichzeitig ist es wichtig, regelmäßig im Team über Chancen und Bedenken zu sprechen. So kann Künstliche Intelligenz tatsächlich zu einer spürbaren Entlastung werden, ohne den menschlichen Faktor aus den Augen zu verlieren.

Robotik in der Pflege: Unterstützende Helfer statt Ersatz für Menschen

Nicht nur über Sprachassistenten oder Tablets kann Künstliche Intelligenz in Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommen, auch Roboter werden zunehmend als potenzielle Unterstützer für Pflegekräfte erprobt. Ihr Ziel ist dabei nicht, menschliches Pflegepersonal zu ersetzen, sondern es zu entlasten und Pflegebedürftigen mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen.

Was sind Assistenz- und Serviceroboter?

Serviceroboter sind Maschinen, die auf bestimmte Bewegungsabläufe oder Aufgaben programmiert sind, oft mit Sensoren und Aktoren ausgestattet, um in der Interaktion mit Menschen präzise zu arbeiten. Im Unterschied zur reinen Künstlichen Intelligenz, die „nur“ Software ist, bringen sie die KI-Funktionalitäten in eine physische Form: Sie können greifen, heben, reagieren und kommunizieren. In der Pflege sollen sie Pflegekräfte bei körperlich anstrengenden oder sich wiederholenden Aufgaben entlasten und zugleich pflegebedürftigen Menschen mehr Autonomie ermöglichen.

Chancen und mögliche Einsatzbereiche

Die Einsatzmöglichkeiten von Robotik in der Pflege sind vielfältig, auch wenn sie bislang oft nur in Pilotprojekten erprobt werden. Dazu gehören:

  • Unterstützung beim Aufstehen oder Umlagern von Pflegebedürftigen/Patienten
  • Hilfe bei der Nahrungsaufnahme und beim Trinken
  • Bringen von Gegenständen und Medikamenten
  • Erinnerungen an Termine oder Medikamenteneinnahmen
  • Förderung von Bewegung und Aktivierung
  • Unterhaltung und soziale Interaktion

Solche Aufgaben klingen auf den ersten Blick einfach, bedeuten aber oft eine enorme körperliche oder organisatorische Belastung für Pflegekräfte. Roboter können hier helfen, wertvolle Zeit und Ressourcen freizusetzen.

Praxisbeispiele: Pepper, Paro, Garmi und mehr

Pepper ist ein humanoider Serviceroboter, der mit Kameras, Mikrofonen und Sensoren ausgestattet ist. Er erkennt Gesichter, Mimik und Stimmlage und kann dadurch einfache Unterhaltungen führen oder Bewohnerinnen und Bewohner unterhalten. In Deutschland kam Pepper vereinzelt in Pilotprojekten zum Einsatz, etwa in Einrichtungen für Menschen mit Demenz.

Paro, der therapeutische Roboter in Form einer jungen Robbe, wird seit fast 20 Jahren in einigen Pflegeeinrichtungen in Deutschland genutzt. Er reagiert auf Berührungen und Geräusche, fördert die emotionale Ansprache und kann Menschen, die kaum noch sprechen, wieder zur Kommunikation anregen.

Garmi ist ein neuer Assistenzroboter, der als Projekt am Forschungszentrum Geriatronik der TU München entwickelt wurde. Mit feinfühligen Sensoren ausgestattet, kann er nicht nur Getränke servieren oder EKG-Daten übermitteln, sondern auch beim Rasieren oder bei der Zahnpflege helfen – ein echter Fortschritt für Menschen mit Tremor oder Bewegungseinschränkungen.

Lio ist ein mobiler Assistenzroboter, der in Einrichtungen wie dem AGAPLESION BETHANIEN HAVELGARTEN in Berlin getestet wurde. Mit Greifarm und Sprachsteuerung kann er nicht nur feste Aufgaben erfüllen, sondern sich auch auf wechselnde Bedürfnisse einstellen, zum Beispiel spontan Getränke reichen oder einfache Handreichungen übernehmen.

Geriatronik: Ein junges Forschungsfeld

Die Entwicklung solcher sensibler und lernfähiger Pflegeroboter fällt in das Forschungsfeld der Geriatronik. Dieses relativ neue Gebiet verbindet Robotik, Künstliche Intelligenz und Pflegewissenschaft mit dem Ziel, ältere und pflegebedürftige Menschen gezielt zu unterstützen, sowohl technisch als auch sozial. Geriatronik-Projekte, wie sie am Forschungszentrum der TU München umgesetzt werden, arbeiten daran, pflegerische Assistenzsysteme weiter zu verbessern und deren Einsatzmöglichkeiten in der Praxis zu erproben.

Herausforderungen und aktueller Forschungsstand

Trotz aller Chancen stehen Pflegeeinrichtungen vor Herausforderungen: Hohe Kosten, technischer Wartungsaufwand und ethische Fragen – etwa wie viel „Maschine“ im Pflegealltag überhaupt akzeptiert wird – bremsen einen flächendeckenden Einsatz bislang aus. Auch bleibt die Akzeptanz bei Bewohnern und Angehörigen ein wichtiges Thema. Zudem zeigt sich, dass gerade bei sozialen Interaktionen das Menschliche nicht ersetzt werden kann, sondern Roboter immer nur ein ergänzendes Werkzeug bleiben.

Wie Prof. Dr. Sami Haddadin von der Munich School of Robotics es auf den Punkt bringt: „Die Technologie muss eingesetzt werden, damit Mensch sich wieder um Mensch kümmert.“ In diesem Sinne wird Robotik auch künftig ein spannender, aber noch in Entwicklung befindlicher Baustein für die Pflege bleiben.

Praxisbeispiel: Wie KI-gestützte Serviceroboter Pflegekräfte entlasten könnten

Situation: Herr Meier, 85 Jahre alt, lebt in einer stationären Pflegeeinrichtung. Er leidet unter leichter Demenz und hat Schwierigkeiten, sich an das regelmäßige Trinken zu erinnern. Gleichzeitig ist er motorisch eingeschränkt, sodass er Getränke nicht selbstständig holen kann.

Einsatz von KI-gestützter Robotik:

Ein moderner Assistenzroboter mit integriertem KI-System – etwa wie „Lio“ oder auch der soziale Roboter „Oskar“ – ist nicht auf festgelegte Abläufe beschränkt. Stattdessen kann er mithilfe von Sensoren und Datenanalysen erkennen, wann Herr Meier besonders lange nicht getrunken hat oder wann er unruhig wird.

Über Sprachsteuerung oder Berührungssensoren interagiert der Roboter aktiv mit Herrn Meier: Er fragt freundlich, ob er ein Getränk bringen darf, und passt sich dabei der individuellen Tagesstruktur an. Mit seinem Greifarm reicht er das Getränk sicher an und dokumentiert gleichzeitig die durchgeführte Trinkmenge für das Pflegepersonal.

Vorteile:

  • Die KI-Technologie sorgt dafür, dass der Roboter nicht nur „starr“ programmiert agiert, sondern sich flexibel und lernend an den Bewohner anpasst.
  • Herr Meier fühlt sich individuell betreut und behält ein Stück Selbstständigkeit, weil er nicht jedes Mal aktiv um Hilfe bitten muss.
  • Das Pflegepersonal wird von routinemäßigen Aufgaben entlastet und gewinnt Zeit für zwischenmenschliche Betreuung.

Wichtig:

Solche Anwendungen sind heute noch Zukunftsmusik, bislang werden Assistenzroboter in der Pflege vor allem in Pilotprojekten getestet. Doch Experten sind sich einig: Allzu weit von der Realität entfernt sind solche KI-gestützten Systeme nicht mehr.

Das obige Bild zur Illustration des Praxisbeispiels wurde innerhalb von 5 Minuten und mit 3 Anpassungsschleifen durch eine KI erstellt, in diesem Fall konkret DALL-E von OpenAI.

Rechtliche und ethische Aspekte: Was Sie als Pflegekraft wissen müssen

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Robotik in der Pflege wirft viele rechtliche und ethische Fragen auf. Dabei gibt es bereits klare Vorgaben und zugleich noch viele offene Punkte. Wichtig ist: Sie als Pflegekraft müssen sich in diesem Spannungsfeld sicher bewegen können.

Was ist erlaubt?

Grundsätzlich dürfen Sie KI-gestützte Systeme nutzen, um sich allgemeine Informationen für den Pflegealltag zu beschaffen, etwa um neue Ideen für Aktivierungen oder Ernährungstipps zu sammeln. Auch organisatorische Aufgaben, wie die Erstellung von Übersichten oder Plänen, können Sie mit Hilfe von KI vereinfachen, solange dabei keine personenbezogenen Daten verwendet werden.

Was ist nicht erlaubt?

Nicht erlaubt ist die Verarbeitung personenbezogener Daten von Bewohnerinnen und Bewohnern in frei zugänglichen KI-Tools wie ChatGPT oder Copilot – also keine Namen, Gesundheitsdaten oder andere Rückschlüsse auf Einzelpersonen. Auch Fotos oder Dokumente mit sensiblen Informationen sollten Sie nicht in diese Systeme hochladen, es sei denn, es liegt eine eindeutige rechtliche Grundlage vor.

Datenschutz und Gesundheitsdatennutzungsgesetz

Die strengen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gelten immer dann, wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden – dazu zählen auch Gesundheitsdaten, die als besonders schützenswert eingestuft sind. Solche sensiblen Daten dürfen grundsätzlich nicht verarbeitet werden. Ausnahmen gelten nur, wenn dafür eine spezielle Rechtsgrundlage besteht – etwa für medizinische Zwecke, Forschung oder im Rahmen einer ausdrücklich erklärten Einwilligung der betroffenen Person. Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG), das seit 2024 in Kraft ist, schafft für bestimmte Zwecke wie Forschung und Qualitätssicherung eine solche Rechtsgrundlage. Dabei müssen weiterhin hohe Anforderungen an Anonymisierung, Zweckbindung und Berechtigungsnachweise eingehalten werden. Für Pflegeeinrichtungen bedeutet das: Technische und organisatorische Maßnahmen müssen frühzeitig eingeplant und der Datenschutzbeauftragte sollte von Beginn an einbezogen werden.

Vielleicht denken Sie jetzt: „Das klingt in der Praxis ja kaum machbar!“ – tatsächlich gibt es aber eine einfache Lösung: KI-Chatbots oder ähnliche Lösungen lassen sich sicher einsetzen, wenn Sie konsequent anonymisierte Daten verwenden und so keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen zulassen.

Haftung und Verantwortung

Ein wichtiger Punkt ist die Haftung: Wenn KI-gestützte Systeme in der Pflege eingesetzt werden, muss klar sein, wer bei möglichen Fehlern oder Problemen haftet. Grundsätzlich bleibt die Verantwortung immer bei der Pflegeeinrichtung und den dort tätigen Personen – also auch dann, wenn ein KI-System falsche Informationen liefert oder ein Roboter eine Handlung fehlerhaft ausführt. Deshalb ist es wichtig, sich vorab gut abzusichern: etwa durch klare interne Regelungen, Schulungen und Rücksprachen mit Leitung oder Datenschutzbeauftragten. So stellen Sie sicher, dass der Einsatz von KI rechtlich und organisatorisch gut eingebettet ist.

Praxistipps für den sicheren Einsatz von KI

  • Anonymisieren Sie Ihre Anfragen: Statt „Herr Meier, 82 Jahre, Diabetes“ können Sie schreiben: „Ein Mann, 82 Jahre alt, mit Diabetes und Bluthochdruck.“ So bleibt die Anfrage präzise und praxisnah, aber ohne persönliche Namen oder direkte Hinweise auf einzelne Bewohnerinnen und Bewohner.
  • Allgemeine Nutzung statt individueller Beratung: Nutzen Sie KI-Modelle wie ChatGPT oder Copilot vor allem für allgemeine Informationen, kreative Ideen oder zur Unterstützung bei Planungen. Für individuelle Entscheidungen oder Beratungen müssen weiterhin Fachstandards und menschliches Fachwissen im Vordergrund stehen.
  • Keine sensiblen Daten eingeben: Geben Sie weder personenbezogene Gesundheitsdaten noch interne Dokumente in KI-Tools ein, wenn diese nicht ausdrücklich datenschutzkonform und intern freigegeben sind.
  • Regelmäßig Rücksprache halten: Wenn Sie sich unsicher sind, ob ein bestimmter Einsatz zulässig ist, sprechen Sie mit Ihrer Leitung oder dem Datenschutzbeauftragten. So können Unsicherheiten frühzeitig geklärt werden.
  • Mensch bleibt Mensch: Auch wenn KI viele Aufgaben übernehmen kann, ist sie kein Ersatz für zwischenmenschliche Nähe. Achten Sie darauf, dass Bewohnerinnen und Bewohner nicht das Gefühl haben, „von Maschinen gepflegt“ zu werden.
  • Schulungen nutzen: Nehmen Sie an Schulungen teil, die in Ihrer Einrichtung angeboten werden, um sich mit KI-Tools sicher und kompetent vertraut zu machen.
  • Grenzen akzeptieren: Machen Sie sich bewusst: KI ist ein Werkzeug – kein Allheilmittel. Bei Unsicherheiten oder komplexen Fragen ist immer der Austausch im Pflegeteam entscheidend.

Finanzierung und Umsetzbarkeit: eine offene Baustelle

Obwohl erste Förderprogramme existieren, ist die langfristige Finanzierung spezialisierter KI- und Robotiksysteme in der Pflege bislang nicht gesichert. Die meisten Projekte finden im Rahmen von Modell- oder Forschungsprogrammen statt – eine flächendeckende Umsetzung scheitert häufig an den hohen Kosten für Anschaffung, Wartung und Schulung. Auch die Idee, für Personal vorgesehene Mittel in Technik umzuwidmen, ist derzeit weder rechtlich noch politisch etabliert. Für viele Einrichtungen bleibt der Einsatz über einfache Assistenzsysteme hinaus deshalb vorerst außer Reichweite. Eine tragfähige Finanzierungsperspektive für den breiten Alltagseinsatz steht bislang aus.

Fazit: Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz in der Pflege

Künstliche Intelligenz und Robotik finden in der Pflege zunehmend Zuspruch, weil sie große Chancen bieten: Sie können Pflegekräfte von organisatorischen Aufgaben entlasten, Vitalwerte automatisch überwachen oder als Sprachassistenten bei der Kommunikation helfen. Multimodale Systeme wie ChatGPT, Gemini oder Copilot sind hier besonders interessant: Sie können schon heute – sinnvoll eingesetzt und anonymisiert – als Ideengeber und Helfer im Pflegealltag dienen, zum Beispiel bei der Erstellung von Plänen oder dem schnellen Zugang zu Fachinformationen.

Gleichzeitig gibt es berechtigte Bedenken: Der Schutz von Patientendaten und die Frage, wie transparent und nachvollziehbar KI-Entscheidungen sind, bleiben zentrale Themen. Gerade in Pflegeeinrichtungen ist es wichtig, dass Datenschutz und ethische Grundsätze nicht aus dem Blick geraten.

Auch ethische Fragen sind noch nicht abschließend geklärt. Gerade wenn Roboter in der Pflege menschenähnlich auftreten, besteht die Gefahr, dass sie als „echte Gefährten“ wahrgenommen werden – dabei bleiben sie letztlich Maschinen. Pflegekräfte müssen daher immer im Blick behalten, dass KI und Robotik Werkzeuge bleiben und kein Ersatz für zwischenmenschliche Nähe sind.

Ein klarer Vorteil ist, dass solche Technologien die Selbstversorgung im Alter unterstützen können: Assistenzroboter oder KI-gestützte Systeme können dabei helfen, den Alltag länger eigenständig zu meistern und so die Lebensqualität zu steigern. Gleichzeitig bieten sie eine mögliche Antwort auf den wachsenden Personalmangel in der Pflege. Wenn Pflegekräfte von wiederkehrenden Aufgaben entlastet werden, bleibt mehr Zeit für das Wesentliche – den persönlichen Kontakt und die individuelle Betreuung.

Während multimodale KI-Systeme schon heute in vielen Bereichen als hilfreiche Assistenz dienen können, werden Assistenz- und Serviceroboter wohl noch einige Zeit brauchen, bis sie flächendeckend in der Pflege eingesetzt werden können. In Pilotprojekten zeigen sich jedoch vielversprechende Ansätze.

Trotz dieser Herausforderungen ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Pflege eine Chance: Mit intelligenten Assistenzsystemen und einem sicheren, verantwortungsbewussten Umgang können Pflegekräfte nicht nur die Arbeitsbelastung verringern, sondern auch die Selbstständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig fördern.

 

FAQ zu KI in der Pflege

1. Wofür kann KI in der Pflege sinnvoll sein?

Künstliche Intelligenz kann bei organisatorischen Aufgaben unterstützen, Vitalwerte überwachen oder Sprachbarrieren abbauen. Ziel ist immer, Pflegekräfte zu entlasten und mehr Zeit für menschliche Zuwendung zu schaffen. Dabei bleibt der Mensch im Mittelpunkt, denn KI ist ein Werkzeug – kein Ersatz für menschliche Fürsorge.

2. Darf ich KI-Tools wie ChatGPT im Alltag einfach nutzen?

Ja – das ist erlaubt, wenn es um allgemeine Tipps, kreative Ideen oder das schnelle Finden von Informationen geht. Wichtig ist, dass keine personenbezogenen Daten von Bewohnerinnen und Bewohnern eingegeben werden, damit der Datenschutz gewahrt bleibt.

3. Was ist unbedingt zu vermeiden?

Geben Sie niemals persönliche Informationen oder Gesundheitsdaten in öffentlich zugängliche KI-Tools ein, auch keine Fotos oder Dokumente, die Rückschlüsse auf einzelne Personen zulassen. Das ist nicht nur datenschutzrechtlich problematisch, sondern kann auch das Vertrauen von Bewohnern und Angehörigen beeinträchtigen.

4. Welche Regeln muss ich unbedingt beachten?

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) regeln klar, wie mit sensiblen Daten umzugehen ist. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob eine Nutzung erlaubt ist, sollten Sie immer Rücksprache mit Ihrer Leitung oder dem Datenschutzbeauftragten halten.

5. Können Roboter oder KI meinen Job ersetzen?

Nein. KI und Robotik sollen Pflegekräfte unterstützen und entlasten, nicht ersetzen. Sie schaffen Freiräume für das Wesentliche: zwischenmenschliche Nähe, individuelle Betreuung und eine Pflege, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.