Pflegekurse für Angehörige: Definition, Inhalte & Formen

Eine Angehörige steht am Bett eines Seniors und kümmert sich liebevoll um ihn. Beide lächeln sich an.
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Inhaltsverzeichnis

Haben Sie sich jemals gefragt, wie Sie einem geliebten Menschen, der pflegebedürftig ist, bestmöglich helfen können? Oder ob es spezielle Schulungen gibt, die Sie darauf vorbereiten können, alltägliche Pflegeaufgaben kompetent und sicher zu bewältigen? Pflegekurse für Angehörige bieten genau diese Unterstützung. Die Schulungen können in Gruppen, individuell zu Hause oder online durchgeführt werden. Jede dieser Formen hat ihre eigenen Vorteile und ist darauf ausgelegt, die Pflegequalität zu Hause zu verbessern und pflegende Angehörige zu entlasten. Im folgenden Artikel führen wir Sie an das Thema Pflegekurse für Angehörige heran und zeigen Ihnen, unterstützend diese Schulungen für alle Beteiligten sein können.

Was sind Pflegekurse für Angehörige?

Pflegekurse für Angehörige sind Schulungen und Weiterbildungen, die darauf abzielen, Familienmitglieder und nahestehende Personen in der Pflege von kranken oder pflegebedürftigen Menschen zu unterstützen. Diese Kurse vermitteln praktische Fähigkeiten, Tipps und Informationen, um Angehörigen dabei zu helfen, die bestmögliche Pflege und Unterstützung für ihre Liebsten zu gewährleisten.

Was sind mögliche Inhalte von Pflegekursen für Angehörige?

Inhalte von allgemeinen Pflegekursen sind z.B. grundlegende Pflegetechniken und Basiskenntnisse zur Pflege und Betreuung. Ziel der Kurse ist es, dass sich pflegende Angehörige sicher und vorbereitet für die Betreuung ihrer Liebsten fühlen.

  • Grundlagen der Pflege: Einführung in die Pflegetechniken, Körperpflege, Mobilisation, Ernährung und Hygiene.
  • Ideen für die Alltagsgestaltung: Aktivitäten zur Förderung der Gesundheit, Spiele und Übungen, die das Gedächtnis fördern, Kreative Aktivitäten, Hauswirtschaftliche Tätigkeiten.
  • Medizinische Versorgung: Umgang mit Medikamenten, Erkennen von gesundheitlichen Problemen, Wundversorgung.
  • Rechtliche und finanzielle Aspekte: Informationen über Pflegegrade, Leistungen der Pflegeversicherung, rechtliche Betreuung und Vorsorgevollmacht.
  • Praktische Übungen: Übungen zur Körperpflege, Lagerungstechniken, Nutzung von Hilfsmitteln wie Rollstühlen oder Pflegebetten.
  • Notfallmanagement: Erkennen und Handeln in Notfallsituationen, Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Wenn pflegende Angehörige zu bestimmten Themen vertiefte Informationen und praktische Kenntnisse benötigen, bieten Kranken- und Pflegekassen Spezialkurse mit spezialisiertem Pflegewissen an. Diese Kurse sind besonders hilfreich, wenn Ihre zu pflegende Person an einem spezifischen Krankheitsbild leidet und besondere Betreuung erfordert. Es gibt spezialisierte Kurse für:

  • Demenz
  • Psychische Erkrankungen
  • Parkinson
  • Multiple Sklerose
  • Neurologische Ausfälle, beispielsweise nach einem Schlaganfall
  • Kurse für Eltern von pflegebedürftigen Kindern

Diese Kurse vermitteln spezielles Wissen, das in der jeweiligen Pflegesituation dringend benötigt wird. Bei der Pflege von Menschen mit Demenz ist es zum Beispiel besonders wichtig, die Erlebniswelt der Betroffenen zu verstehen und sich über spezielle Hilfsmittel und Entlastungsangebote zu informieren.

Hinweis

Pflegekurse eignen sich nicht nur für pflegende Angehörige, sondern auch für Menschen, die sich ehrenamtlich in der Pflege engagieren, beispielsweise wenn Sie Pflegebedürftigen aus ihrer Nachbarschaft helfen wollen.

Eine Seniorin sitz mit ihrer Angehörigen und ihrem Hund auf einer Parkbank und unterhält sich angeregt.
Pflegekurse für Angehörige können helfen, neue Alltagsaktivitäten für Pflegebedürftige zu entdecken. © bilderstoeckchen | Adobe Stock

Wie werden Pflegekursen für pflegende Angehörige finanziert?

Paragraf 45 des Elften Buchs Sozialgesetzbuch (SGB XI) regelt die Durchführung und Finanzierung von Pflegekursen für pflegende Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen. Pflegekassen sind verpflichtet, Pflegekurse anzubieten oder deren Durchführung zu finanzieren. Diese Kurse sind für die Teilnehmer kostenfrei.

Pflegekurse und Schulungen stehen nicht nur den pflegenden Angehörigen, sondern auch ehrenamtlichen Pflegepersonen offen. Ziel ist es, allen, die in die Pflege involviert sind, die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Neben den Pflegekursen können auch individuelle Schulungen und Beratungen angeboten werden, die direkt im Haushalt der pflegebedürftigen Person durchgeführt werden.

Achtung

Neben den Pflegekursen, die von den Pflegekassen angeboten werden, gibt es auch kommerzielle Kurse. Bei diesen Angeboten müssen Sie die Kosten möglicherweise selbst tragen. Informieren Sie sich deshalb im Voraus über die anfallenden Gebühren.

Welche Formen von Pflegekursen gibt es?

Die Teilnahme an einem Pflegekurs ist unerlässlich, wenn Sie einen Angehörigen pflegen möchten. In den Kursen lernen Sie, welche Aufgaben und Herausforderungen auf Sie zukommen und wie Sie diese erfolgreich bewältigen können. Zudem haben Sie die Möglichkeit, sich mit anderen Pflegenden auszutauschen. Das Wissen aus einem Pflegekurs hilft, die Pflege zu Hause erheblich zu erleichtern. Somit dienen die Kurse sowohl der Entlastung der Pflegenden als auch der Verbesserung der Pflegequalität. Sie können an Pflegekursen und Pflegeschulungen in drei verschiedenen Formen teilnehmen:

Öffentliche Pflegekurse in der Gruppe

Diese Kurse bieten eine Plattform für den Austausch mit anderen Pflegenden und ermöglichen das Erlernen grundlegender Pflegetechniken in einer Gemeinschaft.

Öffentliche Pflegekurse für pflegende Angehörige sind in der Regel strukturierte Programme, die von Pflegekassen, Wohlfahrtsverbänden, Krankenhäusern oder anderen Pflegeeinrichtungen angeboten werden. Diese Kurse sind darauf ausgerichtet, pflegenden Angehörigen die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, um die Pflegebedürftigen bestmöglich zu versorgen.

Öffentliche Pflegekurse weisen folgende Merkmale und Besonderheiten auf:

  • Die Kurse können über mehrere Wochen verteilt sein, mit wöchentlichen Sitzungen von etwa 2-3 Stunden.
  • In der Regel nehmen etwa 10-15 Personen teil, was einen guten Austausch und individuelle Betreuung ermöglicht.
  • Experten vermitteln durch theoretische Vorträge und Präsentationen Wissen
  • Teilnehmer üben Pflegetechniken an Puppen oder unter Anleitung aneinander.
  • Es gibt Diskussionsrunden mit einem Austausch über Erfahrungen und Herausforderungen im Pflegealltag. Die Teilnehmer besprechen konkrete Pflegesituationen und Lösungsmöglichkeiten.
  • Pflegende Angehörige können ein Unterstützungsnetzwerk aufbauen und Kontakt zu Gleichgesinnten herstellen.
  • Die Kurse finden in Schulungsräumen von Pflegekassen, Krankenhäusern, Volkshochschulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen statt.

Individuelle Pflegeschulungen zu Hause

Diese Schulungen finden direkt im zuhause der pflegebedürftigen Person statt und bieten maßgeschneiderte Unterstützung und Schulung für spezifische Pflegesituationen. Der Kurs wird speziell auf die individuellen Bedürfnisse und die Pflegesituation des Pflegebedürftigen abgestimmt.  Die Schulungsinhalte richten sich nach den spezifischen Herausforderungen, denen die pflegenden Angehörigen im Alltag begegnen. Dies verbessert die Pflegequalität und gibt den Pflegenden mehr Sicherheit und Kompetenz im Umgang mit den Pflegebedürftigen.

Konkret zeichnen sich individuelle Pflegekurse durch folgende Merkmale und Besonderheiten aus:

  • Ein qualifizierter Pflegeberater oder eine Pflegefachkraft besucht das Zuhause der pflegebedürftigen Person. Dies ermöglicht eine realitätsnahe Schulung in der gewohnten Umgebung.
  • Pflegehandlungen werden direkt im häuslichen Umfeld geübt und umgesetzt, was die direkte Anwendung des Gelernten erleichtert.
  • Pflegende Angehörige haben die Möglichkeit, individuelle Fragen zu stellen und spezifische Probleme zu besprechen.
  • Pflegende Angehörige erhalten Unterstützung bei der Erstellung eines Pflegeplans, der die täglichen Pflegeaufgaben und -zeiten strukturiert.
  • Die Schulung kann zeitlich flexibel an die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen angepasst werden.
  • Es besteht keine Notwendigkeit, das Haus zu verlassen, was besonders bei eingeschränkter Mobilität vorteilhaft ist.
  • Zielgruppe sind neben pflegenden Angehörigen auch ehrenamtliche Pflegepersonen, die ehrenamtlich Pflegeleistungen erbringen.

Online-Pflegekurse

Online-Pflegekurse bieten die Flexibilität, von zu Hause aus zu lernen, und ermöglichen den Zugang zu wertvollen Informationen und Fähigkeiten über das Internet. Die Kurse sind eine wertvolle Ressource, die es Familienmitgliedern ermöglicht, sich auf die Pflege eines geliebten Menschen vorzubereiten oder ihre bereits bestehenden Fähigkeiten zu erweitern. Im Folgenden finden Sie einige wichtige Merkmale und Vorteile von Online-Pflegekursen:

  • Kurse können jederzeit und von überall aus absolviert werden, was besonders für pflegende Angehörige mit einem vollen Zeitplan von Vorteil ist.
  • Teilnehmer können in ihrem eigenen Tempo selbstbestimmt lernen und Inhalte bei Bedarf wiederholen.
  • Teilnehmer profitieren von dem Wissen und der Erfahrung von Pflegeexperten und medizinischem Fachpersonal.
  • Online-Pflegekurse für pflegende Angehörige sind eine wertvolle Unterstützung, um die Pflegekompetenzen zu erweitern und die Qualität der häuslichen Pflege zu verbessern.
  • Teilnahme an solchen Kursen kann nicht nur das Wohlbefinden des Pflegebedürftigen verbessern, sondern auch die Belastung und den Stress der pflegenden Angehörigen verringern.

Geeignete Online-Pflegekurse finden

Viele Organisationen und Pflegeeinrichtungen bieten Online-Kurse an. Eine einfache Internetrecherche zeigt eine Vielzahl von Optionen auf. Ärzte und Pflegekräfte können oft qualitativ hochwertige Kurse empfehlen. Viele gemeinnützige Organisationen und Stiftungen bieten ebenfalls kostenlose oder kostengünstige Kurse an.

Online-Pflegekurse durch ein Zertifikat abschließen

Viele Online-Pflegekurse bieten nach Abschluss ein Zertifikat an, das die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bestätigt. Dies ist hilfreich, um Ihre Qualifikation nachzuweisen oder weitere Unterstützung und Ressourcen zu erhalten.

Unterstützung für pflegende Angehörige neben den Kursen

Zusätzlich zu den Kursen bieten viele Plattformen und Organisationen weitere Ressourcen an, wie z.B.

  • Foren und Communitys: Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen.
  • Beratungsdienste: Individuelle Beratung und Unterstützung durch Fachleute.
  • Selbsthilfegruppen: Treffen und Austauschmöglichkeiten vor Ort oder online.

Weiterführende Informationen zum Thema Pflegekurse für Angehörige

Pflegestützpunkte: So können Sie sich als ehrenamtlicher Helfer engagieren

Ehrenamtliche Hilfe für Demenz-Patienten: So gehts

Pflegekurse für Ehrenamtliche: Hier lernen Sie wertvolle Pflegegrundlagen

FAQs: Häufig gestellte Fragen zum Thema Pflegekurse für Angehörige

Für wen eignen sich Kurse für pflegende Angehörige?

Pflegekurse sind ideal für Menschen, die sich um ihre pflegebedürftigen Angehörigen kümmern oder sich ehrenamtlich in der Pflege engagieren möchten, zum Beispiel in der Nachbarschaft. Laut Paragraf 45 SGB XI richten sich diese Kurse an pflegende Angehörige und ehrenamtliche Helfer.

Wie lange dauern Pflegekurse in der Regel?

Die Dauer der Pflegekurse variiert. Einige Kurse sind als einmalige Veranstaltungen konzipiert, während andere über mehrere Wochen gehen, oft mit wöchentlichen Sitzungen von 2-3 Stunden.

Wo kann ich mich für einen Pflegekurs anmelden?

Anmeldungen sind über die Pflegekassen, Wohlfahrtsverbände, Krankenhäuser oder andere Pflegeeinrichtungen möglich. Eine Internetrecherche oder direkte Kontaktaufnahme mit diesen Organisationen kann Ihnen weiterhelfen.

Wie kann ich sicherstellen, dass ein Pflegekurs qualitativ hochwertig ist?

Qualitativ hochwertige Pflegekurse werden oft von anerkannten Organisationen, Pflegekassen oder Fachleuten im Pflegebereich angeboten. Empfehlungen von Ärzten oder Pflegekräften sind ebenfalls hilfreich.

Sind kommerzielle Pflegekurse ebenfalls eine Option?

Neben den von Pflegekassen finanzierten Kursen gibt es auch kommerzielle Pflegekurse. Bei diesen Angeboten müssen Sie die Kosten möglicherweise selbst tragen. Informieren Sie sich im Voraus über die anfallenden Gebühren.