Arztbrief in der Pflege: Inhalt, Form und Relevanz

Auf einem weißen Tisch liegt ein Klemmbrett. Auf dem Klemmbrett sind Dokumente eingespannt. Ein Mann in weißem Arztkittel schreibt mit einem Kugelschreiber auf diesen Dokumenten. Rechts ist unscharf ein Stethoskop zu erkennen.
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Inhaltsverzeichnis

Der Arztbrief gehört zu den wichtigsten Dokumenten, um den Krankheitsverlauf eines Patienten nachvollziehen zu können. Ausgestellt von Fachärzten oder Kliniken, finden sich darin Informationen zu Untersuchungsbefunden, Diagnosen, Therapiemaßnahmen und verabreichten Medikamenten. Pflegekräfte sind deshalb auf den Arztbrief angewiesen: Er schreibt vor, wie die Weiterbehandlung eines Pflegekunden aussehen soll. Informieren Sie sich hier, was genau einen Arztbrief ausmacht, wie das Dokument den Pflegealltag unterstützt und wie Sie mit unvollständigen Unterlagen umgehen.

Was ist ein Arztbrief?

Der Arztbrief ist in erster Linie ein Informationsdokument, das eine Klinik oder ein Facharzt ausstellt. Er beschreibt die Behandlung eines Patienten und listet wichtige Informationen wie Befunde und die medikamentöse Therapie auf. Somit sichert der Arztbrief die Kommunikation zwischen Fachärzten und Krankenhäusern mit den wichtigsten Schnittstellen der Weiterbehandlung. Dazu gehören der Hausarzt, die Physiotherapie, der Sozial- sowie der Pflegedienst. Auch Krankenkassen und andere Versicherungsträger nutzen den Arztbrief, um den Gesundheitszustand des versicherten Patienten zu bewerten.

Wichtig

Arztbriefe sind immer Eigentum des Patienten. Auch fallen die personenbezogenen Daten unter die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Somit haben Pflegekunden immer das Recht, die im Arztbrief aufgeführten Daten einzusehen.

Weitere Bezeichnungen für den Arztbrief sind:

  • Befundschreiben
  • Befundbericht
  • Entlassungsbrief
  • Patientenbrief
  • Epikrise

Die Übersendung eines Arztbriefs kann in schriftlicher Form per Fax sowie als elektronischer Arztbrief (eArztbrief) erfolgen. Für beide Varianten gilt, dass der Arztbrief archiviert werden muss – im Krankenhaus bis zu 30 Jahre lang, von niedergelassenen Ärzten bis zu 10 Jahren. 

Gesetzlich versicherte Patienten haben zudem seit 2021 die Möglichkeit, eine elektronische Patientenakte (ePA) zu erhalten. Dort lassen sich Dokumente wie Arztbriefe unkompliziert speichern, was den Zugriff von Seiten des Patienten sowie Hausärzten erleichtert. Pflegefachkräfte können ebenfalls eine Zugriffsberechtigung für die ePA sowie eArztbriefe eines Pflegekunden erhalten. 

Wieso ist ein Arztbrief in der Pflege wichtig?

Für Pflegefachkräfte ist ein Arztbrief der Ausgangspunkt für die Planung einer sicheren Weiterbehandlung: Der dokumentierte Verlauf einer Behandlung gibt Auskunft über wichtige Details zum Patienten oder der Patientin, die die weiteren Pflegemaßnahmen strukturieren. 

Ein Beispiel

Pflegekunde Herr Schmitt wurde an der rechten Schulter operiert und kehrt in die Pflegeeinrichtung zurück. Normalerweise konnte er sich selbst anziehen – im Arztbrief steht nun, dass er sich noch schonen muss und deshalb für zwei Wochen seinen rechten Arm nicht anheben darf. So kann das Pflegepersonal Zeit und Ressourcen einplanen, um den Patienten beim Anziehen zu unterstützen. Treten nach den zwei Wochen noch starke Beschwerden in der Schulter auf, kann die Pflegeeinrichtung mit dem behandelnden Arzt Rücksprache halten und die Therapiemaßnahmen anpassen.

Weiterhin ist eine Epikrise notwendig, um folgende Aspekte der Pflege sicherzustellen:

QualitätsmanagementIst der Umgang mit Arztbriefen Teil der täglichen Pflegeroutine, erleichtert das die Pflegekundenbetreuung – beispielsweise, indem ein neuer Befundbericht direkt dem zuständigen Hausarzt übermittelt wird. So weiß dieser sofort über den aktuellen Gesundheitszustand des Pflegekunden bei der nächsten Untersuchung Bescheid.
PflegedokumentationVorerkrankungen oder aktuelle Diagnosen, die im Arztbrief stehen, stellen die Basis einer vollständigen Pflegedokumentation dar. So lässt sich zudem beim Schichtwechsel eine reibungslose Kommunikation zwischen Kollegen der Pflegeeinrichtung sicherstellen.
MedikamentenplanDie Klinik oder der Facharzt legt im Arztbrief fest, welche Arzneimittel der Patient einnehmen soll. Anhand dieser Vorgaben können Pflegekräfte einen Medikamentenplan erstellen.
NotfallmanagementLiegt ein vollständiger Arztbrief zum Patienten vor, können Pflegepersonal und Hausärzte bei einem gesundheitlichen Notfall auf die Daten zurückgreifen und sicher reagieren.

Wichtiger Hinweis

Vor dem ausführlichen Patienten- oder eArztbrief können Kliniken oder Fachärzte einen vorläufigen Entlassungsbericht erstellen. Nehmen Sie diesen direkt mit, wenn Sie als Pflegefachkraft oder pflegender Angehörige den Patienten nach der Behandlung abholen. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass alle relevanten Informationen auch bei den richtigen Stellen ankommen.

Was sollte in einem Arztbrief stehen?

Pflegefachpersonal und pflegende Angehörige müssen beachten: Arztbriefe obliegen keiner gesetzlich einheitlichen Form. Viele Krankenhäuser arbeiten zwar oft mit bestimmten Bausteinen, die ein Arzt nach der Entlassung ausfüllt – wie detailliert oder ausführlich die einzelnen Untersuchungen oder Befunde zu beschreiben sind, ist nicht geregelt. So kann es passieren, das formale oder inhaltliche Ungenauigkeiten das Lesen eines Arztbriefes erschweren. 

Folgende Hinweise sensibilisieren Sie für den Umgang mit Arztbriefen in der Pflege, sodass Sie die Qualität des Dokuments schneller einstufen können – denn im Falle von Lücken lassen sich mit gezielten Nachfragen beim Aussteller des Briefs Probleme vermeiden, bevor sie entstehen.

Formale Bedingungen: So sollte ein Arztbrief aussehen

Eine optimale Struktur für einen Arztbrief folgt vier Schlagworten: klar, kurz, vollständig und fehlerfrei. Warum diese Kategorien für Pflegekräfte wichtig sind, erläutern folgende Ausführungen:

KlarheitDieser Begriff meint eine übersichtliche und nutzerorientierte Struktur des Arztbriefs. Es muss schnell ersichtlich sein, welche Informationen an welcher Stelle des medizinischen Schreibens zu finden sind. Gleichzeitig fällt unter Klarheit eine verständliche Ausdrucksweise ohne unnötigen Fachjargon, sodass sowohl Patienten als auch Pflegekräfte die Inhalte sofort verstehen können.
KürzeDetails zum Erstgespräch (Anamnese) oder den Untersuchungen sind wichtig. Dennoch sollte ein Arztbrief nicht zu sehr aufgebläht sein. Ansonsten leidet darunter die Übersichtlichkeit: Das Pflegefachpersonal muss dann die wichtigen Informationen erst aus dem Text filtern, was zeitliche Ressourcen kostet.
VollständigkeitDieser Punkt ist selbsterklärend: Wenn wichtige Informationen zum Patienten fehlen, besteht bei einer Weiterbehandlung stets ein gesundheitliches Risiko. Dazu zählen auch Name und Kontaktdaten des Verfassers. Schließlich ist es für den Empfänger des Dokuments wichtig zu wissen, wer bei Fragen zum Arztbrief der richtige Ansprechpartner ist.
RechtschreibungEin Tippfehler passiert jedem einmal. Wenn der Arztbrief allerdings eine Reihe an Rechtschreib- und Grammatikfehlern enthält, könnte das zum einen auf ein zu hohes Schreibtempo schließen. Hier lohnt es sich, eine Nachfrage zu stellen, um die Richtigkeit der Angaben zu überprüfen. Zum anderen erschweren zu viele Fehler die Lesbarkeit des Briefs – vor allem dann, wenn die Namen von Medikamenten falsch geschrieben sind. 

Sollte der Befundbericht eines Pflegekunden eine dieser vier Kategorien nicht erfüllen, sollten Sie als Pflegepersonal oder Angehörige mit dem Briefaussteller Rücksprache halten und offene Fragen direkt klären. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Weiterbehandlung im gesundheitlichen Sinne des Patienten erfolgt.

Wenn Sie einen Entlassungsbescheid oder eArztbrief für einen Pflegekunden erhalten, sollten Sie diese Punkte unbedingt überprüfen. Schließlich können inhaltliche Lücken die Gesundheit des Pflegekunden gefährden, da Sie beispielsweise in einem Notfall nicht alle Informationen zur Verfügung haben.

Treten bei der Weiterbehandlung aufgrund eines mangelhaften Arztbriefs Fehler auf, haftet der Verfasser.

Ein Beispiel

Eine neue Patientin reagierte während ihres Aufenthalts in der Klinik allergisch auf ein Medikament. Sie erhielt danach zwar ein neues Arzneimittel, der Vorfall wurde allerdings nicht ausreichend dokumentiert. Als sie anschließend in ein Pflegeheim kommt, ist aufgrund von Lieferschwierigkeiten das im Arztbrief notierte Medikament nicht verfügbar: Aufgrund der fehlenden Information wird auf das erste Präparat erneut zurückgegriffen – es kommt zu einer erneuten allergischen, gesundheitsschädlichen Reaktion. Der Fehler liegt allerdings auf Seiten der Klinik, da der unvollständige Arztbrief als Behandlungsfehler zählt: Das Krankenhaus haftet und muss gegebenenfalls Schmerzensgeld zahlen.

Fazit: Der Arztbrief als Basis für die weiterbehandelnde Pflege

Für eine gute Pflege unerlässlich: Der schriftliche Entlassungsbescheid oder elektronische eArztbrief dokumentiert den Behandlungsverlauf und gibt Auskunft über notwendige Medikamente sowie Therapieempfehlungen. Weiterbehandelnde Ärzte sowie Pflegefachkräfte sind so direkt über den gesundheitlichen Zustand eines Patienten informiert und können versierte Entscheidungen treffen – von der Ressourcenplanung im Pflegealltag bis zum detaillierten Medikamentenplan. 

Für das Verfassen von Arztbriefen existieren allerdings keine einheitlichen Standards. Deshalb ist es als Pflegefachkraft oder für Angehörige wichtig zu wissen, wie ein gut geschriebener Arztbrief aussieht – und welche Inhalte relevant sind. So lassen sich eventuelle Lücken schnell bemerken oder Unklarheiten aufklären.

Häufig gestellte Fragen rund um Arztbriefe

Wem gehört der Arztbrief?

Der Arztbrief ist Eigentum des Patienten. Er hat somit das Recht, jederzeit das Dokument einzusehen.

Ich verstehe die Fachbegriffe nicht, die im Arztbrief stehen. Was kann ich tun?

Wenn Sie Inhalte des Arztbriefs nicht verstehen, können Sie direkt beim Verfasser nachfragen, solange der behandelnde Arzt Kontaktdaten hinterlassen hat. Kontaktieren Sie ansonsten Ihren zuständigen Hausarzt, um sich komplizierte Formulierungen erklären zu lassen.