Immer häufiger erlebt man, dass Auszubildende in der Altenpflege schon desillusioniert sind, bevor sie überhaupt ihr Examen in der Tasche haben. Nur die wenigsten haben das Gefühl, sich während der Praxisblöcke auf ihre Ausbildung konzentrieren zu können. Ebenfalls vermissen viele Pflegekräfte die Unterstützung ihrer Praxisanleitung.
Resignation ist der 1. Schritt zum Cool-out
Diese Resignation ist der 1. Schritt zum so genannten Cool-out. Übersetzt bedeutet dies „Auskühlen“ und meint den Prozess des Gleichgültigwerdens. Ursache hierfür ist der Widerspruch zwischen dem in der Ausbildung gestellten Anspruch an gute Pflege und dem funktionalen Handeln im Pflegealltag.
Der Auszubildende soll lernen, alte Menschen ganzheitlich, fördernd und aktivierend zu pflegen, zu beraten und den Pflegeprozess als Aushandlungsprozess zu gestalten. In der Praxis erlebt er Pflegeplanungen, die niemand liest, Zeitdruck und die eigene Ausbeutung als vollwertiger Mitarbeiter während seines Dienstes. Ebenso nimmt er im Pflegealltag immer wieder wahr, dass viele Pflegemitarbeiter sich nicht in dem in der Schule geforderten Umfang an den Wünschen der Bewohner orientieren – zumindest nicht, wenn diese Bedürfnisse den Ablauf gravierend behindern. Auszubildende haben häufig keine Vergleichsmöglichkeiten und betrachten die vorgefundene Situation daher als normal. Sie lernen, die Bedingungen hinzunehmen und die Realität völlig vom Anspruch der Schule abzukoppeln. Aus Auszubildenden werden Fachkräfte, die die in der Ausbildung erworbene Gleichgültigkeit beibehalten und Qualitätseinbußen hinnehmen.
Geben Sie genau vor, was ein Auszubildender erfüllen muss und was nicht
Leiten Sie daher rechtzeitig Gegenmaßnahmen ein, wenn Sie ähnliche Tendenzen in Ihrer Einrichtung bemerken.
- Legen Sie die Aufgaben des Auszubildenden genau fest. Sorgen Sie dafür, dass er die Vorgaben einhält.
- Planen Sie regelmäßige gemeinsame Treffen von Azubis und Ausbildern, in denen die Ausbildungssituation in Ihrem Pflegebereich besprochen und ggf. Verbesserungsmaßnahmen vereinbart werden.
- Achten Sie darauf, dass Ihre Praxisanleiter vor jedem Praxiseinsatz ein Einführungsgespräch führen, in dem sie die Lernaufgaben für den Praxisblock mit dem Azubi besprechen und eine zeitliche Grobstruktur erarbeiten.
Schaffen Sie Vertrauen in die Selbstwirksamkeit
Selbstwirksamkeit bedeutet, dass Ihr Auszubildender erkennt, dass er Probleme wirksam lösen und Veränderungen herbeiführen kann. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um später als Fachkraft bestehen zu können. Das folgende Wochenprotokoll soll Ihren Azubi darin unterstützen, die Arbeit der jeweils vergangenen Woche zu reflektieren. Er protokolliert hierbei stichpunktartig, welche Tätigkeiten er in dieser Woche ausgeführt hat, und beurteilt, welche Routinetätigkeiten und welche Aufgabe ausbildungsrelevant waren. Anschließend beurteilt er den Prozess und schreibt seine Wünsche für die darauffolgende Woche auf.
Muster: Organisationsformen „Wochenprotokoll für Auszubildende“
Wochenprotokoll für die Woche | |
Datum | 26.05.2014* |
Tätigkeiten | Morgens Körperpflege von Frau Mayer, Frau Schmitz und Frau Müller durchgeführt, Botengänge bei den Ärzten, Toilettenbegleitung der Bewohner im Aufenthaltsraum übernommen, anschließend das DKlegen theoretisch wiederholt, Vorbereitungen getroffen, Ablauf mit Praxisanleitung besprochen und DK unter Anleitung gelegt. |
Wichtig für die Ausbildung (Bewertung) | Legen des Dauerkatheters, Praxisanleitung hat sich Zeit genommen; Körperpflege der Bezugsbewohner hat Praxisanleitung im Anschluss kontrolliert |
Routinearbeiten | (Bewertung) Botengänge, Toilettenbegleitung Anteil der Routinearbeiten war angemessen |
Zufriedenheit: | gut |
Wochenauswertung | Wie beurteilt der Auszubildende den Verlauf der Woche? Konnte er Neues lernen? Reichte die Anleitung aus? Anleiterin hat die Arbeit kontrolliert und das Legen des Dauerkatheters praktisch geübt; der Rest der Woche war ausgefüllt mit Routinetätigkeiten und Übernahme zusätzlicher Bewohner ohne vorherige Anleitung. |
Wünsche für die nächste Woche / Veränderungsbedarf: | Durchführung einer Körperpflege bei einem Bewohner mit Schlaganfall unter Anleitung; Umgang mit Schluckstörungen besprechen und praktisch üben |
Wie beurteilt der Praxisanleiter den Verlauf? | Die Vorbereitung und das Legen des Dauerkatheters gelangen einwandfrei. Praktikant muss lernen, Grenzen gegenüber fordernden Kollegen zu setzen und nur die Aufgaben zu erledigen, für die er eingeteilt ist Anmerkungen des Praxisanleiters: nächster Gesprächstermin am 02.06.2014 Unterschriften. |