Telematikinfrastruktur (TI) in der Pflege: Digitale Kommunikation für eine bessere Versorgung

Mit der Telematikinfrastruktur kann die Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens verbessert werden. © MJ
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Die Telematikinfrastruktur (TI) soll die Kommunikation der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen erleichtern und zu mehr Sicherheit bei der Datenübermittlung beitragen. Gerade für die Pflegebranche kann die TI eine ganze Reihe von Vorteilen haben: Pflegekräfte können aktuelle Daten in Echtzeit an den behandelnden Arzt senden, die nächsten Schritt absprechen und eRezepte oder andere digitale Dokumente sicher übertragen. Auch bei der Abrechnung der eigenen Leistungen mit der Krankenkasse kann die TI unterstützen und den Ablauf effizienter gestalten. 

Was ist die Telematikinfrastruktur?

Die Telematikinfrastruktur ist ein sicheres Netzwerk, dass alle Personen, die an der Versorgung eines Patienten beteiligt sind, miteinander verbindet. Über dieses Netzwerk können die Akteure unterschiedliche Daten und Dokumente austauschen. So soll die TI dabei helfen, die Qualität in der Patientenversorgung zu verbessern und dazu beitragen, die Effizienz zu steigern. Gleichzeitig soll dank der TI jeder Patient mehr Kontrolle über seine Daten haben.

Was bedeutet Telematikinfrastruktur?

Vor allem im Hinblick auf die elektronische Patientenakte (ePA) ist die Telematikinfrastruktur wichtig, denn nur über diese Infrastruktur können die digitalen Daten sicher übermittelt werden. Bei der elektronischen Patientenakte spielt das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) eine wichtige Rolle.

Die Telematikinfrastruktur bedeutet für das Gesundheitswesen eine engere Vernetzung und kann idealerweise dazu beitragen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind und aktuelle Daten zur Verfügung haben.

Zu diesen Akteuren gehören:

  • Pflegebereich
  • Apotheken
  • Arzt- und Zahnarztpraxen
  • Krankenhäuser
  • Psychotherapeuten

Wer muss sich an die Telematikinfrastruktur anschließen?

  • Ärzte
  • Zahnärzte
  • Psychotherapeuten
  • Krankenhäuser
  • Apotheken
  • Pflegeeinrichtungen 

Das gilt, sofern nicht ausschließlich Privatpatienten behandelt werden.

Obwohl es kürzlich eine Gesetzesänderung gab, gilt die Pflicht zur TI-Anbindung für die meisten ambulanten Pflegedienste weiterhin ab 1. Januar 2024. Stationäre Pflegedienste haben dagegen bis zum 1. Januar 2025 Zeit für die Umstellung.

Welche Aufgabe hat die TI?

Die Telematikinfrastruktur hilft dabei, dass Ärzte, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Pflegedienste und Apotheken ihre Daten austauschen und so dafür sorgen können, dass für den Patienten bestmöglich gesorgt werden kann. 

Über die Telematikinfrastruktur können zum Beispiel aktuelle Gesundheitsdaten des Patienten übermittelt, elektronische Rezepte verschickt oder in Echtzeit auf die Patientenakte zugegriffen werden. 

Die Kommunikation zwischen den Personen und Einrichtungen, die an der Versorgung des Patienten beteiligt sind, kann durch die Telematikinfrastruktur verbessert und die Koordination von anstehenden Aufgabe erleichtert werden.

Die Telematikinfrastruktur kann für folgende Anwendungen eingesetzt werden:

  • Um notfallrelevante Daten des Patienten auf seiner elektronischen Gesundheitskarte zu speichern oder sie auszulesen.
  • Um einen elektronischen Medikationsplan zu speichern, auf ihn zuzugreifen und ihn zu aktualisieren.
  • Um einen elektronischen Arztbrief zu versenden und zu empfangen.
  • Um eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung an die Krankenkassen zu übermitteln.
  • Um die elektronische Patientenakte zu nutzen.
  • Um ein elektronisches Rezept bei der Apotheke einzulösen.

Was umfasst das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM)?

Das Versichertenstammdatenmanagement ist dazu da, dass die Daten und Informationen, die auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), die gesetzlich Versicherte von ihrer Krankenkasse bekommen, auf ihre Aktualität hin überprüft werden können.

Wenn ein Versicherter zum ersten Mal im Quartal in einer Arztpraxis behandelt wird, gibt er seine Karte ab und seine Versichertenstammdaten werden überprüft. Stimmen die auf der Karte gespeicherten Daten mit den tatsächlichen Daten überein, passiert nichts.

Stellt sich beim Datenabgleich jedoch heraus, dass die Daten nicht mehr stimmen, werden sie überschrieben und die Karte mit den aktuell gültigen Informationen bestückt. 

Über das VSDM können elektronische Gesundheitskarten sogar gesperrt werden. Wurde die Versichertenkarte zum Beispiel gestohlen oder hat der Versicherte die Krankenkasse gewechselt, wird die Karte automatisch gesperrt, sobald diese Information beim Auslesen deutlich wird. 

Welche Beispiele für den Einsatz von Telematikinfrastruktur in der Pflege gibt es?

Einfacher Austausch:Pflegekräfte können relativ unkompliziert und schnell mit dem behandelnden Arzt in Kontakt treten und aktuelle Daten zum Patienten austauschen. Wenn die Pflegekraft bei dem Patienten ist, kann sie die Vitalwerte wie den Blutdruck oder den Blutzuckerwert direkt an den Arzt weiterleiten. Der Arzt kann wiederum sofort auf diese Daten zugreifen und bei Bedarf die Behandlung anpassen. Für die behandelnden Personen als auch für den Patienten ist das ein großer Vorteil, da so Veränderungen frühzeitig erkannt und Komplikationen vermieden werden können.
TI kann Doppeluntersuchungen vermeiden: Wenn wichtige und aktuelle Informationen sofort ausgetauscht werden können und damit alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind, verhindert das Doppeluntersuchungen oder sogar Fehler. Da im Pflegebereich die Zeit ohnehin knapp ist, kann die Telematikinfrastruktur auch in dieser Hinsicht zu einer besseren Versorgung der Patienten beitragen. Wenn mehr Zeit zur Verfügung steht, kann sich die Pflegekraft länger dem individuellen Anliegen des Patienten widmen.
Telematikinfrastruktur kann Wege sparen: Mithilfe der TI können Rezepte in elektronischer Form direkt an die Apotheke übermittelt werden. Wenn der Pflegedienst mit der Apotheke die Lieferung des Medikaments vereinbart, spart das auch Zeit. Denn die Pflegekraft muss sich nicht darum kümmern, zur Apotheke zu fahren, das Rezept einzulösen und es danach dem Patienten zu bringen. Übermittelt wird das Rezept über die Telematikinfrastruktur und geliefert wird es von der Apotheke.
TI erleichtert Dokumentation: Die Telematikinfrastruktur kann Pflegekräfte dabei unterstützen, ihre Leistungen zu dokumentieren und direkt abzurechnen. In der Regel ist es möglich, über ein Terminal die erbrachten Leistungen einzugeben und direkt an die Krankenkasse zu übermitteln. Auch das spart wertvolle Zeit, schafft mehr Transparenz und trägt zum Abbau von Bürokratie bei.
So kann der Einsatz von TI in der Pflege zum Beispiel aussehen.
Durch den einfacheren Austausch zwischen Pflegekräften und Ärzten können Behandlungen deutlich früher und schneller durchgeführt werden. © Midjourney

Die einzelnen Komponenten: Was gehört zur TI dazu?

  • Praxisverwaltungssystem (PVS)
  • Neues stationäres Kartenterminal mit Sicherheitsmodul SMC-KT
  • Elektronischer Heilberufsausweis (eHBA)
  • Elektronische Gesundheitskarte (eGK) des Versicherten 
  • Konnektor 
  • Praxisausweis (SMC-B)

Den Sicherheitsstandard der TI überwacht die Gematik GmbH, die (Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH). Sie wurde 2005 ins Leben gerufen und verfolgt das Ziel, die Einführung einer digitalen Infrastruktur im Gesundheitswesen weiter voranzutreiben und weiterzuentwickeln. 

So sorgt sie unter anderem dafür, dass nur berechtige Personen zugriff auf die TI haben und die Daten, die auf der Infrastruktur hinterlegt sind, nicht missbraucht oder manipuliert werden können.

Was ist der SMC-B?

Der Praxisausweis, Security Module Card Typ B (SMC-B), ist einer der wichtigsten Bausteine, wenn man die Telematikinfrastruktur verwenden möchte. Denn nur mit diesem Ausweis ist es möglich, sich als Teilnehmer, der für die Nutzung der TI berechtigt ist, zu identifizieren. Der SMC-B ist eine spezielle Karte (sogenannte Smart Card), die es möglich macht, sich bei der TI und der elektronischen Gesundheitskarte zu identifizieren. Die SMC-B dient außerdem dazu, dass bestimmte Nachrichten über das System abgerufen und entschlüsselt werden können. 

Praxen und Pflegedienste können den Praxisausweis über die zuständige Kassenärztliche Vereinigung oder einen Anbieter, der für die Anwendung zugelassen ist, beantragen. 

Wo befindet sich der SMC-B?

Die Inbetriebnahme des SMC-B ist denkbar einfach: Die Karte wird dazu ganz einfach in das Kartenterminal gesteckt.

Was ist der Konnektor?

Der Konnektor gehört zur Hardware-Ausstattung dazu. Er ermöglicht ist, dass medizinische Einrichtungen auf die Telematikinfrastruktur zugreifen können. Der Zugriff auf die Ti erfolgt über das Internet und eine sichere VPN-Verbindung. Über die Konnektor können außerdem auf verschiedene Smart Cards zugriffen werden. 

Welche Konnektoren müssen ausgetauscht werden? 

Bereits seit Herbst 2022 müssen erstmals Konnektoren getauscht werden, die länger als fünf Jahre in der jeweiligen Praxis eingesetzt werden. Der Konnektor muss aus sicherheitstechnischen Gründen regelmäßig ausgetauscht werden. Das gilt auch dann, wenn der Konnektor theoretisch noch funktionsfähig ist.

Um den Konnektor vor dem Zugriff unbefugter Personen zu schützen, enthält er ein sogenanntes Stammzertifikat. Dieses Zertifikat darf aus Sicherheitsgründen jedoch nur eine maximale Laufzeit von fünf Jahren haben. 

Diese Vorgabe hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gemacht. Derzeit müssen daher grundsätzlich alle Konnektoren, die älter als fünf Jahre sind, ausgetauscht werden, da sie nicht mehr zur Identifizierung gegenüber der TI verwendet werden können.

Checkliste: Das brauchen Pflegeeinrichtungen, um an die Infrastruktur angeschlossen zu werden

Die TI hat für die handelnden Personen im Gesundheitswesen eine ganze Reihe von Vorteilen. Daher planen einige Pflegeeinrichtungen, die Infrastruktur zu implementieren.

Elektronischer Heilberufsausweis (eHBA)
Institutionskarte (SMC-B)
Konnektor
Zugangsdienst zum virtuellen privaten Netzwerk (VPN)
E-Health-Kartenterminal
Pflegesoftware
Vertrag mit einem KIM-Anbieter
Diese Unterlagen und Ausweise benötigen Sie für die Installation

Tipp

Sprechen Sie mit Ihrem IT-Dienstleister, um den Vorgang der Installation möglichst genau im Voraus abzuklären.

Wer finanziert die TI und was kostet die Telematikinfrastruktur?

Die gute Nachricht vorab: Versicherte, die die Telematikinfrastruktur nutzen möchten, müssen nicht mit zusätzlichen Kosten kalkulieren – denn die übernimmt die Krankenkasse.

Für stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen gilt das jedoch nicht. Jedoch hat der Gesetzgeber Möglichkeiten geschaffen, die die Kosten für die Anschaffung, den Anschluss und den Betrieb zumindest zum Teil bezuschusst werden können. So gibt es beispielsweise für die Anschaffung eines Konnektors einmalig 1.014 Euro, ein stationäre Kartenterminal wird mit einer Pauschale von 535 Euro pro Gerät bezuschusst und für die Betriebskosten wie Wartung und das Aufspielen notwendiger Updates können Einrichtungen pro Quartal 248 Euro bekommen.