Grundpflege bei Senioren: Eine umfassende Anleitung für Pflegefachkräfte und wertvolle Tipps für Angehörige

Inhaltsverzeichnis

Die Grundpflege umfasst grundlegende pflegerische Tätigkeiten, die für die physische und psychische Versorgung von Senioren und pflegebedürftigen Menschen unerlässlich sind. Sie bildet das Fundament der Pflegeversorgung und ist darauf ausgerichtet, die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Pflegekunden bestmöglich zu unterstützen und zu erhalten.

Unser Ziel ist es, Pflegefachkräfte und Angehörige gleichermaßen zu unterstützen, indem wir praxisnahe Tipps und Informationen bereitstellen, die den Arbeitsalltag erleichtern und eine bestmögliche Betreuung der Senioren gewährleisten. Denn eine einfühlsame und kompetente Grundpflege bildet das Herzstück einer fürsorglichen Pflegebeziehung und trägt maßgeblich dazu bei, dass unsere Senioren in Würde und Geborgenheit ihren Lebensabend genießen können.

Was ist Grundpflege und welche Bedeutung hat sie für Senioren?

Im Zentrum der Grundpflege stehen alltägliche Aktivitäten, die für ein selbstständiges Leben notwendig sind, aber aufgrund von Alter, Krankheit oder Beeinträchtigung nicht mehr vollständig alleine bewältigt werden können. Dazu gehören unter anderem die Körperpflege (Waschen, Duschen, Zahnpflege), die Mobilitätshilfe (An- und Auskleiden, Hilfe beim Aufstehen), die Ernährung (Hilfe bei der Nahrungsaufnahme) sowie die Ausscheidung (Toilettengänge, Inkontinenzversorgung).

Die Grundpflege spielt eine fundamentale Rolle im Pflegealltag, da sie dazu beiträgt, die Gesundheit zu erhalten, Komplikationen zu vermeiden und das Wohlbefinden der Pflegekunden zu fördern. Durch eine sorgfältige und einfühlsame Grundpflege werden auch soziale Kontakte und Lebensfreude gefördert, da sie den Pflegekunden das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Weiterhin kann die Behandlungspflege zum Erhalt der Selbstständigkeit der Senioren ergänzt werden.

Abgrenzung zu anderen Begriffen:

Die Grundpflege unterscheidet sich von anderen Pflegebegriffen wie der Langzeitpflege, die dauerhafte und kontinuierliche Betreuung und Pflege von älteren Menschen oder pflegebedürftigen Personen umfasst, und der Intensivpflege, die auf die Versorgung von schwerkranken oder schwerstpflegebedürftigen Personen mit spezialisierter medizinischer Versorgung fokussiert. Bei der 24-Stunden-Pflege leben die Pflegebedürftigen in ihrer häuslichen Umgebung und werden rund um die Uhr von Pflegekräften betreut, wobei die Grundpflege einen wesentlichen Bestandteil darstellt. Die Betreuungspflege hingegen beinhaltet neben pflegerischen Tätigkeiten auch soziale Betreuung und Aktivitäten zur Erhaltung der geistigen und emotionalen Gesundheit der Pflegekunden, während die Grundpflege primär auf die physische Versorgung und Körperpflege fokussiert ist.

Insgesamt spielt die Grundpflege eine essenzielle Rolle für das Wohlbefinden und die Lebensqualität von Senioren und pflegebedürftigen Menschen. Sie bildet die Basis für eine ganzheitliche und fürsorgliche Betreuung und ist unverzichtbar für ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben im Alter.

Grundpflege nach Pflegegraden

PflegegradDauer der Grundpflege pro Tag (ca.)Umfang der Grundpflege
Pflegegrad 1ca. 30 MinutenUnterstützung bei einzelnen Tätigkeiten der Grundpflege, geringer Hilfebedarf
Pflegegrad 2ca. 60 MinutenMehrfache Unterstützung bei den Tätigkeiten der Grundpflege, mäßiger Hilfebedarf
Pflegegrad 3ca. 90 MinutenRegelmäßige Unterstützung und teilweise Übernahme der Grundpflege, hoher Hilfebedarf
Pflegegrad 4ca. 120 MinutenÜbernahme der Grundpflege in vielen Bereichen, sehr hoher Hilfebedarf
Pflegegrad 5ca. 180 MinutenVollständige Übernahme der Grundpflege und intensivste Betreuung, extrem hoher Hilfebedarf

Was ist der Unterschied zwischen großer und kleiner Grundpflege?

Die Unterscheidung zwischen großer und kleiner Grundpflege bezieht sich auf den Umfang und die Intensität der pflegerischen Maßnahmen, die für den Pflegekunden erforderlich sind. Im Wesentlichen bezieht sich die Unterscheidung auf den Grad der Unterstützung und Versorgung, den der Pflegebedürftige benötigt. Die beiden Varianten können wie folgt abgegrenzt werden:

Kleine Grundpflege: 

Die kleine Grundpflege umfasst die Basispflege, die für Pflegebedürftige mit geringem Hilfebedarf ausreicht. Sie richtet sich in der Regel an Personen, die noch relativ selbstständig sind und nur in bestimmten Bereichen Unterstützung benötigen. Zu den typischen Maßnahmen der kleinen Grundpflege gehören:

  • Unterstützung bei der Körperpflege: Dies beinhaltet Hilfe beim Waschen, Duschen, Anziehen, Kämmen und ähnlichen Tätigkeiten.
  • Hilfe bei der Mobilität: Hierbei geht es um Unterstützung beim Aufstehen, Hinlegen, Gehen oder Bewegen im Rollstuhl.
  • Teilweise Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme: Pflegebedürftige in dieser Kategorie benötigen nur teilweise Hilfe beim Essen und Trinken.

Große Grundpflege: 

Die große Grundpflege ist umfangreicher und richtet sich an Pflegebedürftige, die einen höheren Hilfebedarf haben. Sie betrifft in der Regel Personen mit schwereren körperlichen Einschränkungen oder fortgeschrittenen Krankheitsbildern. Die Maßnahmen der großen Grundpflege können neben den oben genannten Punkten auch Folgendes umfassen:

  • Vollständige Unterstützung bei der Körperpflege: Pflegekräfte übernehmen hierbei die komplette Körperpflege des Pflegekunden.
  • Hilfe bei der Ausscheidung: Dies umfasst die Versorgung bei Inkontinenz als Krankheit und die Begleitung zur Toilette.
  • Unterstützung bei der Ernährung: Pflegekräfte füttern den Pflegekunden, wenn er nicht mehr selbstständig essen kann.
  • Prophylaktische Maßnahmen: Hierzu gehören gezielte Lagerungswechsel, um Druckgeschwüre zu vermeiden, sowie Bewegungsübungen, um Kontrakturen vorzubeugen.
  • Abgrenzung und Inhalte der beiden Varianten

Welche Arten von grundpflegerischen Tätigkeiten gibt es?

Die Durchführung der Grundpflege erfordert nicht nur fachliches Wissen, sondern auch Einfühlungsvermögen und Respekt gegenüber den Pflegekunden. Im Folgenden werden einige praktische Aspekte und Tipps für die Grundpflege in verschiedenen Situationen gegeben:

Art der GrundpflegeTipps und Empfehlungen
Körperpflege– Achten Sie auf die Privatsphäre des Pflegekunden und stellen Sie sicher, dass er sich während der Körperpflege wohl und respektiert fühlt.
 – Verwenden Sie warmes Wasser und pflegende Produkte, um die Haut des Pflegekunden zu schonen und Hautirritationen zu vermeiden.
 – Bei Bettlägerigkeit des Pflegekunden verwenden Sie geeignete Hilfsmittel wie Bettpfannen oder Waschschüsseln, um die Körperpflege im Bett durchzuführen.
Mobilitätshilfe– Gehen Sie behutsam auf die individuellen Bedürfnisse des Pflegekunden ein und unterstützen Sie ihn bei der Bewegung, ohne ihn zu überfordern.
 – Nutzen Sie Hilfsmittel wie Gehstützen, Rollatoren oder Schiebehilfen, um dem Pflegekunden mehr Sicherheit bei der Fortbewegung zu geben.
 – Beachten Sie ergonomische Aspekte, um Rückenbelastungen bei der Mobilitätshilfe zu reduzieren.
Ernährung– Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Mahlzeiten und gehen Sie auf die Vorlieben und Geschmacksvorlieben des Pflegekunden ein.
 – Falls der Pflegekunde Schwierigkeiten beim Schlucken hat, bieten Sie ihm pürierte oder flüssige Kost an und achten Sie darauf, dass er in aufrechter Position isst.
 – Führen Sie regelmäßige Trinkpausen durch, um eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sicherzustellen.
Ausscheidung– Bei Toilettengängen achten Sie darauf, dass der Pflegekunde ausreichend Zeit und Ruhe hat, um sich zu erleichtern.
 – Verwenden Sie bei der Inkontinenzversorgung hautschonende Pflegeprodukte und wechseln Sie die Inkontinenzmaterialien regelmäßig, um Hautirritationen zu vermeiden.
Lagerung und Betten– Achten Sie auf eine ergonomische Lagerung, um Druckgeschwüre zu verhindern. Wechseln Sie regelmäßig die Lagerung, wenn der Pflegekunde bettlägerig ist.
 – Führen Sie bei der Lagerung im Rollstuhl regelmäßig Positionswechsel durch, um Druckstellen zu vermeiden.
Prophylaktische Maßnahmen– Bieten Sie dem Pflegekunden regelmäßige Bewegungsübungen an, um Kontrakturen zu verhindern und die Mobilität zu erhalten.
 – Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um Stoffwechselstörungen und Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Strukturierter Ablauf und Qualitätsrichtlinien

  1. Bedarfsermittlung: Beginnen Sie mit einer umfassenden Bedarfsermittlung, um den individuellen Hilfebedarf des Pflegekunden festzustellen. Berücksichtigen Sie dabei seine persönlichen Wünsche und Gewohnheiten.
  2. Pflegeplanung: Basierend auf der Bedarfsermittlung erstellen Sie einen detaillierten Pflegeplan. Dieser beinhaltet die festgelegten grundpflegerischen Maßnahmen, ihre Häufigkeit und die dafür veranschlagte Zeit.
  3. Dokumentation: Halten Sie alle durchgeführten Grundpflege-Maßnahmen sorgfältig in der Pflegedokumentation fest. Eine genaue und vollständige Dokumentation ist wichtig, um die Qualität der Pflege zu gewährleisten und den Pflegeprozess zu evaluieren.
  4. Hygiene und Infektionsschutz: Achten Sie auf strikte Hygiene und Infektionsschutzmaßnahmen bei der Durchführung der Grundpflege, um die Gesundheit des Pflegekunden zu schützen.
  5. Kontinuität und Kommunikation: Sorgen Sie für eine kontinuierliche Versorgung und eine klare Kommunikation zwischen allen beteiligten Pflegekräften. Eine reibungslose Zusammenarbeit ist entscheidend, um einen strukturierten Ablauf sicherzustellen.
  6. Schulungen und Weiterbildungen: Stellen Sie sicher, dass alle Pflegekräfte regelmäßig an Schulungen und Weiterbildungen teilnehmen, um ihr Fachwissen zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu bleiben.
  7. Respekt und Würde: Behandeln Sie den Pflegekunden immer respektvoll und würdevoll. Achten Sie auf seine Privatsphäre und seine individuellen Bedürfnisse.
  8. Evaluation und Qualitätskontrolle: Regelmäßige Evaluation und Qualitätskontrollen sind wichtig, um die Wirksamkeit der Grundpflege zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
  9. Einbeziehung der Angehörigen: Beziehen Sie die Angehörigen des Pflegekunden in die Pflegeplanung mit ein und halten Sie sie über den Fortschritt auf dem Laufenden.

Ein strukturierter Ablauf und klare Qualitätsrichtlinien sind von entscheidender Bedeutung, um eine professionelle und hochwertige Grundpflege für Pflegekunden sicherzustellen. 

Welche Berufsgruppen dürfen Grundpflege durchführen?

  1. Pflegefachkräfte: Dazu gehören examinierte Altenpflegerinnen und Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und Kinderkrankenpfleger. Sie verfügen über eine umfassende Ausbildung und Qualifikation in der Pflege und sind in der Lage, alle grundpflegerischen Tätigkeiten kompetent auszuführen.
  2. Pflegehelferinnen und Pflegehelfer: Diese Berufsgruppe unterstützt die Pflegefachkräfte bei der Durchführung der Grundpflege. Sie haben eine verkürzte Ausbildung im Bereich der Pflege absolviert und sind befähigt, grundpflegerische Aufgaben unter Anleitung und Aufsicht von Pflegefachkräften zu übernehmen.
  3. Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten: In einigen Ländern oder Pflegeeinrichtungen gibt es speziell qualifizierte Pflegeassistentinnen und -assistenten, die ebenfalls grundpflegerische Tätigkeiten durchführen dürfen. Ihre Ausbildung und Befugnisse können je nach Land und Einrichtung variieren.

Zusammenfassung

Die Grundpflege ist ein essentieller Bestandteil der Versorgung von Pflegekunden und umfasst grundlegende pflegerische Maßnahmen, um ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern. Sie beinhaltet die Körperpflege, Mobilitätshilfe, Ernährung, Ausscheidung, Lagerung und Betten sowie prophylaktische Maßnahmen. Die Grundpflege wird je nach individuellem Pflegegrad und Hilfebedarf des Pflegekunden in einer großen oder kleinen Variante durchgeführt.