Assistenzsysteme für Senioren

Gehen Sie auf Nummer sicher
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Inhaltsverzeichnis

Assistenzsysteme für pflegebedürftige Senioren für mehr Sicherheit – alle Möglichkeiten und Vorteile, die die Verwendung moderner Technik bei der Seniorenpflege mit sich bringt.

Durch gute medizinische Versorgung und gesunde Ernährung werden Menschen heute immer älter. Doch mit steigendem Alter kann deren Lebenssituation ganz schnell schwierig werden. Vor allem, wenn langsam die Sehkraft nachlässt und sich die ersten körperlichen Gebrechen zeigen. Natürlich gibt es für ältere Menschen eine Reihe an Hilfsmitteln, Technologien und Assistenzsystemen, die diesen ermöglichen sollen, möglichst lange ein selbstständiges und unabhängiges Leben zuhause zu führen.

Doch irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem der alte Mensch aufgrund seiner sich ändernden Bedürfnisse und der dadurch bedingten teils schlechter werdenden Lebenssituation auf Unterstützung von Angehörigen, anderen Menschen, Pflegedienst und/oder Arzt angewiesen ist. Pflegebedürftigkeit heißt heute aber dank moderner Assistenzsysteme nicht mehr, sofort einen Platz in einer Senioreneinrichtung buchen zu müssen. Mithilfe solcher Systeme kann heute auch im Alter lange eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt werden.

Welchen Zweck haben Assistenzsysteme?

Assistenzsysteme sollen maßgeblich dazu beitragen, das Leben und den Alltag bzw. die Lebenssituation des pflegebedürftigen Seniors oder die Aufgaben der pflegenden Angehörigen zu erleichtern.

Wissenswert

Während in einer Senioreneinrichtung bereits alle Assistenzsysteme für die Pflege der Bewohner vorhanden sind, muss die Kostenübernahme von persönlichen Assistenzsystemen, wie zum Beispiel Hörgeräte, Gehhilfen und Co. erst bei der zuständigen Krankenkasse beantragt werden. Bis zur Genehmigung kann einige Zeit vergehen. Werden die Pflegehilfsmittel oder Assistenzsysteme im Rahmen einer Veränderung der Pflegebedürftigkeit sehr schnell benötigt, bleibt nur die Möglichkeit, die Diakonie um einen zeitnahen Termin zur Beurteilung der Pflegebedürftigkeit zu bitten. Alternativ können die Kosten für ein solches Assistenzsystem auch privat vorgestreckt werden, in der Hoffnung auf eine Rückerstattung seitens der Krankenkassen.

Assistenzsysteme für ältere Menschen: Was macht sie besonders?

Assistenzsysteme für Senioren sind speziell für diese Zielgruppe entwickelt. Deren Konzept wurde gezielt auf die Bedürfnisse des alten Menschen angepasst, was diesen Altersgruppen wieder mehr Aktivitäten erlaubt. Die verschiedenen Assistenzsysteme tragen hauptsächlich dazu bei, dass die Senioren wieder aktiv am Leben teilnehmen können. Sie müssen sich dann nicht mehr – aus ihrer Sicht – aus Scham wegen schlechter Gesundheit oder körperlicher Einschränkungen von der Gesellschaft zurückziehen.

Ein solches Assistenzsystem, dessen Wichtigkeit gerne unterschätzt wird, ist zum Beispiel das Hörgerät. Durch ein Hörgerät können Senioren wieder aktiv an Gesprächen teilnehmen, zuhören, mit anderen reden und lachen. Sie sehen sich selbst wieder als nützlicher und vollständiger Teil der Gesellschaft, wodurch sich auch eine positive Veränderung in deren geistiger Gesundheit zeigt. Menschen brauchen nun mal Ansprache, egal welchen Altersgruppen sie angehören.

Smartphones in der Seniorenbetreuung

Die Vorteile eines Smartphones für Senioren

Das Smartphone kann in der Seniorenbetreuung eine deutliche Unterstützung darstellen und den Alltag bzw. die Lebenssituation von Senioren ohne Mitbewohner oder Angehörige in direkter Wohnortnähe erleichtern. Mag das Smartphone anfangs nur wenigen älteren Menschen ein Begriff sein, werden sie nach einer kurzen Einweisung das Gerät sicher nicht mehr aus der Hand legen wollen. Sicher werden sie ihre Wünsche nach der einen oder anderen App äußern, um eine gewisse Unterhaltung genießen zu können.

Wie verbessert ein Senioren Smartphone die Lebenssituation des älteren Menschen?

Ist die Mobilität eines betagten Menschen eingeschränkt, traut er sich meist nicht mehr ohne Begleitung aus dem Haus, da er fürchtet zu stürzen. Verbringen alte Menschen jedoch ihre Zeit nur zu Hause, verlieren sie alle sozialen Kontakte. Aufgrund der fehlenden Gespräche und dem mangelnden Anschluss an die Gesellschaft baut auch die geistige Gesundheit der betreffenden Personen sehr schnell ab. Das Risiko an Demenz zu erkranken, steigt. Durch mangelnde Bewegung nimmt auch das Risiko deutlich zu, einen Schlaganfall zu erleiden.

Tipp

Das Altersbild hat sich in den letzten Jahren stark verändert, weswegen Senioren mit Smartphones in der heutigen Gesellschaft keine Seltenheit mehr sind. Die Geräte dienen hier aber nicht nur der Kommunikation, sondern können aufgrund des speziellen Konzepts eine deutliche Entlastung für die pflegenden Angehörigen darstellen. Senioren Handys wurden speziell für die Zielgruppe „alte Menschen“ entworfen, weshalb das Nutzerkonzept der Geräte deutlich einfacher und übersichtlicher aufgebaut wurde, als bei klassischen Smartphones. Die zielgruppenorientierte Gestaltung der Geräte wird durch eine Vielzahl sinnvoller Funktionen abgerundet, wie zum Beispiel GPS-Tracking, Notruftaste, Alarm beim Verlassen einer vorher festgelegten Sicherheitszone usw.

Bessere Pflege durch Entlastung der Angehörigen

Aktuell wird auch von staatlicher Seite eine neue Plattform entwickelt, die pflegende Angehörige mit allen wichtigen Fachinformationen rund um die Pflege auf Pflegeschulniveau versorgen soll. Gleichzeitig bietet die Webseite die Möglichkeit der Kommunikation mit Gleichgesinnten. Hier kann man sich mit Leidensgenossen austauschen, was für viele schon eine deutliche Erleichterung darstellen kann. Zusätzlich soll über die Webseite ein Coaching für die pflegenden Angehörigen per Telefon oder E-Mail angeboten werden. Das Angebot der Webseite wird abgerundet, indem dort diverse Pflegedienste ihre Dienstleistungen bewerben dürfen. Angebote, die pflegende Angehörige immer im Blick behalten sollten, denn besonders die Pflege eines alten Menschen, der die ersten Anzeichen von Demenz zeigt, kann sehr an die Substanz gehen.

Fazit: Wer sich tagtäglich um die Betreuung eines an Demenz erkrankten Senioren kümmert, kommt trotz guter Absichten früher oder später an seine physischen und psychischen Grenzen. Bevor es zu einer psychischen Erschöpfung oder gar zu Aggression gegenüber dem zu Pflegenden kommt, muss dringend für Entlastung gesorgt werden, wenn auch nur kurzfristig. Ein Beispiel für solch eine kurzfristige Entlastung wäre die Inanspruchnahme der Tagespflege bzw. Verhindertenpflege einer Senioreneinrichtung. Die Kosten für die Tagespflege bzw. Verhindertenpflege wird in der Regel unabhängig der tatsächlichen Pflegebedürftigkeit immer von den Krankenkassen übernommen. Alternativ kann auch nach einem Betreuungsangebot der Diakonie oder eines anderen sozialen Dienstes gesucht werden – Stichwort: Ambulante Pflege. Diese übernehmen die Pflegeaufgaben je nach Bedarf teilweise oder auch komplett. Bei manchen sozialen Diensten können die Pflegerinnen auch als Begleitung beim Einkaufen oder zum Arzttermin fungieren.

Assistenzsysteme in der Pflege: Was sind die neuesten Entwicklungen?

Während es im Krankenhaus oder dem Pflege- bzw. Altenheim den Patientennotrufknopf gibt, war bei der Pflege zuhause lange Zeit ein funktionierendes Netzwerk bestehend aus Familienmitgliedern, Hausarzt und Co. notwendig, um bei den Senioren nach dem Rechten zu sehen. Sehr schnell wurden neue Technologien und Assistenzsysteme entwickelt, die die Pflegenden von eben diesem Druck entlasten sollen. Dazu gehört zum Beispiel der Hausnotruf, der Notrufknopf auf dem Senioren Smartphone usw.

Derartige Systeme haben aber den großen Nachteil, dass sie bei einem Notfall aktiv betätigt werden müssen, was aufgrund der oft vorhandenen körperlichen Gebrechen von Senioren (z. B. Demenz, Gicht usw.) oder durch unfallbedingte Verletzungen nicht immer möglich ist.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Eine betagte Seniorin stürzt bei ihrer täglichen Morgentoilette im Bad und bricht sich dabei den Oberschenkelhalsknochen. Ihr Senioren Smartphone mit Notruftaste liegt aber noch im Schlafzimmer, da es zum Laden an die Steckdose angeschlossen ist. Was jetzt? Die alte Dame müsste in ihrem dünnen Nachthemd im kalten Bad bis 12.30 Uhr verletzt liegen bleiben, bis sie von Essen auf Rädern ihr Mittagessen geliefert bekommt.

Um solche oder ähnliche Szenarien zu vermeiden, beschäftigt sich das Fraunhofer Institut in Kooperation mit anderen Unternehmen damit, intelligentere Assistenzsysteme zu entwickeln. Assistenzsysteme, die den Bedürfnissen der heutigen und zukünftigen alten und/oder pflegebedürftigen Menschen gerecht werden sollen.

Mehr Sicherheit durch intelligente Assistenzsysteme

Konsequente Überwachung durch UWB-Sensoren

Die Basis dieses Assistenzsystems sind in den Wänden installierte UWB-Sensoren. Diese können den Aufenthaltsort des pflegebedürftigen Menschen in der Wohnung oder im Altenheim auf Abruf ermitteln und konstant dessen Vitaldaten (Herz- und Atemfrequenz) überwachen. Sollte etwas nicht stimmen, z. B. wenn der Senior nicht zur gewohnten Zeit aufsteht oder wenn seine Atemfrequenz plötzlich ungewöhnlich schnell wird, löst das Assistenzsystem sofort Alarm aus und sendet diesen an die Leitstelle. Diese versucht erst sich mit dem Senioren telefonisch in Verbindung zu setzen. Reagiert dieser nicht, wird jemand vor Ort geschickt.

Wissenswert

Die üblicherweise in den Wänden unsichtbar angebrachten UWB-Sensoren sind derart empfindlich bzw. leistungsfähig, dass sie die Position und/oder die Vitaldaten innerhalb eines Radius von acht Metern erfassen können.

Fazit: Sowohl bei Senioren, die keine Familienmitglieder in direkter Nähe haben, als auch bei Senioren in einer Senioreneinrichtung sind UWB-Sensoren sicherlich eine Bereicherung für die Pflege, da dieses Assistenzsystem einen großen Teil für den Erhalt der Gesundheit und die Sicherheit des alten Menschen beitragen kann.

Digitale Pflegedokumentation

Unabhängig davon, ob Pflegekräfte im Altenheim oder in der ambulanten Pflege tätig sind, müssen sie täglich einen großen Teil ihrer Arbeitszeit in die Pflegedokumentation investieren. Diese Zeit könnte sinnvoller für die pflegebedürftigen Senioren bzw. Kranken investiert werden. Dieser negative Aspekt der aktuellen Pflege soll mit dem Projekt DCJ (Daily-Care-Journal) behoben werden. Hier wird ein intelligentes und vor allem sinnvolles Assistenzsystem geschaffen, das auch bei der ambulanten Pflege eine digitale Pflegedokumentation ermöglichen soll. Das System ist so konzipiert, dass die Pflegedokumentation bequem in der Wohnung des zu betreuenden Senioren durchgeführt, bearbeitet und eingesehen werden kann. Die digitale Technik soll des Weiteren dabei helfen, den Prozess der Pflegedokumentation detaillierter und effizienter zu gestalten, um die Arbeit der Pflegekräfte zu erleichtern.

Welche Vorteile bietet eine elektronische bzw. digitale Pflegedokumentation?

  • Der Prozess der Pflegedokumentation wird beschleunigt.
  • Die Einführung einheitlicher Pflegestandards wird begünstigt.
  • Einfachere Auswertung der Dokumentation, um die tatsächliche Pflegebedürftigkeit und den damit verbundenen Aufwand zu überwachen.
  • Teilweise automatisierte Dateneingabe aufgrund intelligenterer Systeme.

Projekt „GEWOS“-Bewegungssessel: Anregung für Körper und Geist

Das Geheimnis eines langen Lebens, „Spaß am Leben, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung!“ Eben diesen Grundsätzen widmet sich das Projekt „GEWOS“. Innerhalb dieses Projekts wurden bereits einige Assistenzsysteme entwickelt, die maßgeblich zur Verbesserung der Pflegestandards beitragen sollen. Das Ziel war es, Systeme zu schaffen, die die pflegebedürftigen Senioren zu aktiver Bewegung motivieren sollen. Die Systeme sind dabei so konzipiert, dass sie neben der Bewegungsmotivation auch die gesundheitsrelevanten Parameter analysieren können.

Beispiel

Eines der Assistenzsysteme von GEWOS ist ein Sensor-Aktor-Sessel. Der Sessel soll den alten Menschen zu mehr Bewegung motivieren und bietet hierfür verschiedene Bewegungsspiele an. Diese sind speziell auf die Fähigkeiten der älteren Zielgruppe abgestimmt. Die Steuerung des Sessels erfolgt dabei ganz einfach und bequem über das TV-Gerät. Während der Spiele werden auf dem Fernseher eine Vielzahl an Bewegungstipps und Tipps zur gesunden Ernährung gegeben. Besonders vorteilhaft bei diesem Assistenzsystem ist die Möglichkeit für den Senioren, völlig selbstständig den Kontakt zu Freunden, Bekannten, zur Familie, oder zum Arzt aufzubauen.

Fazit: Hilfreiche Assistenzsysteme für pflegebedürftige Senioren

Der Bewegungssessel ist eine sinnvolle Investition, da er dem älteren Menschen eine aktive Gesundheitsförderung zuteil werden lässt.

Die genannten Beispiele sind nur ein kleiner Teil der digitalen Assistenzsysteme, die in naher Zukunft in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Unterhaltung den Alltag von pflegebedürftigen Senioren erleichtern wird. Wir sind gespannt, welche Innovationen noch dazu beitragen werden, dass das typische Gesellschaftsbild von älteren und pflegebedürftigen Menschen revolutioniert wird.