Hausnotruf: Funktion, Vorteile und Installation auf einen Blick

Hilfe auf Knopfdruck
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Wenn ein Mensch aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit pflegebedürftig wird oder im Alter auf fremde Hilfe angewiesen ist, fühlt er sich in vielen Alltagssituationen unsicher. Ist der Pflegebedürftige alleine zu Hause, steigt diese Angst. Der Hausnotruf gibt den Betroffenen wie auch Angehörigen ein sicheres Gefühl. Die Mitarbeiter der Hausnotrufzentrale helfen auf Knopfdruck weiter und alarmieren im Notfall den Rettungsdienst. Die Kosten und integrierten Leistungen variieren je nach Anbieter.

Steigendes Unfallrisiko im Alter

Viele Pflegebedürftige haben in der ambulanten Pflege keine 24-Stunden Betreuung. Je nach Pflegegrad und Einschränkung des Betroffenen sind die Pflegefachkräfte oder pflegenden Angehörigen nur wenige Stunden am Tag vor Ort.

Dies kann zu einem Problem werden, wenn der Senior oder der Patient chronisch krank ist und beispielsweise an Asthma oder Diabetes leidet: Atembeschwerden oder ein Zuckerschock können lebensbedrohlich werden. Mit steigendem Alter erhöht sich zudem das Risiko für plötzlich auftretende Erkrankungen, die den Pflegebedürftigen schnell in eine Notlage bringen. Hierzu zählen:

Die eingeschränkte Mobilität im Alter führt zudem zu zahlreichen Sturzunfällen. Gerade in der Nacht ist die Gefahr groß, dass ältere Menschen unbemerkt auf der Treppe stürzen oder aus dem Bett fallen. Viele Senioren sorgen sich, in solch einem Notfall nicht (mehr) handeln zu können: Oftmals sind die Pflegebedürftigen nicht in der Lage, eigenständig Hilfe zu rufen.

Um den Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und sie im Notfall schnellstmöglich medizinisch zu behandeln, gibt es den Hausnotruf. Mit diesem hat der Pflegebedürftige die Möglichkeit, mit nur einem Knopfdruck Hilfe zu rufen – und das rund um die Uhr.

Sturz, Atemnot, Bewegungseinschränkungen: Wie funktioniert der Hausnotruf?

Das Hausnotrufsystem besteht aus zwei Komponenten, die über Funk miteinander verbunden sind: die fest installierte Basisstation und der Funksender. Der Nutzer kann den Notrufsender entweder als Kette, Armband, Brosche oder am Gürtel tragen und hat ihn somit den ganzen Tag am Körper.

Oftmals ist der Sender auch in eine Sicherheitsuhr integriert und fällt somit im Alltag überhaupt nicht auf. Da der Funksender in der Regel sogar wasserabweisend ist, kann der Träger ihn unter der Dusche anbehalten. Das ist von Vorteil, denn vor allem in der rutschigen Badewanne passieren viele Unfälle.

Der Nutzer des Hausnotrufgeräts kann jederzeit, sowohl durch den Notrufknopf am Funksender wie auch mit der Basisstation einen Notruf absetzen. Dies ist möglich, da das System mit dem Telefonnetz verbunden ist. Der Betroffene stellt den Kontakt zur Hausnotrufzentrale durch die eingebaute Freisprechanlage über Funk her.

Hausnotrufsysteme werden von Wohlfahrtsverbänden und privaten Firmen angeboten. Am bekanntesten sind die Hausnotrufgeräte der gemeinnützigen Vereine Johanniter, Malteser, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Arbeiter-Samariterbund. Als Grundleistungen sind beim Hausnotruf meistens enthalten:

  • Bereitstellung und Installation eines Gerätes
  • Einweisung in die Bedienung etwa einer Sicherheitsuhr
  • Bearbeitung aller Notfallanrufe
  • Kostenfreie Wartung und Akkuwechsel
  • Austausch bei Defekt
  • Hilfe bei der Antragstellung zur Kostenübernahme bei der Pflegekasse

Die Möglichkeit zur Installation eines Hausnotrufs sind somit vielseitig.

Hausnotruf: Schnelle Hilfe in einem Notfall

Stürzt der Betroffene oder klagt plötzlich über Atemnot, kann er über einen Knopfdruck am Notrufsender Hilfe kontaktieren. Dank des leistungsstarken Lautsprechers und Mikrofons kann die Person auch durch Wände eine Sprechverbindung zu den Mitarbeitern der Notrufzentrale aufbauen.

An den geschulten Mitarbeitern liegt es dann, herauszufinden, wie ernst die Lage ist. Durch ein Gespräch mit dem Patienten versucht die Hausnotrufzentrale, diesen nicht nur zu beruhigen, sondern auch Informationen zum gesundheitlichen Zustand zu erhalten. So kann der Mitarbeiter der Notrufzentrale leichter entscheiden, ob ein Rettungsdienst gerufen oder nur der Bereitschaftsdienst des Pflegedienstes kontaktiert werden muss.

Durch die hohe Funkreichweite des Hausnotrufsystems von 50 bis 70 Meter kann sich ein Unfall oder ein Sturz sogar im eigenen Garten ereignen. Wenn der Mitarbeiter der Notrufzentrale keine Sprechverbindung zu dem Betroffenen aufbauen kann, alarmiert dieser sofort den Rettungsdienst. So kann auch bei Bewusstlosigkeit schnellstmöglich gehandelt werden.

Generell läuft ein Notruf über das Hausnotrufsystem folgendermaßen ab:

  • Der Träger des Hausnotrufsystems drückt in einem Notfall den Knopf bzw. die Notruftaste
  • Durch den Knopfdruck wird die Basisstation angefunkt
  • Der Notruf geht in der Hausnotrufzentrale ein
  • Der Mitarbeiter der Zentrale nimmt Sprechverbindung zum Betroffenen auf
  • Je nach Situation informiert der Mitarbeiter dann einen Angehörigen, eine Pflegefachkraft, den Bereitschaftsdienst oder den Rettungsdienst

In den meisten Fällen setzt der Betroffene im Notfall den Notruf durch einen Knopfdruck an seinem Funksender ab. Inzwischen bieten die Hausnotrufdienste wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) aber auch andere Auslöser neben den Handsendern an. So zum Beispiel Bewegungsmelder, Fallsensoren oder Rauchmelder.

Wie funktioniert die richtige Installation des Hausnotrufsystems?

Die Installation des Notrufsystems ist meistens schnell erledigt und kann auch von den Angehörigen durchgeführt werden. Für die Inbetriebnahme muss das Basisgerät zunächst durch eine Steckdose mit der Stromversorgung verknüpft und anschließend mit dem Telefonanschluss verbunden werden. Ist in der Wohnung oder im Haus kein Telefon vorhanden, ist der Anschluss auch über das Mobilfunknetz möglich. Diese Variante kostet bei den meisten Anbietern extra.

Wenn das System erfolgreich eingerichtet ist, macht der Installateur des Anbieters meist einen Probenotruf und setzt sich mit der Notrufzentrale in Verbindung. Tut er dies nicht, sollten die Angehörigen oder der Pflegedienst diese Aufgabe übernehmen. So kann sichergestellt werden, dass die Geräte auch im Notfall einwandfrei funktionieren.

Zudem ist es wichtig im Zuge der Einrichtung des Notrufsystems, die Notrufzentrale über alle wichtigen Informationen zu vorliegenden Erkrankungen des Patienten sowie über seine Medikamentenplan in Kenntnis zu setzen. Auch alle wichtigen Telefonnummern der Angehörigen sollten in der Notrufzentrale hinterlegt sein.

Im gleichen Zuge ist es sinnvoll, den Mitarbeitern in der Hausnotrufzentrale eine Reihenfolge mitzuteilen, in der sie die Angehörigen alarmieren sollen. Zum Beispiel kontaktieren sie zuerst den Sohn, dann die Enkelin und dann den Hausarzt. Auch bei einem Wechsel des Pflegediensts oder des Hausarztes sollte die Notrufzentrale informiert werden.

Wie hoch sind die Kosten für das Hausnotrufsystem?

Die Kosten für den Hausnotruf variieren je nach Anbieter und den enthaltenden Diensten. Die einmalige Anschlussgebühr des Systems beträgt zwischen 10 bis 60 Euro. Hat der Betroffene einen Pflegegrad, bezuschusst die Pflegekasse die Anschaffung eines Hausnotrufsystems mit einer Zahlung von 10,49 Euro. Manche Anbieter, wie zum Beispiel das DRK, verlangen keine Anschlussgebühren oder erlassen sie bei einer Laufzeit von mindestens einem Jahr.

Nach der erfolgreichen Installation zahlt der Nutzer für den Hausnotrufdienst eine monatliche Nutzungsgebühr. Diese beträgt in der Basisvariante bei den meisten Anbietern etwa 25 Euro. Diese Summe wird von der Pflegekasse erstattet, wenn bei dem Betroffenen ein Pflegegrad vorliegt.

Hat der Nutzer des Hausnotrufs keinen Pflegegrad, muss er die Kosten für die Anschlussgebühr wie auch die monatliche Nutzungsgebühr selbst tragen. Bei dem DRK wie auch bei anderen Anbietern sind alle Notrufe inklusive. Andere Hausnotrufsysteme gewähren nur einen kostenlosen Anruf pro Monat. Jeder weitere Anruf kostet extra. Auch die Gebühren für alle zusätzlichen Leistungen und Dienste, wie Schlüsselaufbewahrung oder Bewegungsmelder, die man bei verschiedenen Anbietern hinzu buchen kann, muss der Nutzer selbst zahlen.

Hausnotruf Plus: Zusatzleistungen für mehr Sicherheit

Vielen Senioren reicht der Basistarif der Hausnotrufanbieter oft schon aus. Jedoch gibt es zusätzliche Leistungen, die individuell hinzu gebucht werden können, um den individuellen Sicherheitsbedürfnissen gerecht zu werden. Dies sind zum Beispiel:

  • Hinterlegung des Haus- oder Wohnungsschlüssels
  • Schlüsselkasten mit digitalem Schloss
  • Melder für Rauchentwicklung wie auch Gas- und Wasseraustritt
  • Sturzmelder oder Fallsensoren
  • Mobiler Notruf über Seniorenhandy
  • Tägliche Überprüfung durch „Mir-geht-es-gut-Taste“ oder Kontaktmatten

Der Wohnungsschlüssel kann sowohl bei einem Nachbarn, dem ambulanten Pflegedienst wie auch bei einem Bekannten hinterlegt werden. Wichtig ist nur, dass die Zentrale bei Änderungen sofort informiert wird. So kann der Rettungsdienst in einem Notfall schneller in die Wohnung gelangen und den Betroffenen medizinisch versorgen.

Auch ein Schlüsselkasten, der im besten Fall direkt neben der Wohnungstür hängt, erleichtert die Arbeit. Der Code für das digitale Schloss hinterlegt der Betroffene bei der Hausnotrufzentrale, die diesen der alarmierten Person bei einem Notfall mitteilt. Durch das richtige Deponieren des Schlüssels vermeidet der Nutzer zudem hohe Kosten für das Aufbrechen der Wohnungstür.

Bei der täglichen Überprüfung durch das Hausnotrufsystem meldet sich der Träger des Senders jeden Tag zu einem festgelegten Zeitpunkt per Knopfdruck. So signalisiert er der Zentrale, dass alles in Ordnung ist. Falls dieses Signal nicht erfolgt, erkundigen sich die Mitarbeiter der Zentrale bei dem Betroffenen nach seinem gesundheitlichen Zustand. Ist die Kontaktaufnahme nicht möglich, verständigen die Mitarbeiter den Rettungsdienst. Auch Kontaktmatten und Sturzmelder am Gürtel des Seniors helfen den Mitarbeitern dabei, Notlagen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Was sind die Vorteile durch den Hausnotruf?

Durch das Hausnotrufsystem fühlen sich Senioren in ihren eigenen vier Wänden sicher, auch wenn sie alleine sind. Oftmals ist es für viele ältere Personen eine Hürde, in einem Notfall direkt den Rettungsdienst, die Pflegekraft des Bereitschaftsdiensts oder die Angehörigen anzurufen. Durch den Hausnotruf und die Mitarbeiter in der Notrufzentrale wird ihnen diese Unsicherheit ein Stück weit genommen.

Notwendige Hilfe leisten

Das Hausnotrufsystem ist eine wichtige Hilfe bei Notlagen und Unfällen, die Pflegebedürftigen und älteren Personen im eigenen Zuhause zustoßen können. Durch den Hausnotruf kann der Rettungsdienst im Ernstfall schnelle Hilfe leisten und medizinische Komplikationen vorbeugen. Dies wirkt sich auch auf die Pflegebedürftigkeit des Seniors aus, die so verlangsamt werden kann.

Durch den Hausnotruf haben ältere Menschen die Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen, ohne, dass direkt der Notarzt kommt. Die Mitarbeiter in der Zentrale wägen vorher ab, ob es sich überhaupt um einen medizinischen Notfall handelt. In vielen Situationen, beispielsweise bei der richtigen Medikamentengabe oder dem Aufhelfen nach einem Sturz, kann auch eine Pflegefachkraft, ein Nachbar oder ein Angehöriger den Betroffenen unterstützen. Medizinisches Eingreifen ist demnach nicht immer notwendig, sodass durch den Hausnotruf unnötige Rettungseinsätze vermieden werden können.

Emotionale Entlastung für die Angehörigen

Das System stellt auch für die Angehörigen eine psychische Entlastung dar. Durch den Hausnotruf wissen sie, dass der Pflegebedürftige auch dann versorgt wird, wenn sie selbst oder die Mitarbeiter des Pflegediensts nicht zur Stelle sein können. Hierfür sorgt vor allem die tägliche Überprüfung durch die „Mir-geht-es-gut-Taste“.

Doch auch bei auftretenden Gefahren wie plötzlicher Rauchentwicklung, Gas- oder Wasseraustritt melden sich die Mitarbeiter aus der Notrufzentrale bei dem Träger des Funksensors und verständigen im Ernstfall den Notdienst. So fühlen sich sowohl die Pflegebedürftigen selbst als auch die Angehörigen sicher(er).