Häusliche Pflege bei Demenz: Lebensqualität in den eigenen vier Wänden

Eine Seniorin und eine erwachsene, ältere Frau stehen gemeinsam in einem Wohnzimmer. Die Seniorin trägt ein tiefblaues Langarmshirt. Die Frau rechts neben ihr einen senfgelben Pullover. Beide tragen an ihrem rechten Handgelenk eine goldene Armbanduhr. Die Frau hat den Arm liebevoll um die Seniorin gelegt und lehnt ihren Kopf an den der Seniorin. Beide lächeln in die Kamera. Im Hintergrund ist eine gemütliche Einrichtung bestehend aus einem Spiegel, einem Sofa mit Blumenmuster, ein Wandbild, einem weißen Beistelltisch und einer Beistelllampe zu sehen. Auf dem Fenstersims links neben der Seniorin steht eine schöne Vase mit Blumenmuster, in der ein Strauß rosa Gebera steht. Weitere Blumenvasen sind hinter der Seniorin auf dem Fenstersims zu sehen.
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Inhaltsverzeichnis

Die richtige Pflege bei Demenz ist eine komplexe Herausforderung: Denn das besondere Krankheitsbild, das oft erst im Alter auftritt, kann sich je nach Art und Stadium der Erkrankung sehr unterschiedlich äußern. Mit dem Fortschreiten der Demenz treten dabei immer mehr Einschränkungen auf, die jeweils gezielte Unterstützung erfordern. Dennoch wird die überwiegende Mehrheit der Demenzkranken zu Hause von Angehörigen oder ambulanten Pflegekräften versorgt. 

In diesem Beitrag erfahren Sie, was es bei der Entscheidung für die häusliche Pflege von Menschen mit Demenz zu beachten gibt und wie Betroffene und pflegende Angehörige die nötige Unterstützung erhalten.

Bereuung bei Demenz: Heim oder häusliche Pflege?

Mit der Diagnose einer Demenz stellt sich Betroffenen und Angehörigen unweigerlich die Frage: Wie soll es weitergehen? Aus der Perspektive der Demenzkranken ist die Pflege im eigenen Zuhause meist die angenehmste Lösung: Denn die vertraute Umgebung bietet angesichts der Verunsicherung durch die Krankheit Sicherheit im Alltag. Laut einer aktuellen Studie der Universität Köln stufen Demenzpatienten, die zu Hause wohnen, die eigene Lebensqualität im Vergleich zu Betroffenen im Pflegeheim nicht nur höher ein – auch Begleiterkrankungen wie Depressionen scheinen seltener aufzutreten.

Auf der anderen Seite kann die Pflege demenzerkrankter Patienten gerade für Angehörige eine starke Belastung darstellen. So erfordert bereits die Kommunikation mit Demenzpatienten im fortschreitendem Verlauf der Krankheit besondere Techniken und jede Menge Einfühlungsvermögen. 

Und auch andere Pflegemaßnahmen wie die tägliche Körperpflege von Demenzpatienten oder auch die Ernährung von dementen Menschen können mitunter zur ungeahnten Kraftprobe werden. Angehörige von Demenzkranken sollten die Entscheidung für die Übernahme der häuslichen Pflege deshalb mit realistischem Blick abwägen – sich nicht davor scheuen, auf professionelle Hilfe durch zusätzliche Pflegeangebote zu setzten.

Wichtig

Bei der Entscheidung über das passende Pflege- und Wohnkonzept für Menschen mit Demenz sollten in jedem Fall alle Perspektiven miteinbezogen werden: Neben der persönlichen Situation der Angehörigen und der Meinung der Pflegebedürftigen sind dabei auch die Einschätzung des behandelnden Arztes und der beteiligten Pflegenden essenziell. Diese können die Bedarfe der Demenzpatienten genau einschätzen – und wertvolle Hinweise zu regional verfügbaren Hilfsangeboten geben, um die Betreuung unterstützen.

Der Umzug in ein Pflegeheim ist bei den meisten Demenzpatienten aus medizinischer Sicht in späten Stadien der Erkrankung mit hohem Pflegegrad unausweichlich. Bevor es soweit kommt, lässt sich die Betreuung von Menschen mit Demenz aber oft gut über die häusliche Pflege organisieren.

Selbstbestimmtes Wohnen: Wenn Demenzkranke allein leben

Die Diagnose einer Demenz ist für viele Betroffene ein einschneidendes Erlebnis. Aus der scheinbar harmlosen Vergesslichkeit wird mit einem Mal eine ernsthafte und irreversible Erkrankung. Gerade in frühen Stadien fällt es den meisten Demenzpatienten schwer, die Krankheit als solche zu akzeptieren und Hilfe anzunehmen. Denn die kognitive Einschränkung ist für die erkrankten Personen selbst meist weniger deutlich spürbar als für ihr Umfeld. In der Praxis steht der Wunsch der Betroffenen nach einer selbstständigen Lebensführung deshalb oft den berechtigten Bedenken der Angehörigen gegenüber.

Können Menschen mit Demenz allein zu Hause leben?

Tatsächlich besitzen Demenzpatienten mit niedrigem Pflegegrad häufig noch die meisten erforderlichen Fähigkeiten, um die Herausforderungen des Alltags selbst zu bewältigen. Vor allem langjährig eingeübte Routinen in der gewohnten Umgebung der eigenen vier Wände vermitteln den Betroffenen dabei Sicherheit und repräsentieren ein Stück der eigenen Identität. 

Doch es gibt auch Schattenseiten: Denn die alleinlebenden Demenzpatienten entwickeln häufig ein unerwartetes Talent, um Probleme und Defizite im alltäglichen Leben zu verschleiern – auch dann, wenn sich der Gesundheitszustand rapide verschlechtert. Ein engmaschiges soziales Netz sowie gezielt eingesetzte Hilfen sind deshalb der Schlüssel, um die Selbstbestimmung und Lebensqualität von Menschen mit Demenz möglichst lange zu erhalten.

Hilfe zur Selbsthilfe: Ambulante häusliche Pflege und weitere Unterstützung für Demenzkranke

Um das Gleichgewicht zwischen der Selbstständigkeit der Betroffenen und der Vermeidung ernstzunehmender Gefahren zu wahren, können Angehörige und Pflegende auf verschiedene Weise Unterstützung leisten. So lässt sich zum Beispiel mit den folgenden Vorsichtsmaßnahmen und Strategien ein sicherer Rahmen aufbauen, in dem die Demenzpatienten so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen können:

ambulante Pflegekräfte frühzeitig einbinden (z. B. als ambulante Unterstützung bei der Haushaltsführung)
regelmäßige Tages- oder Wochenstruktur für soziale Kontakte einrichten
Unterstützung bei wichtigen Tätigkeiten etablieren (z. B. mit „Essen auf Rädern“) 
Stolperfallen und Gefahrenquellen in der Wohnung minimieren (z. B. durch Herdsicherung, Entfernung von Putzmitteln)
Orientierungshilfen in den Wohnräumen anbrigen (z. B. Beschriftung an Schränken anbringen)
soziale Anbindung durch Hilfsangebote in regelmäßigem Rhythmus stärken (z. B. mit Seniorengruppen, aktivierenden Angeboten der Tagespflege)
weiteres Umfeld informieren (z. B. Nachbarn oder Personal in häufig besuchten Geschäften)
rechtzeitig Vorsorge treffen (z. B. durch Vollmachten und Patientenverfügung)

Tipp

Auch wenn die Hilfe gut gemeint ist, fühlen sich viele Demenzkranke durch die obengenannten Unterstützungsangebote in ihrer Autonomie bedroht. In diesen Fällen ist vor allem Einfühlungsvermögen bei der Kommunikation gefragt: Oft kann es hilfreich sein, im Gespräch weniger auf die auszugleichenden Defizite und Probleme einzugehen – und stattdessen das Recht der Betroffenen auf Unterstützung zu betonen. 

Bei aller Vorsicht sollten sowohl pflegende Angehörige als auch professionelle Pflegekräfte jedoch respektieren, dass sich nicht alle Risiken vermeiden lassen. Dennoch gilt es, sensibel abzuwägen, inwiefern die Demenzkranken ihren Alltag noch ohne dauerhafte größere Hilfe bewältigen können – und wann der Zeitpunkt für weitere Schritte gekommen ist.

Dauerhafte Pflege zu Hause: Entlastung für pflegende Angehörige

Ist ein selbstständiges Leben nicht mehr ohne Weiteres möglich, fällt die häusliche Pflege der Demenzpatienten meist den Angehörigen zu. Auf den ersten Blick scheint die Bereuung durch Verwandte oder andere vertraute Bezugspersonen für die Demenzkranken oft angenehmer als ein Pflegedienst.

Doch das ist nicht immer der Fall – denn die professionelle Demenzbetreuung erfordert nicht nur persönliches Verständnis und Einfühlungsvermögen, sondern auch fachliche Kompetenz. Besonders in fortgeschrittenen Stadien der Demenz kann der Umgang mit den geliebten Menschen auch für die Angehörigen zur einer großen Herausforderung werden: sowohl wegen der steigenden Anzahl an Bedarfen als auch durch charakterliche Veränderungen, die sich bei manchen Pflegebedürftigen mit der Zeit bemerkbar machen. 

Um einer schleichenden Überforderung vorzubeugen und auch die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen, sollten auch pflegende Angehörige deshalb frühzeitig auf professionelle Unterstützung setzen. 

Je nach Pflegegrad und Ausprägung der Demenzerkrankung sind zum Beispiel folgende Angebote möglich, die in vielen Fällen auch von den Pflegekassen übernommen oder bezuschusst werden:

stundenweise Hilfe durch ambulante Pflegedienste (z. B. bei der Körperpflege oder Medikamentengabe)
Überbrückungsleistungen der Kurzzeitpflege (auch bei Krankheit oder Urlaub der Pflegenden)
ergänzende Betreuungs-Angebote und Tagespflege
Unterstützung durch Fachkräfte für die Nachtpflege
ehrenamtliche Helfer für Demenzpatienten aus regionalen Organisationen (z. B. der freien Wohlfahrtspflege)
gemeinsame Aktivitäten mit dem Erkrankten in Gruppenangeboten
Gesprächsgruppen für den Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen

Hinweis

Wie die Demenzerkrankten selbst scheuen sich auch pflegende Angehhörige in vielen Fällen, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Besonders Pflegekräfte im ambulanten Dienst haben hier oft mehr Einfluss als vermutet – und können bei den Betroffenen mit etwas Zuspruch oder der Vermittlung passender Ansprechpartner wichtige Denkanstöße geben.

Bei der Suche nach regional verfügbaren Hilfsangeboten können außerdem private und staatliche Beratungsstellen unterstützen. Diese leisten nicht nur Hilfe bei der Vermittlung geeigneter Pflegedienste oder Angebote aus der Demenzbetreuung, sondern können auch in rechtlichen oder finanziellen Fragen Rat geben. 

Fazit: Häusliche Pflege bei Demenz – Unterstützung ist das A und O

Das eigene häusliche Umfeld ist für Menschen mit Demenzerkrankung meist ein essenzieller Bestandteil der eigenen Identität. Im Gegensatz zur Pflege im Heim bieten die eigenen vier Wände den Erkrankten die Möglichkeit, das Selbstwertgefühl durch das Einbringen der eigenen Fähigkeiten zu stärken. 

Je nach individueller Ausprägung der Demenz und Höhe des Pflegegrads sind im Alltag in den eigenen vier Wänden jedoch spezifische Hilfen erforderlich. Besonders die Unterstützung durch professionelle Pflegekräfte ist dabei nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für pflegende Angehörige ein wertvoller Beitrag, der die Lebensqualität beider Parteien erheblich steigern kann. 

Häufig gestellte Fragen zur häuslichen Pflege bei Demenz

Können Demenzkranke allein zu Hause leben?

Vor allem in frühen Stadien der Erkrankung kommen viele Betroffenen noch ohne ganztägige Demenzbetreuung aus. Eine ambulante Betreuung und gezielte Pflege, zum Beispiel für einige Stunden pro Woche, ist jedoch auch in dieser Situation ratsam.

Welche Hilfen gibt es für pflegende Angehörige von Demenzkranken?

Betreuende Angehörige haben gegenüber den Pflegekassen Anspruch auf verschiedene Leistungen, zum Beispiel Zuschüsse zur Kurzzeitpflege oder Angebote in der Tagesbetreuung. Beratungsstellen bieten außerdem oft Gesprächsangebote oder vermitteln ehrenamtliche Helfer.