Diabetes Typ 1: Entstehung und Behandlungsmöglichkeiten für Patienten

Ursachen, Symptome und Therapie
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Inhaltsverzeichnis

Diabetes mellitus Typ 1 wird umgangssprachlich auch als Jugend-Diabetes bezeichnet, da die Erkrankung bereits bei Kindern, im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter das erste Mal auftreten kann. Anders als bei Diabetes Typ 2 ist die Ursache keine Insulintoleranz und eine darauffolgende Ermüdung der Bauchspeicheldrüse, sondern dass die körpereigenen Antikörper die für die Insulinproduktion zuständigen Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstören. Dadurch entsteht ein Insulinmangel, was zu einem rasanten Ansteigen des Blutzuckerspiegels im Blut führt.

Warum das körpereigene Immunsystem die Betazellen angreift konnte bis jetzt noch nicht wissenschaftlich belegt werden. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass die Genetik des Einzelnen einer der Hauptgründe dafür ist.

Welche Auslöser gibt es für das Entstehen von Diabetes mellitus Typ 1?

Wissenschaftler konnten bereits einige Gene identifizieren, deren krankhafte Veränderung das Entstehen von Diabetes Typ 1 begünstigen soll. Das Risiko einer Vererbung besteht bei Diabetes Typ 1 selten. Es steht auch die Vermutung im Raum, dass es eine Reihe verschiedener äußerer Faktoren (wie z. B. Giftstoffe, zu kurze Stillzeit usw.) geben soll, denen eine Beteiligung an der Entstehung von Diabetes Typ 1 nachgesagt wird. Jedoch gibt es für diese Vermutung noch keine eindeutig belegbaren wissenschaftlichen Beweise. Einige Forscher gehen davon aus, dass Infektionskrankheiten, wie z. B. Röteln, Masern und Mumps, ebenfalls für die Entstehung von Diabetes mit verantwortlich sein können, dass das eigene Immunsystem „versehentlich“ die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift.

Wissenswert

Diabetes Typ 1 tritt auch oft in Verbindung mit anderen Autoimmunerkrankungen (z. B. Hashimoto, Typ-A-Gastritis, Morbus Addison, Zölikalie usw.) auf. 

Die Behandlung von Senioren mit Diabetes Typ 1

Unabhängig, ob Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2, die Krankheitssymptome sind identisch.

Bei der Behandlung von Diabetes Typ 1 ist es für den Patienten äußerst wichtig, dass er seine Erkrankung versteht. Er muss wissen, welche Besonderheiten zu beachten sind. Das heißt, auch wenn der Senior in jungen Jahren bei der Erstdiagnose bereits eine Diabetes-Schulung besucht hat, sollte eine derartige Schulung in regelmäßigen Abständen besucht werden. Zum einen, weil sich die Wissenschaft weiterentwickelt hat und es neue Möglichkeiten zur Behandlung von Diabetes gibt, zum anderen, weil sich die psychischen und kognitiven Fähigkeiten im Alter verändern. Senioren können sich bei derartigen Schulungen gut über aktuelle Neuerungen informieren und durch neue Hilfsmittel und medizinische Geräte deutlich an Lebensqualität gewinnen. Zudem haben Diabetes Patienten bei derartigen Schulungen die Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen, da sie hier unter Gleichgesinnten sind.

Auch Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 können mithilfe einer konventionellen oder intensivierten Therapie behandelt werden. Beide Therapien haben jeweils Vor- und Nachteile. Näheres können Sie zu diesem Thema unter Diabetes Typ 1 Behandlungsmöglichkeiten nachlesen. (Verlinken per Anker)

Diabetes Typ 1: Wie sieht der Krankheitsverlauf aus?

Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die die lebenslange externe Zufuhr von Insulin verlangt.  Auch wenn es in den letzten Jahren deutliche Fortschritte in der Diabetes-Behandlung gegeben hat, ist die Lebenserwartung von Diabetes-Typ 1-Patienten dennoch deutlich reduziert.

Betreuung von Diabetes-Patienten: Das ketoazidotische Koma

Wer sich um die Betreuung von an Diabetes-Typ 1 erkrankte Menschen kümmert, sollte die Symptome des ketoazidotischen Komas genau kennen, um im Ernstfall richtig reagieren zu können.

Was passiert beim ketoazidotischen Koma?

Das ketoazidotische Koma (schwere Komplikation durch Insulinmangel) ist für Ärzte eines der Warnzeichen, die darauf schließen lassen, dass ein Patient an Diabetes Typ 1 erkrankt ist. Für den Betroffenen ist das ketoazidotische Koma eines der Diabetes-Anzeichen, die ernste Komplikationen nach sich ziehen können. Der absolute Insulinmangel von Diabetes Typ 1 sorgt dafür, dass den Körperzellen die notwendige Energie fehlt. Um den Energiemangel auszugleichen, werden Muskelproteine und Fettgewebe abgebaut. Dadurch kommt es zum Entstehen von sogenannten Ketonkörpern (saure Abfallprodukte). Diese sorgen wiederum für eine Reduzierung des pH-Werts, wodurch es zu einer Azidose (Übersäuerung des Blutes) kommt. Der Körper versucht das Zuviel an Säure als Kohlendioxid über die Lunge abzuatmen.

Wissenswert

Eine sehr tiefe, sogenannte Kussmaulatmung ist typisch für ein anstehendes ketoazidotisches Koma. Dabei riecht der Atem des Diabetes-Patienten nach Aceton (Nagellackentferner) oder Essig.

Durch das fehlende Insulin erhöht sich der Blutzuckerwert im Blut rasant. Der Körper versucht die überschüssige Glukose über eine zunehmende Urinausscheidung loszuwerden. Das sorgt für eine sogenannte Polyurie, wodurch die Blutsalzkonzentration zunimmt und sich die ersten Symptome einer „Austrocknung“ zeigen. Der Patient hat ein extremes Durstgefühl, das sich selbst nach einer großen Flüssigkeitszufuhr kaum stillen lässt. Mögliche Folgen des ketoazidotischen Komas können nicht nur Herzrhythmusstörungen, sondern auch der Verlust des Bewusstseins sein.

Welche Folgeerkrankungen können bei Diabetes Typ 1 auftreten?

Bei Diabetes Typ 1 kommt es in der Regel schneller zum Auftreten von Folgeerkrankungen, wenn der Blutzuckerspiegel des Patienten schlecht eingestellt ist. In so einem Fall kann zum Beispiel eine diabetische Angiopathie (Gefäßschädigung) auftreten. Vor allem Gefäßschäden an den Nieren sind typisch für Diabetes Typ 1 Betroffene (diabetische Nephropathie). Zudem kann der hohe Glucosespiegel für eine diabetische Retinopathie sorgen (Gefäßschäden in der Netzhaut). Weitere mögliche durch Diabetes ausgelöste Folgeerkrankungen sind:

Wie wird Blutzucker richtig gemessen?

Unabhängig von welcher Diabetes-Form Senioren betroffen sind, regelmäßiges Blutzuckermessen ist Pflicht. Hierfür sticht sich der Patient mit einer feinen Lanze in den Finger. Das austretende Blut wird auf einen Teststreifen getropft. Dieser wird anschließend sofort in ein Blutzuckermessgerät eingeführt.

Tipp

Für die Gewinnung von Blut sollte nicht direkt in die Fingerspitze, sondern seitlich gestochen werden. Dort sitzen die Blutgefäße dichter und das Stechen tut nicht so weh.

Blutzucker messen: Unsere Tricks und Tipps

  • Jede Lanze darf nur einmal verwendet werden, um Infektionen zu vermeiden.
  • Vor dem Messen des Blutzuckers sollten die Hände mit warmem Wasser gereinigt werden.
  • Die Hände sollten beim Blutzuckermessen trocken sein, um zu verhindern, dass das Blut verdünnt und die Blutzuckerwerte verfälscht werden.
  • Die Einstichstelle sollte regelmäßig gewechselt werden.
  • Für die Blutgewinnung sollte der Finger nicht zu fest zusammengepresst werden, um das Blut nicht mit Gewebewasser zu verdünnen und den Blutzuckerwert zu verfälschen.
  • Die Teststreifen des Blutzuckermessgeräts sollten immer in einer verschlossenen Verpackung aufbewahrt werden. Des Weiteren sollten sie auf keinen Fall starken Temperaturunterschieden oder einer hohen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt werden.
  • Man darf auf keinen Fall vergessen, auf das Verfallsdatum zu achten. Wurde eine Packung Teststreifen angebrochen, muss diese innerhalb von sechs Monaten aufgebraucht werden.

Wissenswert

Wann und wie oft der Blutzuckerwert gemessen werden muss, gibt der Arzt genau vor. Weitere Blutzuckermessungen können nötig werden, wenn:

  • Sich der Diabetiker plötzlich unwohl fühlt.
  • Sich plötzlich Symptome einer Unter- oder Überzuckerung zeigen.
  • Menschen mit Diabetes in eine andere Zeitzone reisen.
  • Stark körperliche Aktivitäten auf dem Plan stehen.

Glukose-Sensoren im Unterfettgewebe

Da bei Diabetikern Typ 1 ein erhöhtes Risiko einer Hypoglykämie besteht, bekommen vor allem jüngere Patienten – vor allem Kinder und Jugendliche – nicht selten kleine Glukose-Sensoren ins Unterbauchfettgewebe eingesetzt. Mithilfe dieser Sensoren wird der Blutzuckerspiegel konstant überwacht. Bei diesem kontinuierlichen Glukose-Monitoring werden per Funk in eingestellten Intervallen die Messergebnisse direkt an einen Monitor übertragen, wodurch der Patient seine Werte konstant im Blick hat. Kommt es zu einer Über- oder Unterzuckerung wird der Patient durch einen Alarm entsprechend gewarnt. Achtung, trotz kontinuierlichem Glukose-Monitoring muss noch manuell Blutzucker gemessen werden, da sich Blut- und Gewebezucker aus physiologischer Sicht unterscheiden.

Insulintherapie: Auf welche Art und Weise kann Insulin verabreicht werden?

Insulinpumpe

Vor allem sehr junge oder sehr alte Diabetiker Typ 1 mit starken psychischen oder kognitiven Einschränkungen werden gerne mithilfe einer Insulinpumpe behandelt. Bei einer Insulinpumpe handelt es sich um ein kleines batteriebetriebenes, programmierbares Insulindosiergerät zur Insulintherapie, das der Diabetiker in einer kleinen Tasche ständig bei sich tragen muss. Das Gerät, die Insulinpumpe, ist mittels eines feinen Schlauches und einer feinen Nadel direkt mit dem Patienten verbunden. Es gibt über den Tag verteilt entsprechend der Programmierung kleine Mengen Insulin ab.

Achtung

Hier ist nur der Nüchternbedarf an Insulin gedeckt. Bei den Mahlzeiten wird weiterhin Insulin benötigt. Das sogenannte Bolus-Insulin kann der Patient über die Insulinpumpe frei per Knopfdruck dosieren. Um die richtige Insulinmenge ermitteln zu können, muss der Diabetiker Typ 1 Patient vor dem Essen seinen Blutzuckerwert bestimmen.

Insulinpumpe: die Vor- und Nachteile

  • Mehr Freiheit
  • Kurzes Abkoppeln der Pumpe möglich
  • Konstante Überwachung
  • Die Insulinpumpe muss ständig bei sich getragen werden
  • Der Katheter muss konstant auf eventuell abgeknickte Leitungen oder Verstopfungen kontrolliert werden, um die Insulinzufuhr nicht zu unterbrechen.

Insulinpen

Das Insulin für Diabetiker Typ 1 und Typ 2 kann auch per Insulinpen verabreicht werden. Es gibt vier verschiedene Bauarten des Pens.

Vollautomatischer Insulinpen: Beim vollautomatischen Pen wird die Kappe eingedrückt, um die Feder zu spannen. Wird der Auslöseknopf betätigt, bewegt eben diese Feder den Kolben und die Kanüle sticht durch die Haut.

Wissenswert

Insulinpatrone und Kanüle haben keinen Federmechanismus und werden ähnlich wie beim wiederbefüllbaren Insulinpen gewechselt.

Fertigpen (Synonym: Insulin-Fertigspritze/Einmalpen): Über den Fertigpen sollte bekannt sein, dass er nicht mehr verwendet werden kann, sobald die Insulinpatrone leer ist.

Wiederbefüllbarer Insulinpen: Beim klassischen Insulinpen können die Insulinpatronen ausgewechselt werden. Die Kanüle des Pens wird manuell durch die Haut gestochen. Anschließend muss der Dosierknopf betätigt werden.

Halbautomatischer Insulinpen: Das Spannen der Feder erfolgt durch das Festhalten des Schiebeknopfs. Wird dieser losgelassen, tritt die Kanüle aus, sticht in die Haut und gibt das Insulin ab.

Wissenswert

Die Schnelligkeit der Injektion hängt vom jeweiligen Fingerdruck ab. Kanüle und Insulinpatrone können ausgewechselt werden.

Der richtige Umgang mit dem Insulinpen: Das sollte beachtet werden

  • Einige Insulin-Pen-Typen erlauben nicht, dass eine falsche Dosierung korrigiert werden kann. Die falsche Insulindosis sollte unbedingt verworfen und durch eine korrekte ersetzt werden.
  • Die benötigte Dosis muss immer gespritzt werden. Es darf weder zu viel noch zu wenig Insulin sein. Darum kann es notwendig werden, einen zweiten Pen zu setzen.
  • Vor dem Setzen des Pens muss die Luft vollständig aus der Insulinpatrone entfernt werden.
  • Nach dem Einstechen der Kanüle und dem Drücken des Injektionsknopfes sollte die Kanüle für mindestens zehn Sekunden in der Haut bleiben.

Injektionsstellen für Insulin: Was ist wichtig?

Die Wahl der optimalen Injektionsstelle hängt davon ab, welches Insulin gespritzt werden soll. So wird Bolus-Insulin üblicherweise vor dem Essen gespritzt. Da hier eine schnelle Aufnahme gewünscht ist, wird das Hormon immer in das Unterhautfettgewebe des Bauches gespritzt. Beim Basal-Insulin ist das wiederum anders. Hier ist eine möglichst langsame Hormonaufnahme gewünscht, weshalb der Insulinpen üblicherweise am Oberschenkel gesetzt wird.

Wissenswert

Wird Insulin in den Oberarm gespritzt, liegt die Aufnahmegeschwindigkeit zwischen dem Spritzen von Insulin in den Oberschenkel und dem Spritzen von Insulin im Bauch. Achtung, am Oberarm ist das Unterhautfettgewebe bei manchen Diabetes-Patienten sehr dünn, wodurch die Insulininjektion äußerst schmerzhaft sein kann.

Achtung

Regelmäßiges Wechseln der Spritzstelle ist äußerst wichtig, um Veränderungen im Unterhautfettgewebe zu verhindern. Derartige Veränderungen im Unterhautfettgewebe können deutlichen Einfluss auf die Insulinaufnahme haben. Wissenschaftliche Studien haben sogar ergeben, dass bei gut achtzig Prozent aller schwer einstellbaren Diabetes-Patienten eine schlechte Spritztechnik die Ursache ist. Um Probleme mit dem Blutzuckerspiegel zu vermeiden, sollte ein sogenannter Spritzkalender geführt werden.