Wohnraumgestaltung: Persönliche Gestaltung und Zimmerpflege bei Senioren

So entsteht ein Gefühl von zu Hause
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Inhaltsverzeichnis

Frau Grasner hatte es sehr schwer, sich von vielen ihrer privaten Dinge zu trennen, als sie zu uns in die Einrichtung zog. Immer wieder fuhr ihre Tochter mit ihr in die frühere Wohnung, um zu überlegen, welche Möbel, Gegenstände und persönlichen Dinge sie mit in die Einrichtung bringen wollte, welche ihre Kinder behalten wollten und welche leider weggeworfen werden mussten. Sie brachte so viel aus ihrer Wohnung mit, dass ihr Zimmer bei uns sehr schnell vollgestopft wirkte.

Welche Schwierigkeiten kommen bei einem Neueinzug auf Sie zu?

Jeder neue Bewohner sollte sich in Ihrer Einrichtung möglichst wie zu Hause fühlen können. Dies wird ihm anfangs vermutlich nicht leicht fallen und er wird sich wie ein Gast fühlen. Vielleicht reagiert er auch traurig, wütend, ablehnend oder gereizt. Auch die Entscheidung, welche privaten Gegenstände und Möbel er mit in sein „neues Reich“ nimmt, wird nicht einfach. Hier wird Ihr neuer Bewohner die Unterstützung seiner Angehörigen oder sonstiger betreuender Personen benötigen. Auch Sie können vor dem Einzug beratend zur Seite stehen.

Welche Dinge sind wichtig für ein Gefühl von Privatsphäre?

Es wird Ihren Bewohnern anfangs schwer fallen und sie überfordern, ihr Leben auf einen Raum zu konzentrieren. Auch die Angehörigen sollten entsprechend beraten werden. Deshalb sollten Sie diese Tipps geben, damit die Auswahl der mitgebrachten Gegenstände leichter fällt:

  • Lieblings-Möbelstücke, etwa ein eigener Sessel oder ein Schrank aus der Kindheit
  • Bilder und Fotografien, z. B. von der Familie oder früheren Reisen
  • dekorative „Hingucker“, z. B. Vasen oder Porzellanfiguren, mit denen positive Erinnerungen verknüpft werden
  • eigene Tischdecken oder Vorhänge

Wichtig: Informieren Sie Angehörige und Bewohner vor dem Einzug

Schon in den 1. Gesprächen vor einem Einzug in Ihre Pflegeeinrichtung sollte gut über die Möglichkeit der eigenen Zimmergestaltung informiert werden. Jeder Bewohner hat prinzipiell das Recht, seinen privat gemieteten Raum so zu gestalten, wie er möchte. Hierzu gehört die Wahl der Tapete bzw. der Wandfarbe, der Möbel und anderer privater Gegenstände. Ausgenommen

sind die wichtige Nutzung des Pflegebettes und des dazugehörigen Nachttisches. Auch Stolperfallen, etwa kleine, lose ausgelegte Teppiche, sollten vermieden werden.

Welche Ziele erreichen Sie mit einer persönlichen Gestaltung?

Ihre Bewohner sollen sich bei Ihnen so wohl wie möglich fühlen. Doch wichtig ist auch zu wissen, welche Ziele Sie mit Ihren unterstützenden Maßnahmen erreichen wollen. Diese können dann Bestandteil Ihrer Angebots- und Maßnahmenplanung sein. Wichtige Ziele sind z. B. folgende:

  • ein hohes Maß an Selbstbestimmung
  • Erhalt und Förderung der Alltagskompetenzen
  • erhöhtes Selbstwertgefühl
  • Stärkung der persönlichen Identität
  • Steigerung des Wohlbefindens
  • Identifikation mit dem neuen Ort

Wie helfen Sie bei der regelmäßigen Zimmerpflege?

Das hauptsächliche Reinigen des Zimmers wird selbstverständlich vom Raumpflegeteam Ihrer Einrichtung übernommen. Auch wenn Ihr Bewohner wünscht, dies selbst zu tun, ist es aus hygienischen Gründen notwendig, dies professionell zu handhaben. Natürlich darf Ihr Bewohner aber auch tätig werden. Er kann allein oder mit Ihrer Hilfe seine privaten Gegenstände,

z. B. Bilderrahmen, sauber halten. Auch die Versorgung von Zimmerpflanzen, etwa das Gießen, kann selbstständig durchgeführt werden.

Hilfreich: Gestalten Sie gemeinsam eine jahreszeitliche Dekoration

Bald kommt die Adventszeit und Ihre Bewohner möchten sicher gern etwas von der Atmosphäre dieser besonderen Zeit im eigenen Zimmer spüren. Bieten Sie Unterstützung beim Erwerb, dem Basteln oder eigenen Gestalten entsprechender Dekorationen an. Dies können z. B. weihnachtliche Fensterbilder oder ein Adventgesteck sein. Bei Hänge- und Wanddekorationen helfen Sie beim Aussuchen des passenden Platzes im Zimmer und natürlich bei der Befestigung. Beziehen Sie bei schwer zu befestigenden Gegenständen den Hausmeister mit ein. Je mehr Ihr Bewohner selbst an der Gestaltung beteiligt ist, desto heimeliger wird er sich fühlen.

Mein Tipp aus langjähriger praktischer Erfahrung: Lassen Sie Bewohnern ihren Freiraum

Geben Sie Ihrem Bewohner in der Gestaltung und Pflege seines Zimmers so viel Freiraum wie möglich. Schränken Sie aber die Möglichkeiten auch so weit wie möglich ein, wenn sie ein Risiko für ihn bedeuten können. Wichtig ist, dass Sie im Gespräch bleiben und jederzeit gut informieren, warum gewisse Dinge auch im privaten Bereich nicht möglich sind, z.B. damit die Pflege ihre Arbeit jederzeit sicher und adäquat durchführen kann. Sollte dieses Gespräch mit Ihrem Bewohner nicht möglich sein, führen Sie es mit den Angehörigen oder dem gesetzlichen Betreuer.

Beachten Sie

Je mehr Ihr Bewohner sich einbezogen fühlt, desto mehr Wertschätzung wird er von Ihrer Seite empfinden.

Wichtig: Beziehen Sie die Pflege in die Zimmergestaltung ein

Besprechen Sie mit Ihren Kollegen in der Pflege unbedingt, wenn Ihr Bewohner besondere Wünsche bezüglich seiner Zimmergestaltung haben sollte. Es ist wichtig, dass das Pflegepersonal jederzeit in dem Zimmer gut arbeiten kann. Insbesondere muss der Bereich um das Bett und den Nachttisch frei bleiben. Die Klingel muss für den Bewohner jederzeit gut erkennbar und

erreichbar sein. Auch Bewegungsfreiheit im Bad sowie frei zugängliche Haltegriffe und Handläufe sind wichtig, um eine Sturzgefahr für Ihren Bewohner zu vermeiden.

Besprechen Sie sich also möglichst mit den zuständigen Pflegefachkräften, falls Ihr Bewohner sich z. B. zusätzliche Möbelstücke wünscht. Beziehen Sie auch die Hauswirtschaft mit ein. Diese Kollegen sollten so einfach und gründlich wie möglich die tägliche Raumpflege durchführen können.

Mit diesen 5 Tipps vermeiden Sie Unfallrisiken im privaten Bereich

1. Tipp: Vermeiden Sie Stolperfallen:

Lose ausgelegte Teppiche können die Hauptursache für Stürze sein, aber auch auf dem Boden herumliegende Kleidungsstücke, Zeitschriften oder Ähnliches können für Ihren Bewohner ein Risiko sein. Helfen Sie, die begehbaren Flächen im Zimmer möglichst frei zu halten.

2. Tipp: Bedenken Sie Verletzungsgefahr durch Glasbruch:

Je nach Erkrankung Ihres Bewohners kann es ratsam sein, keine Gegenstände aus Glas oder Porzellan im Zimmer zu haben. Besonders kann dies z. B. bei Demenzerkrankten ein Risiko bedeuten, wenn diese Objekte fallen gelassen und scharfkantige Scherben nicht als gefährlich wahrgenommen werden.

3. Tipp: Achten Sie auf Vergiftungsgefahr bei nicht essbaren Naturmaterialien:

Dies gilt in der Regel auch besonders für demenzerkrankte oder anderweitig geistig eingeschränkte Bewohner. Es könnten z. B. giftige rote Beeren an Herbstzweigen als solche nicht erkannt und verspeist werden. Auch Adventsgestecke bergen diese Risiken. Hier droht Ihrem Bewohner Vergiftungsgefahr.

4. Tipp: Sorgen Sie für wichtigen freien Raum:

Wichtig sind folgende Dinge: Ihr Bewohner sollte jederzeit freien Zugang zur Lichtrufanlage, also zur Klingel, haben. Auch dürfen keine Hängedekorationen an dem Rauchmelder im Zimmer angebracht werden. Der Zugang vom Bett zum Badezimmer sollte frei sein. Dies ist besonders nachts von hoher Wichtigkeit, wenn der Bewohner noch selbstständig zum WC geht.

5. Tipp: Unterstützen Sie eine sinnvolle Beleuchtung:

Eine gute und helle Beleuchtung ist im Bewohnerzimmer absolut wichtig, besonders bei eingeschränkter Sehfähigkeit. Ein in einer Steckdose installiertes Nachtlicht kann abends und nachts helfen, Lichtschalter, die Klingel oder den Weg zum Badezimmer zu finden. Kaputte Glühlampen sollen möglichst sofort getauscht werden, damit jederzeit eine ausreichende Beleuchtung gewährleistet ist.