Personalgespräche in der Pflege: Das A und O ist eine gute Kommunikation

Eine Ärztin in weißem Kittel und Brille hält ein Tablet in der Hand. Um ihren Hals hängt ein Stethoskop. Neben ihr stehen links und rechts zwei Pfleger in blauen Kitteln. Alle drei schauen auf das Tablet in der Hand der Ärztin. Ihre Gesichtsausdrucke sind ernst. Im Hintergrund ist der weiße Flur eines Krankenhauses zu erkennen.
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Mitarbeitergespräche stellen für alle Leitungspersonen einen anspruchsvollen und komplexen Arbeitsbereich dar. Vor allem in der Pflege: Zahlreiche Veränderungen und Diskussionen prägen die Branche, darunter personelle und zeitliche Faktoren sowie eine hohe Arbeitsbelastung. Gerade deshalb tragen umsichtig geplante Personalgespräche in der Pflege dazu bei, die Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden sowie das mit der Einrichtung geschlossene Arbeitsverhältnis positiv zu beeinflussen. Lesen Sie hier, worauf es in einem Mitarbeitergespräch in der Pflege ankommt und wie Sie und Ihre Angestellten gestärkt daraus hervorgehen.

Welche Arten des Personalgesprächs im Pflegesektor gibt es?

Sie sind ein wichtiges Führungsinstrument – doch nicht immer gehört die Durchführung von Mitarbeitergesprächen für Vorgesetze zu den Lieblingsaufgaben. Zeit ist in der Pflegebranche ein knappes Gut und die Zusammenkunft mit den Kollegen sollte vor dem Termin genau geplant sein. Um hier ressourcenschonend vorzugehen, ergibt es Sinn, sich den Zweck des Personalgesprächs genau bewusst machen und die Gesprächsplanung entsprechend anpassen:

  • Feedbackgespräche dienen dazu, Mitarbeitenden klar und direkt eine gezielte Rückmeldung auf ihre Arbeit und ihre berufliche Entwicklung zu geben – in Form von Lob und/oder Kritik
  • Motivationsgespräche bieten die Chance, weniger motivierten Pflegekräften wieder zu mehr Antrieb und Weiterentwicklung zu verhelfen
  • Delegationsgesprächen können dazu beitragen, Aufgaben auf andere Schultern zu verteilen und Mitarbeiter zu entlasten
  • Konfrontations- oder Konfliktgespräche bieten eine Möglichkeit, Unstimmigkeiten im Team zu klären und gegebenenfalls ein verändertes Verhalten einzufordern

In der Regel reicht es aus, institutionalisierte Mitarbeitergespräche in der Pflege einmal jährlich anzusetzen. Dazu zählen beispielsweise auch Personalentwicklungs- oder Fördergespräche. Anders sieht es aus bei anlassbezogenen Zusammenkünften: Der Austausch zu Themen wie Coaching, Austritt aus dem Beruf oder Rückkehr nach einer Schwangerschaft in die Pflege sollte möglichst zeitnah zum aktuellen Ereignis erfolgen. 

Mitarbeitergespräche stärken die Beziehung zu ihren Angestellten

Personalgespräche sind keine Alltagsgespräche. Speziell Beschäftigte in Pflegeberufen verdienen ein hohes Maß an Respekt und Wertschätzung. Deshalb gilt: Auch wenn es manchmal schwerfällt, nehmen Sie sich die Zeit für die Anliegen Ihrer Beschäftigten und sprechen Sie regelmäßig über Zielvereinbarungen und Möglichkeiten der individuellen Weiterentwicklung. Im besten Fall steigert die vertrauensvolle Gesprächssituation bei allen Beteiligten die Motivation sowie den betrieblichen Zusammenhalt – und beeinflusst den Verbleib in der Einrichtung.

Welche Ziele verfolgt ein Mitarbeitergespräch in der Pflege?

Um Vorhaben angemessen zu definieren, sollten Vorgesetzte immer auch die individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen ihrer Beschäftigten berücksichtigen. Wie in jedem Unternehmen gilt: Die in Personalgesprächen vereinbarten Ziele sind verbindlich und von beiden Seiten einzuhalten. Je nach Art und Anlass des Gesprächs gibt es jedoch Unterschiede in der formellen Ausgestaltung der Vereinbarungen:

  • Standardziele definieren Aufgaben der Pflegekräfte im kommenden Betriebsjahr, präzisieren Aufgaben oder delegieren Verantwortlichkeiten
  • Individuelle Entwicklungsziele legen fest, wie die berufliche Weiterentwicklung des Beschäftigten erfolgen soll – beispielsweise durch Workshops oder einen internen Erfahrungsaustausch
  • Innovationsziele benennen betriebliche Abläufe, Aufgaben und Veränderungen, die bislang keinen Teil der Arbeit des Mitarbeitenden darstellten
  • Verhaltensziele können das persönliche Verhalten des Beschäftigten betreffen, aber auch die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team sowie den Austausch mit zu pflegenden Personen und ihren Angehörigen

Leitungen in der Pflegebranche sollten Zielsetzungen in Mitarbeitergesprächen immer schriftlich festhalten. Um ein Ziel klar zu definieren, klären Sie gemeinsam mit dem Beschäftigten

  • was konkret das Ziel sein soll
  • welche Kriterien eine Aussage darüber geben, ob das jeweilige Ziel erreicht ist
  • wie die zeitliche Umsetzung des Ziels gestaltet ist

Diese Aufzeichnungen bieten zudem eine gute Grundlage für die darauffolgende Besprechung mit dem Mitarbeiter. Hier lassen sich dann Zielerreichungen überprüfen und gegebenenfalls inhaltlich und zeitlich anpassen.

Was ist bei Personalgesprächen in der Pflege besonders wichtig?

Wenig Zeit, viele Aufgaben und eine stetig anspruchsvollere Administration – diese Themen prägen viele Mitarbeitergespräche im Pflegesektor. Denn die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen der Branche führen bei Beschäftigten manchmal zu einem Absinken der Motivation im Beruf. Hier ist aus Sicht der Führungskraft wichtig, keinen Rundumschlag durchzuführen. 

Treten Sie dem Mitarbeiter vielmehr empathisch gegenüber, vermitteln Sie ihm in dem Gespräch Ihre Eindrücke seiner beruflichen Situation und versuchen Sie, mehr über den Grund der Motivationslosigkeit zu erfahren. Ob private Sorgen oder mangelnder Spaß bei der Arbeit – kennen Vorgesetze die Gründe, lassen sich einfacher Maßnahmen ergreifen und gemeinsam mit dem Beschäftigten Ziele formulieren. 

Das gilt auch für Mitarbeitergespräche, in denen Pflegekräfte um die Reduzierung ihrer Stunden bitten. Kein einfaches Thema, schließlich leisten viele der Kollegen bereits Überstunden. Um Missverständnissen im Team vorzubeugen, empfiehlt sich auch hier eine gute Vorbereitung auf das Personalgespräch. Erarbeiteten Sie hier beispielsweise bereits vorab Checklisten oder reduzierende Maßnahmen, welche die Arbeitszeit betreffen. 

Praxistipp

Gesprächsleitfäden oder Checklisten in Form von Fragenkatalogen bieten eine gute Möglichkeit, bei Mitarbeitergesprächen in der Pflege zu unterstützen. Definieren Sie hierfür vorab Inhalte des Gesprächs und listen Sie Aufgaben, Leistungen und Ziele der Pflegekraft auf. Den so erstellten Leitfaden lassen Sie anschließend dem Beschäftigten zur optimalen Vorbereitung auf den gemeinsamen Austausch zukommen.

Gesprächsleitfaden für ein Personalgespräch in der Pflege

So könnte ein möglicher Gesprächsleitfaden für ein Personalgespräch in der Pflege aussehen.

Begrüßung und Einleitung: Beginnen Sie das Gespräch mit einer freundlichen Begrüßung und einer kurzen Einleitung, um das Gesprächsthema zu erläutern.
Feedback: Geben Sie dem Mitarbeiter ein Feedback über seine Leistung, um ihm zu zeigen, was er gut gemacht hat und wo er Verbesserungsmöglichkeiten hat. Loben Sie insbesondere die Stärken des Mitarbeiters und geben Sie konstruktives Feedback, wo Verbesserungen erforderlich sind.
Entwicklungsmöglichkeiten: Diskutieren Sie mit dem Mitarbeiter mögliche Entwicklungsmöglichkeiten, z.B. Fortbildungen, Schulungen oder Zertifizierungen, die ihm helfen können, seine Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern.
Arbeitsbedingungen: Erkundigen Sie sich nach den Arbeitsbedingungen des Mitarbeiters, z.B. ob er mit seiner Arbeitsbelastung zurechtkommt und ob er genug Unterstützung und Ressourcen hat, um seine Arbeit effektiv zu erledigen.
Arbeitszufriedenheit: Sprechen Sie mit dem Mitarbeiter über seine Arbeitszufriedenheit und ob er sich in seinem Job wohl fühlt. Erkundigen Sie sich nach den Dingen, die er schätzt und was ihm Schwierigkeiten bereitet.
Zielsetzung: Setzen Sie gemeinsam realistische Ziele, die der Mitarbeiter in einem bestimmten Zeitraum erreichen kann. Stellen Sie sicher, dass die Ziele klar und messbar sind und dass sie in Einklang mit den Gesamtzielen der Einrichtung stehen.
Zusammenfassung und Vereinbarung: Fassen Sie die Ergebnisse des Gesprächs zusammen und stellen Sie sicher, dass alle Vereinbarungen klar und verbindlich sind. Geben Sie dem Mitarbeiter die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich zu äußern.
Abschluss: Beenden Sie das Gespräch mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und einer freundlichen Verabschiedung. Bestätigen Sie das nächste Gespräch und Bedanken Sie sich für die Teilnahme des Mitarbeiters.

Es ist wichtig, dass Sie als Pflegefachkraft während des Gesprächs aufmerksam und einfühlsam sind, um eine positive Atmosphäre zu schaffen und dem Mitarbeiter das Gefühl zu geben, dass er gehört und geschätzt wird.

Personalgespräche in der Pflege: Reflexion und Zielsetzung

Ob über organisatorische Veränderungen, Feedbackgespräch, Personalentwicklung oder Fort- und Weiterbildungsbedarfe: Der Austausch von Vorgesetzen und Pflegekräften ist ein wichtiger Baustein, um Mitarbeiter zu binden und ihnen Wertschätzung entgegen zu bringen. Die vertraulichen Gesprächssituationen bieten einen geschützten Rahmen, um Bedenken entgegenzuwirken und Bedürfnisse sowie Wünsche der Mitarbeiter zu erkennen. In Verbindung mit einer offenen und empathischen Gesprächsführung der Führungskraft tragen Personalgespräche in der Pflege aktiv zur Zufriedenheit der Beschäftigten bei.

Die Einzelgespräche bieten Raum für eine Reflexion, die derzeitige Arbeitssituation sowie die Vereinbarung künftiger Ziele und Aufgaben. Dabei können Führungskräfte die Mitarbeitergespräche im Pflegesektor sowohl einmal jährlich als auch anlassbezogen durchführen. Zeitmangel und Co. zum Trotz: Hier hilft eine gute Vorbereitung aller beteiligten Personen. Vor allem Leitfäden zur Gesprächsführung oder Feedbackbögen bieten eine hilfreiche Grundlage, um den Austausch für Pflegekräfte und ihre Vorgesetzten individuell zum Erfolg zu bringen.