Wertschätzung in der Pflege: Wie kann sie gefördert werden?

Eine Rentnerin in hellblauen Hemd, Brille und beigefarbener Hose sitzt in einem schwarzen Sessel. Eine Pflegerin mit schulterlangen, dunklen Haare und weißem Kittel sitzt neben ihr und hat einen Arm um die Rentnerin gelegt. Beide lächeln glücklich in die Kamera.
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Wertschätzung spielt in allen Berufen, aber auch ganz besonders in der Pflegebranche eine entscheidende Rolle. Denn Wertschätzung steigert das Wohlbefinden der Beschäftigten und ist damit ein wichtiger Faktor, dass Pflegekräfte länger und mit mehr Enthusiasmus ihre Arbeit erledigen. Wertschätzung in der Pflege sollte damit uns allen am Herzen liegen. Denn schon heute gibt es viel zu wenig Menschen, die diesen wichtigen Beruf ergreifen. In Studien und Untersuchungen wurden Maßnahmen erarbeitet, um Wertschätzung in der Pflege zu steigern. Die Übersicht.

Was bedeutet Wertschätzung in der Pflege?

In jedem Beruf ist Wertschätzung wichtig. In der Pflege jedoch ganz besonders – denn wir brauchen aufgrund einer immer älter werdenden Bevölkerung Pflegekräfte dringend. Erfahren Pflegekräfte jedoch wenig oder nicht ausreichend Wertschätzung, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Personen, die aktuell in dem Beruf arbeiten, ihn noch lange ausüben werden. 

Aktuell ist bereits die Hälfte der Personen, die in einem Pflegeberuf arbeiten, zwischen 50 und 60 Jahren alt. Personen in diesem Alter, die noch dazu viele Jahre ihres Berufslebens in einem körperlich und geistig anstrengenden Pflegeberuf gearbeitet haben, könnten eher mit dem Gedanken spielen, ihren Beruf an den Nagel zu hängen. Doch dabei braucht die gesamte Gesellschaft Pflegekräfte.

Anerkennung und Wertschätzung in der Pflege: Warum ist es so wichtig?

Arbeitnehmer, die ausreichend Wertschätzung und Anerkennung in ihrem Beruf erfahren, arbeiten produktiver und effizienter, haben mehr Freude bei ihrer Arbeit, werden in der Folge weniger krank und bleiben somit ihrem Arbeitgeber und der Gesellschaft länger als Arbeitskräfte erhalten. So könnte man etwas verkürzt zusammenfassen, warum es generell – und eben nicht nur in der Pflege – wichtig ist, Arbeitnehmer Anerkennung und Wertschätzung zu zeigen.

Im Pflegebereich bekommt diese Frage eine besondere Dringlichkeit, weil Arbeitnehmer in dieser Branche vielen Belastungen ausgesetzt sind und ausreichend hohe Wertschätzung diese Belastungen zumindest zum Teil abfedern kann. 

Zu den Belastungen im Pflegebereich gehören zum Beispiel:

Hohe ArbeitsbelastungDer Pflegeberuf ist anstrengend – und zwar körperlich und geistig. Pflegekräfte, die mit an Demenz erkrankten oder bettlägerigen Patienten arbeiten, können das bestätigen. Doch auch mit jüngeren oder mittel alten Personen kann der Arbeitsalltag zu einer Belastungsprobe werden. Denn der Zeitdruck und die gleichzeitig sehr wichtigen Aufgaben (viele Pflegekräfte übernehmen auch Seelsorge in der Pflege), die in kurzer Zeit erledigt werden sollen, führen dazu, dass sich Pflegekräfte gestresst gesetzt fühlen.
Fehlendes PersonalVerschärft werden die Probleme in der Pflege dadurch, dass es schon aktuell zu wenig Person gibt, um all die Aufgaben, die anfallen, optimal zu erledigen. Gerade in der vollstätionären und teilstationären Pflege ist das ein großes Problem. Zu dem ohnehin hohen Zeitdruck müssen viele Beschäftigte in der Pflege zusätzlich die Aufgaben von Kollegen übernehmen, die ausfallen – oder deren Stellen erst gar nicht besetzt werden konnten. 
Schlechte BezahlungDie Bezahlung in Pflegeberufen sollte deutlich besser sein. Das hört man unter anderem immer wieder von denjenigen, die den Job ausüben. Bestrebungen, Pflegeberufe besser zu bezahlen, gibt es immer wieder. Der Erfolg bleibt jedoch recht gering. Gerade schlechte Bezahlung interpretieren viele pflegende Personen als Zeichen mangelnder Wertschätzung. Denn ein derart fordernder und wichtiger Beruf wie, den der Pflegekraft sollte, auch entsprechend entlohnt werden. 
Gründe für Belastungen in der Pflege

Mangelnde Anerkennung und Wertschätzung in der Pflege: Woher kommt es?

Während der Corona-Pandemie wurden Pflegekräfte von Balkonen aus beklatscht – doch jetzt, einige Zeit nach der Hochphase der Pandemie scheint das vergessen zu sein. In den Medien liest man immer wieder von Pflegekräften, die noch immer auf den versprochenen Bonus warten oder ihn überhaupt nicht bekommen. 

Woran liegt es, dass Pflegekräfte nicht die Wertschätzung erfahren, die ihnen zusteht? Dafür kommen zum Beispiel diese Gründe infrage: 

Fehlende PrioritätWährend der Corona-Pandemie standen unter anderem die Pflegekräfte im Fokus. In der Zwischenzeit hat sich das geändert. Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der damit einhergehenden hohen Inflation, haben sich die Prioritäten verschoben. Nun stehen wieder Flüchtlingsbewegungen und wirtschaftliche Fragen im Zentrum politischen Wirkens. Mit der Folge, dass das wichtige Thema der Wertschätzung in der Pflege in den Hintergrund gerückt ist.
Fehlende SichtbarkeitPflegekräfte arbeiten unter anderem in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder bei Pflegediensten. Das führt zum einen dazu, dass sie in der Gesellschaft weniger präsent sind. Denn ihre Arbeit findet in vielen Fällen hinter verschlossenen Türen statt. Verstärkt wird dieser Effekt durch einen zweiten Aspekt: Viele Menschen setzen sich nicht gerne mit ihrer eigenen Endlichkeit auseinander. Da Pflegekräfte aber eben Personen betreuen, die krank sind oder sogar im Sterben liegen, verdrängen viele (noch) gesunde Menschen das Thema, so lange es geht.
Fehlende KommunikationIn den letzten Jahren gab es einige Studien, die sich mit dem Thema Wertschätzung in der Pflege auseinander gesetzt haben. Ein Ergebnis: Die Art und Weise wie über Pflege und die Pflegeberufe gesprochen wird, hat einen erheblichen Einfluss auf das Ansehen der Pflegeberufe – und damit auch eine Auswirkung auf die Wertschätzung.
Die Gründe für fehlende Wertschätzung in der Pflege

Wertschätzung in der Pflege: Wie kann sie gefördert werden

Die Bundesregierung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit dem Thema gesellschaftliche Wertschätzung der Pflege auseinandersetzen soll. Das Ergebnis der Auswertung der Aktion „Mehr-Pflege-Kraft“: Die Kommunikation, also die Art und Weise, wie über den Pflegeberuf gesprochen wird, ist ein wichtiger Faktor für die Wertschätzung des Berufs.

Insgesamt fünf Ebenen wurden bei dem Projekt identifiziert, die wichtig für die Kommunikation und damit für das Selbstverständnis und den Selbstwert von Pflegenden sind, nämlich:

  1. Die Ebene der Selbstwertschätzung
  2. Die Ebene der Wertschätzung durch Patienten und Angehörige
  3. Die Wertschätzung durch die Kollegen, also das Team, und Vorgesetzte
  4. Die Wertschätzung im gesamten Unternehmen
  5. Wertschätzung der Gesellschaft 

Schauen wir uns genauer an, wie diese Ebenen verbessert werden können.

Wie kann die Selbstwertschätzung gefördert werden?

Zunächst einmal ist es wichtig, dass die Person, die im Pflegeberuf arbeitet, sich bewusst wird, wie wichtig die Arbeit ist, die sie verrichtet. Es kann den Personen, die in der Pflege helfen, eine deutlich positivere Sichtweise von ihrer Arbeit zu bekommen, wenn sie den Blick auf folgende Dinge richten:

1.Die Pflegekräfte sind dafür verantwortlich, dass die pflegebedürftigen Personen einen Teil ihrer Autonomie behalten können
2.Damit tragen sie dazu bei, dass die pflegebedürftigen Menschen ihre Lebensfreude behalten
3.Durch ihre Arbeit schaffen es Pflegekräfte, Risiken für die Patienten zu senken
So kann Selbstwertschätzung gefördert wird

Es ist sehr wichtig, dass Pflegekräfte verstehen, dass sie dafür verantwortlich sind, dass die pflegebedürftigen Personen diese positiven Dinge weiterhin wahrnehmen und erleben dürfen. Pflegekräfte müssen lernen, sich mehr in den Mittelpunkt zu stellen und anzuerkennen, welch wichtigen Beitrag sie leisten.

Wie kann Wertschätzung durch Patienten und Angehörige wahrgenommen werden?

Pflegekräfte sollten eine aktive Rückmeldung von Angehörigen und  – sofern möglich – von Patienten einfordern. Aus einer guten Beziehung zwischen Pflegekraft – Patient – Angehörigen kann ein gutes Selbstverständnis des Berufs erwachsen.

Vereinfacht gesagt: Wenn Pflegekräfte hören, dass sie gute Arbeit machen, trägt das zu einem positiven Selbstwertgefühl bei. Jedoch ist manchen Angehörigen nicht bewusst, wie wichtig eine Rückmeldung an die Pflegekräfte ist. Um trotzdem diese Art der Wertschätzung zu bekommen, müssen Pflegekräfte selbst aktiv werden. 

Wie können Kollegen, Team und Vorgesetzte Wertschätzung in Pflegeberufen zeigen?

„Nicht geschimpft ist schon genug gelobt“  – dass diese simple Gleichung im Umgang mit Menschen nicht stimmt, ist leider noch nicht überall angekommen. Gerade Vorgesetzte und die Pflegedienstleitung können durch ein wohl platziertes Lob einiges dafür tun, dass Pflegekräfte Wertschätzung erfahren. 

Statt sich darauf zu konzentrieren, was nicht korrekt funktioniert hat und wo es noch Optimierungsbedarf gibt, sollten Vorgesetzte und das Team diejenigen Dinge anerkennen, die wirklich gelungen sind. Und diese Dinge ganz explizit aussprechen. 

In der Veröffentlichung „PflegeWert“ wird Vorgesetzten unter anderem vorgeschlagen, ihren Mitarbeitern Dankesschreiben zukommen zu lassen, um so die geleistete Arbeit zu würdigen.

Wie kann Wertschätzung im gesamten Pflege-Unternehmen gezeigt werden?

In Bezug auf die Wertschätzung im gesamten Unternehmen gibt es keine spezifischen Tipps und Hinweise, die nur für Pflegeberufe gelten würden. Die Autoren schlagen vielmehr bereits bekannte Maßnahmen vor, die dazu beitragen können, dass sich Mitarbeiter wertgeschätzt fühlen. Zum Beispiel:

Die Mitarbeiter müssen die Möglichkeit haben, sich im Unternehmen weiterzuentwickeln.
Die Beschäftigten sollten bestmöglich in die Entwicklungen im Unternehmen eingebunden und nicht bloß über Neuerungen informiert werden.
Die Pflegekräfte können eigene Ideen und Vorschläge vortragen, die von den Vorgesetzten oder anderen dafür zuständigen Mitarbeitern geprüft und durchdacht werden.
Checkliste für mehr Wertschätzung

Wie kann die Wertschätzung für Pflegepersonal innerhalb der Gesellschaft gefördert werden?

In diesem Punkt sehen die Autoren von „PflegeWert“ die Initiative bei den Medien und Journalisten. Sie berichten davon, dass eher negative Bilder, wie zum Beispiel Patienten in Gitterbetten, in der Berichterstattung überrepräsentiert sind. 

Die tägliche Arbeit von Pflegekräften, nämlich dass ohne Pflegerinnen und Pfleger viel ältere Personen nicht mehr selbstbestimmt leben könnten, ist nicht so berichtenswert. Sie ist eben alltäglich. 

Jedes Mitglied der Gesellschaft ist daher gefragt, an der eigenen Wahrnehmung der Pflegeberufe zu arbeiten und sich täglich ins Bewusstsein zu rufen, wie wichtig die Arbeit ist, die Pflegekräfte für jeden einzelnen in der Gesellschaft leisten. Denn jeder von uns kann krank und pflegebedürftig werden – nicht nur ältere Personen.