Altenpflege im Winter: So schützen Sie Pflegepatienten bei Kälte

Unfallgefahren im Winter und wie Sie als Pflegekraft vorsorgen können
Copyright: Brigitte Welsch
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In der kalten Jahreszeit sind Altenpfleger besonders gefragt. Denn nicht nur Schnee und Eis, sondern auch Erkältungen und Einsamkeit können Senioren zu schaffen machen. Was dagegen hilft und wie Sie sonst noch Pflegepatienten im Winter schützen, erfahren Sie in dem folgenden Beitrag.

Bei der Pflege von Senioren müssen Sie im Winter besonders aufmerksam sein.

Unfälle vermeiden: So sind Senioren im Winter sicher unterwegs

Wer in der Altenpflege arbeitet oder ältere Angehörige pflegt, muss im Winter doppelt aufpassen: Denn insbesondere in der kalten Jahreszeit sind Senioren und Pflegepatienten, die alleine unsicher auf den Beinen sind, schnell unfallgefährdet. Schnee und Regen können die Sicht trüben, vor allem bei Brillenträgern. Zusätzlich sind Schneeansammlungen und ungeräumte Abschnitte auf dem Gehweg mitunter echte Hindernisse für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. 

Besonders gefährlich: Eisglatte Flächen, die sich womöglich noch unter einer Schicht Schnee verbergen. Wer daher mit Pflegepatienten im Winter unterwegs ist, sollte auf solche Gefahren gefasst sein. Im Folgenden lesen Sie, welche Vorkehrungen Sie treffen können.

Unfallgefahr: Wie kann ich gefährliche Wege mit Pflegebedürftigen gut meistern?

Am besten lässt sich Unfällen im Winter vorbeugen, wenn Ausflüge bei Minustemperaturen gar nicht stattfinden. Das im Alltag umzusetzen, ist jedoch gar nicht so einfach: Zum einen stehen womöglich Termine an, wie zum Beispiel Arztbesuche, die sich vor allem in der kalten Jahreszeit häufen. Zum andern möchten die pflegebedürftigen Senioren vielleicht einmal zum Weihnachtsmarkt, in den Gottesdienst oder Familienangehörige besuchen. Pflegefachkräfte können diese Wünsche unterstützen und trotzdem für größtmögliche Sicherheit sorgen. Zum Beispiel, indem Sie diese Punkte beachten:

Kann sich der Pflegepatient noch gut selber fortbewegen? Dann sollte er dennoch festes Schuhwerk mit einem guten Sitz und einer Sohle mit „Grip“ tragen. Unter Umständen lohnen sich sogar Aufsätze mit Spikes.
Ist der Pflegepatient schon etwas unsicher zu Fuß? Ein Gehstock mit rutschfestem Aufsatz beziehungsweise sogenanntem „safety foot“ schafft hier mehr Sicherheit. Gegebenenfalls ist auch ein Gehstock mit vierbeinigem Sockel angebracht.
Rollatoren, Rollstühle oder Elektromobile sollten unbedingt winterfest gemacht werden. So gibt es zum Beispiel für Rollstühle spezielle Winterreifen. Beim Gang mit dem Rollator ist indes auf rutschfeste Schuhsohlen zu achten.
Klare Sicht für BrillenträgerDamit die Sicht möglichst wenig beeinträchtigt wird, können Brillenträger eine Schirmmütze aufsetzen. Zudem helfen Sprays gegen das Beschlagen von Brillengläsern – und ein Tuch in der Jackentasche, das regelmäßig die Sicht frei putzt.
Treffen tagsüberSorgen Sie dafür, dass Termine und Verabredungen möglichst bei Tageslicht stattfinden. Bei guter Sicht reduziert sich das Unfallrisiko um ein Vielfaches.

Egal bei welcher Form der Fortbewegung, immer gilt:

Bringen Sie Reflektoren an der Kleidung Ihres Pflegepatienten an. Denn so sehen andere Verkehrsteilnehmer – zum Beispiel Rad- oder Autofahrer – die Senioren rechtzeitig.

Wie können Senioren beweglich bleiben und Stürze vermeiden?

Damit Senioren nicht nur bei Minustemperaturen sicher auf den eigenen Füßen stehen, sollte die Beweglichkeit soweit es geht erhalten bleiben. Dazu hilft es, in den Pflegealltag kleine Übungsroutinen einzubauen. Schon einfache und sanfte Übungen können helfen, zum Beispiel:

  • Hüftkreisen
  • Stehen auf einem Bein
  • Dehnübungen: im Sitzen seitlich strecken oder die Hände zu den Zehen bewegen

Abgesehen davon lohnt es sich im Hinblick auf die Altenpflege im Winter, gezielt Kurse zur Sturzprophylaxe in den Alltag der Einrichtung zu integrieren. Ein solches Angebot unterstützt nicht nur die Senioren dabei, selbst aktiv Stürzen vorzubeugen, sondern gibt Ihnen auch ein Stück Eigenkompetenz und somit Selbstsicherheit zurück. Unter Umständen steigt die Motivation, das Angebot zu nutzen, dadurch, dass befreundete Zimmernachbarn oder alte Freunde in der gleichen Einrichtung gemeinsam teilnehmen.

Gut zu wissen

Die Sturzprophylaxe beugt auch Verletzungen wie Schürfwunden, Verstauchungen und im schlimmsten Fall Knochenbrüchen vor, die sonst zu Bettlägerigkeit führen können. Bewohnern von Seniorenheimen und auch zu Hause gepflegten Angehörigen entsprechende Angebote zur Aktivierung zu machen, schenkt also nicht nur ihnen mehr Lebensqualität, sondern entlastet auch die Pflegenden.

Rundum gesund: Wie kommen Pflegepatienten fit durch den Winter?

Um gut durch den Winter zu kommen, sollten Menschen jeden Alters ein Mindestmaß an Fitness vorweisen können. Das gilt für alle Altersgruppen, kommt aber besonders bei Senioren zum Tragen. Daher besteht eine der größten Verantwortungen in der Altenpflege im Winter darin, die Pflegepatienten in Bewegung zu halten – und den Körper trotzdem nicht zu überanstrengen. Dafür eignen sich am besten Spaziergänge an der frischen Luft sowie kurze Aktivierungseinheiten. 

Das gilt auch für ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind: Denn jede Minute, die sie außerhalb von Bett oder (Roll-)Stuhl verbringen, beugt vielfältigen Beschwerden vor. Dazu gehören Pneumonien genauso, wie Druckgeschwüre. Zudem hält Bewegung die kognitiven Fähigkeiten auf Trab. Auch das Herz profitiert immens davon, wenn Pflegekräfte in die Tagesgestaltung Spaziergänge und Bewegungsübungen einbauen.

An die frische Luft: Ist das für Pflegepatienten im Winter sicher?

Egal zu welcher Jahreszeit: Frischluft und Sonnenlicht tun grundsätzlich gut. Denn in der Sonne bildet der Körper das wichtige Vitamin D, das Müdigkeit und Erschöpfung vorbeugt. Außerdem ist es wichtig, dass die Lunge in regelmäßigen Abständen ausreichend belüftet wird.

So positiv sich Bewegung an der frischen Luft auswirkt, so gilt es, eine Unterkühlung unbedingt zu vermeiden. Insbesondere bei Minustemperaturen sollten Sie daher unter anderem diese Vorkehrungen treffen:

  • Achten Sie auf eine ausreichende Bekleidung. Mehrere dünne Schichten wärmen dabei besser als eine einzige dicke Schicht – dazu weiter unten mehr.
  • Ein Schal, der locker vor Mund und Nase liegt, verhindert, dass sehr kalte Luft in die Lunge kommt. Denn diese kann bei empfindlichen Personen den Atem stocken lassen oder einen Hustenreiz auslösen.

Davon abgesehen gilt: Besser, Sie gehen mit ihren Pflegepatienten mehrmals für einen kürzeren Zeitraum von etwa 20 Minuten ins Freie, als nur einmal am Tag sehr lange. Denn wenn die Gesichtshaut stark auskühlt, können darunter auch die Nasennebenhöhlen leiden – was sich unter Umständen in einer Erkältung niederschlägt.

Freude verbreiten: So kommt auch die Psyche gut durch den Winter

Doch nicht nur die rein physische Ebene zählt, damit Pflegepatienten den Winter wohlbehalten überstehen. Denn gerade in den Wintermonaten machen sich Einsamkeitsgefühle breit – zu dieser Zeit vermissen pflegebedürftige Senioren Angehörige, verstorbene Partner, Freunde und das „traute Heim“ oft am meisten. Dies wiederum kann Depressionen und einen inneren Rückzug auslösen, der sich auch körperlich bemerkbar machen kann: Weniger Bewegung, Freudlosigkeit und mehr gesundheitliche Beschwerden können die Folge sein. 

Da sind Altenpflegerinnen und -pfleger besonders gefragt, um die Senioren zu beschäftigen und so von wehmütigen Erinnerungen abzulenken. Helfen können zum Beispiel:

Lieder und GedichteGemeinsame Runden, in denen Lieder gesungen und Gedichte sowie Redensarten und Sprichwörter rezitiert werden. Das aktiviert bestenfalls schöne Erinnerungen aus der Vergangenheit.
BuchbesprechungLeserunden, bei denen Sie eine spannende Buchreihe oder ein schönes Winterbuch besprechen. Senioren, die an Demenz erkrankt sind, haben dagegen oft Freude an liebevoll illustrierten Bilderbüchern.
Quizze und RätselViele ältere Menschen lieben außerdem Quizrunden mit kniffligen Rätselfragen, bei denen sie ihr Wissen unter Beweis stellen können.
Karneval und FaschingGeht es auf Fasching zu, können sich Pflegekräfte ein Herz fassen und Pappnasen oder Faschingsmasken aufsetzen. Aber Vorsicht: Bedecken Sie nicht das ganze Gesicht, damit sich demenzkranke Pflegepatienten nicht ängstigen.
NaturAuch der Kontakt zur Natur hilft: Lassen Sie Ihre Pflegepatienten zum Beispiel ein buntes Häuschen anfertigen, das mit Vogelfutter bestückt und auf dem Balkon oder im Garten platziert wird. Das motiviert nebenbei zum Aufenthalt im Freien.

Pflegefachkräfte im Seniorenheim und auch mobile Pflegedienste können sich viel einfallen lassen, um ihren Patienten Winterfreuden zu bereiten, die trübe Gedanken und Erinnerungen verblassen lassen. Bei all den Ideen sollte aber eines nicht zu kurz kommen: Herzenswärme. Egal, ob von Zimmernachbarn in der Einrichtung, alten Freunden, Angehörigen oder Pflegekräften. Denn wer echte Zuwendung zeigt, vermittelt seinem Gegenüber damit auch Wertschätzung und das Gefühl, ernst genommen zu werden.

Nahrung und Co.: Was hilft bei der Altenpflege noch, um dem Winter zu trotzen?

Wärmend und förderlich für die Gesundheit sind bei Minustemperaturen Suppen und Eintöpfe. Gesunde Zutaten, wie Lauch, Möhren, Kürbis und anderes Gemüse liefern wichtige Mineralien, Vitamine sowie Ballaststoffe. In Kombination mit regelmäßigen Aktivierungseinheiten bringen gesunde, warme Mahlzeiten Ihre Pflegepatienten im fortgeschrittenen Alter besonders gut durch den Winter.

Dennoch kann es dem Körper an manchen Vitaminen fehlen. Denn im Alter ist zum einen oft weniger Appetit vorhanden, sodass die Nahrungsaufnahme generell oft in kleineren Portionen erfolgt. Zugleich sinkt mitunter aber auch die Aufnahmefähigkeit des Körpers für bestimmte Stoffe – zum Beispiel Vitamin D oder Vitamin C, die beide eine Rolle für das Immunsystem spielen. Nach ärztlicher Absprache kann daher eine Supplementierung sinnvoll sein.

Einer der effektivsten Wege, sich vor der Influenza zu schützen, ist eine Grippeschutzimpfung. Menschen ab 60 Jahren wird dabei empfohlen, sich einmal im Jahr zwischen Oktober und Dezember impfen zu lassen – ab diesem Alter und bei speziellen Vorerkrankungen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in der Regel. Insbesondere Pflegepatienten mit Herzmuskelproblemen ist eine Grippeschutzimpfung nahezulegen – denn bei schweren Verläufen der Influenza besteht immer ein Risiko, dass die Entzündung auf den Herzmuskel übergreift.

Zu guter Letzt möchte auch die Haut vor der Kälte geschützt werden. Denn die Kombination aus Minustemperaturen und Wind kann ungeschützte Hautstellen angreifen. Eine raue Hautoberfläche, Jucken und mitunter kleine Risse auf Lippen und an den Fingerknöcheln sind die Folge. Durch den Wechsel zwischen der kalten Luft draußen und der warmen, trockenen Heizungsluft in Innenräumen kann sich das noch verschlimmern – vor allem bei der sowieso zu Trockenheit neigenden Haut älterer Menschen. Eine angepasste Hautpflegeroutine bei der Altenpflege im Winter macht daher doppelt Sinn.

Warm anziehen: So trotzen Senioren der Kälte mit Kleidung & Co.

Eines der wichtigsten Hilfsmittel, um Senioren im Winter vor der Kälte zu schützen, ist die richtige Kleidung. So heißt es also im wahrsten Wortsinn: Warm anziehen. Das gleiche gilt im Hinblick auf die steigenden Energiepreise: Heizen wird dieser Tage für viele Menschen zum Luxus.

Wohlig warm durch den Winter

Dabei helfen nicht nur Unterhemd, Pullover und Jacke, sondern auch Accessoires wie Mütze, Schal und Handschuhe. Natürliche Materialien wie Schurwolle sind dabei besonders angenehm zu tragen: Sie sind atmungsaktiv und verhindern so einen Hitzestau. Speziell geschnittene Ponchos und Wadenwärmer, die Sie Pflegepatienten dank Klettverschluss ganz einfach anlegen können, schützen auch Rollstuhlfahrer effektiv vor Minustemperaturen.

Ein toller Begleiter im Winter ist zum Beispiel Unterwäsche aus natürlicher Wolle. Denn das Naturmaterial wärmt nicht nur, sondern wirkt feuchtigkeits- und temperaturregulierend. Zudem ist Wolle elastisch und geruchsneutral, sodass sich Ihre Pflegepatienten von Grund auf wohler fühlen. Außerdem kann Wolle Energie sparen: Wenn keine Verschmutzungen bestehen, muss Kleidung aus Wolle nicht dauernd in die Waschmaschine, sondern kann zwischendurch auch an der Wäscheleine auslüften. Bei empfindlicher Haut empfehlen sich Wolle-Seide-Mischgewebe oder weiche Wollsorten, wie Merinowolle.

Generell gilt

Mehrere dünne Schichten speichern die Wärme besser, als eine dicke Schicht. Denn zwischen jeder Schicht sammelt sich warme Luft an. Zudem können Sie bei schnellen Temperaturwechseln so umgehend reagieren und Ihrem Pflegepatienten eine Schicht abnehmen oder anlegen.

Heizen oder nicht: Was ist die ideale Raumtemperatur für Senioren im Winter?

Was die ideale Raumtemperatur für Senioren betrifft, so gehen die Meinungen auseinander. Während es in manchen Quellen heißt, dass mindestens auf 18 Grad geheizt werden sollte, empfehlen andere mindestens 23 Grad in Wohn- und Schlafräumen.

In der Regel ist es so, dass ältere Menschen eher frieren. Denn die Durchblutung funktioniert nicht mehr so gut, außerdem ist die Mobilität insgesamt schon eingeschränkt, sodass auch durch Bewegung nicht viel Wärme entstehen kann. Davon ausgehend empfiehlt es sich für Senioren, soweit möglich eine angenehme Temperatur zwischen 21 und 23 Grad in den Wohn- und Schlafräumen zu halten. Dadurch lässt sich verhindern, dass die Pflegepatienten allein schon deswegen Bewegung meiden, weil sie sonst den warmen Sitz- oder Liegeplatz verlassen müssten.

Gerade für Menschen mit einem kleinen Geldbeutel gestaltet es sich aber immer schwieriger, sich drinnen angemessen warm zu halten: Nicht nur im Pflegeheim steigen die Preise, auch zu Hause gehen die Energiekosten sprichwörtlich „durch die Decke“. Es gibt zwar Pläne seitens der Bundesregierung, den Kostenanstieg abzufangen. Dennoch sollten sich Pflegebedürftige und deren Angehörige vorerst darauf gefasst machen, tiefer in die Tasche greifen zu müssen. 

Tipp

Beim Energiesparen helfen Timer für die Heizung, welche die Temperatur automatisch regulieren. Von einem Fachmann installiert, lassen diese beispielsweise in der Nacht die Temperatur im Wohnraum absinken und tagsüber sorgen sie auf Wunsch dafür, bestimmt Räume gar nicht zu beheizen. Noch mehr lässt sich mit möglichst gut abgedichteten Fenstern und Türen sparen sowie mit schweren Vorhängen, welche den Wärmeverlust über die Fensterscheibe geringhalten.

Trotzdem ist es wichtig, regelmäßig zu lüften. Das Stichwort lautet dabei: Stoßlüften. Also für maximal fünf Minuten Fenster und Türen komplett öffnen. Dadurch findet ein effektiver Luftaustausch statt, Keime und Schadstoffe werden ausgelüftet und Sauerstoff zugeführt.

Oft gestellte Fragen

Wie können Pflegepatienten in der Altenpflege effektiv vor der Kälte im Winter geschützt werden?

Ältere Menschen können am besten durch angemessene Kleidung, warmes Schuhwerk und Bewegung vor Minustemperaturen geschützt werden. Warme, gesunde Mahlzeiten wärmen den Körper von innen. Zudem ist eine Grippeschutzimpfung zu empfehlen. Aber auch Herzenswärme im Sinn von Zuwendung und liebevoller Pflege helfen durch die kalte, dunkle Jahreszeit.

Wie lassen sich bei Pflegepatienten im Winter Unfälle vermeiden?

Festes Schuhwerk und winterfeste Gehhilfen verschaffen Senioren bei Minustemperaturen einen sicheren Halt auf dem Gehsteig. Zudem sollten Pflegende zum Beispiel Arzttermine auf den Vormittag verlegen, damit gute Sicht herrscht. Reflektoren an der Kleidung helfen wiederum Autofahrern, die Person auf der Straße rechtzeitig zu sehen. Im Zweifel gibt ein mobiler Notruf zusätzlich Sicherheit.